20 Jahre Der Herr der Ringe - Die Gefährten: Die Redaktion blickt zurück

The Fellowship of the Ring | The Lord of the Rings 4K Ultra HD | Warner Bros. Entertainment

Am 19. Dezember 2001 fiel in den deutschen Kinos der Startschuss für Der Herr der Ringe - Die Gefährten. Am Startwochenende reisten 1,5 Millionen Zuschauer nach Mittelerde - ein Rekord. Weltweit hat Der Herr der Ringe - Die Gefährten 897,7 Millionen Dollar einspielen können. So viel zu den nüchternen Zahlen.

Anlässlich des Jubiläums erinnert sich die Redaktion von Robots & Dragons allerdings lieber daran zurück, wie das so war. Damals. Vor 20 Jahren. Gefühlt war das erst gestern!

Wie war es denn bei euch? Seid ihr am Eröffnungstag direkt in die Kinos? Kanntet ihr das Buch vorab? Wir freuen uns auf eure Kommentare!

Florian Rinke - "Ist meine Karte noch da?"

Meine Lieblingsadaption von Tolkiens Der Herr der Ringe ist die Hörspielproduktion von WDR und SWR 2. Ich kann mich noch an meine Begeisterung erinnern, als ich die einzelnen Folgen des Hörspiels zum ersten Mal im Radio gehört habe – zu einer Zeit, in der man sich eine vernünftige Verfilmung der Fantasysaga nicht vorstellen konnte.

Knapp zehn Jahre nach der Hörspielproduktion hat Peter Jackson eindrucksvoll bewiesen, dass man Tolkiens berühmte Trilogie doch auf die Leinwand bannen kann. Natürlich hatten meine damalige Rollenspielrunde sich Karten für die deutsche Mitternachtspremiere gesichert. Ich weiß gar nicht, wie oft ich an dem Abend in der Kneipe vor dem Kinostart nachgeschaut habe, ob meine Eintrittskarte noch da ist oder ich sie verlorenen habe und ich als einziger die Reise nach Mittelerde nicht antreten könnte.

Die Aufregung hat sich gelohnt. Mir hat Der Herr der Ringe – Die Gefährten sehr gut gefallen. Es ist bis heute mein Lieblingsfilm der Trilogie. Peter Jackson hat bei seiner Adaption des Buches alles richtig gemacht. Die Seiten mit Landschaftsbeschreibungen, die man bei Tolkien auch gerne mal überflogen hat, haben sich im Film in wunderbaren Aufnahmen Neuseelands gewandelt.

Leider konnte Jackson in den folgenden Filmen nicht alle Fehler der Vorlage vermeiden. Die beiden letzten Teile haben mich nicht mehr ganz so begeistert. Das war aber abzusehen, da es mir bei den Büchern genauso ging. Mit der Flucht der Hobbits aus dem Auenland, den Minen von Moria und Boromirs Tod hat der erste Film bereits die besten Szenen aus den Büchern zum Leben erweckt. Der Herr der Ringe – Die Gefährten zählt zu den wenigen Filmen, die ich dreimal im Kino gesehen habe.

Anne Jerratsch - Essgewohnheiten eines Hobbits

Ähnlich wie Florian habe auch ich damals Die Gefährten im Kino zur Vorweihnachtszeit gesehen - allerdings vollkommen ohne den nerdtheoretischen Unterbau. Das einzige, was ich vor der Sichtung des Films dunkel aus dem Tolkien-Kosmos in Erinnerung hatte, war, dass ich eine diffuse Sympathie zu der Kleine Hobbit hatte, weil es so merkwürdig und sehr britisch war. Und so stellte ich mich auf eine nette, harmlose und kindgerechte Verfilmung von “irgendwas mit Zauberern in schöner Landschaft” ein.

Es wundert hier wohl niemanden, dass mich der Film damals entgegen meiner Erwartung regelrecht verschluckt hat. Von Minute Eins an war ich im Auenland mit Sam und Frodo unterwegs, gruselte mich vor den Ringgeistern und ihrem markerschütternden Geschrei, zog mit Aragorn durch die kalte Nacht und trauerte um Gandalfs Aufopferung in der Balrog-Höhle. Die Bildsprache und Kameraführung empfand ich als sehr eindrucksvoll, der Soundtrack blieb danach noch tagelang in meinem Kopf hängen. Keine Frage, dass ich dieses Erlebnis noch ein paar Mal wiederholt habe und in den darauffolgenden Jahren auch Teil Zwei und Drei zur Vorweihnachtstradition gehörten.

In den Folgejahren nahm ich mir allerdings vor, ein wenig besser vorbereitet zu sein als bei der Erstsichtung. Denn in Die Gefährten ging ich das erste Mal mit knurrendem Magen, was bei einem dreistündigen Film eine echte Herausforderung ist. Spätestens, als Bilbo Gandalf ein frisches Stück Brot mit einem anständigen Käse servieren wollte, bereute ich meine Entscheidung und knabberte ein wenig hilflos an meinem hineingeschmuggelten Schokoweihnachtsmann. Seither gibt es bei den fast jährlichen Besuchen im Auenland eine ausgesuchte Auswahl an Snacks - die Hobbits wären sicher stolz auf mich. 

Stefan Turiak - Frischer Führerschein für den Herrn der Augenringe

Herr der Ringe bzw. die gesamte Trilogie gehörte sicherlich zu diesen Filmen, die das moderne Kinozeitalter einläuteten und prägten. Es gab zwar zahlreiche Fantasy- und Science-Fiction-Verfilmungen im Kino-Mainstream, aber kaum jemand wäre auf die Idee gekommen, Ron Howards Willow oder Ridley Scotts  Legende für den besten Film zu nominieren. Selbst Mega-Blockbuster wie Star Wars mussten sich mit technischen Oscars zufriedengeben, die an dieser Stelle keinesfalls geschmälert werden sollen. Peter Jackson setzte jedenfalls in vielerlei Hinsicht noch einmal eins drauf, brachte eine Welt von nie zuvor gesehener epischer Bandbreite auf die Leinwand und drehte alle drei Filme innerhalb eines Jahres, selbstverständlich mit jeder Menge Nachdrehs. Es ist fraglich, ob die modernen Comic-Filmuniversum oder Adaptionen von Fantasy-Epen wie Game of Thrones, ganz egal, was man vom Ende halten mag, überhaupt ohne seine Vorarbeit möglich gewesen wären. Jackson hat jedenfalls ein paar Schallmauern durchbrochen.            

 Ich persönlich verbinde jedoch eine ganz besondere Kinoerfahrung, die mir für immer in Erinnerung bleiben wird, obwohl das Drumherum nicht einmal besonders spektakulär war. Ich hatte einige Jahre vor dem Kinostart die Bücher gelesen und die Erwartungen waren relativ hoch. Bei Die Gefährten handelte es sich auch um einen der wenigen Filme, die ich direkt zum Kinostart mitten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gesehen habe. Und das, obwohl am nächsten Tag Schule war! Meine Freunde und ich, damals frisch mit unseren Führerscheinen ausgestattet, fuhren also zum Einkaufszentrum in unserer Nähe, wo sich eines dieser großen Multiplexe befand (und immer noch befindet), ließen uns von den überwältigenden Bildern gefangen nehmen und machten am nächsten Tag äußerst geistreiche Wortspielchen wie „Der Herr der Augenringe“. 

Ich blicke aber auch ein wenig nostalgisch und wehleidig auf diese Erfahrung zurück, weil dieser auch das Ende einer persönlichen Kino-Ära für mich darstellte. Wie es nämlich nun mal im Leben so ist, drifteten viele dieser Freundschaften nach der Schulzeit auseinander und ins Kino ist man auch nicht mehr gemeinsam gegangen. Die beiden Fortsetzungen habe ich mir mit anderen Menschen angesehen, unter anderem auch, weil ich später in eine andere Stadt zog. Jedenfalls stellte der Film für mich eine Art Zäsur dar, mit dem ich unterschiedliche, diffuse und irgendwie auch widersprüchliche persönliche Emotionen verbinde. Aber es war auch ein tolles Kinoerlebnis, das meinen Blick auf die Buchvorlagen und auf Tolkien selbst noch einmal nachhaltig verändert haben, auch dank der ausgiebigen Dokumentationen auf den DVD-Special-Editions.    

Hannes Könitzer - "Warum lümmelt die sich nicht im Kinositz?!"

Auch wenn ich in den 90ern bereits das Fantasy-Genre für mich entdeckt hatte, war Tolkien immer an mir vorbeigegangen. Von daher war der Die Gefährten für mich tatsächlich die erste Begegnung mit Mittelerde, wobei ich den Kinobesuch noch ziemlich genau in Erinnerung habe.

Gemeinsam mit Freunden waren wir zwischen Weihnachten und Silvester im Kino und aus unerfindlichen Gründen, lief Die Gefährten im kleinsten Saal. Dieser hat zudem den Nachteil, dass die vordersten Reihen auf einer Ebene liegen. Da wir relativ spät waren, saßen wir in Reihe 4 also genau in dem eher ungünstigen Bereich des Kinos. Darüber hinaus hatte ich das Pech, dass vor mir auch noch eine Frau saß, die zu der Sorte Mensch gehört, die nicht im Kinosessel lümmeln, sondern kerzengerade und damit maximal nervig für die Person hinter ihr sitzen müssen. Dies führt dazu, dass ich den ganzen Film über nach links im Gang lehnte, um auf diese Weise an ihr vorbei schauen zu können.

An meiner Begeisterung für Der Herr der Ringe änderte dies jedoch nichts. Der Film war genau das, was man sich als Fantasy-Fan wünschen konnte. Tolkiens Vorlage selbst konnte mich zwar anschließend nicht so überzeugen (der Schreibstil inklusive den ganzen Liedern ist nicht so meins), die Filmwelt hatte mich aber sofort in ihren Bann geschlagen. Die Gefährten war der erste Film, den ich mehrfach im Kino gesehen habe und anschließend auch meine erste gekaufte DVD.

Katrin Hemmerling - Mellon

Dezember 2001. Eine Freundin, die großer Tolkien-Fan ist, hat es geschafft, mich mit ihrem Hype auf Die Gefährten komplett zu nerven. So sehr, dass ich nicht verstehen kann, warum gefühlt alles Welt ins Kino rennt. Ich gehe jedenfalls nicht. Aus Protest. 

Spulen wir vor auf Ende Januar 2002. Irgendwie bin ich doch neugierig, was dieses “Mittelerde” ist - denn ich gestehe: Ich hatte vorher noch nie einen Berührungspunkt mit Tolkien. Also nutzte ich - nicht sehr eifrige Studentin, die ich damals war - einen Nachmittag und reiste im Kino nach Mittelerde. Peter Jacksons Inszenierung (sowie ein gewisser blonder Elb, der ein famoser Bogenschütze ist) hatte mich umgehend in ihren Bann gezogen, sodass mein nächster Weg direkt in eine Buchhandlung führte, um mir die literarische Vorlage zu kaufen. Allerdings erging es mir wie Hannes. Vieles habe ich quergelesen und die Gedichte und Lieder mitunter überblättert …

Dank des Internets lernte ich dann viele Gleichgesinnte kennen. Daraus sind Freundschaften entstanden, die bis heute andauern. Außerdem erfuhr ich immer mehr über Mittelerde. Je mehr ich darüber lernte, desto größer wurde meine Faszination auf die Welt, die Tolkien da erschaffen hatte. Mein Buchbestand wuchs und mein bis heute größter Schatz ist der Atlas von Mittelerde, in dem sich einige der Darsteller verewigt haben.

Denn 2009 war es soweit. Ich besuchte meine erste RingCon und liebe meine daraus entstandene Con-Bubble heiß und innig. Wenn nicht gerade eine globale Pandemie herrscht oder familiäre Gründe mich hindern, bin ich in Bonn. Mittlerweile allerdings nicht mehr wegen der Con allein. Sondern wegen der Freundschaften, die dort entstanden sind. Denn wusstet ihr, dass Sebastian, der Robots & Dragons gegründet hat, auf den Cons anzutreffen ist? Und damit schließt sich der Kreis …

 

Herr der Ringe Die Gefährten Filmposter
Originaltitel:
The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring
Kinostart:
19.12.01
Laufzeit:
178 min
Regie:
Peter Jackson
Drehbuch:
Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Darsteller:
Elijah Wood, Ian McKellen, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, Sean Bean, Sean Astin, Billy Boyd, Dominic Monaghan,
Der Hobbit Frodo findet nach dem Geburtstag seines Onkels Bilbo einen seltsamen Ring in seinem Besitz. Der Zauberer Gandalf findet heraus, dass es sich um den Einen Ring handelt, mit dem der böse Sauron ganz Mittelerde unterwerfen kann und will. Und Sauron ist dem Ring schon auf der Spur.

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