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The Orville macht diese Woche eine kleine Pause von Star Trek und taucht kopfüber in Black Mirror ein. Die Crew begibt sich zur Außenmission auf einen Planeten, der der Erde des 21. Jahrhunderts stark ähnelt.
Verdeckte Ermittlungen
Zwei Anthropologen der Planetaren Union werden vermisst. Sie halten sich seit Jahren zu Forschungszwecken auf Sargas 4 versteckt auf, haben aber schon länger nichts mehr von sich hören lassen.
Die Orville erhält den Auftrag, der Sache auf den Grund zu gehen. Dafür schickt Captain Mercer ein kleines Team, bestehend aus Kelly, Alana und LaMarr, auf Außenmission.
Bei ihrer Vermisstensuche müssen aber auch sie sich an ein hohes Gebot der Planetaren Union halten: Unauffälligkeit. Sargas 4 befindet sich auf einem Entwicklungsstand ähnlich der Erde des 21. Jahrhunderts und ist noch nicht bereit für einen offiziellen Kontakt.
Theoretisch klar, praktisch verhält es sich natürlich anders: LaMarr hat deutlich zu viel Spaß und entweiht aus Versehen eine Volksheldin, als er in aller Öffentlichkeit eine Statue für einen lasziven Tanz nutzt. Dumme Idee - es gibt einige Kulturen, bei denen dies eher unschöne Folgen haben dürfte. So auch auf Sargas 4.
Der Wille des Volkes
Doch anders als ein einzelner Diktator oder grausames Regime ist auf Sargas 4 der Wille des Volkes entscheidend. Und zwar mit jeder einzelnen Stimme zu jeder Zeit bei sämtlichen Aktionen und Verhaltensweisen von jedem Individuum.
Damit könnte “Mehrheitsprinzip” auch zu Black Mirror gehören. Tatsächlich gab es dort mit “Abgestürzt” bereits in Staffel 3 eine Episode mit sehr ähnlicher Prämisse.
Auch bei The Orville wird ein einfaches System aus positiver und negativer Bewertung, das man ähnlich aus dem Social-Media-Bereich kennt, herangezogen. Schon kleine Kinder bewerten ihre Großeltern für Freundlichkeit, und ein Fehltritt in der Jugend kann einem ein Leben lang selbst so etwas simples wie einen Café-Besuch unmöglich machen. Größere Vergehen werden zudem permanent im TV wiederholt und auch die dazugehörige Strafverfolgung über Fernseh- und Internetplattformen betrieben.
Als Außenstehenden fällt LaMarr die große Ochsentour natürlich besonders schwer: Um Strafe für sein Verhalten zu entgehen, muss er sich in mehreren Sendungen entschuldigen und möglichst sympathisch präsentieren. Dafür steht ihm kein Anwalt, sondern ein PR-Berater zur Seite. Mit mäßigem Erfolg.
Mehr Schein als Sein
Im Verlauf wird auch der Verbleib der Anthropologen klar: Ein Missverständnis - sie schienen einer Schwangeren keinen Sitzplatz im Bus anzubieten - brachte das Volk gegen sie auf. Während einer der beiden kurz vor Strafvollstreckung bei einem Fluchtversuch getötet wird, ereilt den anderen das Schicksal derer, die in Ungnade gefallen sind: Seine Persönlichkeit und Erinnerung wurde nahezu ausgelöscht, so dass er nun ein “glückliches” und “sozialverträgliches” Leben führen kann.
Dies will Captain Mercer LaMarr natürlich ersparen und widersetzt sich direkter Anweisung, sich bedeckt zu halten. Doch offenbart er sich nicht direkt dem kompletten Planeten, sondern holt eine Einzelperson an Bord, die ihm helfen soll.
Die junge Dame findet sich erstaunlich schnell damit ab, aus ihrem Alltag auf einmal an Bord eines Raumschiffes gebeamt zu werden. Aber viel Zeit bleibt der Episode einfach auch nicht mehr. Praktisch also, dass sie scheinbar tiefenentspannt und äußerst hilfreich ist. Mit ihren Angaben und Wissen über das System ihres Volkes manipuliert die Crew der Orville das soziale Profil von LaMarr auf Sargas 4. Süße Videos von ihm mit Hund, Bilder von einem pummeligen Kind, ein Kriegsheld - all das hilft, die Abstimmung in letzter Sekunde herumzureißen. LaMarr ist frei.
Kein Neuland
Wieder einmal kann man sagen: Seth MacFarlane ist inhaltlich nicht sonderlich innovativ und bedient sich reichlich bei diversen Serien - dies aber auf eine derart charmante und clevere Weise, dass man sich sowohl gut unterhalten als auch emotional angesprochen fühlt.
Da die Themen an sich bereits bekannt sind, schenkt man sich bei The Orville auch lange Hinführungen und tiefe Analysen. Das Streifen diverser Handlungspunkte und moralischen Fragestellungen reicht aus, um die Botschaft dem Zuschauer zu vermitteln.
Die eigentliche Leistung von MacFarlane und Crew ist es, das Ganze dennoch frisch und so auch in ganz eigener Weise neu wirken zu lassen.
Fazit
The Orville deckt mit “Mehrheitsprinzip” einen weiteren Punkt von der Must-Have-Liste der Science-Fiction-Serienkultur ab. Zwar bedient man sich abermals bereits reichlich bekannter Elemente, setzt diese aber stilsicher und charmant um.