Kritik zu Game of Thrones Folge 6.09: Das große Action-Highlight der 6. Staffel

SPOILER

Die sechste Staffel von Game of Thrones biegt auf die Zielgerade ein und sorgt mit "Battle of the Bastards" für ein Highlight der Fernsehgeschichte. Nie wurde wohl eine Schlacht für eine TV-Serie aufwendiger inszeniert und das Ergebnis kann sich am Ende wirklich sehen lassen. "Battle of the Bastards" gehört ohne Zweifel zu den besten Folgen von Game of Thrones.

Wie es für Game of Thrones typisch ist, fokussiert man sich bei den actionreichen Episoden in der Regel auf wenige Handlungsorte und springt nicht wie sonst über die gesamte Weltkarte. In "Battle of the Bastards" stehen daher auch nur zwei Geschehnisse im Mittelpunkt, was der Folge richtig gut tut. Dabei ist nicht nur allein das finale Aufeinandertreffen von Jon Snow und Ramsay Bolton actionreich, schon der Einstieg ist alles andere als langweilig. So setzt die Handlung direkt an die Geschehnisse von Episode 8 an und zeigt, wie Tyrion und Daenerys mit dem Angriff der Masters auf Meereen umgehen. Sowohl das Gespräch zwischen den beiden, als auch die Verhandlung mit den Masters und der darauffolgende Drachenangriff sind ein perfekter Einstieg in die Folge. Interessanterweise hat man sich bei der Episode das Budget nicht nur allein für die Schlussschlacht aufgespart, sondern feuert auch gleich zu Beginn ein wirkliches Highlight ab. Die Effekte sind bis auf ein paar Ausnahmen für eine TV-Serie wieder einmal unglaublich gut und sorgen für einen tollen Auftaktkampf.

Spannenderweise belassen es die Autoren in dieser Folge jedoch nicht nur mit der Auflösung um die Geschichte der Master in Meereen. Kurze Zeit später treffen auch Theon und Yara Greyjoy am Hofe von Daenerys ein und bieten der Königin ihre Schiffe und einen Pakt an. Die Szene selbst macht viel Spaß und man kann schon jetzt sehen, dass mit Yara und Daenerys zwei Frauen aufeinandertreffen, die schon bald eine interessante Dynamik entwickeln könnten. Das Bündnis verspricht aber in jedem Falle, dass die Geschichte um Daenerys endlich vorwärtsgeht und wir sie vielleicht schon bald in Westeros begrüßen können. Für Buchleser dürfte der einzige Wehmutstropfen sein, dass die beiden Greyjoys es schon verdammt schnell nach Meereen geschafft haben. Gerade das scheinbar sehr schnelle Überwinden von Entfernungen innerhalb der sechsten Staffel sorgt bei vielen Lesern immer wieder für skeptische Kommentare. Letztendlich muss man aber bedenken, dass die Serie sich langsam dem Ende nähert und man einfach nicht mehr die Zeit hat, um lange Reisen zu zeigen. Für die reinen Serienzuschauer sind die Entfernungen in der Regel eh kaum einschätzbar, sodass sich die Macher die Freiheit wohl auch weiterhin nehmen werden.

Die Schlacht um Winterfell

Trotz unterhaltsamer Handlung in Meereen liegt der Fokus der Episode natürlich auf dem Norden von Westeros. Dabei kann man von Ramsay Bolton halten was man will, auf dem Schlachtfeld hat sich der sadistische Emporkömmling durchaus als fähiger General erwiesen. Schon in Staffel 5 schlug er die Armee von Stannis und auch bei dem Aufeinandertreffen mit Jon Snow macht Ramsay eigentlich alles richtig. Zunächst einmal gelingt es ihm durch den Tod von Rickon Stark, Jon Snow so zu provozieren, dass dieser seinen Schlachtplan über den Haufen wirft und mehrere Fehler begeht. Dass die große Schlacht am Ende nicht ohne den Tod eines Starks auskommt, ist dabei nicht unbedingt überraschend. Selbst Sansa stellte in der Folge schon früh fest, dass Rickon ohnehin schon tot ist. Die Art und Weise des Todes passt allerdings wieder sehr gut zur kranken Art von Ramsay. Jon kann man durchaus vorwerfen, dass es sich mit dieser erwartbaren Handlung zu einfach aus der Reserve locken lässt. Auf der anderen Seite können aber vermutlich nur wenige nachvollziehen, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Bruder vor den Augen ermordet werden soll. Vielleicht wäre es inhaltlich klüger gewesen, die Gefangennahme von Rickon erst an dieser Stelle preiszugeben. Allerdings ist es fraglich, ob viele Zuschauer sich ohne die vorherige Wiedereinführung der Figur, überhaupt an den Charakter erinnert hätten.

Game of Thrones

Was auf die erneute tödliche Tat von Ramsay Bolton folgt, ist die ohne Zweifel beste Schlachtszene, die man bisher in einer TV-Serie sehen konnte. Das Aufeinandertreffen der beiden Heere ist dreckig, brutal und einfach total chaotisch. Trotzdem wird man als Zuschauer einfach in die Geschehnisse hineingezogen. Am Ende erweist sich Ramsay genau als der fähige Heerführer, vor dem Sansa ihren Bruder Jon Snow warnt. Wie einst Hannibal gegen die Römer in der Schlacht von Cannae, kann Ramsay die Armee von Snow vollkommen einschließen und alles scheint verloren. Im Gegensatz zu den Römern, die damals sogar in Überzahl waren und trotzdem durch das Manöver beinah ein komplettes Heer verloren, geht der Plan am Ende aber nicht auf. Wie viele Zuschauer im Vorfeld schon vermutet haben, folgt die Rettung in Form von Littlefinger, der mit seinem Heer genau rechtzeitig eintrifft. Zugeben die Rettung aus dem Nichts durch eine eintreffende Armee ist gerade bei Game of Thrones nicht unbedingt neu oder innovativ. Als perfektes emotionales Ende für die Schlacht der Bastarde funktioniert sie jedoch trotzdem. Etwas fraglich bleibt jedoch, warum Sansa ihren Bruder nicht über eine mögliche eintreffende Unterstützung im Vorfeld informierte. Vor diesem Hintergrund hätte es vielleicht doch Sinn gemacht, mit dem Angriff zu warten. Vielleicht wollte Sansa aber auch einfach verhindern, dass Ramsey sich in Winterfell verbarrikadiert, und die offene Konfrontation außerhalb des Schlosses durch die scheinbar schwächere Armee erzwingen. In jedem Fall war die Aktion risikoreich, zahlte sich am Ende aber aus.

Das Ende des Bastards

Mit dem Eintreffen von Littlefinger ist die Schlacht um den Norden schließlich entschieden, der Konflikt der Bastarde jedoch noch nicht beendet. Es sagt an dieser Stelle viel über Game of Thrones aus, dass man als Zuschauer trotz des Sieges irgendwie immer noch nicht glauben möchte, dass tatsächlich die Guten gewinnen. Zu tief sind die Narben aus den vergangenen Jahren, als dass man den Machern in dieser Hinsicht noch vertraut. In diesem Fall war das Misstrauen aber dann doch ungerechtfertigt. Schon die ganze sechste Staffel hatte immer wieder Momente, die als so etwas wie Wiedergutmachung für die geschundene Fan-Seele angesehen werden können. Auch das Ende von "Battle of the Bastards" lässt sich zu diesen zählen. Jon Snow gelingt es, Winterfell einzunehmen und Ramsay Bolton endlich zu stellen. Es folgt ein Zweikampf, der einen besiegten und zerschlagenen Bolton hinterlässt. Kurz konnte man dann auf die Idee kommen, dass es die Serienmacher die Figur am Ende sogar am Leben lassen. Doch schließlich folgt das finale Aufeinandertreffen zwischen Ramsay und Sansa, das die Geschichte des letzten Boltons beendet. Sansa bekommt ihre Rache und wenn es eine Person verdient hat, von den eigenen Hunden gefressen zu werden, dann ist es Ramsay Bolton.

Game of Thrones

Natürlich kann die Schlacht nicht vollkommen ohne Verluste bekannter und beliebter Charaktere auf der Seite von Jon Snow ausgehen. Letztendlich ist es der Riese Wun Weg Wun Dar Wun, der die Kampfhandlungen nicht überlebt. Nicht unbedingt ein Hauptcharakter, konnte die Figur sich doch in der Staffel in die Herzen der Zuschauer spielen. Vermutlich dürfte der Tod sogar vielen mehr zu Herzen gegangen sein als der von Rickon Stark. Nicht unter den Toten befinden sich dagegen Ser Davos und Melisandre, was schon bald richtig interessant werden dürfte. So findet Ser Davos am Abend der Schlacht heraus, was Melisandre und Stannis Baratheon kurz vor ihrem Angriff auf Winterfell in Staffel 5 getrieben haben. Davos wartet jedoch mit der Konfrontation bis nach dem Ende der Schlacht, sodass schon allein diese offene Handlung einiges für das Staffelfinale in der kommenden Woche verspricht.

Fazit

"Battle of the Bastards" zeigt Game of Thrones in Höchstform. Die Episode zieht den Zuschauer von Anfang an in ihren Bann und lässt ihn bis zum Ende nicht mehr los. Kleine Ungereimtheiten vergibt man spätestens mit dem Beginn der Schlacht, die einfach nur unglaublich intensiv inszeniert wurde. Man kann eigentlich nur den Hut vor Regisseur Miguel Sapochnik ziehen, der im vergangenen Jahr mit “Hardhome” schon für ein Highlight der Serie verantwortlich war und nun noch einmal einen draufsetzt.

Game of Thrones

Originaltitel: Game of Thrones (2011-2019)
Basiert auf der Fantasy-Reihe Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin
Erstaustrahlung am 17.04.2011
Darsteller: Peter Dinklage (Tyrion Lennister), Lena Headey (Cersei Lennister), Emilia Clarke (Daenerys Targaryen), Kit Harington (Jon Snow), Sophie Turner (Sansa Stark), Maisie Williams (Arya Stark), Nikolaj Coster-Waldau (Jaime Lennister)
Produzenten: David Benioff, D. B. Weiss, Carolyn Strauss, Frank Doelger, Bernadette Caulfield
Staffeln: 8
Anzahl der Episoden: 73


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