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Das Thema Spoiler ist bei Kritiken immer schwierig. Im Falle eines Star-Wars-Films wird die Sache aber häufig schon fast zu einem Politikum. Letztendlich ist es allerdings schwer, über einen Film zu schreiben, ohne überhaupt in irgendeiner Form auf den Inhalt einzugehen. In dieser Kritik wird nichts direkt gespoilert, um über die Stärken und Schwächen reden zu können, werden aber zumindest ein paar Andeutungen gemacht. Diese mögen manchen Anti-Spoiler-Verfechtern vielleicht schon zu viel sein, daher setzen wir das (komplett spoilerfreie) Fazit dieses Mal an den Anfang.
Fazit
Star Wars: Die letzten Jedi ist definitiv der beste Film der neuen Ära. Mit einem glänzend aufgelegten Mark Hamill bietet Episode VIII Unterhaltung auf einem sehr hohen Niveau und findet eine hervorragende Mischung aus Spaß, Spannung, Drama und Nostalgie. Wenn auch nicht ganz perfekt, sollte sich kein Fan den Film im Kino entgehen lassen. Nicht, dass diese Gefahr tatsächlich bestehen würde.
Widerstand gegen Erste Ordnung
Der Widerstand hat es geschafft: Durch einen risikoreichen Einsatz, der unter anderem Han Solo das Leben gekostet hat, ist es gelungen, die mächtige Starkiller-Base zu zerstören. Allerdings kennt die Erste Ordnung nach wie vor den Standort der Widerständler und ist auch ohne Starkiller in der Lage, dem Widerstand ein Ende zu bereiten. Mit einer Flotte machen General Hux, Kylo Ren und der Oberster Anführer Snoke Jagd auf ihr Feinde, die sich schon bald in einer verzweifelten Lage wiederfinden.
Währenddessen hat Rey endlich Jedi-Meister Luke Skywalker gefunden. Dieser ist jedoch alles andere als begeistert davon, dass er sein Exil verlassen soll. Luke sieht das Ende der Jedi gekommen und will von den Konflikten im Universum nichts mehr wissen.
Das Warten zahlt sich aus
Der überschaubare Auftritt von Luke Skywalker in Das Erwachen der Macht sorgte nicht nur bei den Kinobesuchern für Überraschung. Auch Darsteller Mark Hamill erzählte später, dass er sich doch etwas mehr Leinwandzeit vorgestellt hatte. Im Gegensatz zu seinen Kollegen Carrie Fisher und Harrison Ford musste sich Hamill etwas länger gedulden, bis er wieder richtig in seine ikonische Rolle schlüpfen durfte.
Die Wartezeit hat sich aber in jedem Falle gelohnt. Mark Hamill ist das Herzstück von Die letzten Jedi, und jeder seiner Auftritte macht den Film besser. Der gealterte Luke Skywalker ist so viel vielschichtiger als seine jugendliche Version aus der ursprünglichen Trilogie und damit in gewisser Weiser auch interessanter. Obwohl innerlich gebrochen, sieht man den alten Luke immer wieder aufblitzen, und auch seinen Humor hat er nicht vollkommen verloren. Den Balance-Akt der verschiedenen Facetten meistert Mark Hamill hervorragend und zeigt, was für eine hervorragender Schauspieler er ist.
Antworten und Überraschungen
Neben der Rückkehr von Luke dürften viele Fans sich von Die letzten Jedi auch ein paar Antworten erhoffen. Episode VII ließ am Ende gleich mehrere Fragen offen und schaffte es so geschickt, dass die Spannung für die Fortsetzung hochzuhalten. Diese liefert auch tatsächlich ein paar Antworten, allerdings muss man zugeben, dass es sich Regisseur und Autor Rian Johnson mitunter etwas einfach macht. Themen wie die Eltern von Rey, die Herkunft von Snoke oder der Aufstieg der Ersten Ordnung haben Fans seit zwei Jahren beschäftigt und eine große Menge an Fantheorien hervorgebracht. In gewisser Weise bekommt man das Gefühl, dass die Macher geglaubt haben, den Theorien gar nicht gerecht werden zu können und es deshalb überhaupt nicht versuchen. Wenn man allerdings wie Lucasfilm über zwei Jahre einen ziemlichen Hype um die offenen Fragen aufbaut, wäre etwas mehr nicht zu viel verlangt.
Allerdings gelingt es dem Drehbuch durchaus, den Zuschauer an einigen Stellen zu überraschen. Die Letzten Jedi schafft es, mehrfach eine Entwicklung zu präsentieren, die man nicht unbedingt kommen sieht. Nicht alle dieser Überraschungen werden auf Gegenliebe stoßen, allerdings kann man dem Film in keinem Falle vorwerfen, dass er wie Das Erwachen der Macht nur ausgetretene Pfade bestreitet.
Ein Finale nach dem Finale
Für die Erzählung seiner Geschichte nimmt sich Regisseur Rian Johnson sehr viel Zeit. Mit über 150 Minuten ist Die letzten Jedi der längste aller Star-Wars-Filme. Sobald ein Film die 130-Minuten-Marke überschreitet, beginnt in der Regel die Diskussion, ob er nicht eventuell zu lang ausfällt. Vielen Fans dürften sich zunächst einmal über die Laufzeit freuen, schließlich bedeutet diese mehr Star Wars. Allerdings kann man durchaus festhalten, dass die Finn-Handlung hätte kürzer ausfallen können. Vor allem die Mission, auf die der ehemalige Sturmtruppler geschickt wird, ist etwas sehr konstruiert und zieht die Handlung in die Länge. Hier bekommt man bald das Gefühl, dass dieser Handlungsstrang nur im Film ist, damit John Boyega etwas zu tun bekommt, während die wichtigen Geschehnisse rund um Rey, Luke und Kylo stattfinden.
Etwas merkwürdig wirkt auch, dass Die letzten Jedi gewissermaßen zwei Finals hat. Dass ein Blockbuster mit einem actionreichen Höhepunkt endet, gehört ja einfach zum Genre dazu. Im Falle von Episode VIII wirkt es aber so, dass man zunächst einmal den Handlungsstrang einer Figur auflöst, und dies in einem mit tollen Schauwerten angelegten Finale, nur um dann das Gleiche direkt im Anschluss noch einmal mit einer anderen Figur zu machen. Wenn der Film 20 Minuten eher mit ein paar kleinen Anpassungen geendet hätte, wäre es vermutlich kaum aufgefallen. So gibt es gewissermaßen ein Finale, gefolgt von noch einem weiteren Finale.
Der Nostalgiefaktor
Wenn man sich mit den neuen Star-Wars-Filmen beschäftigt, muss man sich auch dem Thema Nostalgie annehmen. Sowohl Das Erwachen der Macht als auch Rogue One setzten sehr stark darauf, die alten Fans mit vertrauten Dingen abzuholen. Im Falle von Das Erwachen der Macht ging man allerdings so weit, dass der Film schon beinah wie ein Remake von Episode IV wirkte. Auch Die letzten Jedi bietet wieder viele nostalgische Momente, jedoch sind sie deutlich besser dosiert. Episode VIII ist zu jeder Zeit sein eigener Film und kann trotzdem mit einigen schönen Szenen für echte Gänsehaut sorgen.
Bekannte und neue Gesichter
Rein darstellerisch hat Episode VIII natürlich nicht nur Mark Hamill zu bieten. Auch wenn dieser klar heraussticht, kann auch der restliche Cast mehr als überzeugen. Als Erstes wären da natürlich die Rückkehrer aus Das Erwachen der Macht zu nennen. Die letzten Jedi beweist noch einmal, dass die neue Star-Wars-Generation richtig gut besetzt ist. Daisy Ridley, John Boyega und Oscar Isaac machen wieder sehr gute Arbeit, und auch Carrie Fisher sorgt dafür, dass einem der Abschied von Leia richtig schwer gemacht wird. Im Falle Adam Driver lässt sich festhalten, dass dessen Kylo Ren denjenigen, die mit ihm im Vorgänger nicht viel anfangen konnten, weiterhin nur schwer überzeugen wird. Für das, was die Figur darstellen soll, ist Driver aber perfekt besetzt.
Während die Rückkehrer weiterhin viel Spaß machen, ist bei den Neuzugängen noch Luft nach oben. Kelly Marie Tran als Rose Tico macht ihre Sache durchaus gut, Laura Dern als Vizeadmiralin Amilyn Holdo wirkt dagegen etwas fehlplatziert. Benicio del Toro spielt leider nur in der schon angesprochenen Finn-Storyline eine Rolle und wird dabei auch nicht sonderlich gut in Szene gesetzt. Wenn man einen del Toro verpflichtet, sollte man ihm schon etwas mehr zu tun geben.