The Ballad of Buster Scruggs: Kritik zum neuen Western der Coen-Brüder

Mit The Ballad of Buster Scruggs kehren die Brüder Ethan und Joel Coen zurück ins Western-Genre. Im Gegensatz zu True Grit versuchen sie mit ihrem neuesten Werk aber, ganz unterschiedliche Facetten des Wilden Westen zu erfassen. Anstatt eine durchgehende Handlung zu erzählen, ist die Netflix-Produktion in insgesamt sechs verschiedene Episoden aufgeteilt.

In gewisser Weise ist The Ballad of Buster Scruggs ein Querschnitt durch das gesamte Schaffen der Coen-Brüder. Die sechs Kurzgeschichten des Films sind tonal vollkommen unterschiedlich und bilden alles ab, was man von den beiden Regisseuren gewohnt ist. Von absurder Komik über morbide Entscheidungen bis hin zu tragischen Entwicklungen ist praktisch alles vorhanden. Gerade Fans der beiden Regisseure dürften durchaus auf ihre Kosten kommen.

Allerdings bringt The Ballad of Buster Scruggs auch die typischen Probleme eines Episodenfilms mit sich. Auch wenn jede Geschichte vollkommen anders ist, als die vorherige und ganz verschiedene Geschehnisse erzählt werden, schwankt die Qualität doch erheblich. Zudem ist es nicht immer ganz einfach, sich aufgrund der plötzlichen Stimmungswechsel auf die Handlung einzulassen. Endet die zweite Episode "Near Algodones" beispielsweise mit einem hervorragenden Lacher, geht es danach in "Meal Ticket" sehr düster und deprimierend weiter. Ursprünglich soll The Ballad of Buster Scruggs als Mini-Serie geplant gewesen sein, und man bekommt durchaus das Gefühl, dass dies eventuell ein besserer Ansatz gewesen wäre, als alle Geschichten in einen Film zu packen.

The Ballad of Buster Scruggs

Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch in den Episoden trotz ihrer Kürze ein paar Längen. Ein gute Beispiel sind die beiden genannten Episoden "Near Algodones" und "Meal Ticket". Besonders bei "Near Algodones" hat man das Gefühl, dass hier zunächst einmal der, zugegeben hervorragende, Schlussgag feststand und dann eine Geschichte drum herum gestrickt wurde, um irgendwie zu dem Gag zu kommen. Auch die vierte Episode "All Gold Canyon" ist zwar nett inszeniert und bietet landschaftliche schöne Bilder, fällt inhaltlich aber etwas flach.

Am unterhaltsamsten ist direkt der Auftakt geraten. "The Ballad of Buster Scruggs" gibt nicht nur dem Film seinen Titel, sondern bietet auch kurzweilige Unterhaltung. Ähnlich stark ist auch "The Gal Who Got Rattled", auch wenn die Episode um eine junge Frau in eine ganz andere Richtung geht und ein sehr böses Ende findet.

"The Mortal Remains" sollte dann vermutlich der große Abschluss des Films sein. In klassischer Kammerspielmanier geht es zwischen den verschiedenen Figuren verbal hin und her. Das ist auch alles ganz nett anzusehen, allerdings bewegen sich die Dialoge nicht auf dem allerhöchsten Coen-Level. Da haben die Brüder in anderen Filmen schon ein ganz anderes Feuerwerk abgebrannt.

Auch wenn The Ballad of Buster Scruggs inhaltlich ein paar Probleme hat, atmosphärisch kann er voll überzeugen. Dazu trägt zunächst einmal die exzellente Kameraarbeit von Bruno Delbonnel bei. Dieser fängt die Landschaften von Colorado, Nebraska und New Mexico perfekt ein. Gerade aus optischer Hinsicht ist durchaus schade, dass es der Film nicht in die Kinos geschafft hat. Zu erwähnen sind auch die Kostüme und die Ausstattung, die ebenfalls herausstechen. Gleiches gilt auch für die Musik, welche die Stimmung in den verschiedenen Episoden ideal unterstreicht.

Fazit

The Ballad of Buster Scruggs ist auf der einen Seite der Inbegriff eines Coen-Films. Die Western-Anthologie bietet alles, was der Zuschauer von den beiden Brüdern gewohnt ist. Leider schwankt die Qualität der verschiedenen Episoden inhaltlich doch deutlich, auch wenn die jeweils rund 20 Minuten meist unterhaltsam geraten sind. Richtig punkten kann der Film dagegen mit seiner Ausstattung, den Schauplätzen, der Kameraarbeit und der Musik.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Netflix

The Ballad of Buster Scruggs | Trailer 2 [HD] | Netflix

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