1.17 Legacies / Krieger wider Willen

Kurzinhalt

Als die auf der Station aufgebahrte Leiche eines Minbari-Kriegshelden spurlos verschwindet, droht ein diplomatischer Zwischenfall. Ein Mädchen mit telepathischen Fähigkeiten wird entdeckt, und um dessen Zukunft gefeilscht.

Inhalt

Sinclair und Garibaldi erwarten einen Minbari-Kreuzer, der den Leichnam des Minbari-Generals Branmer zur Station bringen soll, damit ihm, bevor er nach Minbar gebracht wird, die letzte Ehre erwiesen werden kann.

Auf dem Zocalo sitzen Ivanova und Talia Winters an der Bar, während in der Nähe ein junges Mädchen einen der Händler bestiehlt. Als es entdeckt wird rennt es zunächst weg, fällt dann jedoch plötzlich ohnmächtig auf den Boden. Talia und Ivanova laufen zu ihr. Talia stellt fest, dass das Mädchen eine Telepathin ist.

Das Minbari-Schiff nähert sich der Station. Scans des Schiffes zeigen an, dass es die Station mit aktivierten Waffen anfliegt, der Kapitän des Schiffes verweigert allerdings eine Erklärung dafür. Gerade rechtzeitig betritt Delenn die Kommandozentrale um auszuführen, dass dies ein Zeichen der Ehrerweisung für einen großen militärischen Führer sei.

Im Medlab untersucht Dr. Franklin das Mädchen. Es scheint alles in Ordnung zu sein, bis auf die ungewöhnlich hohen Aktivitäten im EEG. Talia erklärt, dass sie eine latente Telepathin sei, deren Kräfte plötzlich, vermutlich durch die Pubertät, aktiviert wurden. Talia will das Psi-Corps benachrichtigen, damit es einen Repräsentanten schickt. Ivanova dagegen findet, das Mädchen müsse frei entscheiden dürfen was es tun wolle.

Eine Prozession angeführt von Neroon, Branmers rechter Hand, kommt mit Branmers Sarg auf die Station und geleitet ihn zu dem Raum, in dem die Leiche aufgebahrt werden soll. Delenn gibt Sinclair zu verstehen, dass dieses Vorgehen überaus ungewöhnlich sei, doch Branmers Clan habe darauf bestanden. Sie scheint damit nicht sehr zufrieden.

Im Medlab streitet Ivanova mit Talia darüber, wer über Alisa, die mit ihren neu erwachten Fähigkeiten noch nicht umgehen kann und deren Eltern tot sind, bestimmen darf. Ivanova schwört, dass Alisa die Station nicht verlassen werde, solange sie dort etwas zu sagen habe.

Neroon besteht darauf, Branmers Körper statt von Leuten des Sicherheitsdienstes von Minbari bewachen zulassen. Er provoziert Sinclair mit Bemerkungen über den Erd-Minbari-Krieg.

Als schließlich während der Zeremonie der Sarg geöffnet wird ist er leer. Branmers Leichnam ist verschwunden…

Kritik

von Gisa von Delft. Die Sitten und Gebräuche der Völker, ein Thema beständiger Aktualität. Was bei dem einen als höflich gilt mutet für das andere bedrohlich an. Das kann schon mal zu Missverständnissen führen. Und wenn so ein Schiff mit aktivierten Waffen in fremdem Terrain unterwegs ist wird das wohl einen ähnlichen Eindruck erwecken, als wenn Salutschüsse für einen hochrangigen Ehrenträger des einen Landes auf irgendeinem fremden Boden abgegeben würden. Nur gut, wenn dann jemand präsent ist, der die Sache erklären kann – wenn man sich auch fragt, wie es möglich ist, dass Soldaten der Erd-Allianz immer noch nicht wissen, was bei den Minbari aktivierte Waffen bedeuten….

Nun, diese Folge lässt uns wieder teilhaben an den Problemen der Minbari mit ihrem Kastensystem. So wird hier die Kriegerkaste als überaus eigenmächtig und selbstgefällig dargestellt. Es wird gar mit einem neuen Krieg gedroht. Irgendwie scheint hier eine Variante der auslösenden Faktoren des Erd-Minbari-Krieges dargestellt, jedoch im Frühstadium entschärft zu werden.

Wie das so geht, mit Feindbildern – die anderen sind immer verdächtig, ganz klar! Und wer ist in Wahrheit der Bösewicht? Die religiöse Kaste, repräsentiert durch Botschafterin Delenn, die ebenso eigenwillig handelt. Die Konfliktlösung durch Gespräche scheint, wie es aussieht, nicht die Stärke der Minbari zu sein. Dieser Eindruck drängte sich auch schon in der Episode „Grail (Der Gral)“ bei dem Gespräch Gajics mit Delenn und Lennier auf. Es lässt allerdings für das Verständnis zwischen Kasten oder Völkern hoffen, wenn Neroon nach genauerer Kenntnisnahme seines Gegenübers mit einem gewissen Humor verkündet, es sei vielleicht doch weise gewesen, Sinclairs Volk überleben zu lassen. Vielleicht wohnt diesem Minbari-Krieger ja die Fähigkeit inne, „über den Tellerrand“ zu schauen?!

Darüber hinaus dürfen wir erneut teilhaben an Ivanovas Psi-Corps-Phobie und über die Bilder, die die kleine Telepathin von den Botschaftern empfängt, bekommt man nebenbei einen kleinen Einblick in deren Welten. Ach ja, und man bekam einen Einblick in Delenns Gedanken, ungeklärt bleibt, was dieses einsam eingestreute "Chrysalis" bedeutet...nun, dann müssen wir wohl abwarten.

Hintergründe

In dieser Folge wird ein Charakter eingeführt, der im Verlauf der Serie noch sehr wichtig wird - Neroon - seinen nächsten Auftritt gibt es in der Folge "All Alone In The Night (Alarm in Sektor 92)". Sein Satz "Sie sprechen wie ein Minbari, Commander", den er an Sinclair richtet, hat deutlich mehr Bedeutung, als man beim erstmaligen Betrachten dieser Folge vermutet hätte - vergleiche "War Without End, II (Tausend Jahre durch die Zeit)" oder auch den Film "In The Beginning (Der erste Schritt)".

Zu der "Beerdigungsgeschichte" und dem damit verbundenen Minbariritual wurde Dorothy Fontana durch die Lektüre eines Buches pber die Beerdigung von Abraham Lincoln inspiriert. "Es hat mich verwundert, dass sein [Lincolns] Leichnam aufgebahrt wurde und durch Philadelphia und New York hindurch zur Schau gestellt wurde und dass Tausende von Leuten den getöteten Präsidenten sehen wollten. Das brachte mich zur Überlegung 'Das ist interessant. Würden die Minbari so etwas für einen getöteten Anführer tun? Und wie sieht es da mit Delenn aus?'".

Notizen am Rande...

Diese von Dorothy C. Fontana geschriebene Folge ist die einzige Folge der ersten Staffel, die ohne Vorgaben von J. Michael Straczynski von einem freien Autor geschrieben wurde. "Nach dem ich 'The War Prayer (Angriff auf die Außerirdischen)' geschrieben hatte, sagte Joe 'Wir wollen, dass Du noch eine schreibst'. Ich kam dann mit dieser Idee auf ihn zu - ich hatte, ehrlich gesagt, noch einige andere, aber das war die, die sie mochten. Joe und Larry sagten 'Ok, mach diese [Story]'. Später, viel später, hatten sie eine Story, von der sie wollten, dass ich sie schreibe, haben diese aber zu Gunsten von 'Legacies' fallen gelassen, weil sie 'Legacies' so sehr mochten", so Dorothy Fontana.

Die Zeilen, die Na'Toth zu Alisa spricht, sollten eigentlich von G'Kar gesprochen werden und seinen Versuch, an telepathische DNA zu kommen aus dem Pilotfilm wieder aufnehmen, als er Lyta Alexander ein "unmoralisches Angebot" gemacht hatte. Da aber Andreas Katsulas für diese Folge nicht zur Verfügung stand, musste Caitlin Brown dies übernehmen. Diese wollte dann auch die Zeilen umgeschrieben haben, da ihrem Gefühl nach zwar G'Kar so sprechen würde, nicht aber Na'Toth. Straczynski war da anderer Meinung und so blieben Na'Toths Dialoge, wie sie waren.

Regie:
Bruce Seth Green
Drehbuch:
D. C. Fontana

Hauptdarsteller:
Michael O'Hare (Cmdr. Jeffrey Sinclair)
Claudia Christian (Lt. Cmdr. S. Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Caitlin Brown (Na'Toth)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
John Vickery (Neroon)
Grace Una (Alisa Beldon)
Joshua Cox (2. Tech)
Richard Henry (Sicherheitsposten)
Patrick O'Brien (Karrenbesitzer)
Marianne Robertson (1. Tech)