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Nachdem wir im Artikel der vergangenen Woche den ersten Planet-der-Affen-Film von 1968 unter die Lupe genommen haben, widmen wir uns heute den weiteren Filmen und Ablegern des Franchises.
Mit der Fortsetzung des ersten Films gab es auf dem Regiestuhl einen Wechsel. Ted Post (Dirty Harry II) inszenierte den zweiten Teil. Rückkehr zum Planet der Affen (1970) hat eine ähnliche Ausgangslage. Wieder landet ein Astronaut in der Zukunft. In der deutschen Synchronisation hört man eine falsche Zeitangabe – der Film spielt aber nur wenige Jahre nach Planet der Affen und nicht über 1000 Jahre später. Die größte Änderung sind die intelligenten Mutantenmenschen, die versteckt in der verbotenen Zone leben und eine Atombombe anbeten. Obwohl die pazifistischen Schimpansen dagegen sind, startet der Gorilla-General Ursus einen Feldzug gegen die Mutanten, der mit der vollständigen Vernichtung der Erde endet.
Eigentlich hätte Jacobs gerne wieder Heston in der Hauptrolle gesehen. Dieser ließ sich nur zu einem kurzen Auftritt zu Beginn und am Ende des Films überreden. In der engeren Auswahl für den neuen Hauptdarsteller in Rückkehr zum Planet der Affen war Burt Reynolds (Beim Sterben ist jeder der Erste). Man entschied sich dann aber für den unbekannteren James Franciscus (Verschollen im Weltraum), weil dieser Heston recht ähnlich sah.
Um die Kosten der Fortsetzung so gering wie möglich zu halten, wurde vor allem beim aufwendige Affen-Makeup gespart. Viele Statisten im Hintergrund tragen nur günstige Gummimasken, was beim zweiten Blick auch deutlich auffällt. Der Film ist der einzige der fünfteiligen Original-Reihe, in dem Roddy McDowall nicht zu sehen ist, weil er bereits einen Drehtermin in England hatte.
In Flucht vom Planet der Affen (1971) war McDowall wieder in seiner Rolle als Schimpanse Cornelius mit dabei. Dr. Zira (Kim Hunter) und Cornelius gelingt mit dem Raumschiff aus dem ersten Teil die Flucht in die Vergangenheit, bevor die Atombombe die Erde zerstört. Sie landen in Kalifornien im Jahr 1973. Dort werden die intelligenten Affen aus der Zukunft zunächst freundlich aufgenommen. Doch der US-Sicherheitsapparat will die beiden vernichten, nachdem sie erfahren, wie die Affen in der Zukunft die Herrschaft über den Planeten erlangen.
"Diese geheiligte Wahrheit braucht man nicht zu beweisen."
Die Geschichte über den Aufstieg der Affen, welche Cornelius berichtet, besitzt widersprüchliche Zeitangaben zum vierten Teil. In seiner Darstellung zieht sich der Prozess über mehrere Jahrhunderte hin. Die Revolution der Affen findet in Eroberung vom Planet der Affen aber nur zwanzig Jahre nach der Landung von Cornelius und Zira statt. Anführer der Aufständischen ist deren Sohn Caesar, welchen McDowall ebenfalls spielt.
Eroberung vom Planet der Affen (1972) wurde größtenteils in einen damals neuen Wohnkomplex mit vielen Geschäftspassagen gedreht, welches eine glaubwürdige Kulisse für eine Zukunftsvision der 70er-Jahre bietet. Insgesamt fällt der Film inhaltlich und optisch hinter die anderen Teile zurück – bietet in seiner Entstehungszeit betrachtet aber gute Unterhaltung.
Der Tiefpunkt ist mit Schlacht um den Planet der Affen (1973) erreicht. Hier sieht man sehr deutlich, dass für den Film nicht mehr viel Geld zur Verfügung stand. Der Film und somit die ganze Planet-der-Affen-Reihe enden mit einem versöhnlichen Schluss, in dem Menschen und Affen Frieden geschlossen haben – ganz im Gegensatz zu seinen vier Vorgängern. Da der Erfolg an den Kinokassen ausblieb und Arthur P. Jacobs im Juni 1973 starb, gab es lange Zeit keine Bestrebungen, weitere Filme ins Kino zu bringen.
Neben dem geringeren Budget hatten alle vier Fortsetzungen mit dem gleichen Problem zu kämpfen: Planet der Affen bot dem Publikum 1968 eine originelle Geschichte mit einer überraschenden Wendung. Zudem setzte die guten Masken der Affen die Zuschauer in Erstaunen. Der Film besitzt viele ikonische Bilder, wie die halb im Sand versunkene Freiheitsstatue, die reitenden Gorillas, die Menschen in Käfigen und die Vogelscheuchen am Rande der verbotenen Zone.
Die Affenzivilisation im Film ist eine seltsame Mischung aus Mittelalter und Neuzeit. Es gibt Gewehre, Fotoapparate und Gehirnoperationen, aber keine sichtbaren Maschinen oder modernen Fahrzeuge. In der Romanvorlage und der ersten Drehbuchfassung war die Zivilisation der Affen auf einen deutlich höheren technischen Niveau angesiedelt und entsprach in etwa dem Entwicklungsstand der 60er-Jahre. Um die Ausgaben für den Film zu senken, verzichtet man auf moderne Häuser, Autos und Fluggeräte.
"Sorge dafür, dass der Mensch sich nicht zu sehr vermehrt, sonst macht er aus seiner und deiner Heimat eine Wüste."
Die archaische Stadt passt gut zum Affenstaat, der von religiösen Dogmen geprägt ist – und dies aus gutem Grund, wie das Ende des ersten und vor allen das Ende des zweiten Teils zeign. Die einzelnen Affengattungen besetzen jede eine bestimmte Nische in der Gesellschaft: Die Orang-Utans stellen die Politiker und Priester. So ist Professor Zaius gleichzeitig der Minister für Wissenschaft und der oberste religiöse Führer der Affenstadt.
Die Schimpansen engagieren sich in Wissenschaft und Forschung, während die Gorillas für die Menschenjagd und einfache Arbeiten zuständig sind. Im zweiten Teil kommt mit General Aldo und seiner Gorilla-Armee noch das Militär hinzu. Während der Drehpausen, so berichtete später Charlton Heston, hätten sich die Darsteller der Affen ebenfalls innerhalb ihrer Gattungen separiert. So saßen die Schimpansen beim Essen an einen anderen Tisch als die Orang-Utans oder Gorillas.
Die Darstellung der Affengesellschaft beinhaltet viele Anspielungen auf aktuelle Probleme der menschlichen Zivilisation wie Rassismus und Ausgrenzung Andersdenkender. So erinnert die Gerichtsszene mit Taylor vor dem Tribunal der Orang-Utans an die Kommunistenhatz in Hollywood der 50er-Jahre. In den Dialogen gibt es Anspielungen an George Orwells Farm der Tiere und den Rassismus in den USA, welche in der deutschen Synchronfassung durch eine freie Übersetzung fehlen.
Die Affen sind dabei keine besseren Menschen. Selbst die als pazifistisch und intellektuell überlegen dargestellten Schimpansen hegen eindeutig Vorurteile gegen andere Vertreter ihrer Gattung. Besonders deutlich wird dies, wenn Zira in Flucht vom Planet der Affen auf einen primitiven Gorilla trifft.
"Damals hat Professor Zaius meine Thesen auch noch nicht für Ketzerei erklärt."
Dass Aussage und Realität weit auseinander liegen können, zeigt die Besetzung des Films. Der einzige afroamerikanische Darsteller hat nur einen kurzen Auftritt im Planet der Affen. Erst der vierte und fünfte Teil besitzen mit Hari Rhodes (Coma) beziehungsweise Austin Stoker (Assault – Anschlag bei Nacht) zwei schwarze Hauptdarsteller. Ähnlich wie die Darstellung der Afroamerikaner sieht es mit dem Frauenbild des Films aus. Neben der Schimpansin Dr. Zira, welche immerhin eine selbstbewusste Wissenschaftlerin ist, tritt nur noch die primitive, stumme und stets leicht bekleidete Nova als größere Frauenfigur im Film auf.
Dabei gab es unter den vier auf dem Planeten der Affen gestrandeten Astronauten auch eine Frau. Nur ist Leutnant Stewart bereits im Tiefschlaf vor dem Absturz gestorben. Taylor fasst die angedachte Aufgabe seiner Kollegin auf der Mission später knapp zusammen. Sie war demnach an Bord, um mit den drei männlichen Kollegen für Nachwuchs zu sorgen und so auf einen fernen Planeten eine neue menschliche Gesellschaft zu gründen.
Taylor besitzt nicht nur ein beschränktes Frauenbild, sondern kann andere Menschen gleich welchen Geschlechts generell nicht ausstehen. Der Misanthrop Taylor verabscheut die Menschheit wegen ihrer kriegerischen Art – und das Ende des Films gibt seiner pessimistischen Weltsicht zumindest in diesem Fall recht.
Auch von der neu entdeckten Affengesellschaft ist der Astronaut schnell enttäuscht, muss er doch am eigenen Leibe erfahren, wie sie die Menschen für wissenschaftliche Experimente missbrauchen. Da die stummen Menschen als niedere Kreaturen ohne eigene Rechte gelten, hegt man keine Skrupel, an ihnen Gehirnoperationen zu testen. Im dritten Teil gibt es eine interessante Umkehrung, als die in der Zeit zurück gereisten intelligenten Affen sich über Tierversuche empören, Zira aber einsieht, dass sie als Veterinärin nicht anders gehandelt hat.
Ein etwas anderes Verhältnis zwischen Affen und Menschen vermittelt die erste TV-Serie. Nachdem die erste drei Filme eine gute Zuschauerquote im Fernsehen erzielten, produzierte der Sender CBS eine Planet-der-Affen-Serie, welche 1974 auf Sendung ging. Wieder landen zwei Astronauten in einer Zukunft, in welcher die Erde von intelligenten Affen besiedelt ist. Die beiden müssen in jeder Folge zusammen mit dem Schimpansen Galen (Roddy McDowall) vor dem Gorilla-General Urko fliehen.
Größter Unterschied zu den Filmen: Die Menschen in dieser Zukunft können sprechen und sind nur auf ein mittelalterliches Niveau herabgesunken. Die Serie wurde nach 14 Episoden eingestellt. 1975 folgte in den USA bereits die Zeichentrickserie Return to the Planet of the Apes. Die Trickserie zeigte eine technisch wesentlich höher entwickelte Affenzivilisation und kam auch nur auf 13 Episoden.
"Nimmt dieser Irrsinn denn kein Ende?"
Aber dies war nicht das Ende des Affen-Franchises. Ab 1973 veröffentlichte Marvel eine Comicreihe mit neuen Abenteuern auf dem Planet der Affen. Allerdings dauerte es bis 2001, bis die intelligenten Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans wieder die Kinoleinwand eroberten. Das Remake von Tim Burton folgte einem eigenen komplizierten Zeitreiseansatz, der zwar zu einem gelungenen Ende führte, aber dazwischen keine interessante Geschichte erzählte.
Charlton Heston hatte einen Cameo-Auftritt als Affe, und Linda Harrison ist in einer Szene kurz wieder als primitive Menschenfrau zusehen. Tim Roth (Reservoir Dogs) darf einen fiesen Schimpansen-General spielen, womit Burton zumindest der Natur der vegetarischen Gorillas und ihrer wesentlich aggressiven Verwandten gerecht wird. Das alles kann den Film aber nicht retten – und somit blieb es vorerst bei einem gescheiterten Versuch, die Reihe neu zu beleben.
2011 drehte Matt Reeves Planet der Affen: Prevolution, welcher quasi die Geschichte von Eroberung vom Planet der Affen neu erzählt. Bei der Darstellung der Affen kam das Motion-Capture-Verfahren zum Einsatz, welches die Darstellung wesentlich naturalistischer Affen ermöglicht. Aber es liegt nicht nur an der Tricktechnik, dass der Film und die Fortsetzungen Planet der Affen: Revolution (2014) und Planet der Affen: Survival (2017) wesentlich besser abschneiden als Burtons Versuch zehn Jahre zuvor. Es gelingt Reeves zwar keine so ikonischen Bilder wie im Original zu erschaffen, er setzt aber durchaus eigene Akzente. Mit seiner dynamischen Inszenierung und einer actionreichen Geschichte belebt er die Planet-der-Affen-Reihe für eine neue Generation.
Auch wenn Reeves Motion- Capture-Affen Planet der Affen im direkten Vergleich ein wenig alt aussehen lassen, lohnt es sich immer noch, das Original von 1968 anzuschauen. Reeves Neuauflage ist bei allen all seinen Qualitäten ein glattes Hollywood-Spektakel ohne Ecken und Kanten. Regisseur Franklin J. Schaffner und Produzent Arthur P. Jacobs schufen mit ihrem Film ein sperriges Werk mit gewöhnungsbedürftiger Musik und langen Kameraeinstellungen, welches aber durch die damaligen neuen Affenmasken und die klug durchdachte Geschichte auch heute noch zu überzeugen weiß.