Seit Jahren erfreut Holzschnitzer Mr. Meacham (Robert Redford) die Kinder aus der Nachbarschaft mit Geschichten über einen wilden Drachen, der in den tiefen Wäldern des Pazifischen Nordwestens lebt. Für seine Tochter Grace, Försterin in der Umgebung, waren diese Geschichten nie mehr als Legenden, bis sie den Jungen Pete (Oakes Fegley) kennenlernt. Der mysteriöse Zehnjährige hat weder Familie noch ein Zuhause und behauptet, zusammen mit einem gigantischen grünen Drachen namens Elliot in den Wäldern zu leben. Auf wundersame Weise hat das Wesen aus Petes Beschreibungen große Ähnlichkeit mit dem Drachen aus Mr. Meachams Geschichten. Zusammen mit der elfjährigen Natalie (Oona Laurence), der Tochter von Sägewerkbesitzer Jack (Wes Bentley), macht es sich Grace zur Aufgabe, Petes Herkunft und das Geheimnis seines Drachens zu lüften.
Kritik
von Katrin Hemmerling.
Der kleine Pete (Oakes Fegley) verliert bei einem Autounfall im Wald seine Eltern und wird von dem Drachen Elliot aufgenommen. Gemeinsam leben sie einige Jahre versteckt im Wald, bis Pete per Zufall gefunden wird. Grace (Bryce Dallas Howard), die für den Naturpark arbeitet, macht es sich zur Aufgabe, gemeinsam mit ihrer künftigen Stieftochter Natalie (Oona Laurence) herauszufinden, wie Pete so lange im Wald überleben konnte - denn an die Geschichte eines Drachen glaubt Grace nicht.
Im Laufe der Geschichte wurde immer wieder von Kindern berichtet, die aus verschiedenen Gründen in der Wildnis aufgewachsen sind und quasi von Tieren aufgezogen wurden. Der bekannteste Fall dürfte der von Victor von Aveyron, dem sogenannten Wolfsjungen sein. Damit hätte Elliot, der Drache das Potenzial in einen Film abzugleiten, der sich mit diesen Aspekten zu detailliert beschäftigt oder gar versucht, auf die wissenschaftlichen Aspekte einzugehen. Zum Glück schlägt er aber diese Route nicht ein, sondern ist in erster Linie eins: Ein Film, der sich wunderbar gegen den Trend stellt, hektische und überbunte Filme für Kinder zu gestalten.
Wer einen Film sucht, den Kinder konzentriert ansehen können, ohne dabei mit zu viel Spannung und Dramatik überfordert zu werden, ist bei Elliot, der Drache an der richtigen Adresse. Themen wie der Unfalltod von Petes Eltern werden behutsam umgesetzt, sodass die jungen Zuschauer nicht überfordert werden; vor allem deswegen, weil fast direkt im Anschluss an diese Szene der Drache bereits das erste Mal auftaucht und mit seiner Tollpatschigkeit für den ersten Lacher sorgt.
Weta Workshop sorgt für einen Augenschmaus
Kurz und knapp wird in einer Montage erzählt, wie Petes und Elliots Leben im Wald abläuft. Gerade die älteren Zuschauer werden hier den heimlichen Hauptdarsteller des Films schnell für sich entdecken; gedreht wurde nämlich in Neuseeland und man hat es großartig verstanden, die Landschaft atemberaubend in Szene zu setzen.
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Für die Animation von Elliot war Weta Workshop zuständig. Das Unternehmen ist vor allem durch seine Arbeit an Der Herr der Ringe und Der Hobbit bekannt. Wie fast nicht anders zu erwarten, setzt die Animation des Drachen neue Maßstäbe. Von der Spiegelung Elliots im Wasser bis hin zu dem sehr detaillierten, seidig anmutenden Fell - hier ist dem Film anzumerken, dass nicht am falschen Ende gespart wurde. Lediglich das Gesicht Elliots dürfte - wiederum bei den älteren Zuschauern - Erinnerungen an Fuchur, dem Glücksdrachen aus Die Unendliche Geschichte wecken.
Die Besetzung des Films kann in jeder Rolle voll überzeugen. Vor allem die Jungdarsteller schaffen es, nicht neben die großen Namen wie Robert Redford, der Grace Vater spielt, oder Karl Urban in der Rolle des Holzfällers Gavin unterzugehen. Urban selbst ist anzumerken, dass er mit seiner Rolle als testosterongefüllter Gavin zum Teil sehr kokettiert und ihn mitunter selbst gewaltig auf die Schippe nimmt.
Die Geschichte spielt übrigens nicht in der heutigen Zeit. Hier bekommen die Kinder noch Bücher vorgelesen, anstatt mit einem Tablet und Candy Crush in die Ecke gesetzt zu werden. Gerade diese Momente machen der Kino-Begleitung vermutlich bewusst, dass es manchmal nicht so viel braucht, um ein Kind glücklich zu machen.
Fazit
Elliot, der Drache ist ein Film nicht nur für die jüngeren Besucher, auch die ältere Begleitung wird sich mit dem Film wunderbar unterhalten fühlen. Er hat den Mut, nicht auf den Zug der hektischen Kinderfilme aufzuspringen, sondern entführt seine Zuschauer - zugegeben mit einem gewaltigen Schuss Nostalgie - in eine Zeit, die noch gar nicht so lange zurück liegt. Somit ist Elliot, der Drache ein zum Teil sehr leiser Film, der behutsam Themen wie Verluste und Trennungen aufgreift und aufarbeitet. Eine willkommene Abwechslungen zu der heutigen Reizüberflutung.