Space Troopers

Space Troopers, Titelbild, P.E. Jones, Rezension,
P.E. Jones

Neben der erfolgreichen E- Book Serie legen die Verlage gerne die einzelnen Episoden zusammengefasst in Sammelbänden auf.  Das erste Taschenbuch umfasst die Bände eins bis sechs, wobei die von Petra E. Jörns alias P.E. Jones konzipierte Serie im Grunde den langen Schatten nicht nur von ihrem Vorbild Cherryh oder der kurzlebigen Fernsehserie „Space 2063“ , sondern vor allem als nicht satirische Version von Heinleins „Space Troopers“ und der entsprechenden Verfilmung erst nach und nach ablegen kann. Zu sehr manövriert sie sich immer wieder an den Rand des Military Science Fiction Klischees und kann er mit der im Hintergrund sich immer stärker entwickelnden Nebenhandlung punkten.

Auch wenn der Auftakt ein wenig vertraut erscheint, ist sich die Autorin dieser Schwäche bewusst und baut vor allem in den letzten hier zusammengefassten Romanen auf dieser Prämisse auf. Sie zeigt, dass niemand wirklich seiner Vergangenheit entkommen kann und das John Flanagans Vergangenheit vielleicht ein wenig zu übertrieben mit seiner inzwischen vom Militär dominierten Gegenwart in einem sehr engen Zusammenhang steht.

Es ist das Jahr 2134 und die Menschheit ist ins All aufgebrochen.  Es scheint die einzige Chance zu sein, den langen Schatten der Vergangenheit mit Überbevölkerung und  Umweltverschmutzung zu entkommen.  Hintergrundtechnisch führt die Autorin diesen Auszug ins All aber nicht weiter aus.  Der Status Quo ist etabliert. Die Siedler sollen in den Tiefen des Raums von Elitesoldaten – den Space Troopers – geschützt werden, wobei diese militärische Präsenz angesichts der bislang unbekannten Welten aus dem Stand heraus und im Vergleich zu den Resourcen überzogen erscheint.  Im Kassiopeia-Sektor bricht der Kontakt zu einer Kolonie und den entsprechenden Einheiten plötzlich ab. Anscheinend ist die Menschheit auf einen bislang unbekannten, aber sehr aggressiven und gut bewaffneten Feind gestoßen. Um Panik zu verhindern, sollen Raumschiffe in dem System nach dem Rechten sehen. Das ist der militärische Hintergrund, vor dem sich der eigentliche Plot entwickelt.  

John Flanagan – der spätere Space Trooper – ist ein Kleinkrimineller, der bei einer seiner Aktionen Zeuge eines Mords wird.  Er kommt in den Besitz von brisanten Informationen. Auf seiner Flucht landet er in einem Rekrutierungsbüro der Space Trooper, kann mit der „gestohlenen“ Identität des Mordopfers  sich einschreiben und beginnt umgehend seine persönliche Entlassung wieder zu planen. Das Militär sieht der vom Leben ausgebildete Flanagan nicht als Langzeitjob an.  Die Ausbildung der Rekruten findet in „Full Metall Jackett“ Manier auf „Hell´s Kitchen“ statt, einer unwirtlichen Welt.

Die Ausbildung unter der harten und doch manchmal sehr verständnisvollen Hand von Gunnery Sergeant Hartfield folgt den bekannten Mustern. Flanagan ist ein klassischer Einzelgänger, der sich natürlich anfänglich in einem Team nicht akklimatisieren kann oder will. Er sträubt sich gegen die Anweisungen, fällt negativ auf, wird bestraft und quasi gegen seinen Willen reformiert. Das Teambuilding beinhaltet wenige Überraschungen, da die  Figuren aber dreidimensional und gut voneinander zu unterscheiden gezeichnet worden sind, wirken die Szenen nicht unbedingt langweilig. Spätestens als Flanagan einen Mann nicht verraten will, mit dem er sich geschlagen hat, ahnt der Leser, dass es zum Erfolg führen wird. Flanagan ist eine differenzierter als bei anderen Military Science Fiction Reihe dargestellte Persönlichkeit. Er gibt sich als Harvard Absolvent aus, ist aber kaum des Schreibens mächtig, wie Hartfield schnell erkennt. Einen Spannungsbogen bildet sich mit seiner falschen Identität, die zusammen mit den in seinem Besitz befindlichen Papieren, die Aufmerksamkeit von einigen mächtigen Männern auf der Erde auf sich zieht. Sie schicken einen professionellen Killer mit islamischen Wurzeln auf den Weg, der anscheinend extra vom Militär gezüchtet worden ist. Auf der anderen Seite scheint es übertrieben bis teilweise absurd, dass Flanagan immer zur rechten Zeit am richtigen Ort ist. Seine Karriere ist atemberaubend.  So will er eigentlich sich an Bord eines Vergnügungsschiffs absetzen. Als Alien aber den Planeten Hell´s Kitchen und das Schiff angreifen, entschließt er sich, seinen Männern zu helfen. Später wird er schwer verwundet bei einer weiteren Mission hinsichtlich der Aliens fündig. Die Grundlagen der berühmten Filmserie aufnehmen und vielleicht sogar Anleihen bei „Heliosphere 2265“ nehmend erscheinen diese Fremden nur auf dem Papier wirklich Furcht erregend. Zu viele Fakten kommen dem Leser bekannt vor. In dieser Hinsicht wirkt auch unwahrscheinlich, dass vor allem und fast nur Flanagan neben einigen Heldentaten diese Informationen erlangen kann. Bei einer Serie namens „Space Troppers“ hätte eine Art“ Lasten auf mehrere Schultern Verteilung“ sehr gut getan.   Zu sehr wird er nicht nur zu einem Helden stilisiert, auch die verschiedenen anfänglich reinen Sex-  und später auch latent erotischen Szenen erscheinen derartig übertrieben und distanziert beschrieben, das der Leser immer wieder den Ansatz einer Parodie auf das Genre sucht.

Dabei verfügt die Serie über ausreichend nutzbare Nebenfiguren. Da wäre der Ausbilder Hartfield, der den Einen unter 1000 für seine Eliteeinheiten sucht und  natürlich in Flanagan findet. Er ahnt sehr schnell, dass dessen Identität stimmen kann und im Grunde interessiert es ihn nicht. In dem Moment, in dem seine Leute die Uniform anziehen, unterwerfen sie sich anderen Verpflichtungen. Hartfield ist für den zweiten Handlungsbogen um die Aufdeckung von Flanagans Identität, den ethischen Konflikt auf der Straße und schließlich auch den Attentäter wichtig. Andere Protagonisten wie sein Einheitskamerad Kim werden opportunistisch in die laufende Handlung einbezogen, wenn zwischenmenschliche Situationen gefragt werden. Natürlich die einzige Frau dieser kleinen Gruppe Kamerad und später Geliebte/ Freundin zu gleich. Zumindest verfällt P.E. Jones nicht in das Machogerede von James Camerons „Aliens“, ist aber immer nahe dran.  Je weiter aber die grundlegende Actionhandlung voranschreitet, desto einfacher wird es auch für die Autorin, auf die eher eingeschränkt zu variierenden Passagen der Ausbildung zu verzichten und sich auf die Actionszenen zu konzentrieren.

   Flanagan und seine Truppe ist dabei mehr als einmal zwischen den feindlichen Aliens und dem eigenen Feuer. Immer wieder werden Attentate auf ihn verübt. Nicht selten kann er sich nur retten, indem er die Befehle seiner Vorgesetzten aufgrund von technischen Schwierigkeiten ignoriert und wie erwähnt zu sehr heroisierend auf eigene Faust handelt.  In der Konzentration der hier zusammengefassten einzelnen Abenteuer wirkt diese Vorgehensweise teilweise ermüdend und klischeehaft. Erst später mit einer Erweiterung des Horizonts greift die Autoren trotz wechselnder Hintergründe nicht immer auf die gleichen Handlungsmuster zurück.

Wie erwähnt sind die Aliens eher pragmatisch angelegt. Sie sind auf der einen Seite wie es sich gehört vollkommen fremd und nutzen eine andere Technik, eine andere soziale Struktur und schließlich auch eine andere Art, „Gefangene“ zu recyclen, aber keine der Ideen ist für sich alleine genommen wirklich neu und überzeugend. Sie wirken wie die Versatzstücke aus verschiedenen Serien zusammengefasst. Hinzu kommt, dass Flanagan alleine ihre finsteren Machenschaften durchschaut.

Zu den Stärken der Serie gehört, dass die Actionszenen rasant geschrieben worden sind und P.E. Jones nach den anfänglich zu distanziert und zu sperrig geschriebenen ersten Abenteuern eine Spur findet, in welcher das Gleichgewicht aus einer dynamischen, über die einzelnen E- Books hinausreichenden interessanten Plotentwicklung und dem so typischen militärischen Gehabe stimmt. Solide geschrieben erreicht die Serie leider wegen dem Rückgriff auf zu viele bekannte Muster nicht das Niveau von zum Beispiel „Heliosphere 2265“, die über exotischere Aliens und vor allem durch die Putschhandlungsbögen auch über einen sehr viel differenzierter herausgearbeiteten Hintergrund verfügt, während „Homo  Sapiens 404“ von Claudia Kern die Vorlagen mit sehr viel doppeldeutig pointierten Humor als Sprungbrett für eine eigene originelle Handlung nutzt.         

 

  • Taschenbuch: 752 Seiten
  • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch) (8. Oktober 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3404208196
  • ISBN-13: 978-3404208197
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren