1.09 Deathwalker / Die Todesbringerin

Kurzinhalt

Als eine Besucherin auf Babylon 5 ankommt, glaubt Na'Toth eine alte Rechnung begleichen zu können. Doch ein Angebot der Besucherin bringt alles durcheinander. Talia Winters bekommt einen sehr verwirrenden Auftrag von Botschafter Kosh.

Inhalt

Kosh teilt Talia Winters mit, das er ihre Dienste als Telepathin für ein bedeutendes Geschäft benötigt.

Na'Toth soll einen Narn Diplomaten abholen. Dabei fällt ihr eine Frau auf, die eine Uniform der Minbari-Kriegerkaste trägt. Na'Toth erkennt sie als die Todesbringerin und stürzt sich auf sie. Nur mit Mühe kann das Sicherheitspersonal sie daran hindern, die Frau zu erschlagen. Als sie von Commander Jeffrey Sinclair und Michael Garibaldi zur Rede gestellt wird, erklärt sie, dass es sich bei der Frau um die Todesbringerin handelt. Sie habe Experimente auf dem Planeten ihres Großvaters durchgeführt, bei denen viele gestorben seinen. Ihrem Großvater wurde dabei ein Chip implantiert, der ihn langsam umgebracht hat. Daraufhin hat sich jedes Mitglied ihrer Familie das Gesicht der Mörderin eingeprägt, und Shon'Kar, Rache, geschworen. Da die Angegriffene nicht gestorben ist, übergibt Sinclair Na'Toth in die Obhut von G´Kar, der sich vielmals für ihr Fehlverhalten entschuldigt.

Talia hat ein großzügiges Honorar erhalten. doch teilt sie dem Botschafter der Vorlonen mit, das sie nicht alles versteht, worauf dieser antwortet: "Verstehen ist ein dreischneidiges Schwert." In der Zwischenzeit ist der Geschäftspartner von Kosh, Abbut, angekommen. Doch als Winters ihn scannt, stellt sie fest, das er nichts denkt.

Im Medlab stellt Dr. Franklin erstaunt fest, dass sich die Todesbringerin sehr schnell zu regenerieren scheint. Nebenbei überprüft Sinclair die Datenbank und findet dabei heraus, dass die Todesbringerin Jha'dur heißt und eine Waffenmeisterin der Dilgar ist. Das Foto in der Datenbank scheint die Identität ebenfalls zu bestätigen, doch ist die Frau zu jung, um diese Person zu sein, und zu alt um ihre Tochter zu sein. Nebenbei merkt Franklin an, dass die Dilgar ausgestorben seien, als ihre Sonne zur Nova wurde. Garibaldi findet im Gepäck der Frau eine Dilgaruniform vom Rang "Meisterin der Kriegskunst" und dem Namensschild "Jha'dur", ebenso eine Phiole mit unbekanntem Inhalt.

Derweil erklärt G'Kar seinem Attaché Na'Toth, das der Narn den sie treffen sollte, den Auftrag hatte Jha'dur nach Narn zu bringen, da sie eine wichtige wissenschaftliche Entdeckung gemacht habe, die dem Narnregime sehr nützlich sein würde. Deswegen müsse sie fürs erste auf ihre Rache verzichten. Sie erklärt sich dazu bereit, doch betont noch mal, das ihr Shon'Kar nur aufgehoben sei bis die Mörderin ihren Zweck erfüllt habe.
Doch anscheinend gibt es noch mehr Interessenten. Senator Hidoshi setzt Commander Sinclair darüber in Kenntnis, dass Jha'dur unverzüglich zur Erde gebracht werden soll, und das keine weiteren Fragen erwünscht seien.

Kritik

von Sven Bösking. Die Todesbringerin ist sicherlich nicht die beste Folge der ersten Staffel, doch auch nicht die schlechteste. Die Nebenhandlung um Talia Winters hat besonders im Zusammenhang mit der Entwicklung ihres Charakters am Ende der 2. Staffel einen interessanten Beigeschmack. Wobei sich die Frage ergibt, worauf das Ganze hinausgelaufen wäre, wenn sie nicht am Ende der 2. Staffel die Serie verlassen hätte.

Die Haupthandlung ist durchaus interessant, liefert sie doch Einblicke in den Dilgarkrieg und stellt die Charaktere vor der moralischen Frage, zwischen Macht und Moral. Ist die Unsterblichkeit es Wert, dass die Verbrechen ungesühnt bleiben? Darf durch Verbrechen erlangtes Wissen benutzt werden? Oder macht man sich nicht dadurch selbst der Verbrechen schuldig? Wenn sie bereits begangen wurden, dann soll jetzt wenigstens was Gutes daraus kommen? Auch wenn man zugeben muss das diese Fragen, in der ein oder anderen Form, in allen Genre Serien bearbeitet werden.

Die Wendung, dass dieses Elixier nicht nur das Ergebnis von Verbrechen ist, sondern auch für seine weitere Verbreitung neue Opfer fordert, macht die Situation noch aussichtsloser. Wird die Versuchung der Unsterblichkeit zu stark sein? Werden die Regierungen wirklich über sich herfallen? Doch die Vorlonen haben nicht vor, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Ihr Verhalten zeigt absolute Macht und absolute Willkür. Verhandlungen werden ignoriert, das gewünschte Ergebnis wird einfach durch Macht erzwungen. Diese Folge deutet damit zum ersten Mal an, dass die Vorlonen davon ausgehen zu wissen, was richtig und was falsch ist.

Auch die Regierung der Menschen scheint bei einem entsprechenden Vorteil durchaus bereit zu sein die Moral hinten anstehen zu lassen. Damit fügt diese Folge Mosaiksteine in das Gesamtbild ein, das sich bis zur 4. Staffel entwickelt. Auf der anderen Seite findet kein großer Sprung statt, und wie bereits erwähnt ist die Folge nicht besonders innovativ. Das Verhalten der Liga schein außerdem erstaunlich unprofessionell, warum arbeiten die angreifenden Schiffe nicht zusammen? Wenn die Todesbringerin mit einem Minbari-Raumschiff wegfliegt, und die Uniform der Kriegerkaste getragen hat, dann sollten sich doch auch andere Fragen, wo die Verbindung besteht. Für eine Verheimlichung seitens der Minbari sollte es da eigentlich zu spät sein. Am Ende bleibt eine durchschnittliche Folge der ersten Staffel, was bei Babylon 5 alles andere als Durchschnitt ist.

Hintergründe

Dies ist eine Charakterfolge für Na'Toth, die hier mehr Screenzeit als üblich bekam.

Auch gibt es erste sanfte Hinweise darauf, dass die Vorlonen nicht das "pure Gute" sind, indem ihre Reaktion darauf gezeigt wird, dass die Menschen etwas in die Hände bekommen könnten, wozu sie ihrer Ansicht nach noch nicht bereit sind.

Auch beginnen hier die Probleme zwischen Stationsführung und der Liga der blockfreien Welten zu Tage zu treten, diese werden die Serie noch einige Zeit lang beschäftigen, die nächste Folge, in der dies thematisiert wird, ist "Legacies (Krieger wider Willen)".

Notizen am Rande...

Die Outlines, die Autor Lawrence G. DiTillio für diese Episode von Straczynski bekam, war relativ knapp. "Alles was ich bekam, war die Information, dass eine Kriegsverbrecherin an Bord der Station kommen solle und Sinclair sie verteidigen würde. Also war die Prämisse sozusagen 'Wenn Hitler zurück käme, wie würden wir reagieren?'. Ich habe mir dann überlegt, was einen Menschen wie Sinclair dazu bringen könnte, so eine abscheuliche Person zu verteidigen und kam zu dem Ergebnis, dass die Tatsache, dass sie den Schlüssel zur Unsterblichkeit in ihren Händen hält, dafür eine gute Motivation sein könnte", so DiTillio.

Die Rolle von Vicker Abbut sollte nach den Vorstellungen von DiTillio eigentlich von Gilbert Gottfried ("Saturday Night Live", "Beverly Hills Cop II": Sidney Bernstein) gespielt werden, da dieser aber nicht verfügbar war, übernahm Cosie Costa die Rolle. DiTillio: "Um Cosie in Schutz zu nehmen: Er gab sein Bestes. Aber die Zeilen waren für Gilbert Gottfrieds speziellen Tonfall geschrieben. Wenn dieser die Rolle gespielt hätte, wären die Szenen sicher viermal so lustig und schräg geworden."

Der Datenkristall, den Kosh bei den Gesprächen aufnimmt, war eigentlich für einen späteren Einsatz in der zweiten Staffel vorgesehen - Andrea Thompsons Verlassen der Serie hat diesen Handlungsfaden dann abgebrochen.

Regie:
Bruce Seth Green
Drehbuch:
Lawrence G. DiTillio

Hauptdarsteller:
Michael O'Hare (Cmdr. Jeffrey Sinclair)
Claudia Christian (Lt. Comdr. S. Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Caitlin Brown (Na'Toth)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
Sarah Douglas (Jha'dur)
Robin Curtis (Botschafterin Kalika)
Cosie Costa (Vicker Abbut)
Aki Aleong (Senator Hidoshi)
Ardwight Chamberlain (Kosh)
Robert DiTillio (1. Botschafter)
Sav Farrow (2. Tech)
Mark Hendrickson (Ashok)
Marianne Robertson (1. Tech)