Wechselbälger - Kritik zu Star Trek: Picard 3.05

SPOILER

Star Trek: Picard 3.05.jpg

Star Trek: Picard 3.05

Nachdem die vorherige Episode in gewisser Weise den ersten Akt der finalen Staffel von Star Trek: Picard abgeschlossen hat, werden in "Wechselbälger" nun die Weichen für den weiteren Verlauf gestellt. So kommt es an Bord der Titan nicht nur zu einer überraschenden TNG-Rückkehr, auch das Mysterium rund um Jack und die große Verschwörung werden ausgebaut. Gleichzeitig kehren Worf und Raffi zurück, nachdem sich das Duo in der vergangenen Folge eine Auszeit nahm.

Ein überraschender Besuch

Die Flucht der Titan mag am Ende der vorherigen Episode geglückt sein, die Probleme für Picard und Riker sind damit jedoch nicht vorbei. So müssen sich die beiden nun den Konsequenzen ihrer Taten stellen, was Captain Shawn zu Beginn wunderbar süffisant zum Ausdruck bringt. Tatsächlich verschwendet die Sternenflotte auch keine Zeit und schickt direkt ein Schiff mitten ins Nirgendwo, um das Duo zu ihren Taten zu befragen. Dabei warte auch eine Überraschung auf Picard und Riker, denn bei der Person, welche die Befragung leitet, handelt es sich um Ro Laren.

Die Rückkehr von Laren ist eine der Überraschungen, welche die Serienmacher im Vorfeld tatsächlich geheim halten konnten. Entsprechend dürfte ihre Ankunft bei Fans von Star Trek: Die nächste Generation einiges an Aufregung auslösen, während Zuschauer, die mit der Serie weniger vertraut sind, sich vermutlich eher fragend am Kopf kratzen. Trotzdem gelingt es den Autoren, den Konflikt zwischen Picard und Laren auch für Neulinge nachvollziehbar zu etablieren, sodass das große emotionale Aufeinandertreffen, von denen es in jeder Folge mittlerweile mindestens eins zu geben scheint, durchaus funktioniert.

Ebenfalls gut gelöst ist die unterschwellige Bedrohung durch die Gestaltwandler. Durch die Tatsache, dass man abgesehen von einer Handvoll Personen keine Crewmitglieder der USS Intrepid zu sehen bekommt, wird auch für den Zuschauer die Paranoia spürbar. Nicht umsonst fragt sich nicht nur Picard, ob er da wirklich der echten Ro Laren gegenübersteht.

Allerdings muss man auch zugeben, dass die ganze Sache teilweise etwas holprig erzählt ist. So führt Ro Laren Picard beispielsweise aus einem Raum hinaus, zieht eine Waffe, um ihn einfach nur in in das Holodeck (aka einem anderen Raum) zu führen. In beiden Räumen sind beide allein, sodass sich Frage stellt, was das sollte - abgesehen davon, dass die Autoren einen Moment haben wollten, in dem Ro Laren Picard mit einem Phaser bedroht.

Dass Laren keine Gestaltwandlerin ist, wirkt ebenfalls etwas unlogisch. Wenn die beiden Sicherheitsoffiziere, die Ro Laren begleiten sowie mehrere weitere Personen an Bord USS Intrepid Gestaltwandler sind und offensichtlich hohe Positionen haben, stellt sich die Frage, warum man sie nicht direkt ersetzt und die Befragung selbst übernimmt. Allein der Shuttle-Flug zur Titan hätte genug Gelegenheit dafür geboten. So funktioniert der Auftritt von Ro Laren vor allem auf emotionaler Ebene, sollte logisch aber nicht zu sehr hinterfragt werden.

Worf und Raffi "ermitteln" wieder

Während Worf und Raffi in der vergangenen Woche durch Abwesenheit glänzten, ist das Duo in dieser Woche wieder zurück. So wirklich vermisst hat man sie allerdings nicht und auch in "Wechselbälger" passiert nichts, was die Existenz dieses Handlungsstrangs rechtfertigt. So sind beide immer noch auf der Suche nach Informationen und nachdem der Kontakt von Worf ihnen Zugriff auf die Datenbanken des Daystrom-Instituts verwehrt hat, muss eine Alternative her. Diese findet sich in einem weiteren Kriminellen von District Six, was nicht unbedingt kreativ ist.

Gleiches gilt auch für die Vorgehensweise von Worf und Raffi. Wer in irgendeiner Form klever Geheimdienstarbeit oder Ähnliches erwartet hat, der wird schnell enttäuscht. Stattdessen stellen sich beide einfach mitten auf eine Straße und rufen laut. Zugegeben, es gibt eine Art Plan aber von zwei Personen, die für den Geheimdienst arbeiten, kann man doch mehr erwarten. Auch ist sind die Informationen, die Raffi und Worf am Ende erhalten, etwas wenig dafür, dass man den beiden erneut fast die halbe Episode gibt. Der einzige Lichtblick des Handlungsstrangs ist, dass Worf zum Schluss Kontakt mit Picard und Riker herstellt, was hoffen lässt, dass es schon bald zu einer Wiedervereinigung kommt.

Die rote Tür

Der dritte Fokus der Episode liegt auf Jack, dessen Visionen nun immer stärker und vor allem gewalttätiger werden. Die Tatsache, dass Jack scheinbar Gestaltwandler erkennen kann und dass die Stimme in seinem Kopf ihn immer wieder auffordert, nach Hause zu kommen, scheint nun eher darauf hinzudeuten, dass es sich bei ihm ebenfalls um ein Art Wechselbalg handelt. So könnte einer der Gründe, warum die anderen Gestaltwandler ihn unbedingt in ihre Hände bekommen wollen, sein, dass er in der Lage ist, einen Mensch perfekt nachzuahmen.

Nicht ganz nachvollziehbar ist allerdings das Endgespräch mit seiner Mutter. Als Beverly Jack befragt, woher er wusste, dass seine Gegner Gestaltwandler waren, antwortet dieser, dass er es nicht wusste. Dies wird als großer bedrohlicher Moment inszeniert, dabei muss kein Sherlock Holmes sein, um an Jacks Stelle zum selben Schluss zu kommen. Wenn vier Personen dich mit einer Waffe bedrohen und auf ein anderes Schiff beamen wollen, während der rote Alarm schrillt und Captain Shaw durchs Schiff die Ansage macht, dass die Sternenflotte unterwandert wurde, dann müssen vermutlich die wenigsten lange darüber nachdenken, wer ihnen da gerade gegenübersteht.

Fazit

"Wechselbälger" ist die bisher schwächste Episode der 3. Staffel von Star Trek: Picard. Zwar können sich TNG-Fans über einen weiteren Gastauftritt freuen, die Geschichte der Episode selbst ist aber eher unrund. Die Tatsache, dass beide Handlungsstränge nun scheinbar zusammengeführt werden und die Verschwörung hoffentlich an Fahrt aufnimmt, macht aber Hoffnung für nächste Woche.

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.