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Nachdem mittlerweile alle Avengers-Gründungsmitglieder außer Hawkeye ihren eigenen Solofilm hatten, durfte der Bogenschütze ab November endlich ebenfalls sein erstes eigenes Abenteuer erleben, allerdings nicht als Film, sondern in Serienform. Passend zur Jahreszeit spielt Hawkeye kurz vor den Weihnachtsfeiertagen. Clint Barton ist mit seiner Familie in New York, um ein paar gemeinsame Tage zu verbringen. Die Idylle wird jedoch gestört, als in der Stadt plötzlich Bartons zweites Alter Ego Ronin auftaucht. Daraufhin macht sich der Avenger daran, herauszufinden, wer nun hinter der Maske steckt.
Tatsächlich verbirgt sich kein weiterer Killer hinter dem neuen Ronin, sondern die junge Kate Bishop. Die Tochter einer reichen Geschäftsfrau ist seit dem Angriff auf New York ein großer Fan von Hawkeye und eifert ihm seit Jahren nach. Als sie zufällig in eine Schwarzmarktauktion stolpert, kommt sie in den Besitz des Roninanzugs. Dies sorgt auch dafür, dass sie in das Visier einer Gruppe von Gangstern gerät. Zum Glück ist Clint Barton jedoch nicht weit und so nehmen die beiden gemeinsam den Kampf auf.
Der Spaß steht im Mittelpunkt
Produktionen von Marvel fallen generell ja eher in die Kategorie der spaßigen Unterhaltung. Innerhalb des MCU gibt es aber durchaus eine Skala, die von stark comedylastig im Stile von Thor: Tag der Entscheidung bis zu etwas ernster à la Captain America: Civil War reicht. Hawkeye fällt eher in den Comedybereich des MCU, sodass hier der Spaß primär im Vordergrund steht. Besonders gut funktioniert dies im Zusammenspiel von Jeremy Renner und Hailee Steinfeld. Letztere fügt sich hervorragend in das Marvel-Ensemble ein und kann wieder einmal als sehr gute Castingentscheidung betrachtet werden.
Gemeinsam sorgt das Duo für jede Menge humorvolle Szenen und es gibt in den sechs Episoden einiges zu lachen. Allerdings hat Hawkeye auch ein ähnliches Problem wie beispielsweise ein Thor: Tag der Entscheidung. Viele eher ernste Momente müssen oft unbedingt durch einen Witz unterbrochen werden, schließlich ist hier ja alles Spaß und gute Laune.
Auch verschenken die Autoren einiges erzählerisches Potenzial rund um Clint Barton. Dessen Ronin-Historie, in der er ja streng genommen jede Menge Menschen umgebracht hat, spielt zwar eine Rolle, sie hat aber nicht wirklich Auswirkungen auf oder echte Konsequenzen für ihn. Mit Echo trifft Barton auf eine Figur, die nachvollziehbar einen Groll gegen ihn hegt. Aufgelöst wird die Sache aber dann einfach dadurch, dass er den Tod ihres Vaters einfach jemand anderen in die Schuhe schieben kann. Auch aus den Hörproblemen von Hawkeye wird nicht wirklich etwas gemacht. So gibt es eigentlich nur eine Action-Szene, in der das Thema überhaupt einmal relevant ist. Ansonsten trägt Barton einfach sein Hörgerät und verhält sich wie immer, sodass sich die Frage stellt, warum man dies überhaupt in die Serie eingebaut hat.
Etwas anders sieht die Sache bei Kate Bishop aus, bei der der Charakterarc deutlich durchdachter und runder wirkt. In gewisser Weise muss man sogar festhalten, dass Jeremy Renner, nachdem er so lange auf sein eigenes Abenteuer warten musste, selbst jetzt wieder die zweite Geige spielen muss. Verschmerzbar ist dies zumindest deshalb, weil Bishop tatsächlich eine unterhaltsame Figur ist und Hailee Steinfeld auch sehr viel dafür tut, dass man von ihren Abenteuern gut unterhalten wird.
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Zwei erfreuliche Wiedersehen
Ein weiteres Problem des extremen Fokus auf den Humor ist die Tatsache, dass Hawkeye manchmal etwas albern ist. Dies sorgt auch dafür, dass beispielsweise die Rückkehr von Vincent D'Onofrio als Kingpin etwas geschmälert wird. Zunächst einmal ist es natürlich super, dass man bei Marvel Studios die Stärken der Netflix-Serien erkannt hat und zumindest einige der Darsteller zurückbringt. D'Onofrios Kingpin gilt nicht umsonst als einer der besten Marvel-Schurken und trotz seiner finalen Szene, kann man nur hoffen, dass man ihn nicht zum letzten Mal gesehen hat.
Die Rückkehr des Kingpin funktioniert allerdings auch vor allem deshalb, weil man ihn aus Daredevil kennt. In Hawkeye wird zwar immer davon geredet, wie gefährlich er doch ist, am Ende bekommt der Zuschauer aber nur einen Gangsterboss zu sehen, dessen Lakaien eine Bande von Trotteln ist, die in roten und grünen Trainingsanzügen rumläuft. Auch die Figur des Jack Duquesne und die Gruppe von Larpern schießt immer wieder über die Albernheitsgrenze hinaus, wobei im finalen Kampf zumindest ein paar sehr gute Lacher herausspringen.
Ähnlich willkommen wie die Rückkehr von Vincent D'Onofrio ist der Auftritt von Florence Pugh ala Yelena Belova. Pugh war schon ein Highlight in Black Widow und macht in Hawkeye genau da weiter, wo sie zuvor aufgehört hat. Dabei haben vor allem die Szenen von Pugh und Steinfeld einen hohen Unterhaltungswert, wobei erneut ihr Aufeinandertreffen im Serienfinale heraussticht. Es bleibt zu hoffen, dass die beiden Figuren nicht das letzte Mal gemeinsam zu sehen waren.
Fazit
Bei Hawkeye stehen Spaß und Humor im Vordergrund und wer sich damit zufrieden gibt, der dürfte voll auf seine Kosten kommen. Gerade die Kombinationen Renner/Steinfeld und Pugh/Steinfeld sind echte Highlights und es gibt einiges zu lachen. Allerdings driftet die Serie auch immer wieder in etwas alberne Gefilde ab und macht gerade bei Clint Barton sehr wenig aus dem eigentlich vorhandenen Potenzial.