Über eineinhalb Jahre mussten sich die Fans von Game of Thrones nach dem Ende der 7. Staffel gedulden, bis die Erfolgsserie endlich für ihre finalen sechs Episoden auf die TV-Bildschirme zurückkehrt. Nun ist es soweit, mit "Winterfell" startet Game of Thrones in die 8. Staffel.
Traditionell lassen es die Macher zum Staffelauftakt meist etwas ruhiger angehen. Auch im Falle der 8. Staffel geht es vor allem darum, die Schachfiguren für das große Finale auf dem Brett zu platzieren. Dabei hätte die Episode auch durchaus den Namen "Wiedersehen" tragen können, denn davon gibt es im Laufe der Handlung eine ganze Reihe, wovon einige glücklich und andere eher heikel verlaufen.
Die Königin und ihr Liebhaber
Die Ankunft von Daenerys' Armee in Winterfell läuft mehr oder weniger so, wie man die Sache erwarten konnte. Die Menschen im Norden sind alles andere als begeistert von der jungen Königin, was besonders für Sansa gilt. Die beiden Frauen scheinen sich sofort in gegenseitiger Abneigung verbunden und in gewisser Weise kann einem Jon mittlerweile schon sehr leidtun. Letztendlich versucht er seit Ewigkeiten nichts anderes, als die Menschen in Westeros vor dem absoluten Untergang zu retten. Nur scheint dieser für viele Personen um ihn herum nur eine Nebensächlichkeit zu sein. Ist doch egal, ob wir alle sterben, Hauptsache die richtige Person sitzt auf dem Thron, wenn das Ende kommt. Das kann durchaus frustrierend sein.
Daenerys macht die Sache nicht unbedingt besser. Als ihre Drachen die Menschen im Norden in Panik versetzen, scheint dies die Königin zu amüsieren. Klar, wenn einem stundenlang tödliche Blicke zugeworfen werden, mag das nicht der spaßigste Zeitvertreib sein. Um die Menschen für sich zu gewinnen, ist Angst aber nicht das beste Mittel. Daenerys ist durch ihre Erfahrungen zunehmend hart geworden und es stellt sich langsam die Frage, wie weit sie bereit ist zu gehen, um am Ende auf dem Eisernen Thron zu sitzen.
Jedoch entdeckt die Königin in Winterfell auch ihre spaßige Seite wieder. Der Drachenritt mit Jon Snow Aegon Targaryen gehört zu den visuell eindrucksvollsten Szenen in Game of Thrones und zeigt erneut, was mittlerweile im TV möglich ist. Allerdings muss man auch festhalten, dass Daenerys die Sache ziemlich relaxed angeht. Jon ist faktisch der einzige Grund, warum es in Winterfell nicht zu einem offenen Konflikt kommt. Da ist es dann doch sehr mutig oder eher übermütig, ihn ohne irgendwelches Training oder Hilfen einfach auf einen Drachen zu setzen, vor allem wenn dieser nicht unbedingt dafür bekannt ist, freundlich zu Menschen zu sein. Dass Jon lernen musste, dass ein Drachen jedem noch so schlimmen Schwiegervater locker Konkurrenz machen kann, war dagegen wiederum ein humoristisches Highlight.
Die Stark-Schwestern
Für Arya gab es im Laufe der Episode gleich zwei große Wiedersehen. Das erneute Aufeinandertreffen von ihr und Jon war ähnlich emotional wie einst das Wiedersehen von Jon und Sansa. Als Fan kann man da durchaus eine Träne verdrücken. Etwas anders sah die Sache beim Wiedersehen mit Sandor aus, wobei sich die beiden Figuren zumindest zu verstehen scheinen. Interessant dürfte auch die Auftragsarbeit für Gendry sein. So wirklich erkennbar war die Waffe auf dem Bild nicht. Es scheint sich um etwas zu handeln, das kleine Pfeile verschießt. Spätestens bei der Schlacht um Winterfell dürfte es hier Aufklärung geben.
Auch für Sansa gibt es in Winterfell nach der Ankunft von Daenerys und ihrer Armee ein Wiedersehen. Sie trifft erneut auf Tyrion, mit dem sie ja technisch gesehen noch verheiratet ist. Man lehnt sich aber nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass diese Ehe vermutlich von beiden nicht wirklich weiter verfolgt wird. Allerdings beweist Sansa hier wieder einmal, dass sie mittlerweile zu den cleversten Frauen in Westeros gehört. Im Gegensatz zu Tyrion glaubt sie keine Sekunde daran, dass Cersei sich mit ihrer Armee auf den Weg in den Norden machen wird. Es wird aber auch erneut der Eindruck verstärkt, dass Sansa sich in ihrer Rolle als Lady von Winterfell nun extrem wohlfühlt und kein Interesse daran hat, die Macht wieder abzugeben. In diesem Punkt unterscheidet sie sich so gar nicht von Cersei.
Cersei bleibt Cersei
Die aktuelle Herrscherin auf dem Eisernen Thron ist weiterhin nur an ihrem Machterhalt interessiert und verfügt nun wieder über jede Menge Truppen. Auf Elefanten muss sie am Ende aber dann doch verzichten, dies dürfte für die Macher von Game of Thrones in einer wahrscheinlichen Schlacht dann doch zu aufwendig gewesen sein. Die letzten Sympathiepunkte für die Königin gehen zudem verloren, als sie nicht nur mit Euron Greyjoy ins Bett hüpft, sondern auch noch den Mord an ihren Brüdern befiehlt. Letzteres führt aber zu einer interessanten Konstellation und dürfte die Frage beantworten, wie käuflich Bronn tatsächlich ist. So verbindet ihn mit beiden Lannister-Brüdern nicht nur eine Freundschaft, er hat auch ihr Leben gerettet. Es wird sich zeigen, wie viel dies wert ist.
Aufgelöst wird zudem die Entführung von Yara Greyjoy. Hier muss man aber festhalten, dass dieser Plot generell sehr dünn war und eigentlich nie wirklich einen Sinn hatte. Entsprechend schnell wird das Wiedersehen der beiden Greyjoys auch abgebügelt. In einer Nachtaktion wird Yara befreit, die Geschwister sind wieder vereint und dann verabschiedet sich Theon auch schon wieder. Das wirkt alles relativ belanglos und man stellt sich durchaus die Frage, was die ganze Entführung überhaupt sollte.
Ein letztes Wiedersehen gab es am Ende der Episode. So konnten es die Macher natürlich nicht verkneifen, Jamie direkt zu seiner Ankunft auf Bran treffen zu lassen. Den Jungen, den er einst aus dem Fenster stieß und für dessen Lähmung sorgte. Mittlerweile dürfte Bran die Sache vermutlich deutlich weniger interessieren als Jamie, schließlich wird er nicht müde zu betonen, dass er nicht mehr Bran ist. Auf der anderen Seite war es sicherlich kein Zufall, dass er ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort war. Vielleicht ist doch noch mehr von Bran übrig, als er sich selbst eingestehen möchte.
Der wahre König
Interessant ist auch die Tatsache, dass die Macher in Hinblick auf Jons wahre Herkunft nun keine Zeit mehr verschwenden. Direkt in der ersten Episode enthüllt Sam seinem Freund dessen wirkliche Eltern. Nach den Informationen, die Sam zuvor erhalten hat, ist es nachvollziehbar, dass er verstärkt auf der Tatsache herumreitet, dass Jon der wahre Thronerbe ist. Zudem zweifelt Snow nur kurz an den Aussagen seines Freundes, vertraut er ihm doch so sehr wie kaum jemand anderen.
Die Frage, die sich stellt, ist aber, wie sehr dies denn wirklich eine Rolle spielt. Wenn man ehrlich ist, hat in Westeros doch in der gesamten Serie bisher niemand so wirklich einen Pfifferling darauf gegeben, wer einen Anspruch auf den Thron hat. Es ging eher darum, wer die Macht hat, einen solchen durchsetzen kann. Nur weil Jon jetzt theoretisch sagen könnte "Hey ich bin der Erbe von Rhaegar Targaryen" bedeutet dies ja nicht, das die Herrschenden des Landes ihm dann einfach den Thron überlassen. Aktuell scheint diese Information vor allem für einen Konflikt zwischen ihm und Daenerys sorgen zu können. Wobei auch der Punkt offen ist, ob Jon überhaupt König sein möchte. Bisher hatte er daran kein Interesse, und ob die Kenntnis seiner Herkunft ausreicht, um dies zu ändern, wird sich zeigen. Bisher wäre dies nicht unbedingt nachvollziehbar.
Fazit
Mit "Winterfell" liefert Game of Thrones einen richtig guten Auftakt in die finale Staffel, der vor allem von seinen Charaktermomenten lebt. Gerade die vielen emotionalen Wiedersehen sind tolle Szenen für die Fans, welche die Serie nun seit acht Jahren verfolgen. Klar war das Erzähltempo dabei relativ niedrig, dafür ist praktisch jede Szene wichtig für die Handlung und hilft dabei, die Figuren für das Finale in Stellung zu bringen.
Gerade im Vergleich zu den Auftaktfolgen in früheren Staffeln bot "Winterfell" inhaltlich eine ganze Menge. Auch wenn es keine ganz großen Highlights gab, verzichteten die Macher aber nicht vollkommen auf Schauwerte. Die Drachenszene war aus optischer Sicht ein echter Hingucker und steigert noch einmal die Vorfreude auf die actionreicheren Folgen, bei denen vermutlich noch einmal eine Schippe draufgelegt wird.