Von Katrin Hemmerling. James Wans Horrorfilm-Reihe The Conjuring basiert lose auf den "wahren Begebenheiten" des beruflichen Lebens von Edward und Lorraine Warren, die ab den 1950er Jahren jede Menge übernatürlicher Phänomene untersuchten und dokumentierten.
Ed und Lorraine Warren
Ed Warren begann, sich mit übersinnlichen Phänomenen zu beschäftigten, da er in einem Haus aufwuchs, in dem derartige Phänomene auftraten und über deren Ursache ihm niemand eine zufriedenstellende Antwort geben konnte. Seine Kenntnisse zur Dämonologie eignete er sich als Autodidakt an. Seine Frau Lorraine ist empfänglich für außersinnliche Wahrnehmungen und bezeichnet sich selbst als Medium. Ein Aspekt, der auch in den Filmen aufgegriffen wird.
Das Ehepaar hat im Laufe seines Lebens laut eigener Aussage über 10.000 Fälle untersucht und war auch in viele der heute teilweise sehr berühmt gewordene Phänomene involviert. Dazu gehören u.a. auch das Geisterhaus von Amityville, die Puppe Annabelle (Conjuring 1 & der Ablegerfilm Annabelle) oder auch der Poltergeist von Enfield, der die Handlung zu Conjuring 2 inspirierte.
Der Poltergeist von Enfield
Der Poltergeist von Enfield gehört zu den spektakulärsten Fällen übernatürlicher Aktivität, die jemals dokumentiert wurde. Von August 1977 bis September 1978 terrorisierten Poltergeisterscheinungen eine alleinerziehende Mutter mit ihren vier Kindern in Enfield, einem Stadtteil nördlich von London. Das Phänomen beschäftige allerhand Fotografen, Sozialarbeiter, Priester, Psychologen, Therapeuten, Poltergeistforscher und natürlich auch die Presse. Es konnten mehr als 1.500 Spukerscheinungen aufgezeichnet werden.
Auf leises Schlürfen und 11 Monate ununterbrochene Klopfgeräusche folgte eine tiefe Stimme, die Anwesende auf ordinäre Weise beschimpfte. Sie zu identifizieren, war jedoch nicht möglich.
Im Mittelpunkt all dieser Geschehnisse schien die 11jährige Janet zu stehen. Aus ihr kam auch die tiefe Stimme. Sie und ihre Schwester Margaret wurden nachts so oft aus ihrem Bett geworfen, dass sie es vorzogen, auf dem Boden zu schlafen.
Alles nur geschwindelt?
Der Vereinigung zur Untersuchung paranormaler Phänomene PSR (Societey for Psychical Research) gelang es, durch Klopfzeichen Kontakt mit dem "Geist" aufzunehmen. Hierzu stellte man dem “Geist” Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten waren. Ein Klopfen bedeutete “nein”, zweimaliges Klopfen Zustimmung. Im “Gesprächsverlauf” stellte sich heraus, dass es sich um einen Geist handelte, der vor mehr als 50 Jahren in dem Haus verstorben war und schlichtweg Spaß daran zu haben schien, die Familie zu terrorisieren. Die weitere Ursachenforschung führte jedoch ins Leere, die Untersuchung wurde eingestellt.
Im Oktober 1978 fanden die Phänomene schließlich ein Ende. Die Echtheit der Aufnahmen von damals wird bis heute angezweifelt. Den Kindern wurde unterstellt, dass alles nur inszeniert hätten, nachdem sie merkten, welche (mediale) Aufmerksamkeit sie damit bewirkten. Untersuchungen deuteten nämlich darauf hin, dass die Stimme des vermeintlichen Poltergeists durch Bauchreden erzeugt wurde. Zudem ließen Satzbau und Vokabular eher auf ein Kind denn auf einen “erwachsenen” Geist schließen.
Während eines Interviews wurde Janet damals gefragt, wie es sich anfühle, von einem Geist heimgesucht zu werden. Das Mädchen erwiderte, dass es keine Heimsuchung sei, was von ihrer älteren Schwester mit einem schnellen “Halt den Mund!” kommentiert wurde. Dies könnte darauf hindeuten, dass Janet hier Gefahr lief, sich zu verplappern.
Im Interview mit der Daily Mail zeigte sich die mittlerweile 46-jährige Janet alles andere als begeistert, dass ihre Geschichte für einen Hollywood-Film neu aufgerollt wird. Sie beschreibt die Erfahrung mit dem Poltergeist als "traumatisch". Allerdings gab sie in einem früheren Interview mit der Daily Mail jedoch zu, dass ungefähr zwei Prozent der Phänomene von ihr vorgetäuscht und inszeniert worden waren.
Ein Skeptiker klärt auf
Das Titelfoto des Artikels stammt von Graham Morris, dem die legendären Schnappschüsse einer scheinbar durch den Raum schwebenden Janet gelang. Im Interview mit der BBC beschrieb er 2011 die Umstände, unter denen die Bilder entstanden. Das Interview kann auf der Website der BBC angehört werden.
Der Skeptiker Joe Nickell gab hierbei übrigens zu bedenken, dass Janet ihr Bett schlicht als Trampolin genutzt haben könnte. Schließlich war das Mädchen sportlich, hatte in der Schule Titel errungen und die Körperposition erinnere stark an einen kontrollierten Bewegungsablauf.
Nickell war es auch, der Kritik an den Warrens übte. Das Ehepaar war tief gläubig und tendierte in der Regel dazu, hinter den meisten Fällen eine Besessenheit durch einen Dämonen zu vermuten, die nur durch einen Exorzismus zu lösen sei.
Hier zwei sehenswerte Dokumentationen zum Thema Enfield-Poltergeist.