Tim Burtons Version zu Alice im Wunderland, nach der berühmten Romanvorlage von Lewis Carroll, hat 2010 zwar die Kritiker nicht vom Hocker gehauen, aber trotzdem weltweit über eine Milliarde Dollar eingespielt. Ein beachtliches Ergebnis. Kein Wunder, dass eine Fortsetzung schnell beschlossen wurde. Bei Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln übernimmt jedoch Burton nicht die Regie, sondern überlässt dies James Bobin, der u.a. die Filme Muppets (2011) und Muppets: Most Wanted (2014) inszeniert.
Abgesehen vom Regisseur sind Cast und Crew aus dem ersten Film wieder mit von der Partie. In den wiederkehrenden Hauptrollen zu sehen sind Mia Wasikowska (Alice), Johnny Depp (der verrückte Hutmacher), Helena Bonham Carter (die rote Königin), Anne Hathaway (die weiße Königin), Matt Lucas (Diedeldum und Diedeldei), Stephen Fry (Grinsekatze), Alan Rickman (Raupe Absolem), Michael Sheen (das weiße Kaninchen), Timothy Spall (Bayard), Paul Whitehouse (Thackery, der März Hase) und Barbara Windsoe (Haselmaus Mallymkun).
Das bereits beachtliche Ensembe wird von Rhys Ifans (Vater des verrückten Hutmacher), Ed Speleers (James Harcourt), Sache Baron Cohen und Toby Jones erweitert.
Hinter den Kulissen versammeln sich Komponist Danny Elfman, Autorin Linda Woolverton, Kostümdesignerin Colleen Atwood, Special-Effects-Supervisor Ken Ralston, sowie die Produzenten Tim Burton, Joe Roth und Jennifer & Suzanne Todd. Unterstützt werden sie von den Neuzugängen Dan Hennah (Production Designer, Der Hobbit), Stuard Dryburgh (Kamera, Das geheime Leben des Walter Mitty), Peter King (Make-Up, Der Hobbit) und Neil Corbould (Special Effects, Gravity).
Kritik
von Sebastian Lorenz. Viele Jahre nach den Ereignissen aus Alice im Wunderland wird Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) über einen magischen Spiegel in die Welt von Unterland zurückgeholt. Wie sie von der Weißen Königin (Anne Hathaway) erfährt, ist der Verrückte Hutmacher (Johnny Depp) nicht mehr er selbst und liegt im Sterben. Sie schickt Alice auf eine Reise in die Vergangenheit, um ihn zu retten. Immer dicht auf ihren Fersen: die Zeit (Sascha Baron Cohen) und die Rote Königin (Helena Bonham-Carter).
Unerwartet anders
Tim Burtons Alice im Wunderland aus dem Jahr 2010 war für Disney kommerziell ein riesiger Erfolg, der weltweit über eine Milliarde Dollar einspielte. Der war allerdings hauptsächlich dem Umstand zu verdanken, dass es sich um den ersten großen 3D-Blockbuster nach James Camerons Avatar (2009) handelte und vom Comeback des 3D-Booms profitierte.
Trotz beeindruckender Spezialeffekte und Burtons visuell gekonnter Umsetzung konnte der Film inhaltlich nicht überzeugen. Der Titelcharakter Alice hatte erstaunlich wenig zu tun und Mia Wasikowskas Darstellung wirkte in Anbetracht der Geschehnisse in der fantastischen Welt lustlos. Der Fokus lag auf Johnny Depps Hutmacher.
Bei der Fortsetzung, die von James Bobin (Die Muppets) inszeniert wurde, hat man aus den Fehlern des ersten Teils gelernt und dreht den Spieß um. Diesmal zeigt sich Alice viel enthusiastischer und lebhafter und fungiert sogar, wie man es vom Filmtitel erwartet, als zentraler Charakter.
Es wird auch nicht unnötig viel Zeit mit der Einführung neuer Charaktere und deren Lebensgeschichte vertrödelt. Stattdessen konzentriert sich der Film auf bereits etablierte Figuren wie die Grinsekatze, das Weiße Kaninchen oder Absolem und beschränkt den Output an neuen Charakteren aus dem Wunderland auf ein Minimum.
Hutmacher schwach - Rote Königin stark
Größte Schwäche des Films ist Johnny Depp als Hutmacher. Der Charakter war schon im ersten Film weder Jack Sparrow noch Willy Wonka (und selbst der ist schon hart an der Grenze). Auch wenn Depp in der Vergangenheit mit seinen Jack-Sparrow-Variationen bizarren Charakteren zu einem gewissen Unterhaltswert verhalf, so ist der lispelnde, diesmal depressive Hutmacher nun alles andere als eine interessante Figur. Da hilft auch dessen Hintergrundgeschichte, die als zentraler Dreh- und Angelpunkt der Handlung dient, nicht mehr.
Erfreulicherweise fällt die Rolle eher klein aus, obwohl Depps Name sogar noch vor dem Filmtitel als erstes in den Credits eingeblendet wird (Mia Wasikowska ist nach Anne Hathaway übrigens die dritte).
Was beim Hutmacher fehlt, wird zumindest durch die Rote Königin kompensiert. Die energiegeladene Helena Bonham-Carter legt diesmal noch einen drauf und verleiht der Figur nicht nur neue Facetten, sondern sorgt auch für den nötigen Humor und den witzigsten Moment des Films, der zumindest in der Pressevorführung auch den grummeligsten Ich-hab-keinen-Bock-Journalisten zum Lachen brachte.
Außerdem wird in dem Film erklärt, warum ihr Kopf so riesig ist. Unklar bleibt allerdings, warum der Hutmacher noch stärker geschminkt ist als Kim Kardashian und magische Fähigkeiten besitzt, obwohl seine Eltern ganz normale Menschen zu sein scheinen. Aber es heißt ja nicht umsonst "Wunderland", also denken wir nicht weiter darüber nach.
Fazit
Alice im Wunderland - Hinter den Spiegeln ist bunte, leichte Kost für die ganze Familie. Wer den ersten Teil kennt und seine Erwartungen an die Fortsetzung in Grenzen hält, sollte angenehm überrascht werden. Die Spezialeffekte sind erstklassig, auf den 3D-Gimmick kann man allerdings verzichten.
Der Film ist Alan Rickman gewidmet, der Raupe Absolom die Stimme leiht. Diese Sprechrolle gehört zu einer seiner letzten Arbeiten.