Robots & Dragons: Die Serienhighlights der Redaktion 2017

serienhighlights_2017.jpg

Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu und besonders die letzte Jahreswoche bietet sich immer an, um einmal einen Blick zurück zu werfen. Das Jahr brachte wieder einer ganze Reihe von Serienhighlights, wobei es nicht immer ganz einfach ist, seine Favoriten zu küren. Sieben Redakteure von Robots & Dragons haben sich der Aufgabe gestellt. Hier sind unsere Serienlieblinge des Jahres:

Hannes Könitzer

Die Marvel-Serien auf Netflix konnten sich in diesem Jahr kontinuierlich steigern. Begann es mit Iron Fist noch äußert schwach, erwies sich The Defenders als ganz unterhaltsam. Der Höhepunkt des Marvel-Serienjahres war aber ohne Zweifel The Punisher. Konsequent und eindeutig für ein erwachsenes Publikum erzählt, zieht die Geschichte von Frank Castle einen schnell in den Bann und bietet besonders ab der Staffelhälfte Unterhaltung auf dem höchsten Niveau.

The Good Place zählt zu den Serien, die in Deutschland bisher nur im Pay-TV zu sehen waren, und daher leider noch relativ unbekannt sind. Zu Unrecht, denn die Comedy mit Kristen Bell und Ted Danson ist eine der Serienüberraschungen der letzten Jahre. Das Staffelfinale Anfang des Jahres gehört zu den besten Dingen, die in den letzten Jahren im Bereich Comedy ausgestrahlt wurden, und auch die 2. Staffel kann bisher vollkommen überzeugen.

Länger als gewohnt musste man in diesem Jahr auf die neue Staffel von Game of Thrones warten, doch die Wartezeit sollte sich auszahlen. Auch wenn man in der 7. Staffel keine Gedanken an Reisezeit verschwenden sollte und der Fanservice mitunter etwas Überhand nahm, wussten die neuen Folgen doch zu jeder Zeit zu begeistern. Bei keiner anderen Serie habe ich so auf die nächste Folge hingefiebert als bei Game of Thrones.

Tobias Maibaum

Mit der dritten Staffel von Twin Peaks hat David Lynch wieder das Undenkbare geschafft und Innovation in der TV-Landschaft produziert. Vielen Zuschauern wird das bizarre Sequel nach 25 Jahren vielleicht nicht mehr zusagen, aber The Return ist wie ein Unfall, bei dem man nicht wegsehen kann, weil ständig etwas Unerwartetes passiert. Ohne Spoiler sind die wichtigsten Handlungspunkte beinahe unmöglich zusammenzufassen, doch eines bleibt: Der Kaffee von Agent Cooper.

Anime-Serien werden meist nur zu sehr erfolgreichen Geschichten oder Manga produziert. Die anonyme Autorin und Künstlerin Tsukumizu hat dies jedoch gleich mit ihrem Erstlingswerk Girls' Last Tour (Shoujo Shuumatsu Ryokou) geschafft. Der Animationsstil ist einzigartig und auch die Geschichte definitiv ungewöhnlich. In einer vollkommen zerstörten Welt reisen die Mädchen Chito und Yuuri als letzte Überlebende ziellos umher. Dabei finden sie mehr über die alte Zivilisation und menschliche Werte wie Empathie heraus. Die ruhigste Postapokalypse des Jahres - ganz ohne Zombies.

Die einzige Serie, die vielleicht noch etwas bizarrer sein kann als Twin Peaks ist in Deutschland noch ein relativ unbekannter Geheimtipp. American Gods nach dem Erfolgsroman von Neil Gaiman folgt dem Protagonisten Shadow Moon auf seiner Reise durch Amerika und den zahlreichen Begegnungen mit alten Göttern. Wem das nicht reicht, sollte Gillian Anderson begeistern, die David Bowie spielt, der wiederum nur eine Projektion einer das Fernsehen beherrschenden Göttin ist. Verrückt genug?

Nele Bübl

Ein gutes Jahr für Science-Fiction. Zwar habe ich an Star Trek: Discovery durchaus Gefallen gefunden, jedoch bin ich noch nicht derart davon überzeugt, dass es als Highlight genannt wird. Mal sehen, was die zweite Staffel bringt. Hingegen hat mich The Orville nicht nur überrascht, sondern schnell als Fan gewonnen. Der Mix aus Humor, Star-Trek-Nostalgie, liebevoll gezeichneten Charakteren und interssanten, episodenhaften Plots hat mich sofort gepackt und im Verlauf gar ans Herz gewachsen - und das in lediglich zwölf Episoden!

Nicht neu, aber mit Start der zweiten Staffel in diesem Jahr weiterhin ein Highlight und absolute Empfehlung ist The Expanse. Zugegeben war ich vorher skeptisch, was Syfy da produziert hat und habe erst nach zahlreichen euphorischen Berichten auf Twitter in die Serie reingesehen. Dort wurde davon gesprochen, dass The Expanse ein MUSS für jeden ist, der Babylon 5 und Battlestar Galactica mochte. Und ja, die Pilotepisode geht noch etwas stockend voran, aber schon in der zweiten Folge war klar, dass die Staffel schnell durchgeguckt wird. Bereits im Januar startete Staffel 2 in den USA, doch es dauerte noch bis in den Sommer, bis Netflix die neuen Folgen international verfügbar machte. Zum Glück konnte ich den meisten Spoilern entkommen und so dann voll genießen. Dieses Mal ließ ich mir dann Zeit und sah die intensiven Episoden Folge für Folge. Das Politspiel trat noch einmal mehr in den Vordergrund, die Geschichte wird immer verstrickter - dabei aber nie zu unübersichtilch. Man fiebert mit allen Charakteren mit und bekommt jede Menge Raumschiffe und Weltall-Dinge (ich empfehle es Freunden immer mit "Spacey-Stuff :D!".

Obwohl ich mit Verbesserung der Serie erst mit dem Showrunner-Wechsel gerechnet habe, konnte mich Steven Moffat mit seiner letzten Staffel von Doctor Who positiv überraschen. Durch den Einsatz der neuen Companion (Pearl Mackie) gab es quasi einen kleinen serieninternen Neustart, durch den sich auch Peter Capaldis Doctor noch einmal von einer ganz neuen Seite zeigen konnte. Wer entnervt irgendwann aufgegeben hat, könnte also gut einfach mit der 10. Staffel wieder einsteigen und so den Wechsel zu Chris Chibnall langsam einläuten.

Katrin Hemmerling

Mein unschlagbarer Vorteil bei Game of Thrones war in diesem Jahr, dass ich die Staffel 7 an einem Stück gucken konnte. So blieb mir das Hinfiebern auf die nächste Episode erspart, und ich konnte mir die vorletzte Staffel der Serie an einem Wochenende reinziehen. Und ich hab's getan. Eine Serie ist dann gut, wenn man sie sich an einem Stück gönnt, ohne längere Pausen einlegen zu müssen. Dann hat sie einen gepackt. Und nichts anderes war es in diesem Jahr mit Game of Thrones.

Legion hatte bereits mit der Pilotfolge gezeigt, dass die Serie ungewöhnliche Wege beschreiten würde. Wenig war auf dem ersten Blick das, was es schien, und der Ansatz, dass der Zuschauer denselben Wissensstand hatte wie David, machte die Situation, in der er sich befindet, sehr greifbar. Getragen wurde die Serie für mich vor allem von dem großartigen Hauptdarsteller Dan Stevens, der hier zeigen durfte, dass er mehr kann, als nur mit Emma Watson zu Disney-Klängen tanzen.

Von Santa Clarita Diet hätten es für mich sogar ein paar Folgen mehr sein dürfen. Eine glänzend aufgelegte Drew Barrymore hat hier wieder einmal gezeigt, was für ein brillantes Comedy-Timing sie besitzt. Zugegeben, an einigen Stellen hätte es etwas weniger des Guten sein dürfen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass man ein Bad dermaßen vollkotzen kann?! Glücklicherweise hat die Serie dann aber mehr mit der Absurdität des spießigen Lebens der Familie Hammond gespielt. Und mit dem Cliffhanger die Spannung auf die nächste Staffel unerträglich gemacht.

Björn Sülter

Überraschenderweise gefiel mir Designated Survivor um einiges besser, als angesichts diverser Kritiken zu erwarten war. Zwar hatte Kiefer Sutherland durchaus seine Jack-Bauer-Momente, die meiste Zeit nahm man ihm die Rolle des in eine undankbare Situation geschlitterten Jedermanns aber problemlos ab. Der Pathos, den man dem Publikum in der zweiten Hälfte der ersten Staffel um die Ohren schlug, ließ sich angesichts spannender Figuren und Wendungen zumeist ertragen, die erste Hälfte der zweiten Staffel ging dann gar in Richtung The West Wing und blieb durchweg unterhaltsam.

Im SF-Bereich geht es mir wie meiner lieben Kollegin Nele: Als Trekkie fieberte ich selbstverständlich vor allem Star Trek: Discovery entgegen, musste aber ebenfalls mit Abstrichen im Abgleich zwischen (zu hoher) Erwartungshaltung und der Realität leben. Dennoch geht die Serie für mich dank eines Vertrauensvorschusses für die Zukunft noch als eines der Highlights des Jahres durch. Mehr Spaß machte aber auch mir Seth MacFarlanes The Orville, bei der ich aufgrund früherer Begegnungen mit dem Humor des Machers vergleichsweise wenig erwartet hatte. Die Serie besitzt Herz, Humor und sogar Hirn und hat mich mit der Verlängerung um eine zweite Staffel mehr als glücklich gemacht.

Endlich entdecken durfte ich zudem endlich die Serie Westworld, die sich als hypnotisch, fesselnd, derb, verrückt und einzigartig herausstellte. Ähnlich wie bei Twin Peaks wird man hier als Zuschauer mehr herausgefordert als unterhalten. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, erlebt allerdings einen famosen Ritt, der Appetit auf mehr macht!

Abseits von Robotern, Drachen und anderem Getier war es jedoch dieses Jahr besonders die Serie Little Big Lies mit Reese Witherspoon (in die ich seit Eiskalte Engel ohnehin heimlich verliebt bin), Nicole Kidman und Alexander Skarsgård, die mich gepackt hat, zum Lachen und Weinen brachte und mir und meiner Frau auf diese Weise wunderbare TV-Stunden bescheren konnte. Zwar eindeutig überzeichnet doch derart kompetent beobachtet, kommentiert die Serie das Verhalten von Helikopter-Eltern und den ganz normalen Wahnsinn des Familien- und Ehelebens und gräbt damit viele Verhaltensweise aus, die man selber aus dem Alltag mit Familie, Freunden und Bekannten kennt. Dass wir im Frühjahr selber in Monterey waren und somit ganz nebenbei auch noch in Urlaubserinnerungen schwelgen durften, schadete der Angelegenheit sicher ebenfalls nicht ...

Anne Jerratsch

Im Januar 2017 feierte das voluminöse und von mir heissgeliebte Werk Eine Reihe betrüblicher Ereignisse von Daniel Handler alias Lemony Snicket endlich ein beachtliches Comeback. Die Abenteuer um Klaus, Sunny und Violet Baudelaire, die nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die Meta-Humor zu schätzen wissen, immer wieder unterhaltsam ist, konnten nun dank Netflix-Förderung endlich in voller Breite ausgekostet werden. Nach den ersten Gehversuchen im Kinofilm aus dem Jahr 2004, der die drei ersten Bücher der dreizehnteiligen Serie etwas zu sehr zusammenkürzte, findet die Serie neue Ansätze für die durchaus komplexe Geschichte. Im kommenden Jahr geht es endlich weiter - wer Steampunk, kruden Humor, leise Melancholie und hintersinnigen Witz mag, dürfte hier vollauf bedient werden. Ansonsten lege ich jedem zunächst noch die Hörbücher von Dauervorleser Rufus Beck ans Herz!

Bei den Romanen von Douglas Adams gibt es wohl nur zwei Gruppen: Die, die ihn lieben, und die, die ihn hassen. Ich tendiere zu Ersterem. Trotzdem hat mich Dirk Gently's holistische Detektei bei der ersten Sichtung vor wenigen Monaten, gelinde gesagt, etwas überfordert. Bunt, laut, schrill: Hier passiert alles gleichzeitig! Und auch wenn die Serie vor wenigen Wochen ihren Todesstoß nach der zweiten Staffel erhalten hat, möchte ich ihr eine zweite Chance geben. denn allein die Tatsache, dass so etwas Krudes produziert wurde, ist einen zweiten Blick wert.

Mit Dark feiert gerade die erste deutsche Netflix-Serie internationale Erfolge. Und das zu Recht: Dark sieht verdammt gut aus, ohne eine schlichte Kopie amerikanischer Serien zu sein. Plus: Die Deutschen trauen sich außerdem endlich mal aus ihrer Krimi-Ecke raus. Mit Einschänkungen kann man die Serie also durchaus empfehlen. Freunde von Zeitreisen-Geschichten dürften sich allerdings dann doch an der einen oder anderen Drehbuch-Krücke stören, auch die eher hölzernen Dialoge schwächen den zunächst guten Eindruck etwas ab. Aber wir wollen mal nicht zu viel motzen: Traut euch was! Dann wird es jenseits vom Einheitsbrei doch noch spannend.

Florian Kaiser

Da ich mich ja bei Robots & Dragons primär um Gezeichnetes kümmere, ist es nicht verwunderlich, dass es sich bei zwei meiner drei Highlights um keine Realserien handelt.

Zum einen wäre da der erste Anime, der mich seit langer Zeit nicht einfach nur gut oder sehr unterhalten, sondern wirklich von der ersten bis zur letzten Minute begeistert hat: Death Parade. Der Ausnahmetitel fand dieses Jahr endlich seinen Weg nach Deutschland, nachdem er bereits 2015 in Japan erschienen war und nimmt sich der Frage an, wie es eigentlich nach dem Tod weitergeht. Die Antwort, die uns hier gegeben wird, ist enorm tiefgründig, komplex und regt zum Nachdenken an. Fanherz, was willst du mehr?

Nur wenige Monate nach dem Start in den USA debütierte auch hierzulande endlich die vierte Staffel von Avengers - Gemeinsam unbesiegbar aka Avengers - Secret Wars. Und nach Sichtung der ersten Folgen muss ich sagen, dass es den Machern offenbar gelungen ist, das hohe Niveau der ersten 78 Episoden zu halten. Im Grunde bekommt der Zuschauer hier einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns in der vierten MCU-Phase erwarten könnte. Denn diesmal müssen Captain Marvel, Black Panther, Vision, Ant-Man & Wasp sowie die bisher noch nicht in das Marvel Cinematic Universe integrierte, aber von vielen Comic-Lesern sehr geschätzte Kamala Khan alias Ms. Marvel für die altbekannten Avengers einspringen, die derzeit "verhindert" sind. Die Folge: Neue Figurenkonstellationen, abwechslungsreiche Geschichten und ein wohldosierter Humor - also die Zutaten, die maßgeblich für den Erfolg der legendären Spider-Man- beziehungsweise X-Men-Zeichentrickserie aus den 90ern verantwortlich waren.

Zu guter Letzt möchte ich noch auf ein Format eingehen, das eigentlich nichts mit dem Roboterdrachen-Kosmos zu tun, mich aber emotional so gepackt hat wie wenige zuvor: This Is Us – Das ist Leben. Der Überraschungshit aus Nordamerika von 2016 ist einerseits eine klassische Familienserie und hat andererseits dieses altgediente Genre im Prinzip neu erfunden. Jedes Wort zum Inhalt ist im Grunde genommen eines zu viel, da Spoiler - insbesondere vor dem Anschauen der Auftaktfolge - das Sehvergnügen unnötig schmälern. Jedoch vielleicht so viel: Wer erleben will, wie man aus zum Teil völlig alltäglichen Situationen innovative Storylines zaubern kann, wie schnell man zu Protagonisten eine Bindung aufbauen und sich ernsthaft für die Dinge, die sie bewegen, interessieren kann und wer erleben will, wie man Episode für Episode den Zuschauer auf Gefühlsachterbahnfahrten mitnimmt, die nie Gefahr laufen, kitschig zu werden, der sollte der Serie definitiv einmal eine Chance geben.

Zum Abschluss noch die Frage an euch. Was sind eure Top 3 Serien des Jahres? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.