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Der berühmteste Affe der Filmgeschichte ist sicher King Kong. Aber der riesige Gorilla herrschte zu seinen besten Zeiten nur über eine kleine Insel. Das Schimpansenpaar Cornelius und Zira lebt hingegen auf einem Planeten, der komplett von Affen beherrscht wird. Die beiden, ihr Sohn Caesar und ihre Artgenossen haben deutliche Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen. Mittlerweile schildern neun Hollywood-Filme, zwei TV-Serien und mehrere Comicreihen ihre Abenteuer auf dem Planeten der Affen.
Da man nicht über die Planet-der-Affen-Filmreihe schreiben kann, ohne auf das Ende des ersten Teils einzugehen und die ikonische Schlussszene mit Charlton Heston nach fünf Jahrzehnten zum Teil der Popkultur geworden ist, nimmt dieser Artikel auf eventuelle Spoiler keine Rücksicht. Wer Planet der Affen aus dem Jahr 1968 noch nicht kennt und ihn völlig unvoreingenommen sehen will, sollte den Artikel nach dem Film weiter lesen.
Die Filmreihe beginnt nicht mit den titelgebenden Affen, sondern legt den Fokus am Anfang auf die menschlichen Besucher. Eine Gruppe Astronauten befindet sich im Tiefschlaf auf dem Rückflug zur Erde. Dort sind sie 1972 gestartet. Für die Besatzung sind während ihrer Reise mit Lichtgeschwindigkeit nur wenige Jahre, in ihrer Heimat jedoch mehr als siebenhundert Jahre vergangen. Nach einer Bruchlandung befinden die drei Astronauten auf einen scheinbaren fremden Planeten.
Nachdem sie mehrere Tage durch eine verlassene Wüste gewandert sind, treffen sie in einem grünen Tal zu ihrer Überraschung auf Menschen. Diese befinden sich allerdings auf einem primitiven Niveau und besitzen nicht die Fähigkeit zu sprechen. Doch ehe die Drei nach einer sinnvollen Erklärung für andere Menschen auf einen fernen Planeten suchen können, werden sie von berittenen Gorillas angegriffen. Der Astronaut Taylor wird am Kehlkopf verletzt und von den Affen in eine Stadt verschleppt, in der Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans nach ihren eigenen Gesetzen und religiösen Geboten leben.
Taylor kommt in die Obhut der Schimpansen-Veterinärin Dr. Zira, welche seine ausgeprägte Intelligenz entdeckt. Als der Mensch seine Fähigkeit zu sprechen zurückerlangt, stellen die Affen ihn vor ein Tribunal. Der oberste Wissenschaftler und gleichzeitige Religionsführer Dr. Zaius will beweisen, dass Taylors Geschichte über eine intelligente Menschenzivilisation unmöglich ist.
Bevor die Affen Taylor einer Lobotomie unterziehen können, gelingt ihm mithilfe von Dr. Zira und des Schimpansen-Archäologen Dr. Cornelius die Flucht in die verbotene Zone. In einer Höhle finden sie eine alte sprechende Menschenpuppe, welche den Beweis für eine einstige hochentwickelte menschliche Zivilisation auf dem Planeten der Affen liefert.
Taylor flieht zusammen mit der primitiven Menschenfrau Nova tiefer in die verbotene Zone. Die bittere Wahrheit, welche Dr. Zaius vor ihm verbergen wollte, erkennt Taylor, als er am Strand auf die Überreste der Freiheitsstatue stößt. Die Menschen haben den Planeten durch einen Atomkrieg fast unbewohnbar gemacht. Die Überlebenden sind auf eine frühere evolutionäre Stufe herabgesunken, und intelligente Affen sind nun die Krone der Schöpfung.
"Könnt ihr nicht eure dreckigen Pfoten von meinem Körper nehmen, ihr blöden Affen."
Der Star des Films ist ganz eindeutig Charlton Heston (Im Zeichen des Bösen, Ben Hur, Erdbeben) als Astronaut Taylor. Ähnliche Rollen als letzter aufrechter Held in einer zerstörten Welt übernahm er später auch in Der Omega Mann (1971) und Soylent Green – Jahr 2022 ... die überleben wollen (1973). Seine beiden Astronauten Kollegen wurden von Robert Gunner (Bruce Lee – Das Geheimnis der grünen Hornisse) und Jeff Burton (Coffy – Die Raubkatze) gespielt, die keine große Filmkarriere vorweisen können. Ähnlich sieht es mit Linda Harrison (Cocoon), der Darstellerin der Nova, aus.
Aber unter den Affenmasken verstecken sich bekanntere Schauspieler. Kim Hunter (Endstation Sehnsucht, Mitternacht im Garten von Gut und Böse) verkörpert die Schimpansin Dr. Zira, und unter der Maske des Orang Utans Dr. Zaius steckt Maurice Evans (Rosemaries Baby). Dr. Cornelius wird von Roddy McDowall gespielt, der in dem Historienfilm Die größte Geschichte aller Zeiten, der Disney-Komödie Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett und den Actionstreifen Die Klasse von 1984 zu sehen war. Außerdem spielte er in drei der vier Planet-der-Affen-Fortsetzungen.
"Sie sehen zwar wie Menschen aus, aber sie scheinen stumm zu sein."
Die Regie übernahm Franklin J. Schaffner, welcher zusammen mit Heston 1965 Die Normannen kommen drehte und später das Gefängnisdrama Papillon inszenierte. Prägender für das gesamte Planet-der-Affen-Franchise der späten 60er und frühen 70er-Jahre dürfte der Produzent Arthur P. Jacobs sein. Er kaufte 1963 die Filmrechte an Pierre Boulles Roman Der Planet der Affen, der lange als unverfilmbar galt.
Das erste Drehbuch schrieb Rod Serling (Twilight Zone). Er verfasste mehr als 30 verschiedene Entwürfe, um Boulles Geschichte für die große Leinwand zu adaptieren. Die endgültig Fassung schrieb schließlich Michael Wilson (Lawrence von Arabien), von ihm stammt auch das neue Ende, welches sich von der Romanfassung unterscheidet. War das Drehbuch zum Film schon eine schwere Geburt, so stellte die Darstellung der Affen im Film das Produktionsteam vor eine noch größere Herausforderung.
Bis dahin wurden Affen in Filmen, wenn dressierte Tiere nicht eingesetzt werden konnten, von Menschen in Kostümen dargestellt. Allerdings hatten diese meist eine unfreiwillig komische Wirkung auf das Publikum. Arthur P. Jacobs schwebte für seine Verfilmung aber eine düstere Stimmung vor. Die intelligenten Affen sollten die Zuschauer beeindrucken und in Furcht versetzen – auf keinen Fall durften sie lächerlich wirken. Deswegen experimentierte man bereits vor den eigentlichen Dreharbeiten mit einer neuen Make-Up-Technik.
"Schöne Vogelscheuchen sind das."
Im März 1966 fanden erste Testaufnahmen mit Heston und einigen als Affen geschminkten Schauspielern – darunter Edward G. Robinson (Soylent Green), der später aus dem Film wieder ausstieg – statt. Das Affen-Make-Up war noch nicht perfekt, wie man im Making of zum Film selbst feststellen kann. Fox gab dennoch grünes Licht.
Nun holte Jacobs den Maskenbildner John Chambers an Bord. Chambers hatte sich zunächst als Spezialist für medizinische Prothesen für Verwundete des Zweiten Weltkriegs einen Namen gemacht, bevor er ins Filmgeschäft wechselte. Von ihm stammen unter anderen die Ohren von Mr. Spock in der klassischen Star-Trek-Serie. Dennoch hatten die Maskenbildner ihre Probleme beim Entwerfen des Designs für die Affen. Um sie zu unterstützen, holte der Produzent sogar einen echten Schimpansen ins Studio.
Letztlich kosteten allein das Make-up, die Masken und die Kostüme 1 Million US-Dollar. Das Ergebnis kann auch heute im Zeitalter der digitalen Tricktechnik noch überzeugen. Laut der Schauspielerin Kim Hunter dauerte das Anlegen ihrer kompletten Schimpansenmaske zu Beginn fast fünf Stunden. Später wurden die Maskenbildner routinierter und schneller.
Wie furchterregend die Affen im fertigen Film wirken, macht schon ihr erster Auftritt deutlich. Als Taylor und seine Kollegen mit den primitiven Menschen durch ein Maisfeld wandern, greifen plötzlich berittene Gorillas die Gruppe an. Die Menschenjagd gehört zu den besten Szenen des an ikonischen Aufnahmen nicht armen Films. Allerdings wäre ihre Wirkung ohne die Musik von Jerry Goldsmith nicht halb so beeindruckend.
Die eingängigen Melodien des Komponisten dürften viele Zuschauer aus Filmen und TV-Serien der 80er und 90er-Jahre wie Gremlins, Total Recall, Star Trek: Raumschiff Voyager oder Der 13te Krieger kennen. Nicht so bekannt ist Goldsmiths Filmmusik zu Planet der Affen, da sie nicht so zugänglich ist. Aber gerade diese disharmonischen atonalen Melodien verhelfen dem Science-Fiction-Film zu seiner durchgängig fremdartigen und bedrohlichen Atmosphäre. Der Soundtrack in der direkten Fortsetzung klingt zwar ähnlich, stammt aber nicht mehr von Goldsmith. Seine Musik ist erst wieder in Flucht vom Planet der Affen zu hören.
In der nächste Woche geht es mit Teil 2 weiter, der sich mit den nachfolgenden Werken rund um den Planet der Affen beschäftigt.