Auf Babylon 5 kündigt Botschafter Mollari Rache für einen offenbar von den Narn verübten Überfall auf eine Centauri-Kolonie an. Die neue Telepathin trifft auf der Station ein und Sicherheitschef Garibaldi ist den Raiders auf der Spur.
Inhalt
Der Centauri-Botschafter Londo Mollari erfährt von seinem Attache Vir Cotto, dass Ragesh 3, eine landwirtschaftliche Colonie der Centauri, angegriffen wurde. Londo entdeckt auf einer Aufzeichnung des Überfalls einen Narn-Kreuzer und kündigt Rache an.
Talia Winters, die neue registrierte Telepathin des Psi-Corps, die ihren Dienst auf Babylon 5 antritt, stellt sich bei Lt. Commander Ivanova vor, die jedoch ausgesprochen abweisend reagiert.
Sicherheitschef Michael Garibaldi untersucht von den Raiders verübte Überfälle.
In der Ratsversammlung wird eine Ansprache Carn Mollaris, des Neffen Londos, der sich auf Ragesh 3 befindet, gezeigt. Dieser erklärt, dass die Kolonie sich mit den Narn verbündet habe. Londo ist entsetzt und behauptet, Carn sei von den Narn unter Druck gesetzt worden um diese Ansprache zu halten und jene seien verantwortlich für den Angriff. G'Kar, der Botschafter der Narn, behauptet, nichts darüber zu wissen.
Kritik
von Christian Siegel. "Ragesh 3" ist in gewisser Weise ein weiterer Pilotfilm für die Serie - nicht nur, weil zwischen der Ausstrahlung von "The Gathering" und dem Start der 1. Staffel mehr als ein Jahr verging, sondern auch, weil sich insbesondere was die Besetzung betrifft einiges geändert hatte. Dementsprechend hatte JMS in "Ragesh 3" die Aufgabe, die neuen Figuren einzuführen, zugleich aber auch allen, die den Pilotfilm nicht gesehen haben, einen möglichst einfachen Einstieg in die Serie zu ermöglichen. Dazu sollte man natürlich auch noch möglichst den Fehler des Pilotfilms (zumindest in dessen Urfassung) vermeiden, zu viel Hintergrundinformationen zu liefern und dabei die eigentliche Handlung zu vernachlässigen. Für all das stand ihm außerdem nur die Hälfte der Zeit aus dem eigentlichen Pilotfilm zur Verfügung. Um so erstaunlicher ist das Ergebnis, ist JMS doch mit "Ragesh 3" in allen Punkten erfolgreich, die er sich vorgenommen hatte.
Viele Stärken, welche die Serie so auszeichnen, sind hier bereits präsent: erstaunlich interessante und vielschichtige Charaktere, die großartige Mischung aus Humor und Dramatik, die beeindruckenden schauspielerischen Leistungen, sowohl interessant aussehende als auch originell wirkende Außerirdische, die für eine TV-Serie wegweisenden Effekte, die hohe Komplexität des von JMS erschaffenen Universum, und vor allem das epische "Feeling", das Babylon 5 dank immer wieder kurz eingestreuter Anekdoten, Informationen und Ideen selbst hier schon versprüht.
Auch die Einführung der neuen Charaktere ist gut gelungen. Sowohl bei Ivanova als auch Talia wird kurz erwähnt, dass beide noch nicht so lange auf der Station sind, und dadurch, dass Talia versucht, Ivanova näher zu kommen, bietet sich dem Zuschauer die perfekte Gelegenheit, BEIDE näher kennen zu lernen. Auch Vir hat hier seinen ersten Auftritt und ist dem Zuschauer mit seiner nervös-zappeligen Art eigentlich gleich auf den ersten Blick sympathisch, bietet er doch mit seiner naiven Unschuld einen großartigen Kontrast zu Londo, der in Grundzügen bereits in dieser Folge zu erkennen ist.
Ebenfalls beeindruckend, wie viel Hintergrundinformationen JMS neben all den anderen Aspekten und der interessanten Handlung hineinzupacken vermochte. So werden wir bereits in das tragische Schicksal von Ivanovas Mutter eingeweiht, erfahren mehr über die Funktionsweise des Psi-Corps, und Londo erzählt Sinclair von seinem Traum, in dem er sieht wie er und G'Kar sich in ungefähr 20 Jahren gegenseitig erwürgen. Eben letzteres ist eine der großen Stärken von Babylon 5 bzw. JMS: Immer wieder werden dem Zuschauer kleine Ausblicke in die Zukunft geben - was natürlich nur funktioniert, weil es sich bei Babylon 5 nun mal nicht um eine Ansammlung von Einzelgeschichten mit gelegentlichem roten Faden handelt, sondern um eine epische, bis ins kleinste Detail durchdachte und vorausgeplante Saga, die sich nicht über eine, sondern über ganze 5 Staffeln erstreckt. Dadurch ist es JMS möglich, ungewöhnlich früh gewisse Köder, Hinweise und Informationen auszuwerfen (Londo's Traum) und eine kontinuierliche Handlung aufzubauen (Präsidentschaftswahlen) - und eben dies macht Babylon 5 so einzigartig.
Was die Effekte betrifft, konnte sich "Babylon 5" im Vergleich zum Pilotfilm noch einmal deutlich steigern, und auch wenn man den Weltraumsequenzen ihre Computerherkunft natürlich ansieht, konnten mich die Effekte selbst hier schon wirklich begeistern - erhält doch Babylon 5 dadurch einen ganz eigenständigen Look, der die Serie doch deutlich von der Konkurrenz abgrenzt. Der Kampf zwischen den Starfuries und den Rangers sticht dabei natürlich besonders hervor - was insbesondere am originellen, einfallsreichen und gut durchdachten Design und Flugverhalten der Kampfflieger liegt. Hier ist Babylon 5 der Konkurrenz wirklich um Welten voraus.
Auch die Figuren wissen, wie bereits erwähnt, absolut zu überzeugen - wobei in "Ragesh 3" natürlich insbesondere Londo und G'Kar aus dem Ensemble hervorstechen, wird doch bereits in der ersten Folge die ganz eigene Dynamik dieser zwei Charaktere deutlich. Neben Drehbuchautor JMS, der die Figuren erschaffen hat, gebührt jedoch natürlich auch den Schauspielern großes Lob, gelingt es doch allen Hauptdarstellern, ihre jeweiligen Rollen wirklich perfekt darzustellen und die Figuren mit Leben zu füllen. Ebenfalls bereits erwähnt, dennoch möchte ich ihn noch einmal kurz hervorheben: den Humor, der das durchaus dramatische und ernsthafte Geschehen immer wieder auflockert. Hier sind natürlich insbesondere die Szene zwischen Garibaldi und Londo gleich zu Beginn der Folge sowie Garibaldi's 2.liebstes Ding im Universum (Duck Dodgers ) zu nennen. Es sind solche originelle Ideen, welche den Figuren ihre ganz persönliche Note verleihen und sie unverwechselbar, vielschichtig und interessant machen...
Angesichts dieses Reviews, dass "Ragesh 3" in höchsten Tönen lobt und keine negativen Aspekte aufführt, mag sich der eine oder andere über die zwar gute, aber eben nicht überragende Benotung meinerseits wundern. Nun, das ist leicht erklärt: Ja, Ragesh 3 ist ohne jeden Zweifel eine sehr gute Folge und ein gelungener Einstieg in die Serie, Tatsache ist aber: Es kommt noch viel besser... und zwar in ALLEN Belangen, sei es die Action, das Drehbuch, die Effekte, die Spannung, die Dramatik, die schauspielerischen Leistungen etc. Ragesh 3 ist ein Vorgeschmack, ein durchaus wohlschmeckender Aperitif, der Lust macht auf mehr - aber das Hauptgericht steht nun mal erst bevor. Und daher muss ich Abstriche machen - nicht, weil die Folge nicht gut wäre, sondern weil das, was folgt, noch viel besser ist...
Fazit: "Ragesh 3" ist eine gute Folge und ein gelungener (Neu-)Einstieg in die Serie - doch es kommt noch so viel besser.
Hintergründe
Der Konflikt um Ragesh 3 ist der Beginn des lange andauernden Konflikts zwischen Narn und Centauri - natürlich nicht historisch, da dauert er schon viel länger, aber für die Serie wird er hier erstmals klar thematisiert und gezeigt. In der ersten Staffel führen insbesondere die Folgen "Signs And Portents (Visionen des Schreckens)" und "Chrysalis" diesen Konflikt weiter.
Die Einführung des Charakters von Talia Winters nutzte Straczynski, um das Psi-Corps und die Gesetze, die die Telepathen auf der Erde betreffen, einzuführen.
Notizen am Rande...
Im Vergleich zum Pilotfilm gibt es hier einige Wechsel beim Cast. Laurel Takashima, Dr. Ben Kyle und Lyta Alexander, dafür kommen Susan Ivanova, Talia Winters und (später) Dr. Franklin dazu. Die neuen haben aber nicht einfach die Position der alten Charaktere mit neuem Namen und neuem Darsteller übernommen, sondern auch die Story insgesamt verändert. So war eigentlich Laurel Takashima als die eingeplant, die als Teil einer Verschwörung in der Episode "Chrysalis" Garibaldi in den Rücken schießt - was dann ja nicht von Ivanova übernommen wurde.
Die Szene zwischen Delenn und Garibaldi war eine der wenigen Szenen, in denen Delenn eine "lustige Szene" hatte. Mira Furlan meinte dazu: "Diese so genannten "lustigen Szenen" kann man für meinen Charakter an einer Hand abzählen. Ich habe sie jedoch sehr genossen und hätte gerne mehr davon gemacht."
Der in jener Szene gezeigte Cartoon heißt "Duck Dodgers in the 24 1/2th Century" aus dem Jahre 1953. Da dieser Cartoon Warner Bros. gehörte, mussten dafür keine Lizenzgebühren bezahlt werden. Der Cartoon wurde übrigens im Nachhinein reingeschnitten, bei den Dreharbeiten schauten die beiden auf einen leeren Bildschirm.
Die Review wurde mit freundlicher Genehmigung von Christian Siegel - Review Center übernommen.
Regie:
Richard Crompton
Drehbuch:
J. Michael Straczynski
Hauptdarsteller:
Michael O'Hare (Cmdr. Jeffrey Sinclair)
Claudia Christian (Lt. Comdr. S. Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)
Gaststars:
Paul Hampton (Senator)
Peter Trencher (Carn Mollari)
Jeff Austin (Centauri 1)
Ardwight Chamberlain (Kosh)
Maggie Egan (ISN-Ansagerin)
Mark Hendrickson (Narn-Captain)
Douglas E. McCoy (Delta 7)
Marianne Robertson (Technikerin)