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Nachdem die letzte Episode die Handlungsstränge der bisherigen Staffel noch einmal zusammengebracht hat, scheint es mit "Time for After" im Konflikt rund um Negan endlich wieder voran zu gehen.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Rick hat sein Ansinnen, es nochmal mit einem Bündnis mit Jadis und ihrer Gang vom Schrottplatz zu versuchen, in Gefangenschaft gebracht. Nur mit einer Boxershorts bekleidet schwitzt er im heißen Metallcontainer vor sich hin, was ihn aber nicht davon abhält, weiter wilde Versprechungen oder auch Drohungen von sich zu geben, um Jadis doch noch auf seine Seite zu ziehen.
Dass Jadis sonderbar ist, sollte mittlerweile klar sein - und so ist sie jetzt auch eher daran interessiert, Rick in seiner Bredouille zu fotografieren und malen zu lassen, um für das "Hinterher" eine Skulptur von ihm anzufertigen.
Darüber, was das "Hinterher" sein soll, muss man sich nicht lange den Kopf zerbrechen. Wie bereits für die Schrottplatz-Gang bekannt. kommt wieder ein gerüsteter Zombie am Spieß zum Einsatz. Natürlich schafft es der verschwitzte Herkules-Rick, sich zu befreien und trotz Handfesseln nicht nur den Zombie abzuwehren, sondern auch bewaffnete Wächter und schließlich Jadis selbst zu Boden zu zwingen. Abermals garniert mit wüsten Drohungen, was passieren wird, wenn sie sich weiter gegen ihn stellen, gibt Jadis schließlich nach und sichert Rick Unterstützung zu.
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Die Frage bleibt jedoch: Was soll das Ganze? An der Stelle waren wir bereits und die Illoyalität der wortbrüchigen Jadis und ihrer Gang hat die Gruppierungen rund um Rick ziemlichen Ärger eingebracht. Sind das wirklich Leute, auf die man sich zum jetzigen Zeitpunkt noch verlassen können will und für die sich ein derart riskanter Einsatz lohnt?
Mit dem Kopf durch die Wand
Aber gut, Rick hat ja nicht einmal seine eigenen Leute so recht unter Kontrolle. Da kommt es auf die Jadis-Gang wohl auch nicht mehr an. Daryl geht nämlich alles nicht schnell genug und befürchtet zudem, dass mit den Saviorn zu sanft umgegangen werden könnte.
In seinem Hass hat er in Tara und Morgan willige Verbündete, die für die Sache auch ihr eigenes Leben geben würden - im Gegensatz zu Michonne und Rosita, die sich zwar auch ein Bild von der Situation an der Sanctuary machen wollten, denen die Hau-Ruck-Aktion dann aber doch zu weit geht.
Zum Einsatz kommt wieder die A-Team-Klausel, die Norman Reedus in dieser Staffel scheinbar in seinem Vertrag hat: Er darf einen Lkw gegen eine Wand fahren, auf den letzten Metern schön klassisch mit einem Stein auf dem Gaspedal.
Für Daryl scheint auch alles nach Wunsch zu laufen - die Zombiehorde strömt ins Gebäude und macht den Saviorn das Leben schwer. Blöd für Rick, der Jadis eigentlich was von einem umzingelten Sanctuary erzählt hat und bei Ankunft mit der Schrottplatz-Gang auf einen leeren Hof blickt. Nicht sehr überzeugend.
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Die Qual der Wahl
Auf Eugenes Schultern liegt nicht nur die Last schwieriger Gewissensfragen, sondern er muss auch einen Großteil der Folge tragen.
Das Sanctuary wird von Zombies überrannt. Hier glimmt noch einmal ein wenig Spaß der ersten Staffel auf, wenn man sich fragt, wieso die Saviors dagegen nicht besser vorbereitet sind. Die untere Ebene kann man ja scheinbar gut absperren. Wieso ergreift man also nicht schon lange vorher entsprechende Maßnahmen? Keine Beschwerde, genau sowas gehört zu derlei Serien einfach dazu.
Eugene hingegen setzt das nur noch weiter unter Druck. Der Loyalitätsbruch den Alexandrianern gegenüber, sich zwischen den Saviorn behaupten zu müssen und schließlich auch die hohen Erwartungen von Negan drohen ihn zu zerreißen. Für zumindest kurzzeitige Entspannung greift Eugene zum Alkohol und scheint diesen bereits regelrecht zu brauchen.
Sowohl Gabriel als auch Dwight und Tanya zeigen Eugene auf, dass er sehr wohl die Möglichkeit hat, sich für das "Richtige" - also Ricks Seite und den Tod Negans - einzusetzen. Letztlich entscheidet er sich aber doch, auf der seiner Kalkulation nach sicheren Seite und somit bei Negan, zu bleiben.
Wie auch Eugene will Negan vor allem überleben, egal was es andere kostet. Während Eugene eher schüchtern wirkt und sich bis jetzt durch die Apokalypse durchschlawenzelt hat, tritt Negan mit sehr viel Selbstsicherheit auf. Er würde ja ohnehin überleben, denn er sei ja so gut in "dieser Sache" - aber er macht sich halt Sorgen um die anderen. Er weiß sehr genau, dass er Eugene nur etwas Honig ums Maul schmieren muss, damit dieser ihm einen Weg aus der Misere bastelt (oder es zumindest versucht).
Josh McDermitts Minenspiel in dieser Episode ist grandios und macht so Eugenes Verzweiflung beinah greifbar. Im direkten Kontrast zu Eugene bekommt auch Jeffrey Dean Morgans etablierte Schiene des grinsend-überheblich-einschüchternden Negans doch noch einmal etwas mehr Reiz.
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Fazit
Es steht und fällt mit dem Midseason-Finale nächste Woche.Für sich betrachtet überzeugt "Time for After" vor allem durch den Einsatz von Eugene als Verbindung zwischen Ricks und Negans Welt, jemand, der dem Zuschauer bereits seit geraumer Zeit bekannt ist.
Ein Knüller und die Chance für eine ordentliche Neuaufstellung der Serie wurden jedoch verpasst: In dieser Episode gab es durchaus die günstige Gelegenheit, mit Rick und Daryl gleich zwei zentrale Figuren von The Walking Dead sterben zu lassen. Zumal beide für die bisherige Staffel eher überflüssig waren.