Kritik zu Game of Thrones 6.10: Staffelfinale "The Winds of Winter"

SPOILER

Und da ist sie auch schon wieder vorbei. Am gestrigen Sonntag lief auf dem amerikanischen Pay-TV-Sender HBO das Finale der sechsten Staffel von Game of Thrones. Die Episode "The Winds of Winter" knüpft dabei an die Geschehnisse der actionreichen Schlacht der Vorgängerfolge an und bringt die verschiedenen Figuren in Position für das langsam nahende Serienende.

In der Regel heben sich die Macher von Game of Thrones für die letzte Folge einer Staffel gern den einen oder anderen ruhigen Moment auf. Zum einen werden dabei die Ereignisse der bisherigen Folgen noch einmal aufgearbeitet, und zum anderen die weiteren Handlungen aufgebaut. "The Winds of Winter" bleibt diesem Konzept in weiten Teilen treu, beginnt jedoch zunächst einmal mit einem großen Knall, und das im wahrsten Sinne des Wortes. In der gesamten Serienhandlung kam die Tatsache, dass sich unter verschiedenen Gebäuden in King's Landing Wildfire befindet, immer wieder einmal zur Sprache und nun ist es Cersei, die daraus Kapital schlägt. Aus sicherer Entfernung sieht sie zu, wie ihr Plan aufgeht und sie durch die Explosion der Septe nahezu all ihre Widersacher auslöscht. 

So entledigt sie sich nicht nur des High Sparrows und seiner Anhänger, sondern auch Lord Maes Tyrells und seinen Kindern Loras und Margaery. Wie so oft in Game of Thrones verläuft der Plan jedoch nicht vollkommen perfekt: Cerseis Sohn, König Tommen, sah ebenfalls zu und kann mit dem Vorfall nicht umgehen. Sein stiller Freitod dürfte nicht nur für Cersei, sondern auch für die meisten Zuschauer überraschend gekommen sein. Zudem trieb es die Großmutter der Tyrells zunächst nach Dorn, wo sie neben den Sandsnakes auch von Varys empfangen wurde, und letzlich in die Arme von Daenerys. Die ganze Aktion könnte sich für Cersei also noch als sehr teuer erweisen. Die Wildfire-Explosion ist ein passender Abschluss für einen Handlungsstrang, der spätestens in der sechsten Staffel, und für viele Zuschauer schon eher, mit den Geschehnissen an anderen Orten nicht ganz mithalten konnte. Anhand der weiteren Begebenheiten dürfte sich die kommende Staffel dann wohl auf den Konflikt der drei Haupthäuser Stark, Lannister und Targaryen konzentrieren, womit wir im Norden angekommen wären.

Der König des Nordens

Während zunächst einmal die Vorgänge in King's Landing vergleichsweise viel Zeit einnehmen, folgt die Episode danach dem typischen Muster von Game of Thrones und bringt uns viele kleine Momente, die aber von großer Bedeutung sein dürften. Das Aufeinandertreffen zwischen Ser Davos und Melisandre fällt zwar emotional aber doch vergleichsweise unblutig aus. So gibt die Priesterin ihre Taten, vor allem die Tötung von Prinzessin Shireen, offen zu. Anders als von Ser Davos gefordert, wird sie aber dafür von Jon Snow lediglich verbannt. Auch die Aussprache zwischen Sansa und Jon hält sich konflikttechnisch zurück. Sansa entschuldigt sich zwar dafür, dass sie Jon ihren Plan nicht verraten hat, so ganz nimmt man ihr aber nicht ab, dass sie fortan vollkommen ehrlich mit ihrem "Bruder" sein wird. Spannend war auch das Gespräch zwischen ihr und Littlefinger, der erstmals offen zugibt, dass er selbst den Thron von Westeros besteigen und sie an seiner Seite haben möchte. Dass Sansa ihn daraufhin einfach stehen lässt, zeigt, dass die junge Frau sich nicht mehr so einfach von jeder Versprechung beeinflussen lässt.

Game of Thrones Staffelfinale

Tatsächlich gekrönt wird im Anschluss allerdings nicht Littlefinger, sondern Jon Snow. In einer Szene, die schon gefährliche Ähnlichkeit mit der Krönung von Robb Stark hat in Staffel 2, erklären die Lords des Nordes Jon zu ihrem neuen König. Vorausgegangen war diesem Akt eine Ansprache von Lady Mormont, die nun schon zum zweiten Mal für einen beachtlichen Moment in der Serie sorgt. Die junge Dame ist definitiv eine tolle Ergänzung in der sechsten Staffel von Game of Thrones. Man kann nur hoffen, dass sie in der kommenden Season auch wieder etwas zu tun bekommt. Mit der Krönung von Jon und der Thronbesteigung von Cersei sind wir zudem wieder bei dem Konflikt Lannister gegen Stark angekommen, der schon zu Beginn der Serie handlungsbestimmend war. Zudem ist da ja auch immer noch eine Rechnung zwischen Cersei und Sansa offen, schließlich hielt Cersei Sansa für mitverantwortlich am Tod von Joffrey. Allerdings bleibt fraglich, ob Cersei sich wirklich auf Jon und Sansa konzentrieren kann, segelt doch eine viel größere Gefahr für ihre Herrschaft heran.

Endlich auf dem Weg

Nachdem Daenerys in der vergangenen Woche in Meereen aufgeräumt hat, ist die Drachenkönigin endlich bereit, nach Westeros zu segeln. Zuvor präsentieren die Autoren den Zuschauern jedoch eine emotionale Szene zwischen ihr und Tyrion, die zeigt, wie tief die Bindung zwischen den beiden mittlerweile ist. Tyrion ist zu dem wichtigsten Berater an ihrer Seite geworden und der so zynische Lannister kann selbst kaum glauben, dass er all seine Hoffnungen in die junge Königin setzt. Die Verleihung des Hand-Titels ist ein toller Moment, der zu den vielen Szenen in Staffel 6 gehört, die einem als Zuschauer tatsächlich ein positives Gefühl geben.

Game of Thrones Staffelfinale

Generell lässt sich feststellen, dass Game of Thrones in den vergangenen zehn Folgen deutlich weniger auf negative Schockmomente setzte, wie dies beispielsweise in Staffel 4 und 5 der Fall war. Gleichzeitig war die Staffel gerade deshalb aber auch deutlich besser. Die geschunde Fanseele braucht einfach ein paar positive Momente. Auch wenn die Schocker und die Unvorhersehbarkeit im großen Maße zum Erfolg von Game of Thrones beigetragen haben, machte dies die Serie zum Schluss fast schon berechenbar. Wenn man immer nur das Schlimmste erwartet, kann einem kaum noch etwas schocken. In Staffel 6 gibt es tatsächlich hin und wieder Happy-End-Momente und trotzdem ist die Serie deshalb nicht weniger spannend.

Das Letzte, was du siehst

Ob man die Aktion von Arya Stark am Ende als einen solchen Happy-End-Moment bezeichnen kann, lässt sich in jedem Fall diskutieren. Zum einen bekommt sie die Rache, die sie sich so lange wünscht, und mit Walder Frey ereilt dem Ekel auch das Schicksal, das es verdient. Allerdings wird Arya mit dem Akt nun zu einer eiskalten Killerin. Zwar handelt es sich dabei um das Ziel, auf das sie zugearbeitet hat, ob es begrüßenswert ist, bleibt abzuwarten. Spannend wird in jedem Fall zu sehen, auf wen Arya ihren Blick als Nächstes richtet. Kehrt sie zu ihrer Familie zurück, die nun wieder im Norden regiert oder ist als nächstes Cersei an der Reihe. Die Königin und ihr Bruder Jamie sind die letzten verbliebenden Lannisters, an denen sich die Rache lohnen würde. Allerdings ist die Königin in King's Landing vermutlich deutlich schwieriger zu töten als Walder Frey und seine Söhne.

Game of Thrones Staffelfinale

Ähnlich spannend wie die Entscheidung von Arya dürfte die weitere Entwicklung rund um Brandon Stark sein. Auch dieser könnte sich schon bald zu seiner Familie aufmachen, hat er doch nun eine wichtige Information. Mit der Rückkehr in die Vision rund um den Tower of Joy und Ned Stark erfährt Brandon von Jon Snows wahrer Herkunft. Hier scheint sich dann doch eine beliebte Fantheorie zu bestätigen, ist Jon am Ende doch nicht der Sohn von Ned. Stattdessen sind Lyanna Stark und mit großer Wahrscheinlichkeit Rhaegar Targaryen die Eltern des neuen Königs des Nordens. Snow wäre damit der Neffe von Daenerys Targaryen und hätte sogar einen Anspruch auf den Thron. Gleichzeitig trägt er aber auch die Gene eines der verhasstesten Männer in Westeros. Weitere Konflikte sind also vorprogrammiert.

Fazit

"The Winds of Winter" bietet den perfekten Abschluss für eine ohnehin schon richtig starke Staffel von Game of Thrones. Nachdem die Serie gerade in Staffel 5 doch etwas schwächelte, findet man nun zu alter Stärke zurück. Die Macher bringen geschickt die verschiedenen Figuren der Serie in Position und bereiten alles auf die finale Konfrontation der großen Häuser Stark, Lannister und Targaryen vor - viel mehr sind auch nicht mehr üblich, nach dem die Häuser Martell, Bolton, Tyrell und Baratheon (so gut wie) ausgelöscht sind. Dazu wird ein lang gehütetes Geheimnis gelüftet, was ebenfalls für einige Spannung sorgen dürfte. Die Wartezeit bis April 2017 erscheint dadurch allerdings noch länger.

Game of Thrones

Originaltitel: Game of Thrones (2011-2019)
Basiert auf der Fantasy-Reihe Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin
Erstaustrahlung am 17.04.2011
Darsteller: Peter Dinklage (Tyrion Lennister), Lena Headey (Cersei Lennister), Emilia Clarke (Daenerys Targaryen), Kit Harington (Jon Snow), Sophie Turner (Sansa Stark), Maisie Williams (Arya Stark), Nikolaj Coster-Waldau (Jaime Lennister)
Produzenten: David Benioff, D. B. Weiss, Carolyn Strauss, Frank Doelger, Bernadette Caulfield
Staffeln: 8
Anzahl der Episoden: 73


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