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Wade Watts lebt im Jahr 2045 mit seiner Tante in einem Slum in den USA. Genau wie seine Nachbarn ist sein einziger Ausweg aus der Trostlosigkeit die Oasis: Eine virtuelle Realität, in der jeder sein kann, der er möchte und tun kann, was er will. Dessen Erfinder hat zu einer Schatzjagd aufgerufen, dem Gewinner winken Reichtum und die Macht über Oasis. Dafür müssen die Sucher aber hinter die versteckten Hinweise kommen, die der Erfinder in allerlei Popkulturzitaten versteckt hat. Wade Watts hat den richtigen Riecher und kann den ersten Hinweis entschlüsseln.
Nostalgie pur
Wahrscheinlich war Nostalgie noch nie zuvor so populär – und noch nie hat sie wohl so viel Geld eingebracht. Man denke nur an die Reboot-Welle in Hollywood oder im Videospielbereich. Auch Comics werden gerne neu interpretiert und in ein neues, modernes Gewand versetzt. Mit Ready Player One erschien 2010 ein Buch, das sich Popkultur-Anspielungen auf die Fahnen geschrieben hatte und eine große Leserschaft fand. Steven Spielberg, seit seinem ersten Blockbuster Der weiße Hai selbst ein Urgestein der und Schöpfer von Popkultur, nahm sich des Stoffes an und verfilmte Ernest Clines Buch.
Wer würde da erwarten, dass Ready Player One ein kompletter Totalausfall ist? Niemand – und das zu Recht. Denn der Film ist unterhaltsam und rasant, eine gelungene Mischung aus Abenteuer- und Actionfilm, gepaart mit einer großen Portion Effektfeuerwerk. Die Hauptcharaktere Wade und Samantha wirken sympathisch, und ihre Ermittlungen auf der Spur des Oasis-Erfinders James Halliday sind spannend inszeniert. Eine kleine Warnung allerdings: Der Film spielt zum größten Teil in der virtuellen Realität der Oasis, ist also zu rund siebzig Prozent ein Animationsfilm.
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Kinder der Neunziger
In diesen Szenen tauchen auch die allermeisten Anspielungen auf: Sei es eine riesige Anzahl an Videospielfiguren, kleine Zitate aus den High-School-Filmen von John Hughes oder kleine musikalische oder visuelle Gags. Vor allem die 1980er- und 1990er-Jahre werden zitiert – wer damals zu wenig Fernsehen gesehen und keine Videospiele gespielt hat, an dem gehen viele kleine und größere Witze vorbei.
Dabei überdeckt das Popkulturfeuerwerk nie die Hauptstory, in der es einerseits um die Jagd nach Hallidays Hinweisen sowie andererseits den Kampf gegen den bösen Konzern IOI und seinen Chef Nolan Sorrento geht. Man kann sich darüber streiten, ob es den Plot um den recht flach dargestellten Konzern wirklich gebraucht hätte, zumal die Szenen im Hauptquartier von IOI bei genauem Hinsehen etwas wirr und hektisch wirken. Den Zweck, einen Gegenspieler zu liefern, die Handlung voran zu treiben und ein paar Witze zu liefern, erfüllt der Handlungsstrang allerdings.
Same procedure as every movie
Leider krankt auch Ready Player One an den üblichen Problemen der Blockbuster-Filme in letzter Zeit: Den Gegenspielern fehlt eine handfeste Motivation, die Romanze zwischen den beiden Hauptdarstellern wirkt erzwungen. Schade ist auch, dass der Film die stellenweise anklingende Sozialkritik nicht weiter verfolgt. Warum weite Teile der USA verarmt sind, warum es eine Untergrund-Rebellion gegen IOI gibt und welche Auswirkungen auf die Gesellschaft ein Suhlen in der Popkultur der Vergangenheit hat – all diese Fragen hätten den Film zu mehr machen können als einen unterhaltsamen Actionfilm. So glänzt Ready Player One zwar mit einem Zukunftssetting, für einen „richtigen“ Science-Fiction-Film fehlt aber der Wille, die Welt genauer zu betrachten.
Fazit
Ready Player One bietet knallbunte, rasante Popcorn-Unterhaltung für Popkultur-Fans. Wer die vielen Anspielungen versteht, wird seinen Spaß haben und am Ende zufrieden aus dem Kino gehen. Wer allerdings eine gewisse erzählerische Tiefe erwartet, wird von der oberflächlichen Welt enttäuscht sein.