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William (Matt Damon) und Pero (Pedro Pascal) sind zwei europäische Gauner, die dem Geheimnis des Schießpulvers auf den Grund gehen und damit reich werden wollen. Gejagt von Steppenbanditen, werden sie von den Soldaten der Chinesischen Mauer gefangengenommen. Während eines Angriffs der Taotie, reptilienähnlichen Monstern, können die beiden jedoch ihren Wert als Kämpfer beweisen. William freundet sich schließlich mit der Anführerin Lin Mei (Tian Jing) an und erfährt, was es mit der Mauer und den Taotie auf sich hat.
Es ist bemerkenswert, wie forciert die Hollywood-Studios versuchen, mit ihren Filmen auf dem asiatischen, besonders dem chinesischen Markt zu landen – und gleichzeitig chinesische Studios vermehrt in Hollywood-Filme investieren. The Great Wall ist nun ein etwas seltsames Hybridprodukt dieser Entwicklung: Ein amerikanischer Film, hauptsächlich im Reich der Mitte produziert und mit zahlreichen chinesischen Schauspielern, die ausschließlich Mandarin reden, gedreht von Zhang Yimou, den man in Europa vielleicht durch Hero (2002) kennt.
Herausgekommen ist ein Film, der versucht, Hollywood-Bombast mit moderner Action und dem chinesischen Händchen für große Schauwerte und abgefahrene Wuxia-Stunts zu vereinen. Eingebettet wird das Ganze leider in eine recht belanglose Handlung. Was am Anfang des Films noch ein bisschen Spannung in sich birgt, wird im weiteren Verlauf schließlich zu Tode erklärt und bietet kaum aufregende Wendungen.
Wenig fesselnd sind auch die oberflächlichen Charaktere. So soll William ein relativ gewissenloser Bandit sein, der durch die Ereignisse an der Mauer geläutert wird. Allerdings erfahren wir das nur durch Gespräche und sehen William nie, wie er etwas Fragwürdiges tut. So wirkt sein Charakter wenig glaubwürdig und eindimensional. Dass Sunnyboy Matt Damon die Rolle des William spielt, hilft dabei auch nicht wirklich. Wenigstens die Chemie zwischen William und seinem Kumpanen Pero stimmt einigermaßen und sorgt für ein paar kurze Lacher.
Bleibt die Action – die wenigstens geht in Ordnung. Nahezu alle Charaktere sind beinahe superheldenhafte Kämpfer, was ein bisschen unglaubwürdig wirkt, aber The Great Wall orientiert sich ohnehin eher am Fantasy- als am Historiengenre.
Eindruck hinterlassen die Massenszenen in echten Kulissen mit bunten Rüstungen und vielen Waffen. In diesen Augenblicken schafft der Film es, an Hollywood-Klassiker des Sandalenfilms à la Spartacus oder Cleopatra zu erinnern. Filme übrigens, wie sie in der Effizienzlogik vieler westlicher Studios nicht mehr gedreht werden und so wohl wirklich nur in China möglich sind.
Der Bombastfaktor wird dabei voll aufgedreht, im Trailer sind ja schon die farblichen Rüstungen und wahnwitzigen Kämpfe angedeutet. Manchmal schießt die Opulenz aber über das Ziel hinaus und wirkt beinahe komisch – leider nicht im guten Sinn.
Trotzdem: Effekte und Ausstattung von The Great Wall können sich sehen lassen. Kein Wunder, steckt doch geballtes Hollywood-Know-How dahinter. Die Rüstungen, Waffen und Sets stammen von Weta Workshops, die für die Herr-der-Ringe-Filme die Spezialeffekte erstellt haben, sowie ILM, bekannt durch ihre Arbeit an Star Wars. Die Produzenten sind sogar so weit gegangen und haben einen Abschnitt der chinesischen Mauer nachbauen lassen, da ihnen verboten wurde, an der Original-Mauer zu drehen.
Fazit
The Great Wall ist ein in guten Momenten unterhaltsamer Fantasy-Action-Blödsinn mit hohem Schauwert, der allerdings manchmal über das Ziel hinausschießt. Wer Monster geschnetzelt sehen will, ohne zu viel nachzudenken, ist hier richtig. Wer etwas über die Chinesische Mauer erfahren will, sollte lieber Dokus schauen.