Erster Eindruck: Comic-Kritik zu Lazarus 1: Die Macht der Familien

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Lazarus Comic

Wie bereits ausführlich erläutert, startete 2016 Greg Ruckas zweiter Wonder-Woman-Run, der Dianas Rebirth-Ära-Auftakt markierte. Es ist völlig unbestritten: DC wie auch Marvel haben diesem Autor zahlreiche fantastische Storylines zu verdanken, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass sein Beitrag zum wiedergeborenen DC-Universum weltweit von Fans und Kritikern gefeiert wird.

Die Karriere des US-Amerikaners zeichnet sich aber gerade dadurch aus, dass er eben nicht nur große Geschichten für die großen Charaktere der beiden großen Verlage geschrieben, sondern auch viele eigene Welten und Helden erdacht hat.

Ein Beispiel für einen solchen Nicht-Mainstream-Titel, der komplett auf ihn zurückgeht, ist Lazarus. Wer den ersten Band gelesen hat, wird es wahrscheinlich nicht überrascht haben, zu erfahren, dass längst an einer Serienadaption gearbeitet wird, denn dieses Universum zieht einen direkt in seinen Bann.

Inhalt

Einer Frau, die normalerweise innerhalb der nächsten Minuten ihren schweren Verletzungen erliegen müsste, gelingt es plötzlich ihre überraschten Fast-Mörder zu töten. Wenig später ist ebendiese vollständig geheilt und bricht zu ihrem nächsten nicht gerade ungefährlichen Einsatz auf.

All das macht die 19-Jährige für ihre Familie.  Eine Ansammlung von Menschen, die sie ihr ganzes Leben über belogen haben. Forever Carlyle stellt allerdings immer wieder Fragen und es deutet vieles darauf hin, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft auch endlich die richtigen Antworten erhalten wird.

Lazarus

Eine starke Heldin

Forever, die optisch ein wenig an die (neue) Lara Croft erinnert, ist ein Lazarus. Ja, ein und nicht der Lazarus, da schon in Die Macht der Familien eine zweite Person auftaucht, die diesen etwas kryptischen Titel trägt. Was es genau bedeutet, ihn zu tragen, wird hingegen nicht näher ausgeführt, jedoch erhält man zumindest zahlreiche Hinweise, um plausible Theorien entwickeln zu können. Dieses von den ersten Panels an im Raum stehende Mysterium ist aber nur einer von vielen Faktoren, die diesen Comic so lesenswert machen.

Die Protagonistin selbst überzeugt nämlich auch losgelöst von diesem mit ihr in Verbindung stehenden Rätsel. So ist sie einerseits unfassbar stark und wirkt im Gefecht beinahe furchtlos, zeigt sich dann allerdings andererseits auch immer wieder von ihrer weichen, nachdenklichen Seite.

Dieser Umstand sorgt dafür, dass man die toughe Kämpferin sehr schnell nicht mehr als bedrohlich wahrnimmt, obwohl eine Menge dessen, was der Leser von ihr sieht, eigentlich genau diesen Eindruck bei ihm hervorrufen müsste. Vor allem will man jedoch mehr von Forever Carlyle sehen und mehr über sie erfahren, über sie und ihre Familie.

Starke Familien?!

Ebendiese ist schließlich alles außer gewöhnlich. Ein Patriarch (Malcolm Carlyle) an der Spitze, der noch vier weitere erwachsene Kinder hat - zwei Töchter und zwei Söhne. Bethany kann Jonah nicht leiden, der etwas gegen Forever und Stephen zu haben und Johanna besonders zugetan zu sein scheint, welche wiederum in mehrerlei Hinsicht ein falsches Spiel spielt.

Diese Informationen genügen, um zu wissen, dass der Schein des familiären Zusammenhalts zwar durchaus für die Öffentlichkeit aufrechterhalten wird, in Wahrheit als solcher aber im Grunde nur (maximal) ansatzweise besteht, und das ist gut so!

Auch wenn einem noch sehr viel Hintergrundwissen fehlt und man oft nur Mutmaßungen anstellen kann, steht bereits zu diesem frühen Zeitpunkt außer Frage, dass es mit den Carlyles definitiv nicht langweilig werden wird. Es riecht förmlich nach unzähligen interessanten Intrigen und Machtspielen.

Mit der Familie Morray wird im Übrigen sogar bereits eine zweite bedeutende Familie eingeführt und der Klappentext verrät zudem, dass es noch weitere gibt, die im Laufe der Handlung eine Rolle spielen werden.

Lazarus

Starke Bilder

Die Kälte, die im Hause Carlyle vorherrscht, ist auch die, die diese Welt dominiert. Selbst die karge Wüstengegend, die man immer wieder gezeigt bekommt, löst beim Leser nicht für einen Moment sommerliche Gefühle aus.

Das dystopische Setting ist der ideale Schauplatz für eine Geschichte, die noch im Begriff ist, eine zu werden. Das, was Zeichner Michael Lark eindrucksvoll auf diesen 120 Seiten kreiert hat, ist eine förmlich greifbare Hoffnungslosigkeit.

Diese Wirkung, die die von Lark zu Papier gebrachten Landschaften und Akteure auf den Rezipienten haben, geht maßgeblich auf dessen sehr realitätsnahen Stil zurück. Die überwiegend gedeckten Farben tragen ihr Übriges zu der bedrückenden und trostlosen Atmosphäre bei, die diesen Comic bestimmt.

Fazit

Eine unkonventionelle Hauptfigur mit einer noch unkonventionelleren Familie sucht in einer sehr trist anmutenden Zukunft nach Antworten, die man ihr schon ihr ganzes Leben lang vorenthält, ohne dass ihr das bewusst ist.

Wessen Interesse jetzt geweckt ist und wer nach einer Alternative zu klassischen Superhelden-Abenteuern sucht, sollte im Fachhandel nach dieser extrem hochwertigen Hardcover-Ausgabe Ausschau halten.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Image Comics/ Splitter Verlag

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