Anime-Kritik zu Tower of God

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Bereits seit geraumer Zeit werden die Anime-Fans von Jahr zu Jahr immer mehr mit neuen Veröffentlichungen überhäuft, sodass sich jeder schon einmal die Frage stellen musste, mit welchem neuen Titel er überhaupt beginnen soll? Umso wichtiger wird es, dass neue Produktionen immer mehr aus der breiten Masse herausstechen – sei ein nun mit einer einzigartigen Geschichte, einem ebenso ungewöhnlichen Setting oder einem einprägsamen Look. Mit Tower of God ist nun vor kurzem ein Titel erschienen, welcher das Potential hat, der nächste Hit der Anime-Szene zu werden. 

Wonach verlangt es dich? Nach Ruhm und Ehre? Nach Macht und Einfluss? Nach Geld und Wohlstand? Nach Rache? Oder nach etwas, das all das noch übersteigt? Was auch immer du begehren magst, hier kannst du es finden. Willkommen im Turm Gottes!

Erklimme den Turm und alles wird dein Sein. An seiner Spitze ist alles, was du dir nur vorstellen kannst. Und es könnte dir gehören. Du kannst Gott werden. Das ist die Geschichte von Rachel, die den Turm erklomm, um die Sterne zu sehen. Und von Bam, der nichts weiter wollte, als bei ihr zu sein. Die Geschichte von ihrem Ende und ihrem Anfang.

Junge folgt Waifu in den Kaninchenbau

Die Ausgangssituation ist schnell erklärt und so beschließt Rachel eines Tages, den besagten Turm Gottes zu bezwingen, um endlich die Sterne zu sehen. Bam, für den Rachel sein ganzer Kosmos ist, möchte sie allerdings nicht gehen lassen – ohne Erfolg. Vor seinen Augen beginnt Rachel, in einem gleißenden Licht zu erstrahlen, ein gewaltiges Tor öffnet sich unter ihnen und sie ist fort. Kurz darauf ertönt eine Stimme, die Bam verspricht, dass er auf der Spitze des Turmes die Antwort finden wird. Ein weiteres Mal öffnet sich das Tor, und eine gewaltige Hand streckt sich nach ihm aus.

Wieder erwacht findet er sich selbst im dem Turm Gottes wieder und wird von dessen Hüter Headon empfangen. Dieser fragt, ob Bam sich der Prüfung unterzieht, den Turm erklimmen zu dürfen. Noch bevor der Hüter ihm erklärt, dass im Turm unzählige Gefahren lauern, und er noch umkehren kann, stürmt er los, um sich der Prüfung zu stellen. Ein “Wunderbar!” ertönt und dem grotesken Mund des Hüters und das Abenteuer nimmt seinen Lauf.

Tower of God

Dunkel? Hell? Der Kontrast macht's!

Für mich sind bereits die ersten Minuten der Folge ein wahrer Genuss. Dies liegt unter anderem schon an der Vorlage selbst, die aus der Feder des Süd-Koreaners Lee Jong Hui stammt. Deswegen ist Tower of God auch kein Manga, sondern dessen koreanisches Pendant, ein Manhwa. Das soll aber nichts Negatives bedeuten, da Adaptionen solcher Stoffe bereits seit Jahren immer häufiger zu finden sind; auch wenn die klassischen japanischen Animes noch immer die Regel sind. Besser bekannt unter dem Künstlernamen SUI arbeitet der Autor bereits seit fast einem Jahrzehnt an seinem Werk und plant dabei wichtige Ereignisse bereits über Jahre hinweg im Voraus. Er veröffentlicht zudem auf seinem Blog auch immer wieder zusätzliche Information zu seiner Welt.

Die Serien-Adaption des Stoffes stammt von der TMS-Entertainment-Tochter Telecom Animation Film zu deren bekanntesten Werken die seit 2012 erschienenen Titel zu Lupin III (The Woman Called Fujiko Mine, Lupin III: Part IV,  Lupin III: Part V) zählen. Lizensiert wurde Tower of God hingegen als Original von VOD-Anbieter Crunchyroll, welche den Webtoon (das koreanische Gegenstück des Anime) auch hierzulande veröffentlicht.

Die Animationen sind brillant und flüssig, während der Stil selbst vom stereotypischen Anime-Look abweicht, was zuletzt schon Erfolgstitel wie Attack on Titan oder Demon Slayer so außergewöhnlich machte. Auch was die Farbgebung angeht, ist ein Vergleich zu Demon Slayer angebracht, da auch Tower of God in diese Richtung geht. Trotz vieler dunkler Szenen kommen immer wieder satte, kräftige und bunte Farben zum Einsatz, welche den Look mit dicken Outlines und starken Kontrasten auszeichnet.

Ebenfalls erwähnenswert ist Kameraarbeit mit ihren imposanten Einstellungen sowie die grandiose und weitreichende musikalische Untermalung mit orchestralen Gesängen, Synthesizern und tiefen Bässen. Hierfür zeigt sich der australische Komponist Kevin Penkin verantwortlich, der bereits für seine Musik an Made in Abyss mehrfache Auszeichnungen erhielt. Auch das kraftvolle Opening sowie das ruhigere und gefühlvollere Ending können überzeugen, beide steuerte die K-POP-Band Stray Kids bei.

Tower of God

Klassischer Shōnen im neuen Gewand

Inhaltlich wird man direkt ins Geschehen geworfen, sodass viele Fragen offen im Turm stehen bleiben. Dies ist jedoch nicht tragisch, da auch Protagonist Bam selbst von nichts eine Ahnung hat und das Nötigste zumeist in den darauffolgenden Minuten beziehungsweise eine Folge später erzählt wird. Wie man es für den Turm Gottes erwartet, gibt man sich allgemein reichlich mysteriös und geheimnisvoll, sodass man dem nächsten Informationshappen nur umso mehr entgegen fiebert.

Auch reichlich Blut gibt es in der ersten Episode zu sehen, was nicht verwunderlich sein sollte, da es in der Mischung aus Dark-Fantasy, Action und klassischen Shōnen um die Besteigung eines Turmes geht, an dessen Spitze einem sein sehnlichster Wunsch erfüllt wird. Die Prüfungen, die von den Auserwählten und Nicht-Auserwählten irgendwie bewerkstelligt werden müssen, sind allerdings nicht immer nur reine Kämpfe mittels Schwert und Shinsu (das hiesige Äquivalent zu Ki, Shakra oder Reiatsu), sondern erfordern neben etwas Glück auch noch reichlich Grips, was so manchen Charakter zur Verzweiflung bringt.

Die Charaktere haben allesamt ihre eigenen Gründe und Intentionen, den gefährlichen Aufstieg zu wagen, was sie alle interessant wie auch sympathisch wirken lässt. Das Trio bestehend aus dem unwissenden Protagonisten Bam, dem blaublütigen Strategen Khun und dem Reptilien-ähnlichem Jäger Rak ergänzt sich perfekt und wartet mit einer stimmigen wie auch witzigen Chemie auf. Gleiches gilt auch für die Nebencharaktere. Besonders hervorzuheben ist der Turmwächter Headon, dessen Augen und Mund sich denselben Schlitz teilen, und zudem an das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland erinnert.

Ein weiterer Grund ist seine Stimme, die im Original von Hōchū Ōtsuka vertont wird, der unter anderem bereits Narutos Meister Jiraiya Leben einhauchte. Auch die markante Stimme des Rankers Lero-Ro sorgt für Gänsehaut. Diese stammt von Kenjirô Tsuda zu dessem Portfolio beispielsweise die Charaktere Hannes aus Attack on Titan, Hyakunosuke Ogata aus Golden Kamuy sowie der Schurke Overhaul aus My Hero Academia zählen. Auch die restliche Synchronisation ist auf hohem Niveau, und die Stimmen der Synchronsprecher sind passend zu den Charakteren gewählt. 

Erwähnenswert sei noch, dass man sich bei der Synchronisation eine kleine Freiheit beim Namen des Protagonisten genommen hat. So heißt dieser im koreanischen Original Bam und wird auch in den Untertiteln so geschrieben, allerdings wird er in der japanischen Synchronisation Yoru genannt. Beides hat jedoch die selbe Bedeutung, nämlich Nacht beziehungsweise Abend.  

Dreh- und Angelpunkt bleiben die Prüfungen des Turmes sowie die Beweggründe der Charaktere, wodurch man das allerdings das Genre nicht neu erfindet. Es bleibt nun mal ein Shōnen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Bam entwickelt, ob es zu einem Wiedersehen mit Rachel kommt und ob dieses auch so ausgehen wird, wie es sich unser Protagonist vorstellt.

Tower of God

Fazit

Tower of God vereint alle Kriterien, die einen Anime-Hit ausmachen: Eine spannende Geschichte mit interessanten Charakteren, die in einem ebenso einzigartigen Setting und Look mit perfekt untermalter Musik Abenteuer erleben. 

Aktuell sind die ersten sechs von insgesamt 13 Episoden (OmU) auf Crunchyroll veröffentlicht. Wie viel dabei von der Vorlage abgedeckt wird, ist dabei noch nicht bekannt. Allerdings werden dies bestimmt nicht die rund 477 Kapitel der Vorlage sein. Diese findet man als Webtoon im wöchentlichen Rhythmus; die englische Version erscheint zumeist einen Tag nach den koreanischen Kapiteln und steht online kostenlos zur Verfügung.  

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Crunchyroll / Telecom Animation Film

Tower of God | Crunchyroll Original - Anime Trailer

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