Im Kosmos verschollen

Rex Gordon

Unter dem Pseudonym Rex Gordon hat der Brite Stanley Bennett Hough im Laufe seiner Karriere sechs Science Fiction Romane verfasst. Diese erschienen vor allem in den fünfziger Jahren. Drei der Bücher sind ins Deutsche übertragen worden.

 Der Apex Verlag legt mit „Im Kosmos verschollen“ (First to the Stars“) dessen zweite Robinsonade in Kombination mit einer First Contact Geschichte neu auf. Ursprünglich erschien das Buch als Terra Sonder 69, während mit der Nummer 79 Rex Gordons bekanntere „No Man Friday“ bzw. in den USA“First on Mars“ unter dem deutschen Titel „Der Mars- Robinson“ publiziert worden ist. Sie entstand aber drei Jahre vor „Im Kosmos verschollen“ und dient als Bindeglied zwischen „Robinson Crusoe auf dem Mars“, aber auch vor allem Andrew Weirs inzwischen ebenfalls verfilmten „Der Marsianer“.

 Die Erde schickt ihre erste bemannte Expedition zum Mars. Eine Frau und einen Mann, der in der Theorie psychologisch zusammenpassen, aber sich anfänglich nicht unbedingt sympathisch ist. Rex Gordon bemüht sich zwar, die Ausfallkriterien und die Denkweise der Verantwortlich zu erläutern, sie wirken aber eher konstruiert und sollen gleich zu Beginn für eher aufgesetzte Spannungsmomente sorgen. Das Raumschiff kommt von seinem Kurs ab, auch die Antriebswerke sind so stark, dass es nicht den roten Planeten erreicht, sondern quasi ins All geschleudert wird. Auch dieser Punkt wirkt der Not geschuldet. Das Theorie und Praxis derartig abweichend, wirkt angesichts der ganzen Forschung und den Investitionen auch nicht sehr realistisch.

 Inzwischen sind die beiden Astronauten zu einem Liebespaar geworden. Sie stranden auf einem kleinen Planeten in einem anderen Sonnensystem. Ihre Rakete geht in dem seltsam gefärbten Wasser unter. Die Terra Sonderband Veröffentlichung hat diesen Moment dramaturgisch überzeugend festgehalten.

 Sie können unter primitiven Umständen überleben, in dem sie sich von der exotischen Flora und Fauna ernähren. Sie beschließen allerdings, obwohl die Astronautin schwanger ist und kurz vor der Entbindung steht, mit einem Floß ihre Insel zu verlassen.

 Die auf dem fremden Planeten spielenden Episoden bilden den Höhepunkt des ersten Handlungsabschnitts. Den alltäglichen Überlebenskampf ohne bedrohliche Monster oder extreme Wetterlagen wird von Rex Gordon ausgesprochen gut beschrieben, auch wenn der Autor zumindest in der deutschen Übersetzung die aufgebaute Distanz zwischen seinen beiden Protagonisten und dem Leser aufrechterhält.

 Er spannt aber einen langen Bogen. In der zweiten Hälfte des Buches treffen der Astronaut und seine Tochter auf Außerirdische, die zufällig auf dem Planeten gelandet sind. Rex Gordon beschreibt ausgesprochen gut die Verzweifelung des neuen Vaters, der seine Tochter nicht mit Muttermilch ernähren kann. Die Beiden werden auf die Heimatwelt der Fremden gebracht und treffen dort auf eine insektoide Kultur, die sich ein kleines Imperium aufgebaut hat. Sie wollen die Position der Erde wissen.

 Im Gegensatz zu vielen anderen Pulpgeschichten dieser Ära sieht der Astronaut lange Zeit das Risiko eher bei den Menschen als den Fremden, deren Kultur zwar streng hierarchisch mit bei einem Bienenstock aufgebaut erscheint, deren Intention auf grundsätzlich wehrhaft friedlich ist.

 Die zweite Hälfte des Buches ist die First Contact Geschichte. Rex Gordon beschreibt ausführlich den schwierigen Pfad der Menschen, die erstens zu einer Erde zurückkehren, die einige hundert, wenn nicht tausend Jahre in ihrer persönlichen Zukunft liegt und zweitens einen friedlichen Kontakt herstellen sollen, ohne das eigene Leben, aber auch das Überleben der Menschheit zu gefährden. Der Weg wirkt auf den ersten Blick sehr umständlich und bedeutet in der Praxis für die Erde keine nachhaltige Veränderung, da die Fremden ihre Position inzwischen kennen. Ob es nun ein direkter Kontakt mit einem Anflug auf die Ede ist oder die Idee, die beiden Menschen quasi auf dem Neptun auszusetzen und bergen zu lassen, spielt grundsätzlich keine entscheidende Rolle mehr.

 Rex Gordon verfängt sich auch ein wenig in diesem Handlungsabschnitt. Ob es den Kürzungen der deutschen Erstauflage geschuldet ist oder der Autor den Spannungsbogen einfach abschließen wollte, ist nicht klar erkennbar. Im Grunde wird die Kontaktaufnahme quasi verschoben, es kommt aber auch zu keinen militärischen Auseinandersetzungen.

 Der romantische Abschluss des Romans inklusiv des wirtschaftlichen Happy Ends wirkt stark gedrängt und soll wohl eher ein jugendliches Lesepublikum ansprechen.

 Auch wenn der Handlungsbogen teilweise unnötig hektisch erscheint und einzelne wichtige Aspekte nicht gänzlich ausgespielt worden sind, ragt „Im Kosmos verschollen“ aus anderen Gründen aus der Masse der Pulppublikationen der fünfziger Jahre heraus, ohne gleichzeitig ein wirklich großartiger Roman zu sein.

 Der wissenschaftlichen Hintergrund ist mit der Kneifzange entwickelt worden. Rex Gordon scheint erst die entsprechenden Plotszenarien entwickelt und dann in ein im Grunde unhaltbares wissenschaftliches Korsett gedrückt zu haben, das insbesondere für die SF Literatur dieser Epoche allerdings nicht neu ist. Poul Anderson hat da Thema in einer Reihe seiner Romane sehr viel nuancierter und vor allem auch wissenschaftlicher fundierter aufgegriffen.

 Zu den besten Passagen gehört das alltägliche Überleben auf einer fremden, aber nicht unwirtlichen Welt. Ansonsten wäre der Roman sehr viel früher zu Ende. Wie in seinem früheren Buch „Der Mars- Robinson“ konzentriert sich Rex Gordon auf die alltäglichen Herausforderungen, wobei der menschliche Körper sich vielleicht ein wenig zu einfach an die Umwelt anpasst und alle Nahrung so gut zu vertragen scheint, dass es keinen Mangel gibt. Damit nimmt er seinen Protagonisten im Grunde die alltägliche Bürde und lässt seine Geschichte tatsächlich als futuristische Variation des Jules Vernes Roman der Schweizer Familie Robinson daher plätschern. Die einzelnen Motive der beiden Überlebenden werden gut skizziert, wobei sich dem Leser nicht wirklich erschließt, warum er die Entbindung seiner Tochter auf einem schwankenden Floß riskiert hat. Nachhaltige Gründe dafür hat es im Plotverlauf nicht gegeben.

 Immer wenn die Verzweifelung der Menschen erdrückend groß geworden ist, präsentiert Rex Gordon in diesem fast zu kompakten Roman eine Lösung, die aber auch Eigeninitiative und vor allem auch Intelligenz mit einschließt. Wie bei den Pioniergeschichten muss der Mann – nur in einem Fall entscheidet die Frau tatsächlich autark und löst damit den Rest der Geschichte erst aus – eben seinen Mann stehen, um wirklich überleben zu können.

 „Im Kosmos verschollen“ ist klassische Pulpliteratur, die kurzweilig unterhält, aber nicht gänzlich im Gedächtnis bleibt. Die anderen beiden deutschen Veröffentlichungen Rex Gordons – „Der Zeitfaktor“ im Goldmann Verlag und „Der Mars- Robinson“ – sind qualitativ besser, auch wenn „Im Kosmos verschollen“ einen besseren Einblick auf die Hauptthemen in Rex Gordons Werk schenkt.     

 

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  • Dateigröße : 1662 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe : 268 Seiten
  • Text-to-Speech (Vorlesemodus) : Nicht aktiviert
  • Word Wise : Nicht aktiviert
  • Herausgeber : Apex Verlag (24. Januar 2019)
  • Verbesserter Schriftsatz : Aktiviert
  • X-Ray : Nicht aktiviert
  • Screenreader : Unterstützt