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Rezession, Inflation, Krieg, globale Pest - eigentlich ist die Realität Horror genug. Vielleicht ist aber dann gerade heute eine gute Portion Eskapismus gar nicht so schlecht, finden wir. Und genau deswegen haben wir für euch wie in jedem Jahr unsere Tipps zu Halloween gesammelt. In der Hoffnung, dass für den einen oder anderen von euch etwas dabei ist :)!
Florian Rinke - Der Mann fürs Ohr
Ich kann zu Halloween Guillermo Del Toros Cabinet of Curiosities empfehlen. Vor allem visuell kann die bildgewaltige Anthologiereihe auf jeden Fall punkten, auch wenn mich inhaltlich nicht jede Folge gleichermaßen begeistern konnte. Besonders die Umsetzung von “Pickmans Modell" hat mir nicht so richtig gefallen – aber das ist alles eine Frage des Geschmacks und wie bei jeder guten Kurzgeschichtensammlung ist hier für jeden Horrorfan etwas dabei. Wo wir gerade bei Geschmack sind, sei hier eine Warnung angebracht: Die Serie ist stellenweise ziemlich brutal und blutig.
Sensiblen Zuschauern hilft auch nicht der Wechsel von Netflix zu Disney+ – dort gibt es mit American Horror Stories eine ähnliche Anthologieserie. Der Kurzgeschichtenableger der Mutterserie American Horror Story zeigt nicht weniger grausame Geschehenisse . Optisch kann die Reihe mit Del Toros Cabinet of Curiosities nicht ganz mithalten, aber inhaltlich sind die Folgen raffinierter geschrieben und “Puppenhaus” oder “Aura” bieten unerwartete Twist am Ende. Beide Serien bringen auf jeden Fall Abwechslung ins blutrote Einerlei des Horror Genres.
Der schwedische Autor Mats Strandberg ist in Deutschland nicht so bekannt, wie er sein sollte. Wer seine Bücher kennenlernen will, sollte Das Heim lesen. Der gescheiterte Musiker Joel muss seine pflegebedürftige Mutter in einem Altenheim unterbringen. Eigentlich ist seine Rückkehr an die Orte seiner Jugend für Joel schon gruselig genug, da beginnt sich das Wesen seiner Mutter im Pflegeheim zu verändern. Sind wirklich nur Auswirkungen der fortschreitenden Demenz schuld oder hat etwas Böses von ihr Besitz ergriffen? Der Roman schildert die Zustände in der Altenresidenz glaubhaft und wäre auch ohne die übersinnlichen Aspekte spannend zu lesen.
Ähnlich funktioniert auch Strandbergs neuer Roman, der ganz ohne übernatürlichen Horror auskommt. In Die Konferenz macht ein unheimlicher Killer Jagd auf die Mitglieder einer Bauverwaltung, die sich zu einer Tagung in ein abgelegenes Hotel zurückgezogen haben. Eigentlich bräuchten die Kollegen keine zusätzliche Gefahr von außen, denn zwischen Machtspielen und Mobbing gibt es genügend Konfliktstoff in ihren eigenen Reihen. Da die Perspektive mit jedem Kapitel wechselt, kann man die Motive der unterschiedlichen Verwaltungsleute gut nachvollziehen.
Zum Schluss noch ein paar gruselige Hörspieltipps. In der ARD-Audiothek wurden extra zu Halloween viele unheimliche Geschichten zusammengestellt. Darunter befinden sich Hörspiele zu Klassikern wie Frankenstein, Carmilla oder ein Zusammentreffen von Professor van Dusen und Dracula. Wer es moderner mag, dem sei dort Jörg Buttgereits Green Frankenstein, die Zombieserie Die Infektion und Kurz vor Sonnenaufgang von Bodo Traber empfohlen.
Michael Bartl - Ob er und Lovecraft Freunde werden?
Einmal war es warm, danach wieder kalt und schlussendlich machte eine ebenso kühle Böe den Rest und ein herbstlicher Infekt hat mich im Griff. Zumindest ist es kein Corona, trotzdem werde ich meine Umgebung von mir schützen, sodass es mich dieses Jahr auf keine Halloween-Party zieht. Andererseits eine Chance, meinen mannigfaltigen Pile of Shame zu verkleinern.
Den Anfang macht dabei diesmal ein PC-Game und nein, es ist nicht Scorn. Vielmehr werde ich es endlich angehen und Warhammer 40,000: Chaos Gate – Daemonhunters beenden. Angesiedelt im düsteren 40 Millennium der Menschheit folgen wir einem Trupp der Grey Knights, dem 666. Order der Space Marines, die direkt den Dämonenjägern des Ordo Malleus der Inquisition unterstehen.
Dabei werden wir direkt mittels Teleportation ins Geschehen geschmissen und finden uns im Kampf gegen einen Dämon des Khorne gegenüber. Wir sind siegreich und unser Hauptmann konnte den Blutdürster bannen, allerdings unter Einsatz seines Lebens, sodass wir zurück auf unserem Schiff zum neuen Kommandanten befördert wurden. Als wir zu unserer Heimatbasis auf dem Saturnmond Titan zurückfliegen wollen, um uns selbst und unser Schiff wieder vollständig kampftauglich zu machen, erreicht uns die Nachricht einer Inquisitorin. Eine Seuche, genannt die Blüte, bereitet sich im Sektor aus und nur wir sind in der Nähe, um die neueste Gefahr aus dem Garten Nurgles, einem der vier mächtigen Chaosgötter, zu bekämpfen.
Rundenbasierte Strategie im XCOM-Stil gepaart mit dem Warhammer-40k-Universum. Ich bin begeistert! Neben klassischen Missionen, wo wir Saaten der Seuche suchen oder zu stark befallene Planeten mit einem Exterminatus säubern, müssen wir auch forschen, unseren Trupp mit noch tödlicheren Waffen ausstatten und unser Schiff ausbauen. Der Mix macht dabei richtig Spaß und wird dabei mit animierten Zwischensequenzen aufgelockert, wenn wir ein neues Etappenziel erreichen. Aber Achtung! Der Schwierigkeitsgrad hat es in sich und selbst im einfachsten und „gnädig“ betitelten Modus, brauchte ich teilweise mehrere Anläufe für Missionen, geschweige wenn ich es dann mit ausgewachsenen Dämonen zu tun bekam.
Für die Geschichte selbst, die mit so manch einer Überraschung aufwarten – Dämonenprimach *hust* - zeichnet Aaron Dembski-Bowden verantwortlich, der zu den beliebtesten Autoren der Black Library zählt. Als weiteres Highlight verpflichtete man Andy Serkis, der dem Grey Knights Großmeister Vardan Kai seine Stimme leiht, der uns die meiste Zeit zur Schnecke macht, weil wir ihm nicht schnell genug weiterkommen. Doch ab und zu bekommen wir von ihm auch Geschenke in Form von Ausrüstung und neuen Männern.
Auch steht ein neues Hörbuch auf meiner Liste, allerdings diesmal abseits von Space Marines & Co. Vielmehr versuche ich es erneut, mich mit den Werken von H. P. Lovecraft anzufreunden. Bereits vor einigen Monaten versuchte ich es mit Berge des Wahnsinns, die es einfach nicht schafften, mir irgendein Gefühl hervorzurufen. Nun ja, nicht ganz. Denn gesprochen wurde der Titel von David Nathan, der unter anderem die deutsche Stimme von Johnny Depp ist. So fand sich in meiner Vorstellung eines Piraten, der durch die verschneiten Katakomben einer uralten Alien-Stadt stolpert.
In Die Farbe aus dem All zeichnet jedoch ein gewisser Ernst Meincke für die Vertonung verantwortlich, der seit 1992 Jean-Luc Picard eine deutsche Stimme gibt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Landvermesser, der ein Stück unbebautes Land prüfen soll, was für den Bau eines neuen Stausees überflutet werden soll. Dabei stößt ein mysteriöses Stück Land, auf dem jegliches Anzeichen auf Leben fehlt. Inmitten darin steht ein verlassener Hof, in dessen Zentrum wiederum ein alter Brunnen steht, der bei dem Landvermesser Abscheu verursacht.
Ein alter Einsiedler erzählt dem Landvermesser schließlich die Geschichte der verfluchten Heide, auf der angeblich ein Meteorit landete, der mit seiner unbeschreiblichen Farbe, die Flora und Fauna sowie die dort lebende Familie Gardner “veränderte”.
Wer hingegen mehr zum Sehen möchte, kann auch auf die gleichnamige Verfilmung von Richard Stanley (M.A.R.K. 13) mit Nicolas Cage in der Hauptrolle zurückgreifen, die sich direkt mit Gardner-Familie beschäftigt. Dabei entwickelt sich der Film zu einem reinen Horror-Farbspiel mit wabernden fluoreszierenden, halluzinogenen, psychedelischen Farbspielen, inklusive ekliger Splatterszenen, die das Grauen direkt präsentiert und so die perfekt aufgebaute Gruselstimmung zerstört.
Stefan, der Barbar, Turiak
Ich habe eigentlich nur einen Tipp: Barbarian. Disney hat anscheinend keine Lust, den Horrorfilm ins Kino zu bringen, aber wie ich gehört habe, soll er Ende des Jahres in der Erwachsenen-Abteilung von Disney+ erscheinen. Wer nicht so lange warten möchte und nicht vor einem komplizierten Workaround mit VPNs und Zahlungsgutscheinen zurückschreckt oder kurz einen Abstecher in die USA macht, kann ihn schon jetzt bei HBO Max sehen.
Von der Story werde ich nicht allzu viel verraten: Eine junge Frau kommt an einem regnerischen Abend an einem Haus in Detroit an, das sie über Airbnb für ein paar Tage gemietet hat, das ist dummerweise aber schon von einem mysteriösen Gast belegt. Mehr gibt es vorerst nicht zur fiesen, wendungsreichen Story. Regisseur Zach Cregger stellt aber sein großes Talent unter Beweis, Spannung bis ins Unermessliche und Unerträgliche aufzubauen, die sich immer wieder explosionsartig entlädt. Ein wenig Humor zur Entspannung streut er ebenfalls mit ein, was aber nur für ein wenig Erleichterung sorgt und das Geschehen zu keinem Zeitpunkt ins Alberne verkehrt. Letztendlich sollte das aber jeder Zuschauer selbst erleben. Eine Kinoerfahrung mit einem großen Publikum hätte hier tatsächlich würde hier tatsächlich sehr viel mehr Spaß machen, deswegen schlage ich einen gemeinsamen Filmabend mit Freunden vor, um diese kleine Low-Budget-Horrorperle zu genießen.
Katrin Hemmerling - Justus, Peter, Bob und Stephen (aber nicht Terrill)
Hatte ich erwähnt, dass ich die Werke von Stephen King mag? Das eine oder andere mal bestimmt schon, oder? Und genau deswegen habe ich mir Mr. Harrigan’s Phone für heute aufgehoben. Die Geschichte konnte mich bereits in der literarischen Vorlage begeistern und ich setze schon allein hinsichtlich des Casts große Hoffnungen in die Verfilmung. Donald Sutherland hat mich noch nicht enttäusch und Jaeden Martell wusste für mich, in Stephen Kings Es aber auch in Knives Out zu überzeugen.
Wenn ich dann schon bei King bin: In diesem Jahr werde ich versuchen, mein Trauma von Stephen Kings Es Kapitel 2 zu heilen. Der konnte mich im Kino eher so mäßig überzeugen, sodass ich ihn noch kein zweites Mal gesehen habe. Das werde ich heute mal ändern und mir Kapitel 1 und 2 angucken. Vielleicht stimmt dann der Flow für mich, wer weiß. Und wenn er nicht stimmt, kann ich immer noch auf Fassung mit Tim Curry als Pennywise zurückgreifen. Die ist zwar wesentlich kitschiger als die Neuauflage, ist allerdings für mich schon fast ein Feel-Good-Film. Ein bisschen wie heimkommen ...
Justus, Peter und Bob dürfen auch dieses Halloween nicht fehlen. Wusstet ihr, dass einige Bücher mittlerweile eingelesen worden und via Streaming verfügbar sind? Unter anderem haben Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich selbst jeweils ein Buch eingelesen. Weiterhin mit dabei sind Andreas Fröhlichs Schwester Katrin, Bela B, Oliver Kalkofe oder auch Axel Prahl. Erheiternd ist es, wenn Sascha Draeger ein Buch von Die Drei ??? einliest - immerhin werden viele von uns seine Stimme mit TKKG verbinden. Persönlich habe ich mir für heute Jan Böhmermann und Bastian Pastewka in die Playlist gelegt. Böhmermann hat "Die flüsternde Mumie" eingelesen, das Hörbuch ist erst vor kurzem erschienen. Und Pastewka hat sich "Der grüne Geist" vorgenommen. Allein schon der Einstieg beweist, dass Pastewka ein bekennder Fan der Reihe ist. Ein perfekter Abschluss für den Abend!