Kritik zu The Expanse 1.04: CQB

SPOILER

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The Expanse Folge 4

Auf der Donnager verschärft sich die Krise, als unbekannte Angreifer das Schiff in die Bredouille bringen und Holdens Rumpfcrew langsam die Optionen ausgehen. Miller fahndet auf Ceres derweil weiter nach Julie Mao und bemerkt dabei lange Zeit nicht mal, dass sein Kollege Havelock sich rar macht, und auf der Erde und der Tycho-Station haben Chrisjen und Fred Johnson ihre ganz eigenen Probleme.

Auf der Donnager geht es rund

Keine Frage: Der Plot um Holden und seine Leute sowie die Mars-Crew der Donnager steht klar im Fokus der vierten Episode von The Expanse.
 
Gerade sollte Holden noch zu einem Widerruf bezüglich seiner Anschuldigungen gegen den Mars bewegt werden, da kommen viel dringlichere Probleme auf die Besatzung zu. Unbekannte Angreifer nähern sich und verwickeln das imposante Mars-Schiff in ein hitziges Gefecht. Dass die Kommandantin dabei lange Zeit mit Bierruhe und Kaffeebecher in der Hand Lockerheit demonstriert, passt zur Darstellung des Mars-Militärs und weckt zudem spaßige Assoziationen zum Untergang der Titanic. Es fehlte hier nur die Live-Musik. So ahnt man dann auch schnell, dass es schlimmer steht, als die Brückencrew zugeben will - oder kann. Als diese es dann auch realisiert, ist es schon zu spät und ein weiteres Schiff geht in die ewigen Jagdgründe der Serie ein.
 
Doch vorher passiert noch einiges: Die verbliebenen Überlebenden in der Arrestzelle sehen sich dem Tod gegenüber - zumal Holden ihnen erst nicht helfen darf. Dabei outet sich Ex-Mars-Pilot Alex als besserer Busfahrer, was durchaus Anlass zum Schmunzeln gibt. Immerhin: Die Uniform steht ihm. An Mut fehlt es jedoch nicht - als es hart auf hart kommt, nimmt er freiwillig ein Betäubungsmittel und legt sein Schicksal in die Hände seiner Kameraden.
 
Zur heftigsten Szene der bisherigen Serie kommt es, als mitten in einer eigentlich harmlosen Situation ein Schuss quer durch den Raum zischt und die Wand durchlöchert - doch nur, um vorher noch den Kopf von Shed Garvey mitzunehmen. Wohlgemerkt: In Schwerelosigkeit. Da kann sich einem schon mal der Magen umdrehen. Oder man ist Gore-Fan und reagiert mit einem Lächeln. Beides funktioniert.
 
Mit Hilfe von Holden gelingt allen schließlich aber doch noch die Flucht, die spektakulär inszeniert ist und immer wieder auch Sequenzen von Schwerelosigkeit beinhaltet. Einziger Preis für Holden: Er soll aussagen und den Mars reinwaschen. Schließlich handelt es sich bei den Zerstörern der Canterbury offenbar um die gleichen Unbekannten, die nun die Donnager auf dem Gewissen haben.
 
Das Ende ist somit klar: Die Donnager ist hinüber, und die Vagabunden der Ex-Canterbury müssen sich wieder allein durchschlagen.

The Expanse 1x04

Erde, Tycho & Miller sind entbehrlich

So gut der Hauptplot funktioniert, so unmotiviert wirken da fast die restlichen Schauplätze.
 
Am besten klappt das Ganze noch wie gehabt bei Joe Miller und seiner täglichen Arbeit auf der Ceres-Station, doch auch hier wabert die Geschichte gerade im Schneckentempo voran.
 
Das Schicksal von Havelock bleibt lange im Dunkeln und wird auch am Ende nur angedeutet - er könnte überleben. Millers Recherche nach einem Toten, der eigentlich noch lebte, macht für den Moment wenig Sinn und führt nur zu weiteren Fragen. Aufgepasst, ihr lieben Autoren: Das funktioniert noch eine Weile, irgendwann muss aber auch hier mehr kommen.
 
Schlimmer trifft es aber ohnehin erneut Chrisjen auf der Erde, die außer einer bedeutungsschwangeren Szene auf dem Dach ihres Hauses mit ihrem Enkel kaum etwas beisteuert. Die benutzte Metapher ist dabei auch noch mehr als plump und überflüssig. Dass sie vorher noch versucht, die Canterbury-Crew von der Donnager zu retten (und scheitert) macht ihre Auftritte endgültig zu reinen Füllern. Erneut bleibt hier das Gefühl, man wolle die Handlungsebene auf der Erde schlicht irgendwie durchschleppen - obwohl es eigentlich nichts Relevantes zu erzählen gibt.
 
Als dritte Randerscheinung besuchen wir zum ersten Mal - und völlig aus dem Nichts - die Tycho-Station. Deren Leiter Fred Johnson baut offenbar gerade an einem Schiff - der Nauvoo. Er soll aufgrund seiner OPA-Kontakte jedoch abgelöst werden, kann dies aber für den Moment trickreich abwenden. Sinn macht auch dieses Element hier noch nicht, es eröffnet aber immerhin einen weiteren Schauplatz in dieser reichhaltigen Zukunftsvision. Wie bei Game of Thrones müssen die Produzenten aber auch hier erst noch lernen, alle Versatzstücke zu ihrem Recht kommen zu lassen - oder eben gelegentlich doch lieber wegzulassen. Weniger ist mehr und auf die Dosis kommt es an - um mal zwei Weisheiten zum Preis von einer abzugeben.

The Expanse 1x04

Augen und Ohren

Optisch wird eine Menge geboten: Die Tycho-Station rangelt mit der Rakete im Hangar der Donnager in Sachen Wow-Effekt um die Wette. Die Kampfsequenzen im All erinnern stark an Battlestar Galactica und überzeugen durchweg. Doch auch das Klaustrophobische in der Donnager, die tollen Uniformen und Anzüge der Mars-Besatzung und die der mysteriösen Angreifer begeistern.

Die Frau des Rezensenten

Die erste Episode der Serie, die ihr richtig gut gefiel. Endlich stimmte für sie das Tempo und der Flow und auch das Verharren an primär einem Handlungsort erhielt Beifall. Die Szene auf der Erde und die auf der Tycho-Station empfand sie hingegen als ziellosen Ballast.

Kurz gesagt

Mit einer packenden, weil äußerst fokussierten und spannungsreichen Episode schaltet die Serie offenbar einen Gang hoch. Das Schicksal der Canterbury-Überlebenden zeigt sich erneut als wendungsreichster Plot der Gesamthandlung und stellt zumindest hier den Rest klar in den Schatten.
 
Wertung: Vier von fünf zerstörte Schiffe
 
Nächstes Mal in der Episode "Back to the Butcher" kommen Holden und Co auf der Tycho-Station an, und Miller wird mehr und mehr besessen von seiner Suche nach Julie Mao.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Syfy/ Netflix
The Expanse

Originaltitel: The Expanse (2015)
Erstaustrahlung am 23.11.2015
Darsteller: Thomas Jane (Josephus "Joe" Aloisus Miller), Steven Strait (James „Jim“ Holden), Cas Anvar (Alex Kamal), Dominique Tipper (Naomi Nagata), Wes Chatham (Amos Burton), Shawn Doyle (Sadavir Errinwright), Shohreh Aghdashloo (Chrisjen Avasarala), Frankie Adams (Roberta "Bobbie" W. Draper)
Produzenten: Broderick Johnson, Andrew Kosove, Sharon Hall, Sean Daniel, Jason F. Brown, Mark Fergus, Hawk Ostby, Naren Shankar
Basiert auf der gleichnamigen Romanreihe von Daniel Abraham & Ty Franck
Staffeln: 3+
Anzahl der Episoden: 24+


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