Kritik zu Ghostbusters: Viel Lärm um nichts

Nach über 30 Jahren gehen die Ghostbusters im Kino wieder auf Geisterjagd. Das neue weibliche Team und der Ton des Films sorgten im Vorfeld jedoch für viel Gesprächsstoff. Kaum ein Sommerblockbuster wurde vor seinem Start so kontrovers diskutiert und debattiert. Ob die ganze Aufregung allerdings gerechtfertigt war, steht auf einem anderen Blatt.

Die Neuauflage der Geisterjäger dreht sich um die Teilchenphysikerin Erin Gilbert (Kristen Wiig), die vor vielen Jahren gemeinsam mit ihrer damaligen Freundin Abby Yates (Melissa McCarthy) ein Buch über paranormale Erscheinungen geschrieben hat. Heute will Gilbert die Sache am liebsten vergessen, steht sie doch kurz davor, an ihrer Universität befördert zu werden. Dummerweise findet Erin eines Tages heraus, dass Abby wieder begonnen hat, das Buch zu verkaufen. Dies ist für Erins Karriere jedoch alles andere als förderlich, weshalb sie alte Freundin nach langer Zeit aufsucht. Als sich jedoch eben in dem Moment, in dem beide Frauen sich wiedertreffen, Geistererscheinungen in New York zu häufen beginnen, ist schnell klar, dass das Wiedersehen nur der Auftakt zu etwas Größerem ist.

Viel Lärm um nichts

Wenn man über Ghostbusters schreibt, dann kommt eigentlich kaum um das mit dem Film mittlerweile verbundene Politikum herum. Es dürfte vermutlich keinen Kinofilm geben, der in den vergangenen Jahren so kontrovers aufgenommen wurde, wie das Reboot der Geisterjäger. Für die einen ist die reine Existenz des Films eine Zerstörung ihrer Kindheit, für die anderen dagegen ein richtiger Schritt, um zu zeigen, dass Frauen auch lustig sein können und die Hauptrollen in großen Kinofilmen übernehmen sollten. Dummerweise wird das, was man dann schließlich auf der Leinwand sieht, der ganzen Aufregung im Vorfeld in keiner Weise gerecht.

Wenn das, was in Ghostbusters am Ende auf der Leinwand zu sehen ist, das große Aushängeschild des Feminismus und gleichzeitig der Beweis für den Humor von Frauen sein soll, dann scheint der Anspruch für beides nicht besonders groß zu sein. Gleichzeitig muss man aber auch festhalten, dass es schon eher grotesk anmutet, dass eine Neuauflage, die 32 Jahre später produziert wird, in irgendeiner Form Kindheitserinnerungen kaputt machen kann. Natürlich existiert der Film vor allem aufgrund der Tatsache, dass Sony mit dem bekannten Namen Geld verdienen will. Die Qualität des originalen Ghostbusters ändert dies aber nicht, genauso wenig wie die Neuauflage Ghostbusters 2 dazu verhilft, ein besserer Film zu werden. Das Reboot ist am Ende durchschnittliche Sommerblockbusterware, deren Gefallen davon abhängt, ob man mit dem Humor des Films etwas anfangen kann.

Anders als das Original

Der originale Ghostbusters war eigentlich nie das große Gagfeuerwerk. Der Humor des Films lief auf einer sehr subtilen Ebene ab und funktionierte vor allem aufgrund der Darsteller. Im Reboot ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Wer als Fan des Originals ins Kino geht, dürfte vielleicht ein einziges Mal nostalgische Gefühle bekommen. Kurz nach dem Intro ist im Film tatsächlich einmal die originale Ghostbusters-Musik zu hören, während das Logo eingeblendet wird. Im Anschluss hat die Neuauflage mit dem Original gerade auch in Hinblick auf den Humor kaum etwas gemeinsam. Die Gagdichte ist deutlich höher, aber gleichzeitig sind die Witze aber auch viel flacher und mitunter albern.

Ein guter Indikator, ob einem der Humor des Films gefällt, ist tatsächlich der Trailer. Wenn man Ghostbusters eines nicht vorwerfen kann, dann falsche Erwartungen im Trailer zu wecken. Die meisten Witze bewegen sich genau auf dem Niveau der Vorschau. Alternativ sind auch die bisherigen Filme von Regisseur und Autor Paul Feig ein guter Indikator. Wer mit dessen Werken in der Vergangenheit etwas anfangen konnte, der dürfte sicherlich auch seinen Spaß in Ghostbusters haben.

Der Cast und die Cameos

Wie schon erwähnt ist der Originalfilm allein schon aufgrund seiner Besetzung ein Volltreffer. Beim Reboot hat man sich zwar durchaus bemüht, mit Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon und Leslie Jones eine Reihe von ebenbürtigen Damen zu finden, so wirklich mithalten können sie mit dem Original aber nicht. Dies liegt auch daran, dass die Figuren selbst nicht so viel hergeben oder aber völlig überzeichnet sind. Ein gutes Beispiel ist hier sicherlich Kate McKinnon. Die Darstellerin beweist in den USA unter anderem in Saturday Night Live regelmäßig, dass sie zu den witzigsten Frauen der Welt gehört. In Ghostbusters ist ihre Figur aber so sehr überzogen und abgedreht, dass sie fast schon eine Karikatur spielt. Dem gegenüber steht die Rolle von Kristen Wiig, die sehr blass ausfällt und der mehr Tiefe sicherlich gut getan hätte.

Zum Abschluss lohnt sich noch ein Wort zu den Cameos. Wie im Vorfeld mehrfach berichtet, geben sich fast alle der Hauptdarsteller des Originals im Reboot für einen kurzen Gastauftritt die Ehre. Was genau dies aber dem Film bringt, steht auf einem anderen Blatt. Abgesehen von Bill Murray hat keiner der Auftritte einen wirklichen Nutzen, außer mal kurz die alten Gesichter zu zeigen. Das wäre durchaus nicht schlimm, wenn die Szenen witzig wären, sind sie jedoch nicht. Zwei der vier Cameos werden sogar erst in den letzten 5 Minuten des Films abgefrühstückt und wirken nach dem Motto „Schaut mal, die haben wir auch noch“. Gerade vor dem Hintergrund, dass das Reboot sich am Ende doch eher an ein neues Publikum richtet, stellt sich die Frage, ob man sich die Auftritte nicht bessere gespart hätte.

Fazit

Wer wissen möchte, ob ihm die Neuauflage zu Ghostbusters gefällt, der muss nur einen Blick auf den Trailer werfen. Ganz selten lässt sich eine Empfehlung so einfach ableiten wie in diesem Falle. Das Reboot hat vom Humor und der Stimmung kaum etwas mit dem Original zu tun. Wer jedoch Spaß mit Filmen von Paul Feig hat und die Nostalgie nicht teilt oder ausblenden kann, darf durchaus einen Blick riskieren. Alt-Fans dürften dagegen kaum Spaß haben, auch wenn man festhalten muss, dass Ghostbusters am Ende jetzt auch nicht der prognostizierte Weltuntergang ist.

Ghostbusters 2016 Teaser-Poster
Originaltitel:
Ghostbusters
Kinostart:
04.08.16
Regie:
Paul Feig
Drehbuch:
Paul Feig, Katie Dippold
Darsteller:
Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth
Als Manhatten von Geistern heimgesucht wird, können die verspotteten Geisterjägerinnen nicht nur beweisen, dass sich Recht hatten - sie müssen nun auch New York und die Welt zu retten.

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.