Gespenster Krimi 4 "Hundert Stufen zur Verdammnis"

Frederic Collins

Hinter dem Verlagspseudonym Frederic Collins verbürgt sich bei „Hundert Stufen zur Verdammnis“ dieses Mal der Österreicher Richard Wunderer – 1947 bis 2009 -, ein Autor von mehreren hundert Heftromanen. Nach einem abgebrochenen Jurastudium begann er seine Karriere als Heftromanautor 1970 beim Zauberkreis Verlag, für deren Silber Krimis er geschrieben hat. Seine erste Heftveröffentlichung ist „Im Todeshaus der Slums“ (Nummer 819) gewesen. Neben den Gruselkrimiserien um Rick Masters – sie lief immerhin über zehn Jahre – entwickelte er die Figur des Peter Winslow und schließlich arbeitete er auch an der Monstrula Serie. Wahrscheinlich hat Richard Wunderer neben dem Zauberkreis, dem Bastei und dem Kelterverlag auch für Pabel geschrieben. Neben den aus seiner Feder sehr populären Frauenromanen hat Richard Wunderer sowohl an „Zeitkugel“ als auch Kurt Brands „Checkpart 2000“ hat er mitgeschrieben. Mit der Figur des Geister jagenden Privatdetektivs Rick Masters im „Geister Krimi“ des Kelter Verlags hat er schließlich eine neue Heimat gefunden.

 „Hundert Stufen zur Verdammnis“ ist ein ausgesprochen geradliniger Roman mit einem sympathischen Protagonisten Bob Henderson, der vor allem durch alte Bücher stöbert und gleichzeitig von der Hand in den Mund lebt. Bob Henderson sieht sich auf der einen Seite als Geschichtsforscher, auf der anderen Seite als Privatgelehrter. Durch einen Zufall fallen ihm alte Schriften über Loxham Castle in die Hände. Aus den einhundert Jahre alten Aufzeichnungen geht hervor, dass ein mutiger junger Mann unermesslichen Reichtum oder den Tod finden kann. Bob Henderson sucht den jetzigen Besitzer des Schlosses in einer Londoner Hinterhofwohnung auf und kauft ihm quasi auf Kredit das Schloss ab. Er hofft, dem Buch folgend in der Anlage reich zu werden.

 Parallel erfahren die Leser, das kurz vor Bob Hendersons Ankunft ein Lehrer in dem Schloss verschwunden ist, der seine Schüler von einem Streich retten wollte. Aber neben dem Interesse der örtlichen jungen Lehrerin an seiner Person ist es vor allem die Gier nach Reichtum und die Ignoranz jeglicher Gefahr, die ihn leichtsinnig werden lässt. Er ahnt natürlich im Gegensatz zum Leser nicht, das jeglicher Erfolg von einer hohen Rechnung begleitet wird. Vor allem wenn der zweite Kooperationsvertrag wie im erwähnten „Faust“  mit Blut unterzeichnet und die Gegenforderung eher vage formuliert wird.

 Den Roman zeichnet vor allem in der ersten Hälfte ein hohes Tempo aus. Die Atmosphäre des Schlosses inklusiv der nur durch das weichende Wasser zu erreichenden unterirdischen Kammern ist überzeugend beschrieben worden. Richard Wunderer greift schon in die vollen und präsentiert ein Gruselschloss der besseren Klasse. Der erste Handlungsabschnitt schließt mit dem Pakt; dem Interesse der Lehrerin an dem ungestümen Bob Henderson und der plötzlich aufgrund von Börsengewinnen – auch Geister kennen Geldwäsche – beginnenden umfangreichen Renovierungsarbeiten.

 Den Pakt loszuwerden ist viel schwieriger. Hier schließt sich in der zweiten Hälfte noch eine wirklich unheimliche Szene mit den Skeletten an, die im nahen kleinen Dorf für Unruhe sorgen, bevor das Finale erstaunlich pragmatisch und relativ schnell vonstatten geht. Die klassischen Mittel aus einer Edgar Allan Poe Geschichte funktionieren nicht, aber zumindest reicht der Moment der echten Erkenntnis aus, um den gordischen Knoten zu durchschlagen und mittelbar wieder frei zu sein.

 Richard Wunderer entwickelt den Handlungsbogen vielleicht ein wenig zu glatt und zu kompakt. Die Atmosphäre der Bedrohung, die Faszination des Schlosses weicht zu schnell einer gängigen und viel zu stringenten Handlung, als das der erste Teil inklusiv des beeindruckenden Titelbildes noch einmal qualitativ erreicht wird. Auf dem Weg dahin wird sehr viel Potential verschenkt, so dass „Hundert Stufen zur Verdammnis“ fast wie eine Art  Frauenroman erscheint, mit der jungen Lehrerin an mahnende Nebenfigur, die unmittelbar aber immer am Brennpunkt des Geschehens ist und schließlich Bob Henderson fast widerwillig auf den Pfad der armen Tugend zurückführt.

 Als Ganzes liest sich dieser „Gespenster- Krimi“ zwar kurzweilig, aber wie in den ersten beiden Nachdrucken dieser Reihe vermisst der Leser die Ecken und Kanten, welche die Hefte so lange so populär gemacht haben. Das die großen Serien innerhalb der „Gespenster – Krimis“ nicht noch einmal nachgedruckt werden können, steht außer Frage, aber ein paar mehr Perlen sollten schon gehoben werden, um nicht schnell wieder aus den Bahnhofskiosken zu verschwinden. 

 

 

Gespenster-Krimi 4: Hundert Stufen zur Verdammnis

Bastei Heftroman

64 Seiten

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