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Lockhart (Dane DeHaan) ist Workaholic in einem gesichtlosen Unternehmen, tagtäglich beschäftigt mit Optimierungsprozessen und millionenschweren Entscheidungen. Bei einer Fusion mit einem anderen Unternehmen wird Pembroke (Harry Groener) gebraucht. Das Vorstandsmitglied hat sich in ein Sanatorium in die Schweiz abgesetzt und eine wirre Abschiedsnotiz zurückgelassen. Lockhart soll Pembroke jetzt zurückholen und wird nach einem Unfall in der Nähe des Sanatoriums selbst dort eingewiesen. Und so wird er immer mehr in den Strudel der Anstalt gezogen, die Heilung vor den Krankheiten der heutigen Gesellschaft verspricht, aber nicht das zu sein scheint, was sie vorgibt zu sein.
Guter Start, dann Identitätskrise
Nach vier Jahren und einem verkorksten The Lone Ranger meldet sich Regisseur Gore Verbinski mit A Cure For Wellness zurück. Verbinski gilt generell nicht als Regisseur für schweren oder tiefgründigen Stoff, und so suggerierte der Trailer von A Cure For Wellness eine erfrischende Abwechslung von seinem Abenteuer-Popcorn-Kino. Dieses Mal saß er nicht nur im Regiestuhl, sondern schrieb die Story zusammen mit Justin Haythe. Herausgekommen ist aber leider ein Film, der mit einer Identitätskrise zu kämpfen hat.
A Cure For Wellness hat einige Horror-Elemente, will auf unsere von Konsum und Machtgier zerfressene Gesellschaft aufmerksam machen und alles mit einer Legende um einen Baron und seine inzestuöse Beziehung zu seiner Tochter vermischen. Leider entpuppt sich der Film aber bereits ab etwa der Mitte als gotisch und ruhig inszenierter Thriller, der nicht so recht weiß, was er jetzt eigentlich vermitteln will. Sprich: es fehlt die Richtung. Dabei ist der Anfang recht gelungen und vermittelt in ausgezeichnet gefilmten Kamerafahrten die emsige Geschäftigkeit und die atemberaubende Geschwindigkeit unserer Arbeitswelt. Der Wechsel zum krassen Gegenteil der Heilanstalt in den Schweizer Alpen gelingt ebenfalls gut.
Offene Fragen ohne Abschluß
Die Geschichte und ihr Aufbau funktionieren anfangs noch, doch bereits nach rund einer Dreiviertelstunde schwächelt A Cure For Wellness deutlich. Auch wenn Verbinski die Abgeschiedenheit der gotisch angehauchten Heilanstalt mit teils archaischen Apparaturen recht stimmig umsetzt, fehlt es doch an Substanz. Zu viele Handlungsstränge um den Chefarzt Dr. Volmer (Jason Isaacs), die mysteriöse Hannah (Mia Goth) und Pembrokes Motive werden angefangen, aber nicht konsequent und schlüssig zu Ende geführt. Zu oft hat man das Gefühlt, dass Verbinski eher das Setting wiederholt, ohne dass es mit der Geschichte vorangeht. Einige fiese Szenen inklusive, ohne dass A Cure For Wellness zu sehr ins Horror-Genre abdriften würde. Auch hier fehlt ein wenig die Konsequenz.
Lieber ein Ende ohne Grauen...
Schauspielerisch überzeugen nahezu alle Hauptcharaktere, vor allem DeHaan weiß größtenteils, mit seiner Leistung als karrieregeiler Yuppie zu überzeugen. Doch all die einzelnen Teile können die Geschichte nicht retten, die in den letzten 20 Minuten des Films dann leider völlig entgleist. Das Ende wirkt so, als ob schnell was her musste, um A Cure For Wellness nach langatmigen zweieinhalb Stunden zum Ende zu bringen.
Man bleibt mit einer Reihe Fragezeichen zurück, die leider nicht zur Kategorie "offen für Interpretationen" gehören, sondern einen unbefriedigt im Kinosessel sitzen lassen. Das Ende wirkt sehr banal und wenig clever, vor allem weil man es mit etwas Fantasie bereits in der Mitte des Films vorhersehen kann.
Fazit
Mit A Cure For Wellness schafft Gore Verbinski eine deutliche Steigerung gegenüber The Lone Ranger, heraus kommt jedoch trotzdem nur ein bestenfalls durchschnittlicher Film. Fans des gotisch angehauchten Settings und des leisen, unbehaglichen Horrors könnten A Cure For Wellness vielleicht etwas abgewinnen. Alle andere werden nach zweieinhalb Stunden Ausharren am Ende leider trotzdem nicht belohnt.
Eine Kürzung um 45 Minuten hätte dem Film vermutlich ganz gut getan und ihn zu kurzweiliger, netter Unterhaltung gemacht. Aber auch die müsste man nicht noch ein zweites Mal sehen. Es scheint hier so, als ob Verbinski uns mehr vermitteln wollte und irgendwo im Film eine tiefere Botschaft versteckt ist, die aber einfach nicht an die Oberfläche kommen will.