Eon- das letzte Zeitalter Band 1- Die Aggregation

Sascha Vennemann

Mit „Eon- das letzte Zeitalter“ legt der von verschiedenen Heftromanserien wie „Sternenfaust“ oder „Maddrax“ bekannte Sasche Vennemann den ersten Band einer neuen Science Fiction Serie vor, die in Staffeln als sechs Einzelteilen veröffentlicht werden sollen. Immer zwei zuvor als E- Book erschienene Ausgaben werden zusammengefasst und als Taschenbuch anschließend publiziert.

Für die interessanten Titelbilder ist Arndt Drechsler verpflichtet worden, Innenillustrationen steuert Anja Dyck bei.. Im Nachwort zum ersten Band „Die Aggregation“ – ein Fachbegriff, der sich auf Vennemanns multidimensionales Universum bezieht – spricht der Autor über die Freiheiten und Verpflichtungen, eine eigene Serie zu konzipieren und mit dem Auftaktband die wichtigsten Charaktere vorzustellen und gleichzeitig den Plot am Laufen zu halten. Mit einem eher typischen Cliffhangar – einer der Charakter durchläuft auf den letzten Seiten eine nicht nur äußerliche Wandlung – beendet der Autor einen interessanten Roman, dessen Grundidee weniger expliziert ausgewalzt, als dessen Potential impliziert angedeutet wird.

Neben dem potentiellen Verräter in den eigenen Reihen und einer Handvoll Abenteurer gibt es den fast allmächtigen Konzern und einen ungewöhnlichen Fund, der nicht nur Reichtum verspricht, sondern auch zahlreiche Gefahren birgt. Der realistische Aspekt des Romans ist die Beschreibung des freien Unternehmertums, das es sich nicht erlauben kann, gefährliche Chancen zu ignorieren, da mehr als die nächste Spritladung bezahlt werden muss. In einer fernen Zukunft – dabei sind die Charaktere alle im hier und jetzt verwurzelt – und möglicherweise in unserem Universum haben die Menschen Dimensionstore an versteckten Orten entdeckt, die es Menschen unter bestimmten Umständen ermöglicht, in zahllose Paralleluniversen zu gelangen und damit die entsprechenden wirtlichen wie unwirtlichen Welten zu erkunden.

Neben einer fast allmächtigen Kooperation gibt es die freien Artefaktejäger wie die Besatzung der EON (benannt nach der Familie, die seit zumindest zwei Generationen meistens eher erfolglos dem Glück und damit dem gigantischen, alle reich machenden Schatz aus einer anderen Dimension hinterher jagt). Sie versuchen bislang unbekannte Tore auf verschiedenen Planeten zu finden, auf die anderen Welten zu gelangen und dort entsprechende seltene Artefakte oder auch nur besonderen Honig zu bergen, den sie an Sammler verkaufen können.

Reb Eon hat diese Kunst von seinem ebenfalls noch an Bord befindlichen Vater gelernt. Das diese Missionen nicht ungefährlich sind, zeigt sein letzt endlich fruchtloses Eindringen in eine Dimension, auf der sich die Menschen vermutlich in einem Krieg ausgelöscht haben. Außerirdische trachten nach seinem Leben. Bei einer anderen Mission finden sie allerdings ein gigantisches Labyrinth mit tausenden von Toren in andere Welten, von denen eine über Silber im Überfluss verfügt. Nur stellt sich der Besatzung der EON die bange Frage, ob sie wirklich als erste diese Goldader entdeckt haben oder ob potentielle frühere Entdecker Gründe gehabt haben, diesen Claim nicht anzumelden.

Wie schon angesprochen geht es Sascha Vennemann darum, seine Leser neugierig zu machen. Dabei nutzt er für seinen geradlinigen Plot keine unbedingt originellen oder einzigartigen Elemente, viel mehr baut er sich aus positiv gesprochen einer Reihe von Versatzstücken ein Universum zusammen, das er dann in den folgenden Abenteuern wahrscheinlich nach Gutdünken ausbaut, umbaut oder verschachtelt. Die Idee einer kleinen Gemeinschaft an Bord eines eher heruntergekommenen Bergungsschiffes könnte aus Alien oder diversen Fortsetzungen stammen.

Die Charaktere sind solide beschrieben, sie sind für den Leser leicht zu unterscheiden, wobei sich der Autor hinsichtlich der Motivation der einzelnen Figuren bis auf die beiden Eons inklusiv des von Vaterstolz durchsetzten kleinen Rückblicks noch zurückhält. Hier eröffnen sich viele Möglichkeiten und eine Einordnung in gut oder böse, korrupt oder ehrlich ist positiv für die zukünftige Spannung noch nicht möglich. Die Idee von Toren in verschiedene Dimensionen und das Erreichen von Parallelwelten ist sowohl in „Doorways“ als auch „Sliders“ schon abgehandelt worden. Sascha Vennemann geht aber einen Schritt weiter, in dem er nicht expliziert ausspricht, das die verschiedenen Planeten immer in einem engeren Zusammenhang mit der Ausgangswelt stehen müssen. Auch das Konzept, immer auf einer Parallelerde zu landen, wird von Beginn an ausgeschlossen.

Nicht jedes Tor führt zu einem Erfolg oder gar zu einer Welt. Nur mit spezieller Ausrüstung dürfen diese Tore nicht selten aus der EON abseilend durchschritten werden. Und nicht jede Welt bleibt gleich. Hier eröffnet sich für den Autoren ein fast unendliches Potential von Möglichkeiten, das er geschickt mit der epochalen Entdeckung eines gigantischen Labyrinths andeutet. Die besuchten Welten im Auftaktband sind fremdartig und vertraut zu gleich. Mit dem bösen Konglomerat und seinen wenig gesetzestreuen Angestellten werden Aspekte des frühen Cyberpunks gehoben.

Auch wenn das „Feindbild“ nicht selten manchem Klischee entspricht und die Skizzierung der Antagonisten eher eindimensional funktionell erscheint, benötigt der Autor dieses Gegengewicht, um über die Entdeckungen hinaus Spannung zu erzeugen. Und letzt endlich ist es der Fund der Jahrtausende, der an zahlreiche Märchen oder Abenteuergeschichten erinnert. Aber bevor die Geschichte in den Klischeeabgrund fällt, hat Sascha Vennemann für die Leser eine Überraschung bereit: das gigantische Höhlenlabyrinth scheint eher ein Köder für einen auf den ersten Blick kleineren Fisch zu sein, der zumindest für die Konzernspitze wichtiger ist als unendlich erscheinender Reichtum.

Es bleibt abzuwarten, was Sascha Vennemann aus dieser aus dem Plot herausragenden, sich auf den letzten Seite entwickelnden Prämisse abschließend macht. Mit Action versorgt er die Leser im Prolog, der relativ rasant geschrieben worden ist, bevor sich Sascha Vennemann auf die Faszination seiner Schöpfung konzentriert und eine Reihe von soliden Ideen entwickelt, die in den Fortsetzungen ohne Frage ausbaufähig sind. Im Vergleich zu einigen stark konstruierten Serienheftbeiträgen aus seiner Feder hat der Autor offensichtlich Spaß, das eigene Universum ohne Rücksicht auf fließende Grenzen zwischen Hard Science Fiction und Science Fantasy zu erkunden. Diese Freude überträgt sich in dem gut lesbaren Auftaktband auf die Leser. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich der Plot entwickelt, aber mit zumindest drei Baustellen – ein ambivalentes Crewmitglied, eine gigantische Fundstelle und schließlich einem Gestrandeten, dem wahrscheinlich mehr als durch einen Zufall die EON und ihre nichts ahnende Besatzung in die Arme gespült worden sind – kann der Autor die Spannung für die in wenigen Wochen erscheinende Fortsetzung hochhalten.

Greenlight Press, E Book , ca. 100 Seiten

August 2013 ; Cove Arndt Drechsler

alle zwei Monate zwei Romane in einem Taschenbuch zusammengefasst