Kritik zu Titanfall 2: Frischer Wind im Shooter-Genre

Riesige Roboter und das Shooter-Genre passen eigentlich zusammen wie Pech und Schwefel: Explosionen, wenn Metall auf Metall stößt, und riesige Waffen sind ein Garant für gute Action, oder nicht?

Vor mehr als zwei Jahren hat sich zuletzt EA mit einem solchen Spiel versucht: Titanfall wollte etwas Neues versuchen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Die sinkenden Spielerzahlen und die fehlende Einzelspieler-Kampagne verhinderten den Anschluss an die AAA-Shooter, die größten Titel im Genre.

Die Marke wollte der große Publisher aber nicht aufgeben. Zu schade wäre es, das eigens dafür gegründete Studio Respawn Entertainment, in dem ehemalige Call-of-Duty-Entwickler arbeiten, einfach einem neuen Projekt zuzuteilen.

Für das Sequel Titanfall 2 wollte man also alles richtig machen: Ein Einzelspieler-Modus musste her, und wenn er nur die Aufmerksamkeit auf den Mehrspieler lenken würde. Weiterhin musste am bestehenden Gameplay weitergearbeitet werden. Kleine Neuerungen und veraltete Elemente bis in die Perfektion polieren – klingt doch nach einem Erfolgsrezept. Dazu noch ein waghalsiges Risiko eingehen mit einer Veröffentlichung zwischen dem hauseigenen Battlefield 1 und Konkurrenz Call of Duty: Infinite Warfare. EA hat hoch gepokert: Kann das gut gehen?

Titanfall 2 Pilot
© EA

Einzelspieler-Kampagne: Überraschung statt bloßer Beigabe

Hohe Erwartungen an die Kampagne von Titanfall 2 hatte wohl niemand, vielleicht solider Einheitsbrei – im besten Fall auf Genre-Standard, das ließen die Trailer erahnen. Die langweilige Prämisse machte nicht viel Hoffnung:

In der Zukunft reisen die Menschen durch das All und kämpfen auf exotischen Planeten um Ressourcen. Der Protagonist ist ein einfacher Soldat, Kanonenfutter. Auf einer Mission stirbt sein Commander und überlässt ihm einen Titan, der bemannt werden kann, aber auch mit dem Piloten spricht.

Die beiden müssen nun als einzige Überlebende die Mission vollenden. Nichts Neues. Fast schon schockierend dürften für den gemeinen Shooter-Fan die vielseitigen Ideen und Mechaniken der Entwickler im Nachhinein sein.

Die Dialoge mit dem großen mechanischen Gefährten sind kreativ, amüsant und mit Anspielungen auf Sci-Fi-Kultfilme gespickt. Nie wächst er dem Spieler dabei ans Herz, wird jedoch liebenswerter als Supersoldat #0815, der schon wieder im Alleingang die Welt gerettet hat.

Ein gutes Viertel der Missionen kann der Spieler den Titanen, der auf den schönen Namen BT-7274 hört, selbst steuern und alle verfügbaren Waffen ausprobieren. Das dient ganz klar als Tutorial für den Mehrspieler-Modus, was aber flüssig abläuft und deswegen gar nicht negativ auffällt ist.

Die Zeit, in der der Spieler außerhalb von BT herumläuft, dürfte aber überraschenderweise die spannendste sein. Neben dem typischen Schusswechsel kann der Protagonist dank Exoskelett und Jetpack auch an Wänden laufen und sich in hohen Sprüngen von Hindernis zu Hindernis bewegen.

Das ähnelt Mirror’s Edge und funktioniert genau wie es soll. Später im Spiel kommt dann das beste Gadget des Jahres: Der Zeitreise-Handschuh. Mit einem Mausklick bewegt sich der Spieler zwischen Zukunft und Vergangenheit in einem Forschungslabor, das entweder zerstört oder Hochsicherheitstrakt ist. So können verschlossene Türen und ähnliche Hindernisse clever überwunden werden. Aber Vorsicht: Vielleicht standen in der Vergangenheit im vermeintlich leeren Flur ein Trupp Soldaten.

Titanfall 2 Gameplay
© EA

Mehrspieler-Modus und Technik

Zum zweiten Gameplay-Modus gibt es weniger zu sagen – weil er schlichtweg sehr gut funktioniert. Die relativ trägen Titanen liefern einen falschen Ersteindruck, denn die Giganten aus Stahl spielen sich rasend schnell. Gewinnen kann nur, wer den Übergang von Titan zu Fußsoldat perfekt beherrscht und mit dem Jetpack schnell durch die Karte manövriert.

Das Geschwindigkeitsgefühl zusammen mit befriedigendem Trefferfeedback der absurd großen Waffen schüttet schnell Adrenalin aus und macht Lust auf mehr.

Dazu kommt natürlich, dass es dank hohem Genre-Standard gut aussieht. Dank sehr performanter Technik läuft das Spiel stets flüssig, egal ob der Pilot gerade aus einem explodierenden Mech in dem Himmel katapultiert wurde oder vor hunderten Raketen flieht.

Fazit

Wem Teil 1 gefiel oder generell nicht realistische Shooter Spaß bereiten, wird auch Titanfall 2 im Mehrspieler überzeugen. Auch diejenigen, die lieber alleine zocken, sind mit der Kampagne gut beraten, die dank kreativer Mechaniken eine der größten Überraschungen des Jahres ist.

Titanfall 2 ist seit dem 28. Oktober für Playstation 4, Xbox One und den PC erhältlich.

Titanfall 2: Become One Official Launch Trailer

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