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Nach elf Jahren in der so sympathischen Bonner Beethovenhalle fand die AnimagiC 2017 vom 4. bis zum 6. August nun erstmals im Mannheimer Rosengarten statt. Natürlich war das für die meisten Fans zunächst einmal ungewohnt, aber wirklich unzufriedene Gesichter waren im Grunde an keinem dieser drei Tage auszumachen, und das hat Gründe.
Der Ort des Geschehens
Zahlreiche Anime-Anhänger verbinden mit der ehemaligen Hauptstadt unzählige schöne Erinnerungen. Dort oder sogar noch in Koblenz, dem allerersten Austragungsort, sind viele Freundschaften entstanden, die bis heute andauern und aus denen Projekte (zum Beispiel Showgruppen) erwachsen sind, die teilweise das Convention-Geschehen bis zum heutigen Tage bereichern.
Da ist es nur logisch, dass die Ankündigung des Umzugs zunächst wehmütige Gesichter zur Folge hatte. Als allerdings mit Mannheim das neue Reiseziel für alle Freunde gezeichneter Abenteuer aus Japan feststand, hellten sich diese jedoch nach und nach wieder merklich auf. Denn selbst diejenigen, die noch nie in der Rhein-Neckar-Metropole waren, konnten anhand diverser Fotos erahnen, wie viele Vorzüge diese Location auf sich würde vereinen können:
Sie liegt in unmittelbarer Bahnhofsnähe, umgeben von tollen Hotels, nicht weit entfernt vom Stadtzentrum und hat vor allem eine der vielleicht deutschlandweit besten Cosplayer-Shooting-Locations zu bieten: den Wasserturm respektive den Friedrichsplatz - Springbrunnen inklusive.
Aber auch der Rosengarten selbst hat eine Menge zu bieten. In erster Linie handelt es sich bei ihm eben um ein wirklich großes Kongresszentrum, das nicht nur von außen an ein Theater erinnert. Der Eingangsbereich, die großen Säle und die vielen Treppen könnten ebenso einem Schauspielhaus entstammen. Eines mit einer derart großen Anzahl an Anzahl an Bühnen, Rolltreppen, breiten Gängen und Sitzgelegenheiten findet man allerdings vermutlich eher selten.
Platz ist das Stichwort: Selbst an den traditionell besonders zuschauerstarken Tagen Samstag und Sonntag wirkte keine der vier Etagen je wirklich überfüllt. Zu keinem Zeitpunkt fühlte man sich eingeengt, und im gesamten Gebäude war die Temperatur zudem sehr angenehm.
Ein reichhaltiges (Programm-)Angebot
Es ist bekannt, dass die DVD- und Blu-Ray-Verkäufe insgesamt in Deutschland (und weltweit) rückläufig sind. Alle DVD-und Blu-Ray-Verkäufe? Nein, denn das kleine gallische Dorf, das die Ausnahme von der Regel bildet, ist die Anime-Industrie, wovon man sich in Mannheim beinahe minütlich selbst überzeugen konnte.
An jedem der Publisher-Stände, wo wie immer begehrte Neuerscheinungen zu finden waren, herrschte permanent reges Treiben. Außerdem konnte man von Stunde zu Stunde mehr Leute mit vollen Tüten und Taschen entdecken.
Nicht viel anders sah es im Übrigen an den Ständen der Verlage aus. Während dort zudem als Ehrengäste beispielsweise diverse Zeichner (japanische, aber auch deutsche) fleißig Autogramme schrieben, warteten die Verleihe vorwiegend mit Synchronsprechern und Regisseuren auf, die ebenfalls so ziemlich alles signierten, was ihnen vorgelegt wurde.
Darüber hinaus konnte man an einigen Panels oder Synchronworkshops teilnehmen, was außerordentlich interessant war. In beiden Fällen zeigten sich die Protagonisten der überwiegend sehr gut besuchten Veranstaltungen oftmals überaus auskunftsfreudig, sodass selbst absolute Kenner der Szene nicht ohne Erkenntnisgewinn den Saal verlassen mussten.
Außerdem liefen praktisch rund um die Uhr (im Rahmen der Öffnungszeiten versteht sich) in den insgesamt sieben Anime-Kinos Filme und Serien aus dem aktuellen Programm der Branchen-Platzhirsche, und wer sich einmal zwischendurch stärken wollte, hatte in der Food-Area die Qual der Wahl. Im Übrigen gab es auch ein echtes Maid-Café nach japanischem Vorbild, das nahezu immer voll besetzt war.
In dem Games-Room wiederum durfte nach Herzenslust auf so ziemlich allen Konsolen der aktuellen Generation gezockt werden. Auf Ebene 0 befand sich überdies noch ein kleiner Floh- sowie der Künstlermarkt und ein eigener Zeichenworkshop-Bereich, wo nicht nur die Profis Beeindruckendes zu Papier brachten.
Apropos beeindruckend: J-Pop-Begeisterte, also mindestens 90% der Convention-Besucher, kamen ebenfalls voll auf ihre Kosten. Fantastische Music-Acts sorgten primär gegen Abend für einen idealen Tagesausklang, wobei bekanntermaßen in Con-Zeiten nur wenig geschlafen wird.
Fazit
Man muss den Veranstaltern wirklich ein großes Kompliment machen: Es ist sicher nicht einfach, eine Location zu finden, die so viele Vorzüge auf sich vereint. Thomas Webler und Mario Enders, den Köpfen hinter der AnimaniA, ist genau das jedoch gelungen, und man spürt regelrecht, dass dies erst der Anfang war.
2018 feiert die AnimagiC ihren 20. Geburtstag, und ja, es mag jetzt vielleicht alles etwas professioneller und weniger heimelig daherkommen, aber das Familiäre kann dieses Wochenende überhaupt nicht verlieren.
Denn dafür waren schon immer all die Anime-Fans verantwortlich, die innerhalb von zwei Jahrzehnten aus einer kleinen Veranstaltung ein riesiges Event haben werden lassen, und deshalb darf sich jeder, der seinen Traum lebt, durch die Zeit fliegt, den größten Schatz der Welt sucht, das Zauberwort sagt, nur Fragen in seinem Kopf hat, einmal unbesiegbar sein wird oder schlicht der Allerbeste sein will, wie keiner vor ihm war, auf den kommenden August freuen.