Am besten beginnt der Leser den Zaubermond Doppelband "Söhne der Liga" und "Das Westrak-Komplott" mit dem zweiten Nachwort Rainer Nagels. Ohne zu viele Spoiler zu nutzen erläutert Rainer Nagel den Hintergrund des Nachrichtendienstes der Liga Freier Terraner SOLEFT, beginnend mit ihrem exzentrischen Dienstsitz und endend bei den insgesamt fünf Agenten Planetenromanen Kurt Mahrs sowie Konrad Schaefs Taschenbuch. Die ersten beiden dieser fünf von Kurt Mahr relativ zügig hintereinander publizierten Romane fügt der Zaubermond Doppelband zusammen.
Dabei folgen die beiden Bücher einer grundsätzlichen Struktur und erinnern noch mehr als H.G. Francis Tekener Abenteuer an die James Bond Romane Ian Flemings, in denen der Agent mit der Lizenz zum Töten weitreichenden, die Existenz des eigenen Landes bedrohenden Verschwörungen auf die Spur kommt. In Kurt Mahrs Büchern geht es eher um wirtschaftlich sowie militärisch relevante Themen. Dabei soll die Liga freier Terraner durch die absichtliche Verknappung von rüstungstechnisch wichtigen Rohstoffen in eine schwierige Situation gebracht werden. Beide Romane verfügen über einen knalligen Aufhänger, wobei die Zusammenhänge vor allem in "Söhne der Liga" erst am Ende während der Zusammenfassung des ausgesprochen komplizierten, aber auch packend entwickelten Plans des Erzschurken offensichtlich werden.
Neben dem noch nicht einzuschätzenden Paukenschlagauftakt stellt Kurt Mahr mit Cromwell Shliffer den Chef der SOLEFT vor. Der Titel des Planetenromans "Söhne der Sliga" bezieht sich auch auf die Abkürzung des privaten Nachrichtendiensts, der "Sons of the League of Free Terrestrians" heißt. Shliffer selbst wirkt eher wie ein Hausmeister. Solide langweilig, körperlich klein und ausgesprochen höflich.
Die LFT Regierung möchte über SOLEFT herausfinden, wer insgesamt sechsundzwanzig Prozent der Anteile an einem der wichtigsten terranischen Kraftwerkshersteller über einen Makler auf dem Planeten Tuglan erworben hat. Anscheinend versucht jemand nicht nur bei diesem Werk, sondern vor allem auch anderen Kraftwerksbetreibern Sperrminoritäten zu erwerben, was in dieser Konzentration den terranischen Interessen widerspricht.
Shliffer setzt die Operative Tuglan ein. Das Team wird auch in den anderen Planetenromanen Kurt Mahrs Operation durchführen. Interessant ist, dass sich Kurt Mahr weniger an den James Bond Romanen orientiert, sondern irgendwie eine Art "Mission Impossible" Gruppe zu etablieren sucht. Die einzelnen Protagonisten werden eher pragmatisch effektiv vorgestellt. Humbert Graf Laton ist der Lebemann und Kampfsportler, der als Tarnung sogar einen alten tuglantischen Adelstitel erworben hat. An seiner Seite ist Louise "Wee" Quantor , die nicht nur blond und büsch, sondern vor allem intelligent ist. Am Ende des zweiten Buches verliebt sie sich sogar während einer Mission. Der dritte im Bundes ist der Leiter der kleinen Gruppe Langlon Brak, ein Terraner.
Die Agenten folgen anschließend im Grunde der Sur des Geldes. Der Käufer der Sperrminorität ist Turol Fant, der auf dem Planeten Turaloo, seinem Privatbesitz, lebt. Mittels einer fiktiven Spedition können die Agenten dank eines fingierten Notfalls auf dem Planeten landen. Dabei orten sie ein hohles Gebirge, in dem sich Industrie und Raumhafenanlagen befinden.
Es kommt zu einer klassischen, fast klischeehaften Begegnung zwischen den Agenten und ihrem potentiellen Antagonisten. Turol Fant ist zwei Meter groß und macht einen charismatischen Eindruck. Kurt Mahr versteht es, den Schurken differenziert zu charakterisieren und vor allem auf tumbe plakative Versuche eines Psychopathen zu verzichten. Auch im Verlaufe des Plots spielt sich viel auf einer wirtschaftlichen Ebene ab. Während des Showdowns greifen wieder die Mechanismen des Agententhrillers mit einem entsprechenden Countdown und einer lebensgefährlichen Situation, bis dahin baut Kurt Mahr aber die Ermittlungen ausgesprochen logisch auf und zeigt dem Leser stellvertretend durch die Gespräche der Agenten miteinander wie komplex die wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Firmen sind.
Rückblickend macht die Idee einer Verknappung und damit Auslagerung der Produktion in die aus Turol Fants Sicht richtigen, von ihm erworbenen Hände inklusiv des anfänglichen Kommandounternehmens Sinn. Es ist keine neue Idee im Agentengenre, für die Perry Rhodan Serie allerdings schon.
Kurt Mahr versucht aber ein wenig konstruiert darzustellen, dass Turol Fant überhaupt keine Ahnung hat, dass gegen ihn ermittelt wird und er seine Pläne sogar unter eigener Lebensgefahr umzusetzen sucht. Der Autor muss während des Finales die einzelnen Protagonisten an dem Ort des Geschehens zusammenbringen und quasi gleichzeitig durch seine Agenten die Gefahr abwenden wie auch den "Täter" effektiv zu bestrafen. Dabei überspannt der Autor ein wenig den Bogen und versucht die fehlenden Actionszenen nachzuholen.
Spannungstechnisch lebt der gut geschriebene Roman bis dahin von den verschiedenen Ermittlungen und der ersten ambivalenten Begegnung mit Turol Fant, sowie seiner vielschichtigen privaten Welt. Zusammen mit der Vorstellung der einzelnen Agenten - im folgenden Roman wird Kurt Mehr noch näher auf ihre Stärken und Schwächen eingehen - baut der Autor einen zufriedenstellenden Hintergrund auf, der wie Rainer Nagel in dem spezifischen Nachwort erläutert, sehr gut in die Handlungszeit der Perry Rhodan Serie passt und deren politische Entwicklungen aus der besonderen Perspektive der SOLEFT Agenten und ihrem Macher in der heruntergekommenen Zentrale beschreibt.
Der zweite Roman „Das Westrak- Komplott“ ist komplexer und bindet mit einem für Kurt Mahr fast typischen Fehler hinsichtlich des Schicksals der Topsider Heimatwelt die Abkömmlinge der Echsen und ersten außerirdischen „Feinde“ der Menschheit sehr gut ein.
Im Westrak System stirbt der Großgrundbesitzer Dscho Ingram. In einer konstruierten Wendung ist er der einzige in dem System lebende Grundbesitzer, die anderen Anwesen ab einer bestimmten Größe gehören Terranern, die nicht im System leben. Politisch ist die Lage schwierig. Die lange Zeit bestehende Diktatur ist durch einen Putsch abgelöst worden, der vor allem von den terranischen Geheimdiensten auch hinsichtlich der möglichen politischen Zukunft fraglos akzeptiert worden ist. Inzwischen droht die Waage in die andere Richtung zu schlagen und die einzigen neutralen Kräfte wären Abkömmlinge der Topsider aus dem Nachbarsystem.
Die schon aus „Söhne der Liga“ bekannte Operative Tuglan wird ausgesandt. Kurt Mahr liefert schon früh einen weiteren Hinweis. Auf dem Planeten wird im Tagebau Cerebrit gefördert, das von der kybernetischen Industrie benötigt wird. Die meisten Betriebe sind in öffentlicher Hand, so dass eine Veränderung des politischen Klimas auch nachhaltige Folgen haben kann.
Das Team operiert separat. Humbert Graf Laton nimmt eine Gewebeprobe des Totens, die zwar auf eine Vergiftung, aber keine tödlichen Folgen hinweist.
Louisa Wee Quantor stellt eine Idee aus „Söhne der Liga“ auf den Kopf. Während in diesem ersten Buch der Schurke Minoritätsanteile an wichtigen Fabriken heimlich gekauft hat, agiert sie als angebliche Vertreterhin einer gewichtigen Investorengruppe und will Cerebrit Förderstellen kaufen, obwohl das aufgrund der Besitzverhältnisse schwierig ist. Sie kommt in Kontakt mit dem neuen Präsidenten des Planeten Rik Cerman.
Die Identität der Agenten gerät aber in Gefahr, wie ein Blasterangriff als Ablenkung eines größeren Anschlags zeigt. Es ist eine der Szenen, in denen Kurt Mahr auf der einen Seite eine Gefahr heraufbeschwört und beseitigt, um sie dann im nächsten Augenblick aus einer gänzlich anderen Perspektive sehr viel nachhaltiger auf den Tisch zu bringen.
Interessant ist, dass in „Söhne der Liga“ die Agenten nur agieren, während sie in „Das Westrak- Komplott“ über weite Strecken nur reagieren können. Da wird ein Teammitglied entführt, kann aber noch heimlich eine Nachricht aussenden. Auf der anscheinend gerade sich von einem Putsch erholenden Welt Westrak bricht umgehend eine weitere Revolution aus, deren Straßenkämpfe die Agenten von einer konsequenten Untersuchung des Mordes abhalten.
Alleine ihre Erkenntnisse hinsichtlich der Todesursache des Landbarons und der möglichen Hintermänner gibt ihnen die Möglichkeit, zu agieren und anschließend sogar proaktiv eine weitreichende Verschwörung aufzudecken, deren Folgen weit über die kommerziellen Interessen in „Söhne der Liga“ hinausreicht. Nicht selten erfahren die Mitglieder der Operative Tulgan wichtige Informationen auf der Flucht. Das wirkt auf der einen Seite ein wenig grotesk, ist aber auf der anderen Seite von Kurt Mahr sehr spannend dargestellt worden.
Beide Romane sind zusammengefasst klassische Agentenabenteuer der Frühzeit der Serie. Im Gegensatz zu Tekener/ Kennon, denen nicht zuletzt das ganze Arsenal der USO zur Verfügung steht, sind die Mitglieder der Operative Tulgan bis auf eine kleine Rücksprache mit ihrem Chef auf der Erde auf sich selbst gestellt. Außerhalb ihrer Ausbildung verfügen sie über keine paranormalen Fähigkeiten. Kurt Mahr beschreibt sie auch nicht als überdurchschnittlich kräftig oder herausragend intelligent.
Es sind die Mischung aus ihrer gemeinsamen Lebenserfahrung, ihre harte Ausbildung und schließlich im Grunde auch die Eitelkeiten ihrer Gegner, welche sie erfolgreich in einer eher frühen expansiven und damit auch greifbaren Phase der politischen Neuorientierung der „Liga freier Terraner“ aktiv werden lassen.
Neben fundierten wissenschaftlichen, teilweise ein wenig zu sehr mit Fachbegriffen bestückten Exkursionen konzentriert sich Kurt Mahr wie eingangs erwähnt erstaunlich ausführlich auf die verschiedenen wirtschaftlichen Zusammenhänge und zeigt die Empfindlichkeit wie Abhängigkeit der „Liga freier Terraner“ von Zulieferern und der Förderung von Bodenschätzen außerhalb ihres Hoheitsgebiets sowie die daraus resultierenden Bedrohungen.
Agentenabenteuer gehörten zum Kern der Planetenromane und mit den ersten beiden Büchern um die Operative Tulgan zeigen die Herausgeber auf, welche in sich abgeschlossenen, fast vergessenen Schätze noch in den Taschenbüchern verborgen liegen. Es ist schade, dass die Einstellung der Reihe sowohl bei den vorliegenden Einsätzen der Operative Tulgan als auch den von H.G. Francis verfassten frühen Tekener Bänden ein Abschluss in einem einheitlichen Gewand nicht mehr möglich ist.
„Söhne der Liga“ und „Das Westrak Komplett“ machen aufgrund der sehr stringenten Strukturierung und Kurt Mahrs Fähigkeit, kompakt und gleichzeitig auch spannend mit beiden Füßen auf dem Boden des futuristischen Thrillers erzählend Lust, auch die anderen drei Abenteuer der kleinen Gruppe dann in den originalen Planetenromanen aus dem Hause Pabel das erst oder noch einmal zu lesen.