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Ziemlich zu Beginn von Gefahr aus dem Weltall sieht man ein Raumschiff auf die Erde abstürzen. Für das damalige Kinopublikum muss die Bruchlandung ziemlich eindrucksvoll ausgesehen haben – zumindest beeindruckender als für heutige Fernsehzuschauer. Regisseur Jack Arnold drehte 1953 nämlich mit Gefahr aus dem Weltall den ersten 3D-Film für das Filmstudio Universal – und so krachte das UFO zu Beginn scheinbar mitten in die Kinozuschauer.
Gut, 3D-Filme gibt es heutzutage wieder im Kino zu sehen und die Effekte sind sicher noch spektakulärer geworden als 1953. Auch Science-Fiction-Filme, in den Aliens die Erde besuchen und zur Bedrohung für die Menschen werden, hat es in den letzten 66 Jahren viele gegeben. Was also soll heute noch an einem alten schwarz-weiß Film sehenswert sein? Wenn einen nicht die Atmosphäre und die Nostalgie reichen, ist es vielleicht die gut erzählte Geschichte wert, sich Gefahr aus dem Weltall auch heute noch anzusehen.
An einem Sommerabend beobachten der Amateurastronom John Putnam und seine Freundin Ellen Fields einen Meteoriten, der in ihrer Nähe in der Wüste einschlägt. Als sie an der Absturzstelle eintreffen, klettert Putnam allein in den Krater. Unten stellt er fest, dass es sich bei den vermeintlichen Meteoriten um ein Raumschiff mit außerirdischer Besatzung handelt. Bevor seine Entdeckung dem Sheriff und einem befreundeten Wissenschaftler zeigen kann, verschüttet ein Erdrutsch das UFO.
"Als Wissenschaftler muss ich Beweise haben." "Nicht nur Beweise, auch Fantasie. Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir noch nichts wissen."
Ohne Beweise will niemand Putnam seine Geschichte von den außerirdischen Besuchern glauben. Doch in der abgelegenen Kleinstadt Sand Rock verschwinden im Laufe der Handlung immer mehr Menschen, die kurz darauf unheimlich verändert und ohne menschliche Gefühle im Ort wieder auftauchen.
Als der Sheriff Putnam endlich Glauben schenkt, ist es bereits zu spät. Die Aliens haben auch Ellen entführt und dem Amateurastronomen ein Ultimatum gestellt. In einer verlassenen Mine nahe der Absturzstelle kommt es zum Showdown zwischen den Menschen und den Besuchern aus dem All.
Zugegeben, wenn man den Inhalt kurz zusammenfasst, und versucht die Wendungen und das Ende des Films nicht zu verraten, hört sich die Geschichte nicht besonders originell an. In den 50er Jahren gab es eine regelrechte Welle von Kinofilmen über die Landung von Aliens auf der Erde. Da wären zum einen die Filme, welche einen kriegerischen Angriff der Außerirdischen zeigten. Beispiele hierfür sind Kampf der Welten (1953) oder Fliegende Untertassen greifen an (1956).
Andere Werke griffen die Angst vor der kommunistischen Unterwanderung auf und schilderten die schleichende Invasion durch fremde Wesen aus dem All, wie in Die Dämonischen 1956, Invasion vom Mars (1953) oder Das Ding aus einer anderen Welt (1951) zu sehen.
Friedliche Kontaktaufnahmen von Außerirdischen waren außer in Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951) von Robert Wise selten Thema im Kino der 50er Jahre. Hier setzt Arnold mit Gefahr aus dem Weltall an, auch wenn eine schleichende Unterwanderung der Menschen in dem Wüstenstädchen im Film eine große Rolle spielt.
Jack Arnold beziehungsweise Autor Ray Bradbury ging es nicht so sehr um die Moral wie Wise. Bradbury hat nur einen wirklich überzeugenden Grund gesucht und gefunden, warum die Außerirdischen die Erde ansteuern. Die Motivation für den Besuch der Aliens, soviel sei verraten, liegt irgendwo in der Mitte zwischen wir müssen die Menschheit ausrotten oder retten.
Auch wenn Harry Essex das endgültige Drehbuch zum Film verfasste, stammt die Grundidee von dem damals berühmten Science-Fiction-Autor Bradbury (Fahrenheit 451, Die Mars-Chroniken, Der illustrierte Mann). Er schrieb einen ersten Entwurf von dem es neben der Haupthandlung auch noch viele Dialoge in den fertigen Film schafften.
Der Regisseur Jack Arnold konnte also bei seinen ersten Science-Fiction-Film auf professionelle Hilfe zurückgreifen. Er blieb anschließend dem Genre treu und drehte für Universal in den nächsten Jahren die Science-Fiction- und Horrorfilme Der Schrecken vom Amazonas (1954), Tarantula (1955), Die unglaubliche Geschichte des Mister C. (1957) und Der Schrecken schleicht durch die Nacht (1958). Nachdem sein Vertrag bei dem Filmstudio beendet war, wurde es stiller um den Regisseur. In Großbritannien drehte noch die Filmsatire Die Maus, die brüllte (1959) und war danach größtenteils fürs Fernsehen tätig.
"Euer Leben werden wir nicht antasten. Wir nehmen euch auch nicht eure Seele, dass braucht ihr nicht zu befürchten. Aber wir brauchen euch beide."
Für einige der Schauspieler war Gefahr aus dem Weltall ein guter Karrieresprung. Hauptdarsteller Richard Carlson, der als Hobbyastronom John Putnam zusehen ist, wurde von Jack Arnold für Der Schrecken vom Amazonas in einer ziemlich ähnlichen Rolle wieder besetzt. Seiner Filmpartnerin Barbara Rush gelangte zwar nie die große Kinokarriere, aber für ihre Rolle in Gefahr aus dem Weltall wurde sie 1954 mit einem Golden Globe Award als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Danach spielte sie in unterschiedlichen Fernsehserien wie Batman oder Flamingo Road mit.
In den Nebenrollen sind Charles Drake (Die Spur des Falken, Mein Freund Harvey), Joe Sawyer (Die Rechnung ging nicht auf) und Russell Johnson zu sehen. Letzter spielt 1955 auch in Metaluna IV antwortet nicht mit, bei dem Jack Arnold die Regie für die Nachdrehs übernahm, dafür aber im Abspann nicht genannt wurde.
Die Außerirdischen sind in Gefahr aus dem Weltall oft in ihrer menschlichen Tarngestalt zu sehen. Diese Tatsache spart der Produktion zum einen Geld für die Effekte, führt aber auch zu einer paranoiden Grundstimmung im Film, da man nie sicher sein kann, wer Mensch oder Alien ist. Ursprünglich wollte Arnold die Besucher im Film gar nicht in ihrer wahren Gestalt zeigen. Doch das Filmstudio bestand darauf, dass die Aliens im Film zu sehen seien.
So wird der Zuschauer gleich zu Beginn ins rechte Bild gesetzt. In den ersten Minuten wird klar, dass der Meteor in Wirklichkeit ein Raumschiff ist und dann bekommt man auch schon das erste Besatzungsmitglied zu sehen. Die einäugigen Außerirdischen gehen für die damalige Tricktechnik in Ordnung, wirken aber aus heutiger Sicht nicht mehr wirklich bedrohlich.
Für den Film wurden zwei unterschiedliche außerirdische Kreaturen geschaffen. Universal entschied sich für die einäugige Variante. Das andere Design, ein Wesen mit einem übergroßen Gehirn, fand zwei Jahre später als versklavte Mutantenrasse in den Film Metaluna IV antwortet nicht doch noch seinen Weg auf die große Leinwand – und ist heute vielleicht das bekanntere Wesen.
Ein schöner Effekt im Film ist der Perspektivwechsel, in dem man die Welt durch die beziehungsweise das Auge der Aliens sieht. Immer wenn das Bild am Rand etwas unscharf wird, begleitet der Zuschauer die fremden Besucher bei ihren Erkundungsgängen durch die Wüste. Unterstützt wird diese Optik durch den Einsatz der Filmmusik.
Klingt der Soundtrack während der Eröffnungsszene mit Putnam und Ellen noch nach klassischer Hollywood-Musik der 50er Jahre, wandelt er sich beim Auftritt der Aliens oder bei Gefahr schnell. Herman Steins Musik würde heute nur noch in einer Parodie funktionieren, so sehr haben seine schrillen Töne das Science-Fiction-Genre geprägt. Damals waren es aber experimentelle und für das Jahrzehnt neuartige Klänge. Stein komponierte die Musik für viele weitere von Arnolds Filmen. Sie fiel später aber wesentlich konventioneller aus, als die fremdartigen Töne in Gefahr aus dem Weltall.
"Ihr seid noch nicht reif für unsere Freundschaft"
In den 50er Jahren waren im Kino viele Außerirdische zu sehen. Jack Arnolds Film Gefahr aus dem Weltall zeigt nicht die unheimlichsten Kreaturen, besitzt kaum Kampfszenen und die Probleme der Erde bringen die Besucher auch nicht in Ordnung. Es sind keine grausamen Wesen, welche die Welt unterwerfen wollen – aber befreundet wie mit E.T. will man mit ihnen auch nicht sein. Auch wenn Steven Spielberg den Film, als eines der Vorbilder für Die Unheimliche Begegnung der dritten Art nennt, sind Arnolds Aliens anders – selbstbezogen, ein wenig arrogant und stets darauf bedacht ihr Ziel zu erreichen.
Die Menschen hingegen sind voller Misstrauen, Angst und reagieren mit Gewalt. Aber sie besitzen auch Einsicht, Liebe und mehr Sachverstand, als die Besucher ihnen zutrauen. Arnold zeigt auf interessante Weise, was passiert, wenn Fremde in die gewohnte Lebenswelt der Menschen eindringen – hier die Aliens in die US-amerikanische Kleinstadt. In seinen nächsten Film griff der Regisseur die Thematik noch einmal auf. Nur sind es in Der Schrecken vom Amazonas die Menschen, welche in das Territorium des urzeitlichen Amphibienwesens eindringen.
Die Begegnung mit Fremden zieht sich als Subthema durch den ganzen Film. Selbst der Astrom Putnam wird als Zugezogener von den Einheimischen noch als Fremder angesehen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Besetzung des Films nur aus weißen US-Amerikanern (darunter drei Frauen) besteht. Selbst im Hintergrund laufen keine Afroamerikaner oder spanischstämmige Darsteller durchs Bild. Die Darstellung des alltäglichen Rassismus hätte sich für den Film durchaus angeboten.
Dennoch ist der Film mit seiner Botschaft heute noch sehenswert und sticht durch seine kluge Handlung aus der Masse der 50er-Science-Fiction-Streifen heraus.