1.12 By Any Means Necessary / Mit allen Mitteln

Kurzinhalt

Auf der Station droht ein illegaler Streik der Dockarbeiter, nachdem einer der Arbeiter bei einem Unfall tödlich verletzt wurde. Derweil sorgt Londo für Verstimmung unter den Narn, besonders G'Kar, da er ein für die Narn wichtiges religiöses Ritual dadurch behindert, dass er ein dafür wichtiges Utensil nicht herausgeben will.

Inhalt

Als ein Narn-Transporter beim Anflug auf Babylon 5 verunglückt und seine komplette Ladung dabei zerstört wird, sorgt dieser Unfall auch für die Verletzung zweier Dockarbeiter. Einer der beiden Verletzten - der Bruder des Vorarbeiters - erliegt seinen Verletzungen noch am Unfallort.

Der Verlust der Ladung hat Folgen für G'Kar, war doch eine für ein religiöses Ritual wichtige Pflanze Teil der Ladung. Bei seinen Nachforschungen muss er feststellen, dass es nur noch ein einziges Exemplar dieser Pflanze auf der Station gibt - und die befindet sich ausgerechnet im Besitz seines "Erzfeindes", Londo Mollari. Dieser hat wenig Interesse daran, ausgerechnet G'Kar etwas Gutes zu tun und verlangt daher horrende Preise. G'Kar sucht nach einem anderen Weg, an die Pflanze zu kommen, doch die Zeit drängt...

Auf der anderen Seite verschlechtert sich durch den Todesfall die ohnehin schon schlechte Stimmung unter den Dockarbeitern. Diese fordern nun mehr Geld für Sicherheitsvorkehrungen, um weitere Unfälle zu verhindern. Die Erdregierung lehnt eine dahin gehende Aufstockung ab, was zu einem Streik der Arbeiter führt, der nicht genehmigt ist.

Commander Sinclair versucht nun, der Sprecherin der Arbeiter, Neeoma Connally, klar zu machen, dass deren Leute wieder an die Arbeit zurück kehren müssen, da sonst ein Einsatz von Truppen der Erdallianz droht.

Doch die Angst vor weiteren Unfällen mit tödlichem Ausgang sitzt zu tief, so dass der Streik fortgesetzt wird. Daraufhin schickt die Erdregierung ihren besten Verhandlungsführer, Orin Zento, nach Babylon 5 - mit dem Auftrag, den Streik zu beenden, egal wie...

Kritik

von Matthias Pohlmann. Eine Geschichte, die von der Grundstruktur her klassisch ist (die Hauptfiguren bekommen ein Problem gestellt, das sie am Ende lösen - anders als noch in "Believers (Die Gläubigen)"), aber eine für SciFi-Serien eigentlich unübliche Handlung verwendet, die sich mit den "Alltagsproblemen" um Arbeitnehmerrechte befasst, wird der Zuschauerschaft hier vorgesetzt. Sie vermag in meinen Augen sehr zu überzeugen und gehört zu den Highlights der ersten Staffel, da hier einerseits einer der schauspielerisch stärksten Auftritte von Michael O'Hare zu sehen ist, andererseits auch sehr gute Gaststars verpflichtet wurden. Dazu kommen sehr gut geschriebene Dialoge mit der fast schon üblichen tollen Leistung des Duos Jurasik/Katsulas.

Die Geschichte rund um die Streikenden ist eine sehr gute Gelegenheit für Sinclair, weiter an Profil zu gewinnen - Profil, das er ja schon sehr bald braucht. Seine "innovativen" Lösungen für die beiden hier gezeigten Konflikte sorgt für ein zufriedenes Gefühl beim Betrachten - es "gewinnt" jeweils die "richtige" Seite. Auch für die persönliche Ebene des Narn/Centauri-Konfliktes ist diese Folge nicht unerheblich, bringt sie doch erstmals Londo in eine "dominante Position" (siehe Hintergrund).

Besonders gefällt mir darüber hinaus, dass es scheinbar eine Einzelepisode ist - aber eben nur scheinbar, denn wenn man die Folge nach Genuss der ganzen Serie erneut schaut, so findet man mehrere hier angelegte oder vertiefte Dinge - insgesamt also ein perfekter Aufgalopp zur ersten wirklich zentralen Folge, "Signs And Portents (Visionen des Schreckens)".

Hintergründe

Die Etatschwierigkeiten der Station wurden bereits in der Folge "Mind War (Die Macht des Geistes)" angedeutet, in dieser Folge wird dann klar, wie sehr das Budget "ziept". Der Hauptplot geht hier um die "ganz normalen Stationsarbeiter" - in einer ganz anderen Form, nämlich aus deren Sicht, passiert dies wieder in der fünften Staffel - in der Folge "A View From The Gallery (Einfache Leute)".

Für zwei Hauptcharaktere gibt es hier einen entscheidenden Wechsel. Seit der ersten Folge "Midnight On The Firing Line (Ragesh 3)" ist die Rivalität zwischen Narn und Centauri auch eine persönliche Rivalität zwischen den Botschaftern dieser beiden Völker, G'Kar und Londo Mollari und hier verändert sich etwas, wie auch J. Michael Straczynski sagt: Seit der ersten Folge "Midnight On The Firing Line (Ragesh 3)" ist die Rivalität zwischen Narn und Centauri auch eine persönliche Rivalität zwischen den Botschaftern dieser beiden Völker, G'Kar und Londo Mollari. "War es bis dahin immer so, dass G'Kar der war, der Londo piesakte, sieht man nun erstmals Londo in der Position dessen, der Gefallen am Leiden des anderen hat.; erstmals wird G'Kar sympathisch(er) porträtiert."

Des Weiteren erfährt man hier, dass es auf Narn verschiedene Religionen (zumindest jedoch zwei) gibt - die Lehre des G'Quan, der G'Kar folgt und die Lehre des G'Lan, der der Vater Na'Toths gefolgt war.

Die Veränderungen (zum Schlechten) auf der Erde werden hier von Sinclair mehrmals erwähnt, wie dunkel es auf der Erde wird, ist für den Zuschauer hier noch nicht zu erahnen, das beginnt mit der Episode "Chrysalis" und im Verlauf der weiteren Staffeln erst so langsam klar zu werden.

Notizen am Rande...

Kathryn M. Drennan, die Autorin dieser Folge, ist die Ehefrau J. Michael Straczynskis. Von der Thematik (Arbeiterprobleme) und der Verteilung der Sympathien her dürfte der Kenner der Serie "City Of Dreams" Parallelen zu The Tolling Of The Hour erkennen, man scheint sich im Hause Straczynski also politisch grundsätzlich nicht zu fern zu stehen.

Kathryn Drennan wollte anscheinend schon früher eine Episode für Babylon 5 schreiben, doch ihr Ehemann wollte sich nicht dem Vorwurf der Vetternwirtschaft aussetzen. Die Gesamtidee der Story stammt hier von ihr, JMS ließ das aber von zahlreichen Stellen prüfen und war bei der Umsetzung besonders pingelig, da er sicher gehen wollte, dass diese Episode von der Qualität her nicht abfällt - es sollte hinterher niemand behaupten, dass diese Episode nur Teil der Serie wurde, weil Drennan seine Frau ist.

Regie:
Jim Johnston
Drehbuch:
Kathryn M. Drennan

Hauptdarsteller:
Michael O'Hare (Cmdr. Jeffrey Sinclair)
Claudia Christian (Lt. Comdr. S. Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Caitlin Brown (Na'Toth)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
Kathy Boyer (Neeoma Connally)
John Snyder (Orin Zento)
Aki Aleong (Senator Hidoshi)
Patricia Healy (Mary Ann Cramer)
Michael McKenzie (Narn Captain)
Jose Ray (Eduardo Delvientos)
Ricardo Martinez (2. Arbeiter)
Marianne Robertson (1. Tech)
Floyd Vaughn (1. Arbeiter)