Worth : Kritik zu The Walking Dead 8.15

SPOILER

Die achte Staffel von The Walking Dead neigt sich langsam dem Ende zu. Kurz vor dem großen Finale räumt Negan erst einmal in den eigenen Reihen auf.

Into the Woods

Sowohl der Handlungsstrang rund um Oceanside als auch Aaron waren schon unabhängig voneinander eher lieblos und bislang relativ unbedeutend nachgegangen worden. Beide kombiniert lassen die Fragezeichen eher größer werden.

Aaron ist dem Oceanside-Trupp in den Wald gefolgt und hat als Plan weiterhin fest im Kopf, sie vom Kampf gegen Negan zu überzeugen, obwohl er nicht die besten Argumente und Mittel dafür hat. Zwar wird er nicht getötet, doch lassen ihn die Oceansider alleine im Wald abseits ihres Dorfes zurück.

Nun war Aaron für Alexandria ja durchaus öfter auf Außenmission unterwegs, um weitere Überlebende und Vorräte zu finden. Er dürfte also prinzipiell über zumindest Basiswissen bezüglich Wildnisleben und Zombieschutz verfügen. Dass das Finden von Wasser etwa entscheidend ist - und in einem feuchten Laubwald nun auch nicht unbedingt eine unlösbare Aufgabe. Sollte man meinen.

Kurz: Warum auch immer, aber Aaron verharrt, wird immer schwächer und richtet nach einem rutschigen Zombiekampf auf matschigen Waldboden eine verzweifelte Rede an die Bewohner von Oceanside: “Ihr versteckt euch wegen der Saviors. Sie haben euch verletzt und verletzen euch auch so weiterhin - wenn ihr nicht die einzig richtige Sache tut - kämpft!”

Natürlich riecht alles danach, dass die Oceanside-Girls als Überraschungstrupp beim finalen Kampf Rick und den Hilltoppern den Arsch retten werden. Aber hätte man das nicht eleganter hinführen können?

Mission: Redundant

Rosita und Daryl begeben sich abermals selbständig auf eigene Mission. Sie wollen Eugene entführen. Auf die Weise verlieren die Saviors ihren Munitions-Macher und die Hilltopper gewinnen einen genialen Geist. Meint Rosita.

So ganz klar ist nun nicht, warum Eugene all diesen Aufwand tatsächlich wert sein sollte. Natürlich ist Munition ein hohes Gut. Aber ansonsten hielten sich Eugenes praktikablen Einfälle in arg überschaubaren Rahmen, und er hat definitiv mehr Probleme bereitet als der Gemeinschaft genutzt.

Wäre da noch irgendeine Art von Sympathie füreinander, könnte man es als Rettungsaktion verstehen. Ist es aber definitiv nicht, wie in den kurzen Gesprächsschnipseln deutlich wird.

Eugene spricht frei davon, dass es ihn vor allem ums Überleben geht - wie auch immer. Und Rosita ist von Eugene angekotzt. Auch wortwörtlich. In einem Moment sieht Eugene seine Chance und steckt sich zwei Finger in den Hals als Ablenkung, um fliehen zu können.

Nun wurden in The Walking Dead Rosita und Daryl stets als gute Jäger und Fährtenleser dargestellt. Dass ausgerechnet Eugene also schnell fliehen und sich unerkannt ausgerechnet in der Asche aus verbrannten Körpern überzeugend verstecken kann, überzeugt nun nicht so wirklich. War der komplette Ausflug wirklich nötig? Vielleicht bekommen wir im Finale ja noch eine vernünftige Erklärung.Auch das abermalige Zeigen von Eugene in seiner Munitions-Fabrik und der Umgang mit seinen Arbeitern wirkt eher wie eine Wiederholung ohne erkennbaren Mehrwert.

Dass Gabriel wieder der Überzeugung ist, ein schwacher Feigling zu sein, von Gott getestet zu werden - also wieder auf Anfang, der alte Gabriel: Das war bereits als solches in den vergangenen Episoden angedeutet und ersichtlich. Zum einen ist hier noch offen, wozu Gabriel tatsächlich der Serie noch dient, und ob das komplette Einstampfen der kurzzeitigen Charakterentwicklung wirklich nötig war.

Noch haben wir die neue Munition von Eugenes Produktion nicht im Einsatz gesehen - vielleicht birgt auch gerade diese im Finale noch eine Überraschung.

Letzte Worte

Auch wenn der Großteil der Episode im Sanctuary und rund um die Savior spielt, so gehört der Einstieg doch ganz Rick und dem Hilltop. Es wirkt schon beinahe harmonisch, wie im rötlichen Abendlicht das Anwesen wieder hergerichtet und sich auch auf folgende Angriffe vorbereitet wird.

Rick sitzt auf der Veranda und liest endlich seinen Abschiedsbrief von Carl. Im späteren Verlauf sieht man auch Michonne, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, im Sinne von Carl die Worte seines Briefes auch an Negan zu übermitteln.

Natürlich unterscheiden sich beide Briefe im Stil. An Negan richtet sich Carl direkter - auch mit der Frage, ob er wirklich das sei, was er immer sein wollte. Für seinen Vater hat er sentimentale Erinnerungen an seine Kindheit vor der Apokalypse. An Pizza-Abende am Freitag, Kindergeburtstage, und wie sicher er sich an der Hand seines Vaters immer fühlte.

Unterm Strich ist der Appell an beide aber derselbe und deutlich: Es ist noch nicht zu spät für einen Neuanfang. Beide könnten den Kampf beenden. Den Leuten eine Perspektive bieten, friedliches Zusammenleben, eine bessere Welt.

Doch ähnlich wie vorab Carls Worte nicht bei seinem Vater ankamen, ist auch Negan nicht beeindruckt - er macht Michonne deutlich, dass er die komplette Vernichtung von Ricks Gruppe in Angriff nimmt.

Bin da, wer noch?

Es ist allerhand los im Sanctuary. Viele Vermisste oder Totgeglaubte sind zurück. Allen voran Negan. Also Negan-Negan. Nicht Simon, der neue Negan, oder einer der vielen anderen. Immerhin sind ja alle Negan.

Und der von Jeffrey Dean Morgan brillant gespielte Negan ist bester Dinge. Man merkt, dass er endlich wieder Oberwasser hat. So spielt er die komplette Folge über mit seinen Leuten. Der Stress und die Angst ist dabei einigen deutlich anzusehen. Zu Recht.

Dem Zuschauer ist natürlich bekannt, dass Negan von Simons Verrat und dem Gemetzel der Gruppe auf Jadis Schrottplatz weiß. Inwieweit er aber tatsächlich über Dwight informiert ist, bleibt erst einmal offen.

Und auch mit Simon lässt sich Negan Zeit. Im Rahmen ihrer Gespräche kommt noch ans Licht, dass Negan Simon schon früh durchaus für einen Psychopathen hielt. Spätestens nachdem er sämtliche männliche Bewohner - von Säugling bis zum Greis - einer Gruppe umbrachte. Noch bevor Negan zu den Saviorn kam. Freilich denkt man sofort an Oceanside.

Irgendwann lässt Negan die Scharade und erledigt Simon schließlich in einem Faustkampf von Mann zu Mann. Simon fristet sein Dasein nun als Zombie am Schutzzaun der Sanctuary.

Cleverer Schachzug

Da tut Gregory einmal direkt das, was man ihm gesagt hat. Und die Serienmacher zeigen es auch noch ohne große Umwege. Das konnte ja nur schief gehen.

Negan stellt sich clever an. Laut und überzeugend verkündet er seinen Angriffsplan auf Hilltop. Aufgrund von Simons Fehlverhalten bleibt ihm leider keine andere Möglichkeit: Alle Mitglieder der Truppe rund um Rick müssen sterben, auch wenn das gegen die Grundsätze der Saviors geht.

Dwight ist bester Absicht und zeichnet unter höchster Gefahr einen Lageplan nebst konkreten Angaben für die Hilltopper. Er selbst kann es nicht übermitteln und schickt Gregory mit den Informationen los. Dass Gregory überhaupt noch lebt. Eigentlich hätte er schon zigfach von irgendwem getötet werden müssen. Oder auch aus Unfähigkeit in der Wildnis sterben. Aber nein, er wieselt sich weiter durch.

Und damit schnappt die Falle zu: All das war von Negan genau so geplant. Die mysteriöse Anhalterin war tatsächlich Laura, die ihm natürlich sofort alles über Dwight erzählt hat. Was auch immer genau Negan nun mit Dwight vor hat - es ist sicherlich nicht angenehm. Den schnellen Tod gönnt er dem Verräter nicht.

Aktuell sieht es so aus, als geht Negan mit deutlichen Vorteilen ins große Finale.

Fazit

Die Folge passt zur restlichen Staffel. An vielen Stellen fragt man sich, welchen Mehrwert das für die Geschichte, Charakterentwicklung oder auch nur Unterhaltung des Zuschauers hat. Dennoch hat sie ihre Momente, in diesem Fall vor allem durch Jeffrey Dean Morgan als Negan.

Nun ist das große Aufstellen sämtlicher Figuren aber hoffentlich vorbei und der sich ziehende Plot rund um die Saviors kann im Finale nächste Woche endlich beendet werden. Wie auch immer.

The Walking Dead 8x16 Super Trailer Season 8 Episode 16 Promo/Preview HD Season Finale "wrath"

Originaltitel: The Walking Dead (seit 2010)
Erstaustrahlung am
31.10.2010 bei AMC / 11. Mai 2012 bei RTL1
Darsteller:
Andrew Lincoln (Rick Grimes), Norman Reedus (Daryl), Lauren Cohan (Maggie), Chandler Riggs (Carl), Melissa McBride (Carol), Steven Yeun (Glenn), Laurie Holden (Andrea), Danai Gurira (Michonne), Sonequa Martin-Green (Sasha), Jon Bernthal (Shane), Sarah Wayne Callies (Lori), Jeffrey DeMunn (Dale), Michael Rooker (Merle), David Morrissey (Govenor), Scott Wilson (Hershel), Michael Cudlitz (Abraham), Emily Kinney (Beth), Chad L. Coleman (Tyrese), Lennie James (Morgan), Jeffrey Dean Morgan (Negan), Alanna Masterson (Tara), Josh McDermitt (Eugene), Christian Serratos (Rosita)
Produzenten: Gale Anne Hurd, David Alpert, Robert Kirkman, Charles H. Eglee, Glen Mazzara, Scott M. Gimple, Greg Nicotero, Tom Luse, Frank Darabont
Basiert auf der gleichnamigen Comicreihe von Robert Kirkman
Entwickelt von Frank Darabont
Staffeln: 9+
Anzahl der Episoden: 115+

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