Fedcon 2019: Interview mit The-Expanse-Darstellerin Dominique Tipper

the_expanse_folge_3.jpg

The Expanse Folge 3

Robots-&-Dragons-Redakteure Johannes Hahn und Stefan Turiak durften auf der Fedcon2019 auch mit einem großen Teil der Besetzung von The Expanse reden. Den Anfang machte Dominique Tipper (Naomi Nagata), die uns verriet, wie ihr Hintergrund als Tänzerin ihr bei den Szenen mit Schwerelosigkeit half, warum sich viele Frauen mit Naomis Hintergrundgeschichte identifizieren können und mit welchen Regisseurinnen und Regisseuren sie gerne zusammenarbeiten möchte.  

Warnung: Im Interview gibt es leichte Spoiler. Hierbei handelt es sich um Informationen bezüglich Dominique Tippers Charakter Naomi Nagata, die in der 3. Staffel von The Expanse eröffnet wurden. 

Robots & Dragons:  Das ist Ihre erste europäische Con. Wie gefällt es Ihnen bis jetzt?

Dominique Tipper: Ja, das stimmt. Zunächst einmal ist es schön, in der Nähe meiner Heimat zu sein (Anmerkung der Redaktion: Dominique Tipper stammt aus London). Außerdem fühle ich mich meinen Besetzungskollegen überlegen, weil ich keinen Jetlag habe. Alle anderen sind erledigt, weil sie aus Amerika gekommen sind, und ich kann frisch und fröhlich ”Guten Morgen!“ rufen. Ich musste nicht einmal in ein Flugzeug steigen, sondern habe einfach den Zug genommen. Aber ja, es ist toll hier zu sein.  

R&D: Sie haben früher als professionelle Tänzerin gearbeitet. Ist dieser Hintergrund in irgendeiner Weise hilfreich, um im Weltraum beziehungsweise. im Fake-Weltraum zu schauspielern oder für Ihr Schauspiel generell?

Dominique Tipper: Ich glaube, es hat wirklich dabei geholfen, die Szenen in der Schwerelosigkeit auszuführen. Nicht unbedingt, wenn wir an den Drähten hingen, weil das einfach für alle Beteiligten unbequem ist. Aber wenn wir uns in Situationen befinden, in denen wir unsere vollen Bandbreite an Bewegungen präsentieren müssen und währenddessen Konversationen führen. Außerdem dürfen wir nicht aufhören zu reden, wenn unsere Gliedmaßen umher schweben. Ich glaube, mein Hintergrund als Tänzerin hat mir bei dieser Koordination und beim Multitasking sehr geholfen, meine Arbeit zu machen. Und generell, wenn ich eine physische aktive Figur spiele, kann ich mich vielleicht etwas besser darauf einstellen als jemand, der nicht zuvor getanzt hat.  

R&D: Das Interessante an The Expanse ist, dass sehr großen Wert auf den Hard-Science-Fiction-Aspekt gelegt wird. Haben Sie zum Beispiel recherchiert, wie sich Menschen im All bewegen und wie sich magnetisierte Stiefel auf die Bewegungen auswirken können?  

Dominique Tipper: Wir hatten einen Choreografen, der uns dabei geholfen hat. Jeder glaubt nämlich, dass man sich wie auf dem Mond oder im Wasser bewegt, wenn man sich in einer schwerelosen Umgebung befindet. Ein großer Teil bestand darin, diesen Irrglauben zu korrigieren und anschließend zu lernen, wie es sich wirklich abspielt. Für mich als Belter bedeutete das außerdem, dass ich mich niemals innerhalb einer natürlichen Atmosphäre aufgehalten habe. Damit musste ich mich zunächst beschäftigen, um mich in die Figur einzufinden. Nur als Beispiel: Immer wenn mich die Menschen sehen, wundern sie sich, wie klein ich bin. In der Serie werde ich größer dargestellt aufgrund der Umstände, in denen meine Figur aufgewachsen ist. Außerdem trage ich Absatzerhöhungen, damit ich ein bisschen größer bin und mich über allen anderen erhebe (lacht). Aber eigentlich bin ich nur etwa 1,70 Meter groß. Es handelt sich einfach um eine Mischung aus vielen Aspekten, die ich nutze und mit denen ich spiele und die ich stets im Hinterkopf habe, wenn wir Szenen drehen oder am Set sind.  

R&D: Bei einer Serie wie The Expanse gibt es immer wieder Plottwists. Zum Beispiel erfahren wir in Staffel 3, dass Sie ein Kind haben. Wissen Sie vorher über Enthüllungen dieser Art Bescheid und hilft Ihnen das bei Ihrer Darstellung?

Dominique Tipper: Wann immer es darum geht, diese Art von Storylines für Naomi zu kreieren, zum Beispiel, dass sie ihren Sohn verlassen musste, weiß ich das schon zuvor. In diesem Fall handelt es sich sogar um den wesentlichen Grund, warum sie sich überhaupt zu Beginn der Serie auf der Canterbury befindet. Das war seit dem ersten Tag meine treibende Kraft. Ich habe alle diese Informationen schon vorab bekommen und einige der Bücher gelesen. Es handelte sich sogar um eine der ersten Informationen über Naomi, die mir eröffnet wurden und das hat alle weitere Handlungen meiner Figur beeinflusst.

60L4AwX.jpg

The Expanse

Es war alles so interessant, weil selten Mütter in dieser Weise im Fernsehen dargestellt werden, die ihr Kind aus irgendeinem Grund verlassen mussten. In Naomis Fall war ein Mann der Grund, der sie misshandelt hat. Viele Frauen sind auf mich zugekommen und erzählten mir, dass sie sich in dieser Geschichte wiederfinden konnten. Dass sie ihre Kinder verlassen mussten und sie teilweise seit etwa 16 Jahren nicht mehr gesehen haben. Es war unglaublich interessant, diesen Aspekt zu erforschen und darzustellen.

R&D: Interessant an The Expanse ist auch, dass es sich zu Beginn um eine relativ kleine Science-Fiction-Serie handelte, die aber mit der Zeit und insbesondere am Ende von Staffel 2 und 3 gewachsen ist und jetzt ein Zuhause bei Amazon Prime gefunden hat. Was glauben Sie, ist der Grund für diesen Kulterfolg? Liegt es an den gebrochenen Figuren, an deren reichhaltigen und glaubwürdigen Hintergrundgeschichten oder an den vielfältigen ethnischen Hintergründen der Figuren?  

Dominique Tipper: Ich glaube, es ist so viel. Es ist schwer, genau zu identifizieren, wodurch dieser Erfolg zustande kam. Zunächst liegt es an dem Quellenmaterial. Wenn das nicht so gut gewesen wäre, wie es nun einmal ist, hätten wir auch nicht so eine großartige Serie. Deswegen müssen wir zunächst James S. A. Corey für ihre Arbeit danken. Darüber hinaus gilt der Dank auch den Showrunnern, die sich verpflichtet haben, die diversen ethnischen Hintergründe der Figuren zu respektieren, was in Hollywood auch nicht immer der Fall ist. Und dann noch das Bemühen der Verantwortlichen, die verschiedenen Rassen und Figuren nicht auf stereotypische Weise darzustellen oder handeln zu lassen, was ich als realitäts- und lebensnah erachte.

Eine Welt zu erschaffen, die unsere eigene repräsentiert macht Realismus aus, und das ist es, was The Expanse so gut macht. Viele verschiedene Menschen erkennen sich in der Serie wieder, und es gibt so viele moralische Grauzonen. Es gibt im Grunde kein richtig oder falsch oder gut oder böse. In der einen Woche mag man eine Figur und stellt sich auf deren Seite, und eine Woche später handelt diese Figur in einer Weise, welche die Zuschauer innehalten und diese Person auf eine völlig andere Weise sehen lässt. Ich glaube, dass ist ein Teil, der den Erfolg ausmacht, weil selten jemand komplett falsch und komplett richtig liegt.

R&D: Gibt es ein Traumprojekt, an dem Sie gerne arbeiten würden. Oder einen Traum-Regisseur, mit dem Sie zusammenarbeiten möchten?

Dominique Tipper: Oh mein Gott! Da gibt es so viele: Ich würde gerne mit Denis Villeneuve arbeiten. Mit Céline Sciamma, sie hat zum Beispiel einen Film namens Girlhood inszeniert und einen anderen Film, der für viel Aufsehen in Cannes gesorgt hat. Chan Wook Park und Katherine Bigelow sind unglaublich. Und das sind nur einige von Vielen. Ich weiß allerdings nicht, was meine Traumrolle wäre. Aber ich lasse es Sie wissen, sobald ich sie bekomme.  

R&D: Vielleicht ein bestimmtes Genre: Science-Fiction, Fantasy, ein schweres Drama oder vielleicht sogar eine Komödie?

Dominique Tipper: Auf jeden Fall ein schweres Drama und definitiv eine Komödie. Ich liebe Genres wie Science Fiction oder Fantasy, aber ich glaube, mein Herz hängt zu sehr an Indie-Filmen, und ich kann es kaum erwarten, mehr davon zu machen. Und ich würde definitiv gerne eine Komödie drehen, weil ich sehr, sehr lustig bin (Lacht).

R&D: Vielen Dank für das Gespräch!

The Expanse

Originaltitel: The Expanse (2015)
Erstaustrahlung am 23.11.2015
Darsteller: Thomas Jane (Josephus "Joe" Aloisus Miller), Steven Strait (James „Jim“ Holden), Cas Anvar (Alex Kamal), Dominique Tipper (Naomi Nagata), Wes Chatham (Amos Burton), Shawn Doyle (Sadavir Errinwright), Shohreh Aghdashloo (Chrisjen Avasarala), Frankie Adams (Roberta "Bobbie" W. Draper)
Produzenten: Broderick Johnson, Andrew Kosove, Sharon Hall, Sean Daniel, Jason F. Brown, Mark Fergus, Hawk Ostby, Naren Shankar
Basiert auf der gleichnamigen Romanreihe von Daniel Abraham & Ty Franck
Staffeln: 3+
Anzahl der Episoden: 24+


Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.