Spoiler-Kritik zu Logan: The Wolverine - Auf dem Höhepunkt ist Schluss

SPOILER

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Logan und Professor X Wolverine

Ein letztes Mal übernimmt Hugh Jackman in Logan – The Wolverine die Rolle des beliebten Comiccharakters, dann geht es in den Ruhestand. Grund genug für uns, einen zweiten Blick auf den finalen Wolverine-Film zu werfen. In diesem nehmen wir allerdings keine Rücksicht auf Spoiler. Wer den Film noch nicht gesehen hat, denen empfehlen wir unsere spoilerfreie Kritik.

Dass die Zuschauer mit Logan ein etwas anderer X-Men-Film erwartet, wird schon innerhalb der ersten fünf Minuten deutlich. Gleich zu Beginn nutzt Wolverine seine Klauen in einer blutigen Art und Weise, wie man es in den bisherigen Filmen des Franchises noch nicht gesehen hat. Selbst wenn man weiß, was einen erwartet, kann man durchaus überrascht werden, wie konsequent Regisseur James Mangold die Gewalt im Film einsetzt. Selbst im Vergleich zu Deadpool steigert man sich noch einmal deutlich. Der große Unterschied zum immer quasselnden Söldner ist die Tatsache, dass Deadpool seine Gewalt mit einer Prise Humor auf die Leinwand bringt. Dies nimmt dem Film in gewisser Weise die Härte. Bei Logan fehlt diese Auflockerung völlig. Das finale Wolverine-Abenteuer ist hart, düster und mitunter sogar etwas deprimierend.

Zwei alte Männer

Die Düsternis des Films bezieht sich dabei nicht nur allein auf den Gewaltgrad. Logan erzählt die Geschichte gleich zweier gebrochener Männer und dies sehr kompromisslos. Die Dynamik zwischen Wolverine und Professor X gehörte schon immer zu den spannendsten Beziehungen im X-Men-Universum. Charles Xavier nahm häufig so etwas wie eine Ersatzvaterrolle für Wolverine ein und versuchte ihm, eine Familie zu geben. In Logan hat sich diese Beziehung auf interessante Weise weiterentwickelt. Charles zeigt sich gegenüber Wolverine sehr verbittert und abweisend, doch dieser bleibt trotzdem weiter treu an seiner Seite.

Sowohl Hugh Jackman als auch Patrick Stewart liefern dabei die wohl beste Darstellung in ihren jeweiligen Rollen ab. Stewart zeigt Xavier von einer Seite, wie man ihn bisher noch nicht gesehen hat, und macht den Charakter damit so interessant wie lange nicht mehr. Die Verbitterung in ihm kommt immer wieder zum Vorschein und doch hat Charles Wolverine immer noch nicht aufgegeben. Schon seit dem ersten X-Men-Film versucht Professor X, Logan dabei zu helfen, einen Platz im Leben zu finden. Und auch wenn er mittlerweile nicht immer Herr seines Geistes ist, gibt er seine Bemühungen selbst im fortgeschrittenen Alter nicht auf.

Ganz anders sieht die Sache bei Logan selbst aus. Wolverine war schon immer eine eher tragische Figur, die nie wirklich ihr Glück gefunden hat. Im Jahr 2029 ist Logan allerdings soweit gebrochen, dass er in gewisser Weise aufgegeben hat und nur noch sterben möchte. Am Leben halten ihn lediglich seine Zuneigung und sein Verantwortungsbewusstsein gegenüber Charles. Selbst als er auf Laura trifft und merkt, welche Verbindung zwischen ihnen besteht, ändert sich daran zunächst nichts. Am Ende ist es Professor X, der ihn wieder in die richtige Richtung schiebt, wie er es schon so oft in der Vergangenheit getan hat.

X-23 und X-24

Dafne Keen als Laura aka X-23 ist ein weiteres Highlight des Films. Die junge Darstellerin meistert sowohl die Actionmomente als auch die ruhigen Szenen. Gerade die Kampfszenen sind dabei sehr geerdet und vor allem glaubhaft inszeniert. Wenn ein kleines Mädchen plötzlich anfängt, reihenweise Soldaten aufzuschlitzen, kann dies auch schnell albern wirken. Davon ist jedoch keine Rede. Die Kämpfe gehören zu den Stärken des Films, wobei die finale Auseinandersetzung etwas abfällt. Einer der Gründe dafür ist sicherlich, dass die Actionszenen vorher besonders gut sind. Das letzte Stück des Films kann da nicht ganz mithalten. Allerdings ist es ganz erfrischend, dass das Drehbuch sich auch an dieser Stelle treu bleibt. Der Konflikt bleibt auch zum Ende geerdet. Es steht nicht plötzlich das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel, was im Vergleich zu den vielen Comicverfilmungen der vergangenen Jahre eine nette Abwechslung ist.

Etwas zweischneidig ist zum Ende hin allerdings, mit wem es Logan in der zweiten Filmhälfte aufnehmen muss. Der Klon X-24 soll wohl als Anti-Wolverine funktionieren, ist aber etwas überzeichnet und bringt zudem ein generelles Problem des Charakters zurück. So waren die Selbstheilungskräfte schon immer ein Punkt, der Geschichten rund um Wolverine schwierig machte. Da ihm eigentlich nichts töten kann, ist er technisch gesehen nie in Gefahr. Das Problem löst der Film mit dem alten Logan ziemlich gut, nur um es dann mit dem Klon wieder zurückzuholen. Dies sorgt dafür, dass mal wieder eine Waffe aus dem Hut gezaubert werden muss, um den Gegenspieler zu stoppen. Wozu die Kugel am Ende eingesetzt wird, ist vergleichsweise schnell klar, wenn auch nicht besonders logisch. Warum ist eine Kugel aus Adamantium, die Logan, seinen Klon und Laura töten kann, notwendig, wenn alle drei Adamantium-Krallen mit sich herumtragen und dementsprechend auch einfach diese nutzen könnten?

Tragisches Ende für einen tragischen Helden

Der Film legt den Fokus die gesamte Laufzeit über fast ausschließlich auf die Handlungsgegenwart und seinen titelgebenden Hauptcharakter. Für X-Men-Fans gibt es zwar ein paar Anspielungen, aber an sich funktioniert Logan auch vollkommen ohne Vorwissen. Das ist nachvollziehbar aber auch etwas schade, da die Geschehnisse, die zum Aussterben der X-Men und der Mutanten im Allgemeinen geführt haben, zu interessant sind, um nur ein paar Halbsätze zu bekommen. Die Handlung spart abgesehen von Wolverine und Professor X praktisch alle anderen X-Men aus. Ein paar Details wären für Fans sicherlich interessant gewesen. Der Comic Old Man Logan, der in gewisser Weise als Vorlage diente, löst dies deutlich besser. Dort ist Logan selbst für den Tod seiner Freunde verantwortlich. Im Film kann für Comicleser zwar zwischenzeitlich der Eindruck entstehen, dass man diese Rolle vielleicht Xavier zugeschrieben hat. Letztendlich wird allerdings nie so wirklich aufgelöst, welche Ausmaße dessen Anfall tatsächlich hatte. Gleiches gilt für das Schicksal der X-Men.

Platz wäre für solche Dinge durchaus gewesen, denn Logan hat sicherlich ein paar überflüssige Minuten. Gerade im Mittelteil gibt es ein paar Längen, die dem Film etwas das Tempo nehmen. Dafür führt man die Geschichte aber zumindest kompromisslos zu Ende. Dieses bietet, passend zum Charakter, wieder eine gewisse Tragik, schließlich stirbt Wolverine in dem Moment, in dem er etwas gefunden hat, wofür es sich zu leben lohnt. Gerade vor dem Hintergrund, dass Charles sich so sehr ein anderes Schicksal für Logan gewünscht hat, ist der Tod bitter. Ein Happy-End, in dem Logan zum neuen Mentor der jungen Mutanten wird, wäre als Alternative möglich gewesen. So bedeutet das Ende aber zumindest einen endgültigen Abschluss für den Charakter. Mit seinem letzten Einsatz holt sich Wolverine noch einmal so etwas wie Absolution und kann in Frieden sterben. Das X in der letzten Szene bietet das perfekte finale Bild.

Fazit

Logan ist nicht nur der beste Wolverine-Film, sondern auch eine der besten Comicverfilmungen der letzten Jahre. Konsequent und hart erzählt Regisseur James Mangold das letzte Abenteuer des Helden und kann sich dabei auf einen exzellenten Cast verlassen. Kleine Schönheitsfehler lassen sich problemlos verschmerzen und besonders für Wolverine-Fans ist der Film ein Pflichtbesuch im Kino.

Titelposter zum 3. Wolverine-Film "Logan"
Originaltitel:
Logan
Kinostart:
02.03.17
Laufzeit:
138 min
Regie:
James Mangold
Drehbuch:
Michael Green, David James Kelly
Darsteller:
Hugh Jackman (Logan / Wolverine), Patrick Stewart (Charles Xavier / Professor X), Boyd Holbrook, Richard E. Grant, Stephen Merchant, Elise Neal, Eriq La Salle
Hugh Jackman wird ein letztes Mal in der Rolle des mürrischen Einzelgängers mit den Krallen aus Adamantium zu sehen sein.

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