
Während Michael Buchholz in „Sprungsteine der Zeit“ sich intensiv um Atlan gekümmert hat, treibt Susan Schwartz in ihrem Folgeroman die Auseinandersetzung mit den Posbis weiter. Michael Buchholz und Rüdiger Schäfer scheinen hier allerdings die Ideen auszugehen, denn sie greifen wieder und leider nicht zum ersten Mal in der „Neo“ Serie auf den Trick mit der Zeitreisen zurück.
Weiterhin besteht die Perry Rhodan Handlung eher aus der Nutzung von „Deus Ex Machina“ Ideen/ Auflösungen und zu vielen Zufälligkeiten. Gleich zu Beginn des Romans informiert der aus der Stase aufgeweckte Urposbis die Menschen in Person von Perry Rhodan, dass sie jetzt an Bord des Raumschiffs ins Sol System fliegen, um es zu zerstören. Mittels eines Signals werden die Urposbis zumindest zeitweise „gelähmt“ und neutralisiert. Die guten Posbis schicken Perry Rhodan und seine Gefährten durch verschiedene Gänge zu einem Raum, in dem sich ein natürlich auf Senden geschalteter Liduuri Transmitter befindet, in den sich Perry Rhodan und Co. trotz der kaum beantworteten Frage nach dem Ziel stürzen. Im Grunde kommen sie am gleichen Ort aus dem gleichen Transmitter, nur ist das Datum der 19. September 50.939 vor Christi, wie ein schneller Hack – Hacker scheinen die neuen Mutanten der Gegenwart zu sein, die mit ihrer Intelligenz und ihren Fertigkeiten alle Wissenslücken innerhalb von Sekunden durch einigen Tastendrucke füllen – von Tim herausfindet. In wenigen Tagen soll das Sol System durch die Liduuri evakuiert werden. Im nächsten Raum finden sie passend vier größenvariable Uniformkombinationen des Sicherheitsdienst natürlich mit voller Austrüstung , Dienstwaffen und entsprechenden Hoch rangigen Chips, mit denen sie sich im Grunde frei bewegen können. Perry Rhodan plant, mit Dorain in Kontakt zu treten, da er sich nicht zutraut, sowohl bei den Bomben als auch in der Programmierung der Ur Posbis Veränderungen vorzunehmen. Da überall Hektik herrscht, fallen sie nicht auf.
Es ist schon schwer zu glauben, das im Schiff der Schurken sich ein Zeittransmitter befindet. Bedenkt man, wie viel Energie diese Geräte verbrauchen, müsste es sich theoretisch um ein Perpetuum Mobile handeln. Dieser Transmitter ist zusätzlich vor allem richtig eingestellt und strahlt die Unfreiwilligen sogar in die richtige Zeit, an den richtigen Ort und schließlich auch noch vor den richtigen Raum ab. Wäre das alles beabsichtigt, dann ergäbe es eine Planung von James Bond Dimensionen, in denen der Zufall regiert. Noch unglaubwürdiger ist es, dass sie im nächsten Raum geeignet für genau vier Personen die richtige Ausrüstung vollständig und sofort einsatzbar finden. Sogar eine Kommandoarmband scheint vorhanden. Alle diese Ideen aneinander gereiht und leider nicht zum ersten Mal in der „Neo“ Serie verwandt zeigen die Einfaltslosigkeit der Exposeautoren. Es ist schade, dass spätestens ab dieser Sekunde sich auch die Posbis in die Reihe von Ideen der Erstauflage einreihen, die durch die Behandlung der drei Exposeautoren Frank Borsch, Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz ihre faszinierenden Identitäten verlieren und leider keine neuen Aspekte hinzugewinnen. Die Konstruktionen gehen weiter. Perry Rhodan kann an einer wichtigen Stelle seine Probleme mit den Urposbis und den entsprechenden Bomben abladen. Es stellt sich heraus, dass alles inklusiv der Zeitreise so geplant worden ist. Es handelt sich um eine Art geheime Zeitschleife. Zumindest haben die Exposeautoren etwas Humor. Die Zeitschleife muss so funktionieren, weil es nicht anders gehen kann und deshalb so gehen muss. Im Vergleich zu den anderen Zeitreisen, in denen die Vergangenheit mit Folgen für die Zukunft entweder gerade gebogen worden ist oder/ und Bedrohungen lange vor ihrer Entstehung eliminiert werden, versuchen die Autoren die Schwächen ihrer inhaltlichen Logik mit einer feststehenden Konstante auszugleichen. So wird jede Form von Widerspruch umgehend ausgeschaltet. Es kommt aber noch eine andere Idee hinzu.
Die Sicherheitsschaltung der Liduuri, die Zeitreisende nach 15 Stunden destabilisieren, wenn sie nicht in ihre eigene Zeit zurückkehren. Es gibt zwar Mittel, welche die Symptome unterdrücken. Bedenkt der Leser, dass es sich angeblich um eine Zeitschleife handelt, die von Beginn an so konstruiert worden ist, dann stellt sich die Frage, warum Perry Rhodan und sein Team von der zeitlichen Befristung nicht gleich erfahren haben. Der Logik folgend wäre das Elementar gewesen. Nur das sie an der richtigen Stelle den richtigen Mann getroffen haben, der auch noch über die richtigen Gegenmittel verfügt, hätte wie im Roman beschrieben der Mission zum Erfolg verholfen. Auch wirken die 15 Stunden auf der einen Seite viel zu knapp, zumal sich die gesundheitlichen Folgen je relativ schnell zeigen und die Mission auch beeinflussen. Auf der einen Seite können sie die Probleme in der Vergangenheit ja gar nicht lösen, da reicht ein halbherziges Versprechen, das in dieser Form die Gegenwart nachhaltig beeinflussen muss.
Die ganze Zeitreiseschleife wirkt stark konstruiert und in der vorliegenden Form auch nicht überzeugend genug. Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz sind erfahrene Autoren, um nicht jedes Klischees zu bedienen. Sie versuchen bemüht, andere - vielleicht auch mit einer stärker strukturierten Handlung - originelle Wege zu gehen. Das Ergebnis ist pragmatisch, es bleiben aber zu viele Fragen offen und einige spannungstechnische Komponenten erscheinen wie die schleichende Krankheit mühevoll hineingebaut, um irgendwelche Dynamik in einer ansonsten von Susan Schwartz nur routiniert erzählten Geschichte zu überzeugen.
Der zweite Spannungsbogen ist ein wenig interessanter und gleicht einige der Schwächen zumindest teilweise aus. Es gibt um eine Art Familienpolitik. Dabei spielen sowohl Agaia di Cardehlah als amtierende Regierungschefin sowie ihr Mann Dorain als Schöpfer des Posbis eine wichtige Rolle. Die Familie wird abgerundet durch zwei Töchter mit sehr unterschiedlichem Charakter. Ein Teil der Liduuri wurde von Tal infiziert und stirbt innerhalb von wenigen Monaten. Man will nur die Liduuri durch den Jupitertransmitter transportieren, um so eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Die zweite Idee, mittels eines ins Solsystem transportierten Sonnentransmitters Tiamur als Ganzes zu versetzen und zumindest impliziert dann weiter zu isolieren, um zumindest die Forschung zu ermöglichen, aber ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern, wird abgelehnt. Es folgen einige Auseinandersetzungen innerhalb der Familie. Susan Schwartz bemüht sich auf der einen Seite, diese vor allem „zwischenmenschlichen“, aber das ganze Schicksal des Volkes betreffenden Ereignisse spannend zu beschreiben. Dabei gibt sie weitere Einblicke in das Volk der Liduuri. Hinzu kommt das erneute Auftauchen der Bestien. Negativ ist allerdings, dass diese ganze Handlung zu „menschlich“ erscheint und weiter den Mythos des Posbis demontiert.
Zusammengefasst ist „Exodus der Liduuri“ einer der schwächsten Romane dieser Miniserie. Die Zeitreise wirkt bemüht, hektisch und zu offen abgeschlossen und zeigt, dass die Autoren mit Pery Rhodan als agierender Person im Detail nichts anfangen können. Der Hintergrund zum potentiellen, den Titel bestimmenden Exodus der Liduuri ist zu menschlich beschrieben und verschenkt ausreichend Konfliktpunkte. Zumindest versucht Susan Schwartz dieses inhaltliche Chaos stilistisch ansprechend zu erzählen.
Pabel Verlag , Taschenheft
160 Seiten