Kritik zu Wonder Woman 1984: Bruchlandung im unsichtbaren Jet

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Wonder Woman 1984

Rund 70 Jahre nach ihrem ersten Abenteuer in der Welt der Sterblichen lebt Diana Prince nun in Washington. Hier arbeitet sie als leitende Anthropologin am Smithsonian Institute, was sie allerdings nicht davon abhält, auch weiterhin als Wonder Woman die Menschheit zu beschützen. Dabei versucht Diana allerdings, sich möglichst aus dem Rampenlicht fernzuhalten, sodass ihre Superheldenidentität im Jahre 1984 in den USA praktisch unbekannt ist.

Abseits ihrer Arbeit als Anthropologin und Superheldin lebt die ehemalige Amazonen-Kriegerin ein recht einsames Leben. Freunde hat sie praktisch keine, und zudem trauert sie immer noch ihrer großen Liebe Steve Trevor nach. Dies ändert sich eines Tages, als Diana die etwas tollpatschige Wissenschaftlerin Barbara Ann Minerva kennenlernt, mit der sie eine zarte Freundschaft aufbaut.

Im Zuge ihrer Arbeit stoßen die beiden Frauen schließlich auf einen geheimnisvollen antiken Stein. Sie ahnen zunächst nicht, dass dieser nicht nur in der Lage ist, Wünsche wahr werden zu lassen, sondern auch, dass der windige Geschäftsmann Maxwell Lord es auf ihn abgesehen hat. Lord weiß genau, zu welchen Dingen der Stein in der Lage ist und plant, endlich den großen Erfolg zu haben, der ihn so lange verwehrt geblieben ist. Was Diana, Barbara und Maxwell allerdings ebenfalls bald lernen müssen, ist die Tatsache, dass jeder Wunsch, den der Stein erfüllt, auch seinen Preis hat.

Ein Film aus den 80ern

Ob man mit Wonder Woman 1984 etwas anfangen kann, hängt vor allem von einem wichtigen Punkt ab. So spielt die Handlung nicht nur in den 80er Jahren, vieles am Film selbst wirkt so, als wäre er in dieser Ära auch gedreht worden. Fast schon eine Hommage an eher trashige Unterhaltungsfilme aus den 80ern darf der Zuschauer in Wonder Woman 1984 wirklich nichts hinterfragen und über bestimmte Dinge zu genau nachdenken. Wem dies gelingt, der kann durchaus seinen Spaß haben.

Der Film wirkt in vielen Dingen etwas aus der Zeit gefallen. Ein guter Gradmesser findet sich dabei gleich zu Beginn. Nach dem Intro, in dem noch einmal eine junge Diana zu sehen ist, folgt eine Szene in der neuen Gegenwart des Films, in der Diana einen Überfall auf einen Juwelier stoppt. Die Szene ist allerdings total überzeichnet und wirkt sogar etwas albern, was aber anscheinend gewollt war. Selbst die Effekte passen sich dem Konzept eines Films aus den 80ern an. Abgesehen von der Tatsache, dass so einige CGI-Effekte für einen Blockbuster, der 200 Millionen Dollar gekostet hat, nicht gut aussehen, wirken andere extrem unnatürlich, eben wie in Filmen aus den 80ern, denen man es aber aufgrund der damaligen Technik heute durchaus nachsieht.

Wonder Woman 1984

Wenn man doch beginnt, nachzudenken

Die Probleme von Wonder Woman 1984 beginnen, sobald man mit dem Konzept eines etwas trashigen Superhelden-Spektakels aus den 80ern nicht so viel anfangen kann und doch einige Dinge hinterfragt. Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass der Film definitiv zu lang geworden ist. Dies liegt unter anderem auch daran, dass unbedingt zwei Gegenspieler eingebaut werden mussten. So schenkt das Drehbuch Diana, Maxwell und Barbara jeweils relativ viel Zeit, was allerdings auch dazu führt, dass es fast 80 Minuten dauert, bis es zur ersten richtigen Actionszene kommt. Zieht man den Anfang des Films ab, dann gibt es im Film fast 60 Minuten, in denen nur Diana aber nicht Wonder Woman zu sehen ist.

Gefüllt wird diese Zeit im Diana-Handlungsstrang mit der Rückkehr von Steve Trevor. Diese funktioniert tatsächlich ganz gut, da die Chemie zwischen Gal Gadot und Chris Pine auch weiterhin vorhanden ist. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass beide Darsteller wieder gute Arbeit leisten. Gerade Gal Gadot ist noch etwas besser und liefert hier ihre bisher beste Darstellung als Wonder Woman ab.

Auch die Tatsache, dass man das Konzept des ersten Films umdreht und nun Trevor die Person in einem ihr nicht vertrauten Umfeld ist, sorgt für einige humorvolle Momente und ist unterhaltsam. Allerdings ist die Art und Weise, wie Trevor zurückkehrt überaus fragwürdig und lässt einige moralische Fragen offen, die komplett übergangen werden. Auch erscheint es irgendwie komplett unnötig, Trevor auf diese Art und Weise zurückkehren zu lassen, wenn man bedenkt, was der Stein mit seiner Magie im Film alles erreicht.

Generell ist der magische Stein, der Wünsche erfüllt, auch nicht unbedingt der kreativste Weg, um die Handlung in einem Film in Gang zu bringen. Letztendlich ist irgendwie alles möglich, weil es halt Magie gibt. Da machen sich die Autoren die Sache ziemlich leicht, vor allem wenn die Handlung am Ende komplett aus dem Ruder läuft. Plötzlich entwickelt sich die Sache zu einer weltumspannenden Katastrophe, bei der das Schicksal der gesamten Erde auf dem Spiel steht. Abgesehen davon, dass die Erklärung dafür absolut hanebüchen ist, fühlt es sich irgendwie total übertrieben an, und man wünscht sich, dass die ganze Sache eine Nummer kleiner geblieben wäre.

Wonder Woman 1984

Zwei neue Gegenspieler für Diana

Wie bereits erwähnt, widmet Wonder Woman 1984 den beiden Gegenspielern Maxwell Lord und Barbara Ann Minerva aka Cheetah ähnlich viel Zeit wie seiner titelgebenden Heldin. Genau genommen wäre aber eigentlich nur Lord wirklich relevant für die Handlung. Im Falle von Cheetah bekommt man am Ende das Gefühl, dass die Figur eigentlich nur im Film ist, damit Wonder Woman im Finale einen Gegner hat. Die Szene selbst ist aber leider extrem enttäuschend.

Die Macher nutzen hier mal wieder das klassische "Wir lassen die Handlung bei Nacht spielen, um schlechte Effekte zu kaschieren". Das gelingt allerdings nur bedingt, und so erweist sich Cheetah leider als verschwendet, was vor allem vor dem Hintergrund, dass die Figur einer der klassischen Gegenspieler von Wonder Woman aus den Comics ist, sehr schade ist.

Auch zuvor will der Funke bei der von Kristen Wiig gespielten Figur nicht wirklich überspringen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass man sich entschieden hat, den Electro-Weg aus Amazing Spider-Man: Rise of Electro zu gehen. Barbara wird zu Beginn als die typische tollpatschige Verliererin ohne Selbstvertrauen dargestellt, die von der Hauptfigur in den Bann gezogen, dann aber durch ein Ereignis verändert wird und sich schließlich gegen ihre einstige Heldin stellt. Das war schon bei Electro nicht sonderlich spannend und interessant. Gleiches kann man auch über Barbara sagen. Letztendlich ist sie für die Handlung selbst auch gar nicht notwendig. Den kurzen Endkampf hätte auch jede andere generische CGI-Figur übernehmen können.

Bei Maxwell Lord kommt dagegen wieder die Problematik zum Tragen, dass man mit Wonder Woman 1984 scheinbar einen Film aus den 80ern imitieren wollte. Pedro Pascal sieht man definitiv an, wieviel Spaß er in seiner Rolle hatte, die Figur selbst ist aber sehr überzeichnet, und der Darsteller neigt zum Overacting. Auch lässt der Film am Ende aus unerfindlichen Gründen offen, was genau denn nun die Konsequenzen für das Handeln von Lord und Minerva sind. Gerade im Falle von Lord fehlt da einfach etwas, schließlich war dieser für einige katastrophale Ereignisse zuständig.

Alles in allem lässt sich festhalten, dass Wonder Woman 1984 inhaltlich an den typischen Fortsetzungsproblemen eines zweiten Teils leidet. Dinge, die im ersten Teil ankamen, müssen zwanghaft wiederholt werden, und alles andere muss unbedingt größer, umfangreicher und bombastischer sein. Dazu gibt es gleich eine ganze Reihe von Dingen, die nur auftauchen, weil man glaubt, dass der Zuschauer sie cool oder beeindruckend findet beziehungsweise nur als Fanservice fungieren, unabhängig davon, ob sie innerhalb der Handlung Sinn ergeben oder logisch sind. Gerade inhaltlich fällt Wonder Woman 1984 im Vergleich zum Vorgänger dadurch deutlich ab.

Fazit

Wer bei Wonder Woman 1984 in der Lage ist, seinen Kopf auszuschalten, viele Logikfehler übersehen kann und einfach Lust auf einen wilden und trashing Ritt aus den 80ern hat, sollte auf seine Kosten kommen. Für alle anderen dürfte die Fortsetzung dagegen eine große Enttäuschung sein. Überdreht, unlogisch, viel zu lang und mit Effekten, die oft einfach nicht gut aussehen, trüben den Gesamteindruck deutlich. Dazu kommen einige fragwürdige Entscheidungen bei der Geschichte und den neuen Figuren. Es bleibt zu hoffen, dass man beim dritten Teil hier wieder einen stärkeren Fokus auf diese Aspekte.

Wonder Woman 1984
Originaltitel:
Wonder Woman 1984
Kinostart:
18.02.21
Regie:
Patty Jenkins
Drehbuch:
Patty Jenkins, Geoff Johns, Dave Callaham
Darsteller:
Gal Gadot, Kristen Wiig, Pedro Pascal, Chris Pine, Natasha Rothwell, Ravi Patel, Gabrielle Wilde, Robin Wright, Connie Nielsen
In ihrem zweiten Soloabenteuer verschlägt es die Amazone in das Jahr 1984.

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