Der Silvester naht und wir blicken immer noch auf das vergangene Jahr zurück. Im dritten Teil des Jahresrückblickes beschäftigen wir uns mit dem Kinosommer 2014. Dieser begann für die deutschen Kinogänger mit einer Verspätung, was wir unserer Fußballbegeisterung zu verdanken haben.
Der verspätete deutsche Kinosommer
Die deutsche Fußballnationalmannschaft holt sich den Weltmeistertitel in Brasilien und macht die Monate Juni und Juli zum Sommermärchen für alle Fußball-Fans. Als Kinogänger kommt man dagegen in diesen Monaten kaum auf seine Kosten. Unsere Liebe zum Fußball führt dazu, dass praktisch alle großen Veröffentlichungen nach hinten verschoben wurden. So freut sich der Rest der Welt über Planet der Affen beziehungsweise Guardians of the Galaxy oder diskutiert über Transformers 4 und die Neuauflage der Teenage Mutant Ninja Turtles, ohne dass wir wirklich mitreden konnte (Nicht dass uns dies wirklich aufgehalten hätte). Gerade die Verfilmung der Turtles kam erst 2 Monate nach dem internationalen Start in die deutschen Kinos und so mussten sich die deutschen Turtle-Fans bis zum Oktober gedulden.
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Streitthema Michael Bay
Wer im Jahr 2014 einen vollen Kommentarbereich unter seinem Artikel haben wollte, der musste eigentlich nur die Arbeit von Michael Bay erwähnen (ok und Star Trek 3 aber dazu kommen wir im nächsten Teil). Kein anderer Film polarisierte die Zuschauer dieses Jahr so sehr wie Transformers 4. Mit einem Kinoeinspielergebnis von über 1 Milliarde Dollar gehört die Fortsetzung zu den erfolgreichsten Filmen überhaupt, gleichzeitig dürften die Kritiken bei keinem Film von Michael Bay schlechter gewesen sein. Fans und Kritiker liefern sich zudem immer wieder aufgeheizte verbale Duelle. Für die einen ist die Transformers-Reihe der Untergang des Kinofilms und praktisch nur eine Aneinanderreihung von Explosionen und Product-Placement, für die anderen tollen Kinounterhalten, bei der man den Kopf einfach mal zu Hause lassen kann. Im geringeren Maße lief diese Diskussion auch bei Michael Bays zweitem Film in diesem Jahr, bei dem er jedoch nur als Produzent aktiv war. Die Teenage Mutant Ninja Turtles feierten ihre Rückkehr auf die große Leinwand und der Film hatte viele Merkmale, die typische Michael-Bay-Produktionen auszeichnen. Dazu gehörte jedoch auch ein Erfolg an den Kinokassen, sodass die Bestellung einer Fortsetzung nicht lange auf sich warten lies. Letztendlich sind negative Kritiken für Hollywood eben nur eine Randthematik. So lange Millionen von Menschen in die Kinosäle strömen, um die Filme des Regisseurs und Produzenten zu sehen, wird man weiter an der Erfolgsformel festhalten, die vor allem auf viel BOOM! basiert.
Marvels nächste Erfolgsgeschichte
Dass gute Kritiken und ein Erfolg an den Kinokassen auch gemeinsam möglich sind, bewies in diesem Sommer erneut Marvel Studios. Nachdem man bereits im März mit Captain America – Return of the First Avenger einen Kritiker- und Publikumserfolg in die Kinos brachte, folgte im Sommer mit Guardians of the Galaxy der nächste Streich. Dabei hatten viele Menschen Marvel noch seinen ersten Flop prophezeit, als das Studio 2012 die Produktion des Films ankündigte. Gerade die Tatsache, dass das Team selbst Comic-Fans nur wage ein Begriff war, lies viele Menschen daran zweifel, ob Marvel hier die richtige Entscheidung getroffen hatte. Doch Guardians of the Galaxy überzeugte und bewies einmal mehr, dass es Marvel vor allem gelingt, die richtigen Leute sowohl vor als auch hinter der Kamera für ihre Projekte zu finden. Natürlich hat auch Guardians of the Galaxy ein paar Schwächen, kaschiert diese jedoch auf so sympathische Weise, dass man sie dem Film problemlos vergibt. Die obligatorische Fortsetzung kann in jedem Falle kommen.
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Das Nerd-Mekka enttäuscht
Jedes Jahr Ende Juli blicken viele Nerds, Geeks und Genre-Interessiere nach San Diego und wünschen sich, sie wären bei der San Diego Comic Con vor Ort. Was ursprünglich als Comic Convention begann, hat sich mittlerweile zu einem riesigen Event entwickelt. Praktisch jede große Serien- und Filmproduktion, die auch nur im Ansatz eine Überschneidung sieht, ist mittlerweile vertreten. Besonders beliebt sind dabei immer die Panels der großen Filmproduktionen, wobei gerade Marvel in jedem Jahr heraussticht. 2014 lag zudem ein großer Fokus auf Konkurrent DC, da dieser bekannterweise ebenfalls an einem eigenen Cinematic-Universe arbeitet, welches mit Batman V Superman – Dawn of Justice seinen Anfang nehmen soll. Beide Unternehmen enttäuschten allerdings, da es praktisch kaum eine nennenswerte Ankündigung gab. Es wurden einige Poster veröffentlicht sowie die obligatorischen Exklusiv-Trailer gezeigt, für den Fan, der nicht vor Ort war, hielt sich das interessante Material jedoch in Grenzen. Dies lässt sich praktisch auf die ganze Veranstaltung ausweiten. Abgesehen von einer Handvoll Trailer und ein paar Poster enttäuschte die Comic Con 2014.
DCs Serienoffensive
Während DC im Kino aktuell Konkurrent Marvel weitestgehend den Vortritt lassen muss, sind dessen Comic-Adaptionen im TV dagegen stark vertreten. Gleich drei neue Serien starteten im Herbst 2014, von denen sich zumindest zwei als Erfolg bezeichnen lassen können. The Flash legte einen furiosen Start auf dem Sender CW hin und hat sich schnell zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Gemeinsam mit Mutterserie Arrow bildet The Flash einen der Eckpfeiler des Senders und vor allem die beiden Crossover-Folgen dürften bei den Verantwortlichen für viel Freude gesorgt haben.
Gänzlich ohne Superhelden kommt dagegen der Neustart des Senders Fox aus. In Gotham soll die Vorgeschichte Batmans und vor allem seiner Schurkengalerie erzählt werden, was nach sehr starkem Start mittlerweile zumindest immer noch auf solides Interesse der amerikanischen Fernsehzuschauer trifft. Eher schlecht sieht es dagegen für den Neustart Constantine auf NBC aus. Nach durchwachsenen Kritiken und schwindenden Zuschauerzahlen hat sich der Sender entschlossen, keine weiteren Episoden für die erste Staffel zu bestellen. Auch wenn dies noch keine Absetzung bedeutet, sieht es jedoch danach aus, als würde nach 13 Folgen das Ende auf John Constantine warten.
Dieser mögliche Rückschlag dürfte für DC-Fans jedoch zu verschmerzen sein, da sich bereits weitere Projekte in Entwicklung befinden. So lässt der Sender CBS aktuell eine Serienadaption von Supergirl entwickeln, während TNT an einer Version der Teen Titans arbeitet und Syfy Supermans Heimatplanet Krypton ergründen lässt. Der DC-Nachschub im TV sollte damit auch in den nächsten Jahren gesichert sein.
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Der Trend zum Cinematic-Universe
Das Kopieren von Erfolg gehört in Hollywood seit Jahren zum Geschäft. Nachdem Studios zuletzt versuchten, möglichst eigene Franchises aufzubauen, um sich langfristige Einnahmen zu sichern, hat Marvel gezeigt, wie sehr es sich lohnt, verschiedene Filme in einem gemeinsamen Cincematic-Universe zu vereinen. Dass Konkurrent DC sich dieses Konzept ebenfalls greifen würde, ist dabei keine Überraschung. Mittlerweile haben jedoch auch andere Studios die Chancen entdeckt und planen ihre eigenen Welten. Sony möchte beispielsweise zeigen, dass man kein ganzes Comic-Universum benötigt, um ein Cinematic-Universe aufzubauen. Mit Spider-Man soll praktisch eine Comic-Reihe genügen und genug Stoff für mehrere Ableger liefern. Allerdings haben die letzten Monate und der Hackangriff auf Sony gezeigt, dass man sich über die genaue Richtung bei Spider-Man alles andere als im Klaren ist. Konsequenter scheint dagegen Universal vorzugehen. Hier hat man sich an die alten Monster-Filme erinnert und festgestellt, dass sich diese doch ebenfalls hervorragend in ein Universum verschiedener verbundener Filme packen lassen. Los geht es mit einem Remake der Mumie, bevor dann Filme über Charaktere wie Frankensteins Monster oder den Wolfsmenschen folgen sollen. Und auch Robin Hood soll sich auf dem Weg zu einem Cinematic-Universe befinden. Sony und Disney arbeiten Berichten zufolge jeweils an einem Konzept. Ob all diese Universen am Ende wirklich Realität werden, wird sich sicherlich zeigen. Sollte das erste Projekt sich als großer Flop erweisen, dann werden sicherlich auch viele geplante Filmuniversen schnell wieder in der Schublade verschwinden.