I was a Movie Monster Maker

Tom Weaver

Auch wenn der Titel dieser ursprünglich schon 2001 veröffentlichten und als Paperback nachgedruckten Interviewsammlung in Richtung Regisseure deutet,  ist diese Einschätzung falsch. Es ist die übliche Mischung aus Schauspielern/ Schauspielerinnen, Drehbuchautoren, Regisseuren und einer persönlich subjektiven Analyse des Remakes von „Carnival of Souls“.  Es ist das ungewöhnlichste Gespräch dieser Sammlung.  Candace Hilligoss spricht über ihre Bemühungen, eine Fortsetzung zum Kulthit auf die Beine zu stellen, bei dessen Produktion alle Beteiligten vielleicht auch ein wenig Geld verdienen. Aber anscheinend hat das Unglück doppelt zugeschlagen. Wie beim Original sind die kreativen noch lebenden Köpfe von den Produzenten mittels windiger Kontrakte ausgebootet worden.  In der zweiten Hälfte dieses geteilten Interviews bespricht Candace Hilligoss das aus ihrer Sicht auch berechtigt furchtbar schlechte Remake des Films.

Sie ist aber nicht die Einzige, die sich über Remake basierend auf eigenen Arbeiten äußert. Der lange Zeit für Robert Wise arbeitende Drehbuchautor Nelson Gidding spricht über das Remake von „The Haunting“. In einem der besten Interviews dieser Sammlung spricht Tom Weaver ausführlich über die Zusammenarbeit nicht nur mit Robert Wise, die erste Begegnung mit Michael Crichton und schließlich das Entstehen von Drehbüchern. Gidding ist ein sehr guter Gesprächspartner, der objektiv und vor allem detailliert über seine Arbeit berichtet und wie sich verschiedene Versatzstücke schließlich zusammenfügten.

Die Sammlung selbst wird  leider mit zwei der schwächsten Interviews eröffnet. Tom Weaver konzentriert sich dabei weniger auf die Schauspieler, sondern sucht Informationen über Freunde und Kollegen, mit denen sie gearbeitet haben. Insbesondere Phil Brown spricht vor allem über seine Rolle als Luke Skywalkers Onkel und weniger seine anderen Rollen in Großbritannien.  Dabei versucht Weaver der bekannten Thematik – die Dreharbeiten von STAR WARS unter anderem in Tunesien – neue Fakten zu entlocken, aber er bleibt teilweise förmlich stecken, da neuere Science Fiction Streifen nicht sein Steckenpferd sind. Booth Colman muss dagegen zu Basil Rathbone und Boris Karloff Rede und Antwort stehen. Um fair zu bleiben muss Tom Weaver keine leichte Aufgabe zugestanden werden, da insbesondere Colman nicht unbedingt stolz auf die meisten seiner Arbeiten ist und nur wenige rudimentäre, aber zumindest informative Fakten präsentiert. Aber grundsätzlich wirken diese beiden Auftaktgespräche zu mechanisch, während  es Michael Fitzgerald es bei Faith Domergue leichter hat. Ob es auch daran liegt, dass sie weit aus offener über ihre Karriere spricht oder sich die Kombination mit zwei Interviewern positiver auf den ganzen Gesprächsverlauf auswirkt, kann nicht beantwortet werden. Aber wie einige andere Interviews dieser Ausgabe – Anne Helm als erziehende Mutter zwischen Herd und Kamera – sind es anscheinend die Frauen, die lieber und vor allem objektiver auf ihr Leben zurückblicken. Hinzu kommen Schauspielerinnen wie Phyllis Kirk oder Suzanna Leigh, die zumindest kurzzeitig in Horrorproduktionen zumindest einen kleinen Erfolg feiern konnten, während sie teilweise aus der Distanz von vielen Lebensjahren realistisch ihre eigenen Leistungen einschätzend teilweise mit sehr viel Humor aufzeigen, wie schwierig es ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Im Gegensatz zu vielen der männlichen Interviewpartner blicken sie weniger wehmütig auf die teilweise verpassten Chancen, sondern eher staunend auf die Tatsache zurück, das sie überhaupt einmal ein kleiner Film- oder Fernsehstar gewesen sind.  

Zu den echten Regisseuren gehört Michael A. Hoey, der mit „The Navy and the Night Monster“ einen der typischen B- Filme inszeniert hat, der basierend auf einem Roman von Murray Leinster aber von der ansonsten Monsterunterhaltung ablehnenden Presse sogar gelobt worden ist. In dem ausführlichen Interview berichtet er von der Produktion, der Billigkeit der Sets, nach dem Nachdreh und schließlich der Vermarktung. Da der Fokus nur auf einem Stoff liegt, kommt es zu einem interessanten Zwiegespräch zwischen Weaver und Hoey.

Eines der Steckenpferde Tom Weavers ist ohne Frage Roger Corman. Immer wieder interviewt er dessen Schauspieler und die verschiedenen Episoden von wilden Feiern zwischen der ohne Frage harten Arbeit; gefährlichen Stunts, die aber Roger Corman immer vormachte und schließlich zwei Filmen in fünf Wochen mit einer Wochengage von USD 500,-- bilden eine Art roten Handlungsfaden nicht nur durch diese Sammlung.  Michael Forrest konzentriert sich ganz bewusst und in diesem Fall sogar sehr gut geleitet auf dessen vier so unterschiedliche Corman Produktionen, die einen nicht verbitterten, sondern unterhaltsamen Einblick in die teilweise bizarre Welt der Low Budget Produktionen geben.  Ebenfalls zum Roger Corman Kanon gehört John Kerr, der ausführlich nicht nur über die Produktionsbedingungen schreibt, sondern vor allem auf die kleinen Details eingeht, die Roger Cormans Filme von denen seiner Konkurrenten vor allem auch während der populären „Poe“ Adaptionen unterscheidet. Rückblickend kann Kerr es selbst nicht fassen, das er ausgerechnet für diesen Film heute am meisten in Erinnerung geblieben ist. Das Interview zeigt aber auch, dass Weaver sich nicht nur akribisch auf seine Gesprächspartner vorbereitet, sondern mit seinem cineastischen Wissen bei Herausforderungen auch über den Tellerrand schauen kann.

Ein breiter Block sind Themeninterviews. Der Produzent Anthony M. Taylor geht auf seinen Horrorfilm „Incubus“ ein, der in Esperanto gedreht lange Zeit als verschollen galt. Inzwischen vom Produzenten liebevoll restauriert und auf DVD veröffentlicht kann der Leser den ungewöhnlichen Geschichten beginnend mit den Dreharbeiten in einem isolierten Kloster bis zur negativen Reaktion durch ein Esperanto sprechendes Publikum folgen. Interessant ist, dass der vermögende, aber cineastisch naive Taylor nur auf Forrest Ackermann gehört hat, weil dieser anscheinend sich im Genre auskennt. Der Produzent und frühere Schauspieler Norman Lloyd spricht nicht nur über seine Zeit vor Hitchcocks Kamera in „Sabotage“ und extrapoliert einige eher unbekannte Informationen über diese Dreharbeiten. Interessant ist seine Tätigkeit als Produzent, Drehbuchautor und schließlich auch Regisseur im Schatten des großen Meisters Hitchock während dessen Fernsehserie „Alfred Hitchock presents“, wobei er insbesondere dessen Biographen sehr stark angreift.   Der Drehbuchautor William Read Wonderfield spricht ausführlich über „Hypnotic Eye“. Auch wenn er viele der Hypnosetricks mag und sich an seine eigene Jugend als Hobbyzauberer erinnert, wundert sich Wonderfield kontinuierlich über die Resonanz der Öffentlichkeit von den damaligen Presseveröffentlichungen bis zum Kultstatus, den der Film immer noch hat. 

Manchmal sind auch die humanitären Aktivitäten der Gesprächspartner wichtiger als ihre Rollen. So ist Yvonne Lime zwar durch „I married a Teenage Werewolf“ bekannt geworden, aber durch ihre Arbeit während der Besuche der amerikanischen Besatzungskräfte in Japan hat sie nicht nur eine Waisenorganisation aufgebaut, sondern ist inzwischen Leiterin eines karitativen Netzwerkes in den USA.  Aus der erotischen Art geschlagen ist dagegen das Gespräch mit June Williamson über ihre Zeit in Brasilien und die Dreharbeiten an „Macumba Love“. Es ist immer wieder schön, welche „Blüten“ der „Horror“ Film treiben kann, wobei June Williamsons Antworten vor allem rückblickend für eine gerade achtzehn Jahre alt gewordene junge Frau erstaunlich offenherzig und ehrlich sind.

Zusammengefasst nicht zuletzt dank der verschiedenen Themen – von einzelnen Filmen über signifikante Karriereabschnitte bis zu Gesamtüberblicken – in Kombination mit den seltenem Bildmaterial sowie den Biographien jeweils am Ende eines Interviews ist auch dieser vorliegende Band für Jäger und Sammler der alten Filme/ Drive In Favoriten eine Entdeckungsreise wert. Manches Interview bleibt ein wenig zu sehr an der Oberfläche, aber die Fragen sind gründlich recherchiert und die Antworten wunderbar offenherzig.    

Print ISBN: 978-0-7864-6444-9
Ebook ISBN: 978-0-7864-6265-0
97 photos, filmographies, index
320pp. Mc Farlands Softcover

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