Auf nach Wakanda! - Kritik zu Marvels Black Panther

In Captain America: Civil War musste Prinz T’Challa (Chad Boswick) mit ansehen, wie sein Vater König T’Chaka (John Kani) bei einem Anschlag getötet wurde. Er kehrt schließlich in sein Heimatland Wakanda zurück, um sein Erbe anzutreten und den Thron zu besteigen. Das Königreich Wakanda liegt von der Außenwelt verborgen - und die Bewohner Wakandas verbergen auch, auf welch technologisch hohem Stand sie sich dank des seltenen Metalls Vibraniums befinden. Der Rest der Welt glaubt, dass sich Wakanda auf dem Stand eines Dritte-Welt-Lands befindet.

T’Challa sieht sich nach seiner Rückkehr jedoch mit verschiedenen Bedrohungen konfrontiert, die nicht nur seinen Anspruch auf den Thron und den Frieden in Wakanda gefährden, sondern sogar einen Weltkrieg auslösen können - und dies will er um jeden Preis verhindern.

Nach seinem ersten Auftritt in Captain America: Civil War startet nun die Origin-Geschichte um den Black Panther in den Kinos. Der Start im Februar mag für manche verwunderlich sein; jedoch ist der Termin nicht ganz zufällig: Der Februar ist in den USA der Black History Month. Und mit der aktuellen weltpolitischen Situation entwickelte sich der Film anscheinend zu einem kleinen Politikum. Rotten Tomatoes sah sich gezwungen, gerade für Black Panther die Kritiken verstärkt zu moderieren und zu kontrollieren, da der Film gezielt schlechte Bewertungen erhielt. Die US-Kritiker hingegen feierten Black Panther jedoch schon beinah übertrieben.

All diese Diskussionen im Vorfeld haben leider dafür gesorgt, dass die Handlung und die Leistung des gesamten Teams von Black Panther ein wenig ins Hintertreffen geraten sind - und das hat dieser Film nicht verdient.

Denn Marvel serviert hier eine Origin-Geschichte, die frischen Wind in das MCU bringt. Hierfür sorgt vor allem das spielfreudige Ensemble.

Die Chemie im Cast stimmt

Chad Boswick hat sich in Captain America: Civil War vermutlich mit dem Problem konfrontiert gesehen, dass T’Challa im Grunde genommen eine von Rache getriebene Figur war, die wenig Sympathien einheimsen konnte, da sie abgesehen von seinen Rachgedanken etwas blass blieben. Black Panther gibt Boswick nun die Möglichkeit, die andere Seite von T’Challa zu zeigen - und damit kann er nun endlich punkten.

T’Challa präsentiert sich als junger, selbstbewusster Herrscher, der das Herz am rechten Fleck hat und einen starken Sinn für Gerechtigkeit besitzt. Dies könnte ihn schnell wie eine Figur ohne Ecken und Kanten wirken lassen, jedoch stellt ihm das Drehbuch eine Reihe anderer Figuren zur Seite, die dafür sorgen, dass T’Challa nicht der Prototyp des perfekten und damit langweiligen Königs ist.

Hier ist es insbesondere der weibliche Teil des Ensembles, der für ein wunderbares Gleichgewicht sorgt. Beraten in strategischen Belangen wird T’Challa von Okoye, die mit dem Rang eines Generals die Dora Milaje - eine Gruppe von Elitekriegerinnen, die den König Wakandas beschützt - anführt. Danai Gurira entpuppt sich hier als perfekte Besetzung, denn sie bietet Boswick in passenden Momenten die Stirn. Zudem kämpft sie sich durch sämtliche Actionsequenzen mit weiblicher Eleganz und macht dabei eine bessere Figur als manch anderer.

Miss Q oder Mrs Stark?

Shuri, T’Challas kleine Schwester, hätte bei einer ungünstigen Besetzung schnell eine Nervensäge sein können. Letitia Wright sorgt dafür, dass Shuri zwar überdreht, aber nicht nervig überdreht rüberkommt. Sie wirkt wie ein Nerd, den man auf einen Technik-Spielplatz losgelassen hat, um die Innovationen, die sie im Kopf hat, entsprechend umzusetzen. Klassisch gesehen ist Shuri damit der Q von Wakanda - bezogen aufs Marvel-Universum somit ein weiblicher Tony Stark. Wright hat sichtlich Spaß daran und blüht im Laufe des Films regelrecht auf.

Ein Darsteller sticht aber besonders hervor. Andy Serkis zeigt wieder einmal, dass er die Wandlung zwischen Genie und Wahnsinn beherrscht wie nur wenige. Seine Version von Ulysses Klaue wirkt in einem Moment brutal und angsteinflößend, nur um im nächsten Moment den Psychopathen wieder einzusperren.

Deswegen hat es Michael B. Jordan als zweiter Widersacher Killmonger etwas schwer. Zu einem verblasst er neben Serkis und zum anderen leidet seine Figur an der typischen Bösewicht-Krankheit eines Marvel-Films. Killmongers Beweggründe für das Dasein eines bösen Buben sind simpel und damit eher langweilig. Zwar wird er länger in Erinnerung bleiben als andere Antagonisten im MCU, sticht im Endeffekt jedoch nicht aus der Masse der Schurken heraus.

Das stotternde Kätzchen

Black Panther hat insgesamt 134 Minuten Zeit, um die Geschichte Wakandas zu erzählen. Eine kürzere Fassung wäre aber besser gewesen. Denn gerade am Anfang wirkt es wie ein Motor, der nach dem Kaltstart auf Volllast gefahren wird. Der Film stottert und stockt, bevor er nach dem gefühlten ersten Drittel erst schnurrt wie ein Kätzchen und auf eine rasante, aber sichere Fahrt gehen darf. Der Anfang von Black Panther gestaltet sich mitunter etwas chaotisch und zu verwirrend, sodass der Zuschauer etwas Schwierigkeiten hat, den Input zu ordnen, der ihm präsentiert wird. Hier wäre weniger mehr gewesen, vor allem, da das Publikum die Vielzahl der neuen Figuren, die gefühlt im Sekundentakt auftauchen, näher kennenlernen muss.

Buchstäblich ins Auge fällt das aufwendige und farbenfrohe Design Wakandas. Die Produktion hat sich von diversen afrikanischen Kulturen inspirieren lassen. Diese Farbenpracht gepaart mit einigen atemberaubenden Landschaftsaufnahmen machen Black Panther zu einem Augenschmaus. Im Gegensatz dazu wirkt die technische Welt Wakandas, in der unter anderem Erfindungen wie der Anzug des Black Panther entstehen, nüchtern und klar.

Neben zahlreichen Actionsequenzen mit der obligatorischen Verfolgungsjagd - wie stets bei Marvel offensichtlich gesponsort von einem Automobilhersteller - und den bis ins kleinste Detail auscherographierten Kampfszenen, bieten aber einige spirituelle Szenen ausreichend Ruhe, um etwas zu Atem zu kommen.

Bereits in Captain America: Civil War erzählte T’Challa Black Widow davon, dass der Tod in dem Glauben seines Volkes nicht das Ende, sondern ein Übergangspunkt sei. Die Grüne Steppe, wo man auf ewig wandeln soll, wird nun thematisch passend in Black Panther eingebaut. Der Film nimmt sich ausreichend Zeit, um die Gebräuche und den Glauben des Königreichs zu vermitteln. Positiv fällt hierbei vor allem die Rolle der Frauen in der Kultur Wakandas auf. Es ist eine angenehme Abwechslung, einen Film sehen zu dürfen, in dem Frauen den Männern gleichgestellt sind, ohne dabei jedoch ihre feminine Seite zu verlieren.

Fazit

Black Panther ist nur bedingt das Politikum, zu dem es in den USA stilisiert wird und bestimmt kein umgehender Klassiker, wie es sich ein US-Kritiker gewünscht hat. In erster Linie ist die Origin-Geschichte von T’Challa nach dem stotternden Start ein unterhaltsamer Zeitvertreib, der einiges für das Auge zu bieten hat und den in Captain America: Civil War eher mäßig sympathischen Black Panther nun zu einem netten Typen macht.

Marvel Studios' Black Panther - Official Trailer

BLACK PANTHER - 2. Offizieller Trailer 2017 (deutsch | german) | Marvel HD

Black Panther Poster
Originaltitel:
Black Panther
Kinostart:
15.02.18
Regie:
Ryan Coogler
Drehbuch:
Mark Bailey, Joe Robert Cole, Ryan Coogler
Darsteller:
Chadwick Boseman (T'Challa), Michael B. Jordan (Erik Killmonger), Martin Freeman (Everett Ross), Lupita Nyong'o (Nakia), Danai Gurira (Okoye), Forest Whitaker (Zuri), Winston Duke (M'Baku/Man-Ape), Daniel Kaluuya (W'Kabi), Florence Kasumba (Ayo)
Hinter der Maske des Black Panther steckt T'Challa aus dem fiktiven, hochentwickelten afrikanischen Staat Wakanda.

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