Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs

Originaltitel: 
The Lord of the Rings: The Return of the King
Land: 
USA/ NZ
Laufzeit: 
200 min
Regie: 
Peter Jackson
Drehbuch: 
Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Darsteller: 
Elijah Wood, Ian McKellen, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, Sean Bean, Sean Astin, Billy Boyd, Dominic Monaghan, Karl Urban, Miranda Otto
zusätzliche Infos: 
nach einer Vorlage von J.R.R. Tolkien
Kinostart: 
17.12.03

Ringträger Frodo und sein Freund Sam sind weiter auf dem Weg nach Mordor, um den Einen Ring des dunklen Herrschers Sauron in den Feuern des Schicksalsberges zu vernichten. Ihr Begleiter, die verdorbene und persönlichkeitsgespaltene Kreatur Gollum ersinnt einen Plan, die Gefährten zu entzweien und töten, um wieder in den Besitz des Rings zu gelangen, den er als seinen "Schatz" bezeichnet.

Während sich Frodo und Sam in den Höhlen eines Gebirgspasses der mörderischen Riesenspinne Kankra stellen müssen, haben sich Aragorn, der zukünftige König, Gimli und Legolas durch die Pfade der Toten geschlagen und sind nun auf dem Weg, die weiße Stadt Minas Tirith, Hauptstadt von Gondor und letzte Bastion der Widerstand leistenden Menschen, zusammen mit Gandalf und der Reiterarmee aus Rohan gegen den Ansturm von Saurons gewaltigem Heer aus Orks und anderen Kreaturen zu verteidigen. Nach der ebenso gigantischen wie verlustreichen Schlacht auf den Pelennor-Feldern steht dem Heer der Menschen unter Aragorn ein letzter Marsch zum Schwarzen Tor Mordors bevor.

Unterdessen müssen Frodo und Sam den letzten beschwerlichen Weg zum Schicksalsberg auf sich nehmen.


Filmkritik:
von Roman Möhlmann (für sf-radio.net)

Nach zwei grandiosen Vorgängern und vielen Jahren harter Arbeit der Filmteams um Regisseur Peter Jackson ist es nun soweit: Mit "Die Rückkehr des Königs" bietet sich dem Zuschauer der finale Teil der großen Fantasy - Saga "Der Herr der Ringe" dar, der Verfilmung des weltweit gerühmten Roman-Epos aus der Feder von J.R.R. Tolkien. Und es ist ein würdiger Abschluss, ein gelungener Film, ein wahrhaftiges Erlebnis.

Nach den atemberaubenden Vorgängern "Die Gefährten" und "Die Zwei Türme" (die beide vor allem in den Extended Versions noch einmal enorm an Tiefe und Geschlossenheit gewinnen) war es wohl keine Frage, dass Peter Jackson auch beim Abschluss der Trilogie nicht versagen und die Fans nicht enttäuschen würde. Die Frage war nicht, ob der Streifen "gut" werden würde, sondern vielmehr, wie "gut" er gelingen würde: Und Jackson punktet auf ganzer Linie. Vor den Augen des Zuschauers entfesselt er das letzte Kapitel der Trilogie als gewaltiges, monumentales Epos mit viel Gefühl und ausufernden Schlachtengemälden, das einfach nur begeistert.

Bis auf Kleinigkeiten. So wirkt der Film, ähnlich wie bereits die Kinofassung des Vorgängers, zum Teil sehr gehetzt, sprintet vor allem in der zweiten Hälfte geradezu von einem Höhepunkt zum nächsten und gönnt weder den Charakteren der Helden noch dem Zuschauer viel Verschnaufzeit. Hier bemerkt man die Bürde auf Peter Jacksons Schultern, soviel Stoff und Handlung in dreieinhalb Stunden Film pressen zu müssen. Aber es gelingt ihm unter Verzicht auf manch inhaltliche Details der Buchvorlage und zugunsten einiger künstlerischer Freiheiten (die allerdings nicht so aus dem Rahmen schlagen wie die umstrittene Osgiliath-Episode am Ende von "Die Zwei Türme).

So verzichtet Jackson (zumindest in der vorliegenden Kinofassung) auf Denethors Palantir, die Übernahme der Korsarenschiffe, Gandalfs Konfrontation mit dem Hexenkönig, die Häuser der Heilung, die getarnten Frodo und Sam bei der Orktruppe, Sams Anlegen des Rings, den Verweser des Dunkeln Turms und einiges mehr; hier wird die kommende Extended Version sicherlich Abhilfe schaffen und vieles hier Vermisstes ausführlich zeigen. Jackson unterlässt außerdem, abgesehen von der Einführung Denethors, die Vorstellung neuer Charaktere.

Gondors Heerführer und Elronds Söhne bekommt man nicht zu sehen. Dies war aber auch nicht zwingend notwendig für die filmische Umsetzung des Stoffes, und Jackson hatte wohl genug mit dem bereits bekannten Ensemble zu tun. Gänzlich ausgespart wird, wie erwartet, die Besetzung und Säuberung des Auenlandes, eine Sequenz, die im Buch die letzten 100 Seiten einnimmt und zugegebenermaßen den erzählerischen Fluss des Films wohl sehr gestört hätte. So bekommen wir dann auch erst in der Extended Version Sarumans Tod zu Beginn in Isengard zu sehen, eine Szene, die auch erklären muss, warum der Palantir einfach so im Wasser schwimmt. Anders als im Buch leitet Jackson zudem die Handlung ein: Er beginnt mit einem Rückblick auf Smeagol und den Fund des Rings und soll uns den Gollum-Charakter wohl noch etwas näher bringen.

Leicht modifiziert wird dann auch noch einmal der Showdown, der Dramatik wegen darf Frodo Gollum noch einmal angreifen, nachdem dieser ihm Finger und Ring abgebissen hat. Das etwas übertriebene An-der-Klippe-Hängen Frodos wird durch Sams Einsatz und dessen Kommentar wieder wett gemacht. In Sachen Ausgewogenheit und Chronologie zeigen sich leichte Schwächen, z.B. wenn Frodos, Sams und Gollums Aufsteigen der Gewundenen Treppe über Minas Morgul etwas arg gestreckt und später der Marsch zum Schwarzen Tor ziemlich schnell wirken.

Dies alles sind aber marginale Schwächen in einem großen Film. Die großen Momente der Geschichte wie der Auszug des Morgulheeres, die Heerschau von Rohan, die Übergabe des Schwertes Anduril, Faramirs Ritt zusammen mit Pippins Lied und Denethors Wahnsinn, Eowyns Konfrontation mit dem Hexenkönig, das Finale am Morannon, usw., alles ist bestens gelungen, packend inszeniert und bewegend. Einen kleinen Gag scheint Jackson sich für sich selbst und die Fans seiner Splatterfilm-Ära auch eingebaut zu haben: Der Anführer der Morgulorks sieht verdächtig wie ein Alien aus Jacksons Low-Budget-Erstling "Bad Taste" aus.

Die monumentale Schlacht am Pelennor schließlich lässt ein unvergleichlich bombastisches Special-Effekts-Gemälde in bislang ungesehener Qualität auf den Zuschauer los, und die Montage des Showdowns fesselt bis zum Schluss. Nach der Zerstörung des Rings und Saurons Untergang nimmt der Streifen sich noch viel Zeit für ausgedehnte und tränenreiche Abschiede, das ist aber angemessen und nicht langweilig. Zwar schwelgt Jackson bis zum Schluss an den Grauen Anfurten ziemlich in Pathos und Tränen, schädlich ist dies aber nicht für den Film. Ein wenig mehr Worten zu den zahlreichen Gefallenen hätte ich mir aber bei all dem Happy End schon gewünscht.

Was bleibt noch zu sagen? Neben der ausgezeichneten Effektarbeit sind natürlich auch Musik und Darstellerleistungen wie erwartet hervorragend. Nochmals deutlich an Profil gewinnen können hier Sam, Aragorn und Theoden. Etwas verloren gehen zwischendurch Faramir und Merry, die aber sicherlich in der anstehenden Langfassung noch mehr Screentime haben werden.

Mit "Der Rückkehr des Königs" schließt Peter Jackson die filmische "Herr der Ringe" - Trilogie würdevoll und angemessen ab. Der Film präsentiert sich als packendes, bewegendes, monumentales Fantasy-Kino, das neue Maßstäbe setzt. Im Vergleich mit den direkten Nebenbuhlern um die Gunst der Zuschauer lässt Jackson den lächerlichen Abschluss der "Matrix" - Saga locker im Regen stehen und degradiert auch Lucas' Prequels um das "Star Wars" - Universum zu verspielten, aber wenig bedeutungsschwangeren Weltall-Seifenopern.

Die Puristen und Fans der Buchvorlage mögen an einigen Details herummäkeln, die Extended Version wird sicherlich noch vieles richten. Es bleibt nach wie vor die Feststellung, dies ist Peter Jacksons Interpretation der Vorlage, die niemals den Anspruch einer wortgetreuen Umsetzung hatte. Und Jacksons Interpretation ist hervorragend. Tolkien wäre stolz gewesen!

DER HERR DER RINGE - Die Rückkehr des Königs Trailer Deutsch German | 2003 [HD]