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Die beiden Freunde Sonny (Jeremy Ray Taylor) und Sam (Caleel Harris) haben einen Entrümpelungsdienst aufgemacht, bei dem sie auf wertvolle Funde hoffen, um ihr Taschengeld aufzubessern. Gleich der erste Auftrag führt sie in das Haus des verschwundenen Autors R.L. Stine. Hier stoßen sie auf eine Kiste, die ein mysteriöses Buch enthält. Außerdem taucht plötzlich die unheimliche Bauchrednerpuppe Slappy auf, die von den Freunden aus Versehen zum Leben erweckt wird. Mit so einer Puppe kann man schließlich eine ganze Menge Spaß haben und Sonnys Mutter sowie seine ältere Schwester Sarah (Madison Iseman) wunderbar ärgern. Slappy entwickelt aber sehr bald andere Pläne als den Freunden nur als Spielzeug zu dienen, denn schließlich ist Halloween …
Wohlige Gruselschauer als Einstieg in die Horrorwelt
Fast so erfolgreich wie Harry Potter: Die Jugendbuchreihe Gänsehaut von R.L. Stine gehört zu den meistverkauften Jugendbüchern der Welt. Die Reihe sorgt seit den frühen Neunzigerjahren bei jugendlichen Lesern zwischen 10 und 14 Jahren für wohlige Gruselschauer. Nach diversen TV-Adaptionen und dem ersten Kinofilm aus dem Jahr 2015 kommt nun also der zweite Teil des Gruselspaßes in die Kinos. Nachdem Dylan Minnette (Prison Break, Tote Mädchen lügen nicht), der noch in Teil 1 die Hauptrolle spielte, nun nicht mehr dabei ist, wurde fast die komplette Darstellerriege ausgetauscht.
Und das hat sich gelohnt: Die Kinder- beziehungsweise Teenie-Darsteller können in Gänsehaut 2 - Gruseliges Halloween tatsächlich auf ganzer Linie überzeugen. Allen voran Jeremy Ray Talor, der bereits in Es mit Freunden in merkwürdige Häuser einbricht und danach vom Grauen verfolgt wird. Taylor gibt hier den sympathischen Nerd, seine Rolle wirkt aber nie erzwungen, albern oder aufgesetzt. Caleel Harris (Castle Rock) ist als etwas ängstlicherer bester Freund genau richtig besetzt. Zusammen sind sie um keinen Spruch verlegen. Auch Madison Iseman (Jumanji 2) kann als große Schwester überzeugen, die die beiden Jungs immer wieder zur Vernunft rufen muss, ebenso gibt Wendi Mc Lendon-Covey (Bridesmaids, Die Goldbergs) als Mutter der beiden Teenager eine durchaus überzeugende Vorstellung.
Gerüchte besagten, dass Jack Black, der im ersten Teil von Gänsehaut als Autor R.L. Stine eine Hauptrolle spielt, im zweiten Teil nicht mehr mitwirken würde - oder wenigstens als Stimme für die Bauchrednerpuppe Slappy auftaucht. Beides stimmt so nicht ganz: Black ist in einem Kurzauftritt wieder als Stine dabei und spielt diesen dabei so einnehmend, dass man ihn sich für einen möglichen dritten Teil wieder in einer größeren Rolle wünscht.
Mick Wingert, der die Sprecherrolle der Puppe Slappy übernimmt, macht seine Sache ebenfalls sehr gut. Slappy ist tatsächlich witzig, aber dabei auch so gruselig und voller Anspielungen auf die bekannten Puppen-Motive, dass man sich zwischendurch kurz vergewissern muss, dass man sich in einem Kinderfilm befindet. Auch bei erwachsenen Freunden von anständigem Puppen-Horror dürfte Slappy also einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Halloween-Horror in der Kleinstadt
Dass in Gänsehaut 2 kaum neue Ideen zum üblichen Halloween-Horrorspaß hinzukommen, stört dabei keineswegs. Schließlich ist das Motiv “Kleinstadt gerät an Halloween wegen übersinnlicher Ereignisse in Chaos” wahrlich keine neue Sache. Spätestens seit Stephen Kings zahlreichen Romanen gehört diese Art Erzählung schlichtweg zum Halloween-Erzählkanon dazu - inklusive Schul-Bullies, geheimnisvollen Schriften und merkwürdigen verlassenen Häusern.
Gänsehaut 2 versammelt hier diverse Ideen, die man so oder so ähnlich schon anderswo gesehen hat, und kann sie kreativ umsetzen. Man wähnt sich zwischendurch sogar in einer Echtzeit-Verfilmung der beliebten Treehouse-of-Horror-Reihe bei den Simpsons. Allein der Aufstand der lebendig gewordenen Halloweenkostüme in den Geschäften ist ein Blick wert. Die Computereffekte sind hier erfreulicherweise recht ordentlich geraten. Die unterschiedlichen Monster sind zwar gruselig, aber nicht so furchteinflößend, dass ältere Kinder danach nur noch mit Nachtlicht schlafen könnten. Gänsehaut 2 leistet sich sogar den einen oder anderen witzigen Seitenhieb auf bekannte Horror-Vorlagen.
Überhaupt ist der Humor in Gänsehaut 2 ein wichtiges Element, das nicht nur den Grusel etwas zurückfährt, sondern auch dank der sympathischen Figuren durchgängig funktioniert. Ein großes Lob geht hier an die Autoren: Bei Gänsehaut 2 dürfen sogar die Eltern schlagfertig und witzig sein, ohne als übermäßig albern oder peinlich dargestellt zu werden. Die Dialoge zwischen den einzelnen Figuren sind nicht steif, sondern auf den Punkt und realistisch gestaltet. Auch die Reaktionen der Figuren sind angenehm nachvollziehbar, so dass es zu keinen überflüssigen Drehbuch-Pirouetten kommt, bei denen sich der geübte Kinozuschauer die Haare raufen muss.
Gänsehaut 2 betritt kein Horror-Neuland und will das Genre auch nicht neu erfinden. Trotzdem kann - vor allem Dank des unverwüstlichen Slappy, der sich zwischendurch als echter Quälgeist herausstellt - genug Spannung aufkommen, um auch ältere Zuschauer bei Laune zu halten.
Fazit: Solides Gruselabenteuer
Gänsehaut 2 bietet angenehmen Kinospaß für Eltern und Kinder ab 10 Jahren. Wer wirklich extreme Angst vor sprechenden Puppen hat, dürfte sich hier tatsächlich gruseln, denn die Geschichte um die wildgewordene Bauchrednerpuppe hat es für einen Kinderfilm durchaus in sich. Alle anderen können einfach ein amüsantes und abwechslungsreiches Halloween-Abenteuer genießen. Popcorn nicht vergessen!