Jinaal - Kritik zu Star Trek: Discovery 5.03

SPOILER

Wie in der Vorwoche angekündigt, verschlägt es die Discovery in Episode 3 der finalen Staffel auf den Planeten Trill, um den nächsten Hinweis auf die versteckte Technologie der Progenitoren zu finden. Dabei treffen Burnham und Co mit dem titelgebenden Jinaal überraschend auf einen der Wissenschaftler, die für die Schatzsuche verantwortlich sind. Gleichzeitig müssen sich mehrere Mitglieder der Discovery beziehungsweise ehemalige Mitglieder auch mit beziehungstechnischen Problemen auseinandersetzen.

Culber nimmt eine Auszeit

In "Jinaal" merkt man erneut, wie gut es Star Trek: Discovery tut, dass in der finalen Staffel nicht erneut das Schicksal von Millionen Lebewesen auf dem Spiel steht. Auch wenn eine potenzielle Gefahr von der Technologie der Progenitoren ausgeht, ist es trotzdem nicht wieder ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit, was zu einem viel leichteren Erzählstil führt, von dem auch besonders Burnham profitiert. Die Figur kann deutlich relaxter agieren und muss nicht wieder die Last der gesamten Galaxie auf ihren Schultern tragen.

Gleichzeitig wird für die Episode eine beliebte Star-Trek-Tradition wieder aufgewärmt. So darf Wilson Cruz, der normalerweise Doktor Culber spielt, in eine etwas andere Rolle schlüpfen und ein altes Trill-Bewusstsein in sich aufnehmen. Cruz hat auch sichtlich Spaß daran, eine andere Figur darzustellen und die Szenen mit Jinaal gehören zu den unterhaltsamsten der Episode. Lediglich am Ende fällt der Handlungsstrang etwas ab. So ist weder die Location für den Kampf mit den unsichtbaren Monstern optisch sonderlich spannend, noch der Kampf selbst. Hier wird ähnlich wie in Episode 2 eigentlich nur herumgerannt und mit Phasern gefuchtelt. Auch die vermeintliche Auflösung der ganzen Sache wirkt eher unoriginell und vorhersehbar und ist auch nicht ganz logisch. Schließlich hätten Burnham und Book auch einfach übersehen können, dass die Monster ihre Eier beschützen, was den ganz Test etwas fragwürdig macht.

Beziehungsproblem auf der und abseits der Discovery

Wo die Episode ebenfalls ein paar Probleme hat, ist bei der Anzahl der verschiedenen Storylines. So werden quasi gleich vier Geschichten in "Jinaal" verpackt, was der Folge nicht unbedingt gut tut. Gerade der Abstecher zu Saru fällt im Vergleich stark ab, da sich die Geschichte hier schon beinah soapartig anfühlt und auch ohne Probleme hätte gestrichen werden können. Klar ist es nachvollziehbar, dass die Autoren auch Saru weiter folgen wollen, wenn seine Geschichte sich aber auf diesem Niveau bewegt, dann kann man doch eher darauf verzichten.

Neben Sarus kommender Hochzeit wird auch Adiras und Grays Beziehung mal wieder beleuchtet. Hier ergibt es durchaus Sinn, dass die Autoren einen Strich unter die Sache ziehen, da seit Grays Abschied ohnehin nicht viel passiert ist. Letztendlich hätte man sie sogar auch einfach Off-Screen beenden können, da die Episode selbst auch nicht viel mehr als ein kurzes Gespräch bietet. Aufgrund der Kürze fällt es aber auch nicht groß negativ ins Gewicht.

Beziehungen ganz anderer Art will dagegen Commander Rayner aufbauen. Und dies ist ebenfalls sehr unterhaltsam geraten. Auch wenn man die ganze Situation etwas fragwürdig ist, da ausgerechnet Tilly, die eigentlich gar keine offizielle Position an Bord der Discovery hat, dafür verantwortlich ist, die Termine der Crew mit Rayner zu organisieren, sind die verschiedenen Szenen durchaus spaßig. Etwas komisch wirkt es allerdings, dass plötzlich Brückenfiguren wie Owo und Detmer nicht auftauchen. Hier scheint es beinah so, als hätten die Autoren das Thema Brückencrew nun endgültig aufgegeben und akzeptiert, dass die meisten Figuren, dem Zuschauer bis zum Ende wohl fremd bleiben werden. Auch der Auftritt von Tig Notaro wirkt etwas verschwendet, da sie so wenig zu tun bekommt, dass sich die Frage stellt, wieso man sie in dieser Episode überhaupt zurückbringt.

Es kommt etwas Licht ins Dunkle

In Hinblick auf die staffelübergreifende Handlung bringt "Jinaal" die Sache ebenfalls etwas vorwärts. Der Trill war eine gute Möglichkeit für die Autoren, ein paar Hintergründe zu liefern und ist auch in der Lage, ein paar hinreichende Erklärungen, für die ganze Schatzsuche zu liefern. So wirklich 100 Prozent will die Erklärung am Ende aber auch nicht überzeugen. Wenn die Wissenschaftler darauf warten wollten, dass Friede in der Galaxie herrscht, dann ist in der aktuellen Gegenwart von Star Trek definitiv noch nicht der Zeitpunkt gekommen, jemanden die Technologie finden zu lassen. Auch macht es nur wenig Sinn, mit der Schatzsuche den Charakter einer Figur testen zu wollen, wenn diese wie Burnham ja technisch gesehen nur eine Angestellte einer größeren Organisation ist. Burnham kann ja so charakterstark sein, wie sie will, sie ist ja trotzdem immer noch jemandem untergeordnet, was das ganze Vorgehen etwas fragwürdig macht.

Fazit

"Jinaal" weiß über weite Strecken zu unterhalten. Gerade der titelgebende Trill und die Szenen rund um Commander Rayner machen Spaß und bieten im Falle von Jinaal einige interessante Hintergrundinfos für den staffelübergreifenden Handlungsbogen. Allerdings verzettelt sich die Episode auch etwas aufgrund der vier verschiedenen Handlungsstränge, wo vor allem die Saru-Story negativ auffällt, und auch die Action-Szene zum Ende ist eher lahm geraten.

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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