Kritik zu Lucifer 2.16 - God Johnson

SPOILER

Mit "God Johnson" präsentiert Lucifer im Endspurt von Staffel 2 sicherlich eine Folge, die mit Spannung erwartet wurde: Endlich. Endlich gibt sich Gott (Timothy Omundson) persönlich die Ehre. Diese Folge kann doch nur rundum gelungen sein.

Und dann ist die Enttäuschung groß, dass "God Johnson" zwar eigentlich in Ordnung ist. Uneigentlich jedoch ärgerliche Schwächen aufweist.

Denn aus dem Handlungsort hätte man sehr viel mehr machen können. Umso verwunderlicher ist es, dass die herausragenden Momente der Episode verpuffen und mit denen für Lucifer so üblichen trivialen Lösungen aufwartet.

Es ist nichts Neues, dass Figuren, die von sich entweder behaupten, aus einer anderen Zeit zu stammen (wie bei Sleepy Hollow) oder sich im Kampf gegen Dämonen und Vampire befinden (wie die Folge "Zwei Welten" bei Buffy grandios unter Beweis stellte), erst einmal in eine psychiatrische Einrichtung verfrachtet werden. So kann ein Mann, der von sich selbst sagt, er wäre Gott (with a capital G), auch nur eingewiesen werden.

Earth is His favourite toy

Und da sitzt er nun. Buchstäblich. Leider findet das Drehbuch hier nicht die Balance zwischen einem Gott, der sich verborgen hält, und dem Gott, der Interesse an seiner Schöpfung hat. Dabei ist es noch Charlotte (Tricia Helfer), die dem Zuschauer verrät, dass sie zum Beispiel für die Sintflut verantwortlich war - wohl aus Eifersucht. Sie nennt seine Schöpfung immerhin sein Spielzeug. Da ist der passive Gott, der in der Episode zu sehen ist, schon eher irritierend.

Gerettet wird die eher schwache Figur dann zum Glück von Timothy Omundson. Dank Supernatural hat der Schauspieler bereits genügend Erfahrung in der Darstellung biblischer Figuren und beweist hier quasi mit der Beförderung von Kain zu Gott, warum er der Richtige für diese Rolle ist. Wer Omundson am Ende der Folge als verwirrten Menschen Earl Johnson sieht, kann fast nicht glauben, dass er wenige Szenen zuvor noch der leidlich gütige und in sich ruhende Gott war.

You are a patronizing, sinister helicopter parent

Ebenso ist ihm anzusehen, dass ihm das Zusammenspiel mit Tom Ellis Spaß gemacht hat. Wenn ein Vater auf seinen trotzigen, zornigen Sohn trifft, sind die Emotionen, die solche Momente auslösen, spürbar. Ellis zeigt hier wieder einmal, dass Lucifer alles andere als ein eindimensionaler Charakter ist. Da flackert die ewig unterdrückte Wut in ihm hoch, am liebsten scheint er seinem Vater sofort an die Gurgel gehen zu wollen - und ihm nächsten Moment ist auch Lucifer scheinbar das Kind Samael, das bei einem Elternteil nicht in Ungnade gefallen sein möchte.

Aber auch der Rest der Figuren bekommt seinen entsprechenden Auftritt in der Folge. Schade ist es, dass Ella (Aimee Garcia) da eher zum naiven Dummchen verkommt, das als gläubige Christin jedenfalls musikalisch unter einem Stein gelebt haben muss. Anders ist es nicht zu erklären, dass ihr Joan Osbornes "What if God was one of us" nicht geläufig ist.

You are literally the judgiest person in the universe

Das Verhalten von Chloe (Laura German) ist mittlerweile prädestiniert für nervöses Augenzucken - der Moralapostel, der dann aber plump versucht, durch Bezirzen an Informationen zu kommen, ist ausgelutscht und passt nicht zur ihr. Und so langsam irritiert es auch, dass gerade ihr helles Köpfchen die Situation immer noch nicht durchblickt hat.

Ebenfalls irritierend ist Maze (Lesley-Anne Brandt). Die Autoren möchten anscheinend nicht, dass die starken Momente für sie überhand nehmen. Es ist ermüdend, Maze als dauersexbesessene Figur präsentiert zu bekommen. Hier eine Anspielung auf einen Dreier, bei dem sie sich auch nur mit einer voyeuristischen Position begnügen würde. Da ein Hinweis, dass Herrenbesuch am Abend eigentlich nur mit Sport auf der frisch bezogenen Matratze enden kann. Gerade bei "God Johnson" wirkt diese Charaktereigenschaft reichlich deplatziert - vor allem, da Maze in den Folgen zuvor andere Facetten zeigen durfte, die ihr besser zu Gesicht stehen.

Amenadiel (D.B. Woodside) ist in der Episode lediglich ein Sidekick. Eine der wohl unlogischsten Entscheidungen des Autorenteams. Immerhin ist sein Vater seit einer Ewigkeit mal wieder persönlich auf Erden. Und dann wird ausgerechnet der ältere Bruder Lucifers von einem Aufeinandertreffen ausgeklammert. Stattdessen darf Woodside ein komödiantisches Talent unter Beweis stellen, indem er die peinliche Situation beim Abendessen auf die Spitze treibt. Es spricht für Woodside, dass er in solchen Szenen vollen Einsatz zeigt.

Einen optischen Leckerbissen präsentiert "God Johnson" jedoch. Der Ausbruch von Gott und Lucifer aus der Psychiatrie ist hervorragend inszeniert und mit Hamilton Leithauser + Rostam "In a Black Out" musikalisch passend unterlegt. Man hätte der Episode gewünscht, dass sie das Potential, das sie hier offenbart, ausgeschöpft hätte.

Fazit

"God Johnson" zeigt gute Ansätze, verläuft sich jedoch in Trivialitäten und plumpen Lösungen. Um Lucifer persönlich zu zitieren: “I’m not angry. I am bloody furious.” Es bleibt zu hoffen, dass “Sympathy for the Goddess” die Weichen für ein packendes Staffelfinale stellt.

Wer selbst ein Blick auf die Episode werfen möchte, erhält seit dem 11. August Gelegenheit. Die 2. Staffel der Serie ist bei Amazon Prime vollständig verfügbar.

Lucifer Staffel 2

Originaltitel: Lucifer (seit 2016)
Erstaustrahlung am 25.01.2016 bei Fox / 15.06.2016 bei Amazon Prime Video
Darsteller: Tom Ellis, Lauren German, Kevin Alejandro, D. B. Woodside, Lesley-Ann Brandt, Scarlett Estevez, Rachael Harris
Produzenten: Tom Kapinos, Ildy Modrovich, Len Wiseman, Jonathan Littman, Jerry Bruckheimer
Staffeln: 3+
Anzahl der Episoden: 51+


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