Kritik zu Zack Snyder's Justice League: Der Snyder-Cut macht Fanträume wahr

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Zack Snyder's Justice League

Der eine oder andere Leser hat es vielleicht mitbekommen: Am Donnerstag erschien weltweit und in Deutschland bei Sky der Snyder-Cut von Justice League. Ok, Scherz beiseite. Nach mehreren Jahren lauter Fanproteste, der überraschenden Ankündigung im vergangenen Jahr und einer sehr umfangreichen Marketingkampagne in den letzten Wochen, hat Zack Snyder's Justice League nun tatsächlich das Licht der Welt erblickt. Da stellt sich natürlich nun die Frage: Hat sich die Wartezeit gelohnt?

Der Plot von Zack Snyder's Justice klingt relativ vertraut. Nach dem Tod von Superman macht sich Bruce Wayne daran, ein Team zusammenzustellen, da er einen weiteren außerirdischen Angriff erwartet. Während er damit zunächst nur bedingt erfolgreich ist, scheint der Angriff auf die Erde schon in vollem Gange. Steppenwolf, ein Handlanger von Darkseid, ist auf der Suche nach den drei Mutterboxen, mit denen er den Planeten erobern will. Er wird schnell fündig, doch seine Bemühungen sorgen auch dafür, dass sich langsam ein Team rund um Bruce Wayne formt, das bereit ist zu kämpfen.

Neu und doch vertraut

Im Jahr 2017 brachte Warner Bros. den damals vermeintlichen Höhepunkt seiner DC-Verfilmungen in die Kinos und erhielt dafür im besten Falle lauwarme Reaktionen und ein aus ihrer Sicht enttäuschendes Einspielergebnis. Der Veröffentlichung von Justice League war zuvor allerdings auch eine wilde Produktionsphase vorausgegangen, in der Zack Snyder das Projekt vorzeitig verließ und von Joss Whedon ersetzt wurde. Whedon stellte den Film unter einigen strengen Richtlinien des Studios fertig, es dauerte allerdings nicht lang, bis erste Stimmen laut wurden, die eine Veröffentlichung der eigentlich geplanten Version von Zack Snyder forderten.

Knapp dreieinhalb Jahre können die Fans nun tatsächlich den direkten Vergleich ziehen. Im Vorfeld gab es viele Berichte darüber, wie sehr sich beide Filme unterscheiden würden. Oft wurde sogar behauptet, dass Snyders Version ein gänzlich anderer Film sei. In gewisser Weise kann man dieser Aussage sowohl zustimmen als auch widersprechen. Am besten lässt sich Justice League vielleicht mit einer Fahrt ins Grüne vergleichen. Während Joss Whedon mit 220 über die Autobahn brettert und dabei auch die eine oder andere Abkürzung nimmt, ist Zack Snyder mit gemächlichen 80 km/h auf der Landstraße unterwegs. Beide fahren quasi eine ähnliche Strecke, doch mit Snyder am Steuer gibt es natürlich viel mehr von der Landschaft zu sehen. Mitunter wünscht man sich allerdings auch, dass er vielleicht doch ein paar km/h schneller fahren würde.

Whedon Fassung vs. Snyder Cut

Tatsächlich unterscheiden sich die Kinofassung und der Snyder Cut vom Plot und den großen Storyeckpunkten nur wenig voneinander. Dies führt auch dazu, dass Kenner des Kinofilms eine weitestgehend vertraute Handlung zu sehen bekommen, die allerdings in vielen Details verändert wurde. Der Snyder Cut bietet allein aufgrund seiner Länge viel mehr Hintergründe, Figurenentwicklung und Motivation und ist zudem auch deutlich komplexer. Dies zeigt sich nicht nur an Figuren wie Cyborg oder The Flash, sondern auch der Gegenspieler Steppenwolf bekommt mehr Tiefe.

Zack Snyder's Justice League

Gerade für Kenner des Kinofilms ist Zack Snyder's Justice League eine interessante Erfahrung. Wann bekommt man schon einmal die Möglichkeit, zwei Versionen eines Films zu sehen, bei denen die Vorstellungen des Studios und des Regisseurs so weit auseinander gingen. Auch lässt der Snyder Cut nachträglich die Nachdrehs von Joss Whedon in einem noch schlechteren Licht erscheinen. Auf der einen Seite stammen praktisch alle starken Momente von Zack Snyder, während Whedons zusätzliche Szenen komplett unnötig erscheinen. Gerade weil so viele Plotelemente identisch sind, hätte man Whedons Film gefühlt auch aus Snyders Material zusammenschneiden können und sich damit jede Menge Arbeit und vor allem Geld sparen können.

Wie gut ist der Snyder-Cut?

Die Tatsache, dass der Snyder Cut definitiv die bessere Version von Justice League ist, muss allerdings nicht bedeutet, dass der Film auch wirklich gut ist. Wenn die Latte niedrig liegt, benötigt es ja nicht viel, um darüber zu springen. Ob man Spaß an der Version hat, dürfte vor allem davon abhängen, wie sehr man mit den Arbeiten von Zack Snyder generell etwas anfangen kann, denn der Name im Titel ist hier Programm. Snyder neigt zu epischem Inszenieren und holt auch bei Justice League zu jeder sich bietenden Gelegenheit die Zeitlupe raus. Auch übertreibt er es manchmal, wenn beispielsweise ein Football-Spiel in einem Rückblick wie das epische Aufeinandertreffen schlechthin inszeniert wird. Viele der großen Szenen des Films können allerdings überzeugen, und zudem gibt der Regisseur auch seinen Figuren Zeit und macht hier sehr viel richtig.

Zeit ist generell ein Thema, dass man bei Zack Snyder's Justice League ansprechen muss. Der Regisseur erhielt vom Studio nach eigenen Angaben keine Vorgaben und konnte den Film daher so umsetzen, wie er wollte. Dies führt dazu, dass Snyder gefühlt wirklich alles in die vier Stunden Laufzeit gepackt hat, was auch gedreht wurde. Entsprechend kann man festhalten, dass der Film auch problemlos eine Stunde kürzer hätte ausfallen können. Gerade zu Beginn braucht die ganze Sache etwas, um in Gang zu kommen. Auf der anderen Seite kommt allerdings auch nie wirklich Langeweile auf, und gerade das Finale profitiert deutlich von Snyder und ist um Längen besser als die Kinoversion.

Zum Schluss schwingt Snyder dann noch einmal heftig die Fan-Service-Keule. Der Epilog will gefühlt gar kein Ende nehmen und bringt gleich drei Szenen in Folge, die etwas angehängt wirken. Gerade für Fans sind sie aber noch einmal ein netter Bonus, auch wenn es natürlich etwas schade ist, dass nichts von dem, was hier aufgebaut wurde, jemals einen Ertrag haben wird.

Fazit

Zack Snyder's Justice League dürfte für viele Fans genau der Film sein, den sie sich gewünscht haben. Auch wenn die Handlung dem aus der Kinofassung bekannten Plot folgt, ist sie nicht nur deutlich komplexer, sondern viel runder inszeniert. Gerade Fans des Regisseurs sollten voll auf ihre Kosten kommen. Macht der Snyder-Cut Justice League zu einem neuen Maßstab im Superhelden-Kino? Eher nicht. Ist es nun ein guter Film? Definitiv.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Warner Bros.
Justice League Filmposter
Originaltitel:
Justice League
Kinostart:
16.11.17
Regie:
Zack Snyder
Drehbuch:
Chris Terrio
Darsteller:
Ben Affleck (Batman), Henry Cavill (Superman), Jason Momoa (Aquaman), Gal Gadot (Wonder Woman), Ezra Miller (The Flash), Ray Fisher (Cyborg), J.K. Simmons (Commissioner Gordon), Amber Heard (Mera), Amy Adams (Lois Lane), Jeremy Irons (Alfred Pennyworth)
Die Justice League sind Dreh- und Angelpunkt des DC Extended Universe.

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