1.21 The Quality Of Mercy / Die Heilerin

Kurzinhalt

In Sektor Braun entdeckt Dr. Franklin eine Heilerin, die sich eines sonderbaren Gerätes bedient. Ein Mörder wird zum Tod der Persönlichkeit verurteilt. Londo zeigt Lennier aus Gründen der Völkerverständigung "sein" Babylon 5.

Inhalt

Nachdem Londo Mollari während eines Gesprächs mit einem Centauri-Senator aufgefordert wurde, sich weiterhin um das Verständnis der Völker untereinander zu bemühen, trifft er Lennier auf dem Korridor. Da Lenniers Wissen über andere Rassen hauptsächlich aus Büchern stammt, will Londo ihm zwei Tage lang auf der Station „praktischen Unterricht“ erteilen. Unterdessen wird bei einer Gerichtsverhandlung ein Mann namens Mueller für schuldig befunden, zwei Stationsbewohner und einen Sicherheitsbeamten getötet zu haben.

Auf der Untersten Ebene entdeckt Ivanova, dass Dr. Franklin hier eine freie Praxis für Leute betreibt, die sich die Behandlung im Medlab nicht leisten können. Sie sagt ihm zu, ihn zu decken, dennoch wäre sie gern informiert gewesen.

Nach einer Debatte über die Festsetzung der Strafe für Mueller wird beschlossen, dass Talia Winters zwecks Löschung der Persönlichkeit an ihm tätig werden soll. Sie soll ihn, obgleich sie sich nur ungern dazu bereit erklärt, auch scannen um zu erfahren, ob er noch mehr Morde begangen hat.

Franklin sucht inzwischen auf der Untersten Ebene nach einer Frau namens Laura Rosen, da er gehört hat, dass sie ohne Lizenz Kranke behandelt. Er betritt ihre Praxis und findet sie und einen Patienten vor, beide an ein Gerät angeschlossen. Als der Mann, der versichert, sich jetzt viel besser zu fühlen, den Raum verlassen hat, stellt Franklin Laura Rosen zur Rede.

Kritik

von Gisa von Delft. In dieser Folge können wir uns noch einmal mit Stephen Franklin befassen. Ganz sicher ist er Arzt, mit Leib und … Geist möchte ich mal sagen. Ob und auf welche Weise er es auch mit der Seele ist wird einem manchmal nicht ganz klar. Stephen vertraut der Wissenschaft. Er hält den Hippokratischen Eid hoch, vielleicht manchmal zu hoch (denn dieser Eid besagt wortgetreu nur, dass man niemanden töten, oder ihm helfen werde, sich zu töten) wie z.B. in der Episode „Believers/Die Gläubigen“. Es zeigt sich seine große Skepsis gegenüber einer nicht wissenschaftlich nachgewiesenen Heilmethode - gleichgültig, ob sich der Patient viel besser fühlt - und er beschließt, äußerst stringent dagegen vorzugehen.

Diese "Sorte" Arzt ist ja gar nicht so selten und wird von R. Biggs sehr überzeugend dargestellt. Es ist nichtmal sicher auszumachen, ob die Geschichte, die Tochter Janice über ihre Mutter erzählt, ihn wirklich berührt. Aber vielleicht darf er sich davon auch gar nicht berühren lassen, sonst müsste er wohl schon viel früher das tun, was er in der Episode „Walkabout/Die Schlacht der Telepathen“ schließlich mangels anderer Wahl macht.

Und nicht, dass jetzt jemand denkt, ich wolle den guten Stephen niedermachen - sein absoluter Anspruch, Leben retten zu wollen, hat ja (genau: wie jedes Ding ;)) auch eine andere Seite, nämlich die, dass er grundsätzlich verweigert, an der Vernichtung von Leben beteiligt zu sein. Das aber nur am Rande... Nun, immerhin kommt die Station in den Besitz eines Gerätes, das noch bedeutungsvoll werden wird.

Der Einblick in die Probleme eines Telepathen stellt sich sehr eindrucksvoll dar. Wie entsetzlich, all die grauslichen und perversen Dinge sehen zu müssen, die in den Köpfen anderer vorgehen können. Interessant auch die verhängte Strafe für den Mörder: die Auslöschung der Persönlichkeit. Das wäre mal ein äußerst reizvolles Diskussionsthema mit dem wir auch später, in der Episode „Passing through Gethsemane/Die Schrift aus Blut“, noch einmal in Kontakt kommen.

Aber wer hätte gedacht, dass gerade Lennier so gut geeignet ist für komödiantische Einlagen. Schon in der Folge „Eyes/Die Untersuchung“ empfand ich ihn als überaus geeigneten Partner für solche Szenen.

Hintergründe

Die Frage der Auslöschung der Persönlichkeit ist für J. Michael Straczynski letztlich die telepathische Version der Todesstrafe und soll zum Nachdenken darüber anregen, was die menschlichere Umgangsform mit einem Verurteilten ist - seine Persönlichkeit auszulöschen, ihn zu töten oder ihn ins Gefängnis zu stecken. "Der Job des Science-Fiction-Autors ist es, die Möglichkeiten der Zukunft zu erforschen und zu sagen, wie Dinge in hundert oder zweihundert Jahren getan werden könnten. Dies ist eine Möglichkeit der Todesstrafe, die letztlich den Körper voll funktionsfähig lässt, aber die Persönlichkeit zerstört. Ist das nun 'Tod' oder nicht? Und wie steht es dabei mit der Moral?"

Genau deshalb war es für Andrea Thompson auch schwer, die entsprechenden Szenen zu spielen. "Ich musste versuchen, die Dimension dieser Tatsache zu verdrängen. So abscheulich wie es ist, einem anderen das Leben zu nehmen - Serienmörder, wie es dieser Mann war, Kinderschänder oder ähnliche Typen - ich habe da nicht viel Mitgefühl für diese Typen als Person - aber möchte man deshalb gleich der Henker sein? Ich denke, es gibt viele Menschen, die für die Todesstrafe sind, sogar in dieser Zeit, aber ich frage mich, wie viele von denen Willens wären, selbst den Schalter umzulegen. Und letztlich ist dies das, was Talia tun sollte."

Notizen am Rande...

Andrea Thompson erinnert sich an ganz besondere Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten zu der Szene, als sie nach dem Verlassen der Gedanken Mullers fast zusammenbricht und laut Skript dabei schreien sollte. "Ich habe große Probleme damit, zu schreien. Es ist nicht das, was ich tue, wenn ich Angst habe. Ich war schon in einigen lebensbedrohlichen Situationen, ich hatte einen Flugzeugabsturz 1983 - ich habe nicht geschrien... Daher habe ich mit Lorraine [Senna Ferrara, der Regisseurin] gesprochen, die ich schon von unserer gemeinsamen Arbeit bei Falcon Crest her kannte. Sie ist eine wunderbare Regisseurin und ich sagte 'Ich denke nicht, dass ein Schrei hier passen würde. (...)' Wir diskutierten darüber und ich musste über meine Bedenken hinweg sehen. Sie wollten, dass ich schreie - ich denke aber, dass Frauen stärker sind als hier gezeigt."

Bill Mumys Erinnerungen an die Dreharbeiten sind da ganz anders: "Diese Szene [in der Lennier im Casion erfolgreich kämpft] wurde an meinem vierzigsten Geburtstag gefilmt. Mein Sohn, der ungefähr vier Jahre alt war damals, war an jenem Tag mit dabei. Meine Frau und mein Sohn kamen her und es war toll. Ich feiere meinen vierzigsten Geburtstag und ich wurde zum 'Actionhelden'."

Regie:
Lorraine Senna Ferrara
Drehbuch:
J. Michael Straczynski

Hauptdarsteller:
Michael O'Hare (Cmdr. Jeffrey Sinclair)
Claudia Christian (Lt. Cmdr. S. Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Caitlin Brown (Na'Toth)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
June Lockhart (Dr. Laura Rosen)
Kate McNeil (Janice Rosen)
Mark Rolston (Karl Mueller)
Damian London (Centauri-Senator)
Jim Norton (Ombudsmann Wellington)